- Oberamt Ulm
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Das Oberamt Ulm war ein württembergischer Verwaltungsbezirk, der 1934 in Kreis Ulm umbenannt wurde. Die Kreisreform 1938 löste das zur kreisfreien Stadt erklärte Ulm aus dem Kreis heraus, teilte vier Gemeinden dem Landkreis Heidenheim zu und vergrößerte den Rest, vor allem durch Gemeinden der aufgelösten Kreise Blaubeuren und Laupheim, zum Landkreis Ulm. Allgemeine Bemerkungen zu württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1803 teilte der Reichsdeputationshauptschluss die Reichsstadt Ulm mit ihrem rund 900 km² großen, knapp 60.000 Einwohner zählenden Territorium dem Kurfürstentum Bayern zu. 1810 trat Bayern per Staatsvertrag den Hauptteil dieses Gebiets, ohne die rechts der Iller bzw. südlich der Donau gelegenen Orte, an Württemberg ab, das zur Verwaltung der Neuerwerbungen die Oberämter Ulm und Alpeck errichtete. Das Oberamt Ulm war zunächst sehr klein und umfasste nur die unmittelbare Umgebung von Ulm, bis ihm 1819 das wesentlich größere, dafür nur dünn besiedelte Oberamt Alpeck eingegliedert wurde. Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Donaukreis zugeordneten Bezirks waren die Oberämter Blaubeuren, Wiblingen (später Laupheim), Ehingen, Geislingen und Heidenheim sowie das Königreich Bayern.
Ehemalige Herrschaften
1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:
- Reichsstadt Ulm
Der überwiegende Teil des Gebiets stand unter Hoheit der Stadt, die auch in einigen Orten anderer Herrschaften (z. B. in Rammingen und der fremdherrigen Hälfte von Setzingen) das Hochgericht ausübte. - Deutscher Orden, Kommende Ulm: Setzingen (1/2) und einzelne Höfe an mehreren Orten.
- Kloster Elchingen: Westerstetten mit Vorder- und Hinterdenkental.
- Kloster Söflingen: Söflingen, Ehrenstein, Harthausen.
- Kloster Kaisheim: Rammingen mit Lindenau, Niederstotzingen (1/2).
- Reichsritterschaft
Beim Ritterkanton Donau der schwäbischen Ritterschaft waren immatrikuliert:- Niederstotzingen (1/2, Freiherr vom Stain),
- Oberstotzingen (Freiherr von Ungelter),
- Stetten ob Lontal (Freiherr von Riedheim),
- Bissingen (2/3, Freiherr Tänzl von Trazberg).
Einen Sonderfall stellte Einsingen dar, wo sich keiner der zahlreichen Grundherren (darunter die Klöster Urspring, Wiblingen und Söflingen, die Schenken von Castell als Inhaber des Ritterguts Wernau und die Ulmer Schwesternsammlung) als Landesherr durchsetzen konnte. Eine Dorfordnung regelte die gemeinsame Herrschaft.
Gemeinden
Dem Oberamt Ulm gehörten 1810 neben der Stadt nur die Gemeinden Einsingen, Grimmelfingen, Jungingen und Söflingen an. 1811 kamen Ehrenstein, Lehr und Mähringen vom Oberamt Blaubeuren hinzu, 1819 das gesamte Oberamt Alpeck.
Einwohnerzahlen 1836
1836 waren folgende 36 Gemeinden dem Oberamt Ulm unterstellt:
Nr. frühere Gemeinde Einwohnerzahl 1836 heutige Gemeinde evangel. kathol. 1 Ulm 11,458 607 Ulm 2 Alpeck1 432 – Langenau 3 Altheim 1,074 2 Altheim (Alb) 4 Asselfingen 551 – Asselfingen 5 Ballendorf 511 – Ballendorf 6 Beimerstetten 333 – Beimerstetten 7 Bernstatt2 728 2 Bernstadt 8 Bissingen 175 289 Herbrechtingen 9 Börslingen 132 – Börslingen 10 Breitingen 160 – Breitingen 11 Ehrenstein – 291 Blaustein 12 Einsingen – 393 Ulm 13 Ettlenschieß 318 – Lonsee 14 Göttingen 323 – Langenau 15 Grimmelfingen 189 – Ulm 16 Halzhausen 265 – Lonsee 17 Hervelsingen3 320 – Langenau 18 Holzkirch 285 – Holzkirch 19 Jungingen 522 – Ulm 20 Langenau 3,221 7 Langenau 21 Lehr 164 1 Ulm 22 Lonsee 318 – Lonsee 23 Luizhausen 195 – Lonsee 24 Mähringen 215 – Ulm 25 Neenstetten 449 – Neenstetten 26 Nerenstetten 183 – Nerenstetten 27 Nieder-Stotzingen 686 635 Niederstotzingen 28 Ober-Stotzingen – 430 Niederstotzingen 29 Oellingen 358 1 Öllingen 30 Rammingen 3 502 Rammingen 31 Setzingen 398 139 Setzingen 32 Söflingen 25 1,558 Ulm 33 Stetten im Lonthal4 3 448 Niederstotzingen 34 Urspring 402 – Lonsee 35 Weidenstetten 708 1 Weidenstetten 36 Westerstetten 69 547 Westerstetten Summe 25,113 5,714 heutige Schreibweise:
Albeck,
Bernstadt,
Hörvelsingen,
Stetten ob Lontal
Änderungen im Gemeindebestand seit 1813
Um 1825 wurden Haslach und St. Moritz von Göttingen nach Jungingen umgemeindet.
Um 1830 wurden Börslingen und Breitingen zu selbständigen Gemeinden erhoben.
1839 wurde Reutti von Urspring getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.
1848 erhielten Langenau und Niederstotzingen das Stadtrecht.
1905 wurde Söflingen nach Ulm eingemeindet.
1926 wurde Grimmelfingen nach Ulm eingemeindet.
1927 wurde Wiblingen (Oberamt Laupheim) nach Ulm eingemeindet.
Amtsvorsteher
- 1810–1811: Ludwig Friedrich Fischer
- 1811–1833: Ludwig Muff
- 1834–1836: Carl Julius Wilhelm Ernst Schumm
- 1836–1847: Carl Friedrich Maximilian von Haas
- 1847–1852: Johannes Friz
- 1852–1855: Karl Christian Meurer
- 1855–1865: Adolf Grüzmann
- 1866–1870: Gustav Albert Kolb
- 1871–1888: Karl Rampacher
- 1888–1900: Karl Albrecht Schmidlin
- 1900–1924: Wilhelm Friedrich Maier
- 1924–1929: Anton Beutel
- 1929–1933: Gustav Mayer
- 1933–1945: Otto Barth
Literatur
- Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ulm. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836. Reprint Bissinger, Magstadt, ISBN 3-7644-0012-9.
- Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.
Weblinks
Wikisource: Beschreibung des Oberamts Ulm von 1836 – Quellen und Volltexte- Bestand F 207 I, II und III des Staatsarchivs Ludwigsburg (Akten des Oberamts Ulm)
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