- Oberamt Ehingen
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Das Oberamt Ehingen war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #11), der 1934 in Kreis Ehingen umbenannt und 1938, vor allem um Gemeinden der aufgelösten Kreise Blaubeuren und Riedlingen, zum Landkreis Ehingen vergrößert wurde. Allgemeine Bemerkungen zu württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Große Teile des Raums Ehingen zählten seit dem Mittelalter zum Einflussbereich der Habsburger. Einige Orte standen, wie die Stadt selbst, unmittelbar unter österreichischer Hoheit, andere gehörten zu klösterlichen Territorien oder zu Rittergütern. Nachdem Württemberg, vor 1800 in der Region kaum präsent, mit dem Pressburger Frieden die österreichischen Gebiete zugefallen waren, wurde Ehingen Oberamtsstadt. Noch 1806 erhielt der Bezirk Zuwachs in Form von standesherrlichen bzw. ritterschaftlichen, per Rheinbundakte mediatisierten Gebieten, später kamen Teile der kurzlebigen Oberämter Urspring (1808) und Zwiefalten (1810) hinzu, außerdem einige Orte, die 1806 zunächst zu Bayern gekommen waren.
Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Donaukreis zugeordneten Bezirks waren die Oberämter Blaubeuren, Münsingen, Ulm, Biberach, Wiblingen (später Laupheim) und Riedlingen.
Ehemalige Herrschaften
1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:
- Vorderösterreich
Unmittelbar unter österreichischer Hoheit standen die Städte Ehingen und Munderkingen, wobei Ehingen der Markgrafschaft Burgau, Munderkingen hingegen der Landvogtei Schwaben zugeteilt war. Die Stadt Ehingen übte Hoch- und Niedergericht auch in Altsteußlingen, Berkach, Dächingen, Dettingen, Heufelden, Nasgenstadt, Mühlen, Schlechtenfeld, Schwörzkirch und Bockighofen aus. Zu Vorderösterreich gehörten ferner:- zur Herrschaft Berg, als Lehen an Graf Schenk von Castell vergeben: Berg, Altbierlingen,
- zur Herrschaft Erbach, als Lehen an Freiherr von Ulm-Erbach vergeben: Erbach, Donaurieden,
- die an Graf von Stadion verliehene Hälfte von Emerkingen und Unterstadion,
- zum Kloster Urspring: Hausen ob Allmendingen, Blienshofen, Schaiblishausen,
- zum Kloster St. Georgen zu Villingen: Herbertshofen mit Dintenhofen.
- Herzogtum Württemberg
- Oberamt Steußlingen: Ennahofen, Grötzingen, Sondernach, Weilersteußlingen;
- Oberamt Münsingen: Mundingen;
- Klosteramt Blaubeuren: Rottenacker.
- Reichsabtei Marchtal: Obermarchtal mit den zugehörigen Weilern, Kirchbierlingen mit Sontheim und Weisel, Algershofen (teilweise).
- Reichsabtei Zwiefalten: Kirchen, Lauterach, Schloss Mochental.
- Reichsabtei Salem: Frankenhofen, Stetten.
- Reichsabtei Söflingen: Pfraunstetten.
- Reichsstift Buchau: Oggelsbeuren, Rupertshofen.
- Reichsstadt Ulm
Über Ersingen, wo die Ulmer Schwesternsammlung alleiniger Grundherr war, übte die Stadt die Landeshoheit aus. - Reichsritterschaft
Beim Ritterkanton Donau der schwäbischen Ritterschaft waren immatrikuliert:- Grundsheim mit Willenhofen (Fürst von Thurn und Taxis);
- Oberdischingen,
- Bach,
- Wernau (sämtlich Graf Schenk von Castell);
- Alberweiler,
- Moosbeuren,
- Oberstadion mit Aigendorf, Hundersingen, Mundeldingen (sämtlich Graf von Stadion);
- Allmendingen,
- Altheim,
- Öpfingen mit Griesingen und Niederhofen (sämtlich Freiherr von Freyberg);
- Granheim,
- Untermarchtal (beide Freiherr von Speth);
- Gamerschwang (Freiherr von Raßler);
- Emerkingen und Unterstadion (je zur Hälfte, Freiherr vom Stain zum Rechtenstein);
- Rechtenstein (Stammsitz der Freiherren vom Stain, von den Erben der 1743 erloschenen Linie kamen 3/4 der Herrschaft in den Besitz des Freiherren von Freyberg);
- Rißtissen (Freiherr Schenk von Stauffenberg).
Gemeinden
Einwohnerzahlen 1826
Folgende 48 Schultheißereien bzw. Gemeinden waren 1826 dem Oberamt Ehingen unterstellt.
Nr. frühere Gemeinde Einwohnerzahl 1826 heutige Gemeinde evangel. kathol. 1 Ehingen 11 2571 Ehingen (Donau) 2 Alberweiler – 351 Schemmerhofen 3 Allmendingen – 782 Allmendingen 4 Altbierlingen – 214 Ehingen (Donau) 5 Altheim – 318 Altheim 6 Alt-Steußlingen – 344 Ehingen (Donau) 7 Bach – 299 Erbach 8 Berg – 336 Ehingen (Donau) 9 Bergach1 – 177 Ehingen (Donau) 10 Dächingen – 292 Ehingen (Donau) 11 Dettingen – 298 Ehingen (Donau) 12 Donaurieden – 240 Erbach 13 Emerkingen – 501 Emerkingen 14 Ennahofen 262 1 Allmendingen 15 Erbach – 1016 Erbach 16 Ersingen 299 – Erbach 17 Frankenhofen – 268 Ehingen (Donau) 18 Gamerschwang – 342 Ehingen (Donau) 19 Granheim – 248 Ehingen (Donau) 20 Griesingen – 566 Griesingen 21 Grötzingen 186 – Allmendingen 22 Grunzheim2 – 334 Grundsheim 23 Herbertshofen – 153 Ehingen (Donau) 24 Heufelden – 171 Ehingen (Donau) 25 Hundersingen 1 219 Oberstadion 26 Kirchbierlingen – 349 Ehingen (Donau) 27 Kirchheim3 – 584 Ehingen (Donau) 28 Lauterach – 404 Lauterach 29 Moosbeuren – 408 Oberstadion 30 Mundeldingen – 314 Oberstadion 31 Munderkingen 1 1719 Munderkingen 32 Mundingen 179 – Ehingen (Donau) 33 Nasgenstatt4 – 238 Ehingen (Donau) 34 Niederhofen – 260 Allmendingen 35 Oberdischingen 1 935 Oberdischingen 36 Obermarchthal 3 955 Obermarchtal 37 Oberstadion – 424 Oberstadion 38 Oepfingen – 676 Öpfingen 39 Oggelsbeuren – 574 Attenweiler 40 Rechtenstein – 189 Rechtenstein 41 Rißtissen – 651 Ehingen (Donau) 42 Rottenacker 1246 1 Rottenacker 43 Rupertshofen – 254 Attenweiler 44 Schaiblinshausen5 – 192 Ehingen (Donau) 45 Sondernach 113 – Schelklingen 46 Untermarchthal – 477 Untermarchtal 47 Unterstadion – 421 Unterstadion 48 Weilersteußlingen 187 – Allmendingen Summe 2489 20066 heutige Schreibweise:
Berkach,
Grundsheim,
Kirchen,
Nasgenstadt,
Schaiblishausen
Änderungen im Gemeindebestand seit 1813
1842 wurde die Gemeinde Alberweiler vom Oberamt Ehingen zum Oberamt Biberach versetzt.
1933 wurde Algershofen von Untermarchtal nach Munderkingen umgemeindet.
Amtsvorsteher
- 1810–1811: Karl Wolfgang Friedrich Geß
- 1811–1817: Joseph Christian Schliz
- 1819–1831: Josef von Bagnato
- 1831–1847: Augustin Steinhäuser
- 1847–1851: Josef Anton Weber
- 1851–1861: Johann Baptist Liebherr
- 1861–1870: Gustav Theodor Goll
- 1870–1882: Nonus Bailer
- 1882–1888: Maximilian Michael Hölldampf
- 1888–1894: Julius Jungel
- 1894–1919: Eduard Quintenz
- 1919–1931: Polykarp Pflieger
- 1931–1933: Karl Walser
- 1934–1938: Hermann Bareth
Literatur
- Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ehingen. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1826. Reprint Bissinger, Magstadt 1971, ISBN 3-7644-0003-X (Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, Band 3).
- K. statist. Landesamt (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ehingen. Neubearbeitung. Stuttgart 1893.
- Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.
Weblinks
Wikisource: Beschreibung des Oberamts Ehingen – Quellen und Volltexte- Bestand Wü 65/9 des Staatsarchivs Sigmaringen (Akten des Oberamts Ehingen)
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