- Panzer (1914–1933)
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Zu Beginn des Ersten Weltkrieges verfügte keine beteiligte Seite über große motorisierte Verbände. Zwar wurden vereinzelt gepanzerte Automobile eingesetzt, zum Beispiel das französische Autoblindé Peugeot. Relativ umfangreicher Gebrauch von Panzerautos und Radpanzern wie dem Austin-Putilow war auf russischer Seite festzustellen. Diese Fahrzeuge waren aber im Grunde straßengebunden und nicht für Operationen auf dem Gefechtsfeld gedacht. Es mangelte ihnen an Geländegängigkeit und Feuerkraft. Mit Vollketten ausgerüstete Fahrzeuge, wie der Holt Caterpillar standen zwar zur Verfügung, dienten aber lediglich als Zugmaschine für schwere Artillerie. Sie kamen selten näher als 15 km an die Frontlinie heran. Als Waffenträger waren sie nicht vorgesehen.
Inhaltsverzeichnis
Eine schwere Geburt
Seit im Herbst 1914 die Westfront im Stellungskrieg erstarrt war, fehlte ein probates Mittel, die gegnerische Verteidigung zu durchbrechen und wieder in den Bewegungskrieg überzugehen. Selbst Infanteristen wurde der Weg durch das Niemandsland beinahe unmöglich. Stacheldrahtbewehrte Grabensysteme hemmten das Vorankommen, eine ständige Bedrohung durch Scharfschützen, MG-Nester und Artilleriefeuer machte bereits das Verlassen der eigenen Deckung lebensgefährlich.
Obwohl es vor dem Beginn des Krieges einige Entwürfe und Prototypen von gepanzerten Fahrzeugen gab, wurden diese von der jeweiligen Militärführung abgelehnt. Erst als im Krieg die konventionellen Taktiken nicht mehr aufgingen, waren dringend neue Ideen gefragt.
Auf britischer Seite stellten Oberstleutnant Ernest Swinton und Maurice Hankey, der Sekretär des britischen Nationalen Verteidigungsrates, erste Überlegungen an, ein gepanzertes Kettenfahrzeug zu entwickeln. Entsprechend gepanzert und bewaffnet sollte das Fahrzeug als MG-Zerstörer dienen und einen erneuten Übergang zum Bewegungskrieg ermöglichen. Swinton schaffte es für den 17. Februar 1915 eine Vorführung seiner ersten Entwürfe zu erwirken. An diesem Tag hatte es stark geregnet. Der Holt Caterpillar sollte einen LKW beladen mit 2,5 Tonnen Sand durch das aufgeweichte Gelände ziehen. Dieses Gewicht sollte Panzerung und Bewaffnung des zukünftigen Panzers simulieren. Das Gerät versagte. Die Tatsache, dass es einen Unterschied macht, ob das Gewicht auf dem Fahrzeug selbst liegt oder gezogen werden muss wurde damals gar nicht beachtet. Einer der Anwesenden war der damalige Erste Lord der Admiralität Winston Churchill. Dieser versprach sich von den Versuchen sehr viel und stärkte Swinton den Rücken. In seinen Augen waren die „Landschiffe“ ein probates Mittel den Krieg zu gewinnen. Dank Churchills Hartnäckigkeit wurden am 29. September 1915 weitere Erprobungen in Auftrag gegeben. Schließlich überarbeiteten die Ingenieure den Entwurf des Holt Caterpillars um die technischen Vorgaben des Kriegsministeriums zu erfüllen. So sollte der Panzer eine Grabenüberschreitfähigkeit von 2,50 m haben sowie 45° Steigung bewältigen.
Ein entsprechender Entwicklungsauftrag wurde am 24.Juli 1915 der Firma Forster erteilt[1]. Nach verschiedenen Voruntersuchungen begannen Tritton und Wilson, die Chefkonstrukteure der Firma Foster, am 11.August 1915 mit dem Bau eines Prototyps, der als "Tritton"-Panzer[1] später bekannt wurde. Nach erheblichen Änderungen und Verbesserungen entstand daraus der Little Willie [1] (14 t Gewicht, 5 Mann Besetzung, Höchstgeschwindigkeit 5,5 km/ und im Gelände 2 km/h). Dieser hätte auf seinen kastenartigen Aufbau noch einen Drehturm mit einer 2cm Kanone erhalten sollen, war aber für den Felddienst vollkommen untauglich: die Silhouette würde viel zu hoch und zur geforderten Überwindung von 2,5m breiten Gräben wäre der Schwerpunkt viel zu hoch gewesen[1]. Deshalb ließ Tritton diese Idee schnell fallen und verschloß die Turmöffnung durch eine aufgenietete Platte. Der "Little Willie" wurde ab dann nur noch zur Fahrerausbildung und zur Erprobung des Raupenfahrwerks für einen neuen Panzer verwendet: Diese Raupen waren zu Recht als die "Schwachstelle" der gesamten bevorstehenden Entwicklung erkannt. Währenddessen wandte sich Wilson einem vollkommen neuen Konzept zu: die Raupenkette sollte umlaufend ein rhombenförmiges Gehäuse umschlingen und zwei 6-Pfund-Kanonen Hotchkiss L/40 sollten seitlich angebracht werden: das ergab einen niedrigen Schwerpunkt und eine guten Grabenüberschreitfähigkeit. Der Prototyp des Mark I, der Big Willie war entstanden[1]. Das Gefährt war 9,90 m lang und 28 t schwer. Die Panzerung betrug maximal 10 mm .
Der Namen "Tank" wurde aus Geheimhaltungsgründen gewählt: die Waffe war brandneu und wurde als "möglichweise kriegsentscheidend" und daher als "Streng Geheim" eingestuft. Um vom ursprünglichen Thema "Panzerkampfwagen" also weitestgehend abzulenken, wurden neugierige Fragen: "an was man da gerade arbeite", schlicht mit "Arbeiten an einem Tank" (also einem Behälter für Flüssigkeiten) beantwortet. Tatsächlich sahen die ersten britischen Panzer ohne Kanone und Kette im Rohbau eher wie ein Tank aus, als wie eine neue Waffe. Nach dem ersten Erscheinen der britischen Tanks auf den Gefechtsfeldern war es auf deutscher Seite dann auch nicht mehr notwendig, andere Namen als die tatsächlichen zu verwenden: "Panzerkampfwagen" und als Abkürzung schlicht "Panzer". Im englischen Sprachraum hat sich bis heute der Begriff "Tank" erhalten.
Erste britische Panzer
1916 erschienen die ersten Kampfpanzer Mark I. Sie wurden in „Male“ und „Female“ also männliche und weibliche Panzer eingeteilt. Im Grunde waren die Fahrzeuge dieselben, männliche Panzer führten allerdings Kanonen mit sich, während weibliche Panzer lediglich mit Maschinengewehren bewaffnet waren. Diese Konzept hatte man von „Little Willie“ und „Big Willie“ übernommen. Diese Panzer waren rhombenförmig und verfügten über keinen Turm. Die Geschütze waren, wie bei Kriegsschiffen der damaligen Zeit, in Kasematten angeordnet. Häufig wurden auch Faschinen mitgeführt um größere Hindernisse überwinden zu können, oder nachfolgender Infanterie den Weg zu ebnen. Diese Faschinen konnten zum Beispiel einfach über Stacheldraht gelegt werden und bildeten so eine Art Straße. Als einfachen Schutz gegen angreifende Infanterie wurden manchmal auch einfach dreieckige „Dächer“ auf die Panzer aufgesetzt. Das verhinderte, dass Infanteristen Handgranaten auf das schwächer gepanzerte Oberteil werfen konnten.
Die Modelle Mark I bis Mark III waren eher in kleiner Zahl gebaute Prototypen, trotzdem wurden diese auf dem Schlachtfeld verwendet. Erst der Mark IV war der erste in Serie produzierte Panzer. Der Nachfolger Mark V wurde bis in die 1930er Jahre verwendet. Die Konstruktion war so erfolgreich, dass aus Mark V-Panzern Brückenleger und Minenräumer gebaut wurden, obwohl technisch überlegenes Material bereits vorhanden war. Ein kleinerer aber wendiger Panzer war der als „Whippet“ bekannte Mark A. Er diente weniger zu Durchbrüchen, sondern sollte die von schweren Panzern erreichten Durchbrüche ausnutzen. Er bediente als erstes Fahrzeug das Konzept des Turmpanzers, auch wenn der Turm nicht drehbar war. Ebenso wurde der „Whippet“ relativ lange genutzt. In den 1920er Jahren wurden einige Mark A sogar nach Japan exportiert.
Französische Entwürfe
Auf französischer Seite verfolgte man die britischen Anstrengungen bei der Konstruktion der Tanks sehr genau. Im Gegensatz zu den Briten konnten die Franzosen allerdings auf die bereits gemachten Erfahrungen zurückgreifen. Das Ergebnis waren der St. Chamond und der Char d'Assaut Schneider. Beide Kampfwagen machten sich gegenseitig Konkurrenz und waren bei weitem nicht so ausgereift, wie die britischen Gegenstücke. Der St. Chamond neigte stark zur Kopflastigkeit. Das war auf das benutzte Holt Raupentriebwerk zurückzuführen, da das Raupentriebwerk für die enorme Länge von 8,83 Meter über alles zu klein war. Beide Fahrzeuge krankten an ihrer mangelnden Querfeldeinleistung. Eine, wie bei den Briten übliche, Einteilung in „Männliche“ und „Weibliche“ Panzer fand nicht statt.
Die beste französische Entwicklung des Krieges war der Renault FT-17. Das Fahrzeug ist der erste echte Turmpanzer der Welt. Der volldrehbare Turm war mit einer 37 mm Kanone oder einem MG bewaffnet. Der Panzer stellte einen Durchbruch in der Panzerentwicklung dar. FT17 dienten sogar noch im Zweiten Weltkrieg bei Einheiten der französischen Armee, obwohl das Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt bereits hoffnungslos veraltet war.
Französische Sonderwege
Aus den Erkenntnissen, die der Erste Weltkrieg brachte, suchten die Franzosen nach Geschützträgern und nicht nach Kampfpanzern. Colonel Filloux entwickelte aus diesen Vorgaben die GPF 194 mm. Aus dem Werk St. - Chamond, aus der auch einer der wichtigsten Panzer Frankreichs kam, wurde der St.-Chamond 280-mm-Mörser geliefert. All dies sollte zur Motorisierung gerade der schweren Artillerie führen. Die Geschütze auf Kettentriebwerk waren noch sehr anfällig und hatten Probleme mit der Standfestigkeit, trotzdem waren es erste Ansätze für die Erstellung der späteren Selbstfahrartillerie.
Deutsche Reaktion
Das Auftauchen gepanzerter Fahrzeuge der Entente vor den deutschen Linien veranlasste die Führung zu einem raschen Umdenken. Die Allgemeine Verkehrsabteilung 7, daher der Name des Wagens, konstruierte in aller Eile einen schweren Kampfwagen, den A7V. Es wurden zwar mehrere hundert Fahrzeuge des Typs bestellt, aber nur zwanzig Fahrzeuge ausgeliefert. Der Panzer erwies sich als mächtige und für ihre Zeit als schnellste Geschützplattform. Kam ein britischer Mark IV auf eine Spitzengeschwindigkeit von 6 km/h, erreichte der A7V bereits 16 km/h. Seine Fahreigenschaften in mittelschwerem Gelände waren durchweg gut, doch bekam er bei extremen Bodenverhältnissen mit tiefen Trichterfeldern, sehr breiten Schützengräben und morastigem Untergrund Schwierigkeiten. Die häufigsten Probleme gab es jedoch mit Motor, Getriebe und Kette. [2] Die Wagen erreichten zwar schon im Januar 1918 die Front, bis sie einsatzfähig waren, verging jedoch noch ein Vierteljahr.
Der A7V hatte mit Abstand die größte Besatzung. 16 Mann waren im Normalfall in dem Wagen unterwegs. Bei Gefechtseinsätzen konnte sich die Zahl jedoch auf bis zu 26 Mann, darunter ein Brieftaubenwart mit seinen Meldetauben, erhöhen.
Erste Erfolge und neue Taktiken
Den ersten Panzer-Angriff führte die britische 4. Armee am 15. September 1916 in der Somme-Schlacht durch. Ursprünglich war der Einsatz von 49 Panzern vom Typ Mark I geplant. Die Fahrzeuge waren jedoch noch sehr unzuverlässig, so dass bereits auf dem Weg zur Front 17 Stück ausfielen. Beim Angriff der verbliebenen Panzer flohen die Deutschen teilweise in Panik aus ihren Gräben, der Rest zog sich in Erdlöcher zurück und nahm den Kampf mittels Stielhandgranaten auf, sodass nur fünf „Tanks“ diesen Angriff überstanden.
Die britischen Panzertaktiken der ersten Zeit sahen vor allem die Unterstützung der stürmenden Infanterie vor. An einen geschlossenen Einsatz gepanzerter Verbände wurde noch nicht gedacht. Der Panzer galt noch nicht als eigenständige Waffengattung. Die vereinzelt auftretenden Gefährte hoben zwar die Moral der stürmenden Infanterie, wurden aber leicht Opfer der deutschen Artillerie. Noch zu diesem Zeitpunkt wurde der Panzer verhöhnt. Ein führender britischer General meinte dazu:
„Erstens sind Panzer in schlechtem Gelände nicht zu gebrauchen. Zweitens ist das Gelände im Gefecht immer schlecht. Drittens sind die Panzer auf dem Schlachtfeld nutzlos.“
Trotz dieser Kritiker entwickelten die Panzerkommandanten neue Einsatztaktiken. Aus den Erfahrungen von Ypern wurde beschlossen Panzer nicht mehr in Kleinverbänden, sondern massiert einzusetzen. So konnte der Panzer eine Schlacht entscheiden. Dies sollten die Panzermänner im Winter in Cambrai beweisen.
Cambrai, 20. November 1917
Am 13. Oktober begannen die Planungen für die Schlacht von Cambrai. Der Angriff wurde für den 20. November 1917 festgelegt. Die Planungen General Douglas Haigs sahen vor, sämtliche verfügbare Panzer einzusetzen. Neben 376 Kampfpanzern der drei britischen Brigaden wurden gepanzerte Kanonentransporter, Panzer mit Brückenbaumaterial und spezielle Panzer für die Zerstörung von Stacheldrahthindernissen eingesetzt. Insgesamt waren 474 gepanzerte Fahrzeuge im Einsatz. Die ausgearbeiteten Taktiken funktionierten problemlos. Außer im Bereich der 51. (Highland-) Division verlief der Angriff wie geplant. Die Verluste waren zwar hoch (nach dem ersten Tag der Offensive war fast die Hälfte der Tanks zerstört oder nicht mehr einsatzbereit), aber der Panzer hatte seinen Wert auf dem Gefechtsfeld bewiesen.
Erstes Panzerduell
Die erste Panzerschlacht der Geschichte fand am 24. April 1918 im Raum Villers-Bretonneux statt. Dieses Städtchen und ein nahegelegener Wald sollte den Engländern entrissen werden. Alle drei A7V-Abteilungen der 2. Armee wurden dabei eingesetzt. Die dreizehn verfügbaren Wagen wurden in drei getrennten Operationsgruppen eingesetzt. Bei besten Bodenverhältnissen für die Panzer sowie Nebel, welcher den Einsatz britischer Artillerie verhinderte, kamen die Deutschen rasch voran. Als erstes blieb Wagen 506 Mephisto mit verstopften Düsen liegen und kippte, nachdem er wieder flottgemacht worden war, in einen großen Granattrichter, wo er von seiner Besatzung aufgegeben wurde. Wagen 542 Elfriede (Abt. 2) brach beim Überfahren eines britischen Gefechtsstandes in diesen ein und kippte um. Wagen 561 Nixe (Abt. 2) stand auf der Straße nach Cachy drei britischen Mk. IV Tanks (2 „weibliche“ MG-Panzer, 1 „männlicher“ Kanonen-Panzer) gegenüber. Nachdem Nixe die zwei weiblichen britischen Panzer schwer getroffen und auch der Kanonen-Tank Probleme hatte, fühlten sich die Deutschen schon erfolgssicher. Doch dann schoss der britische Kanonen-Tank dreimal zurück und beschädigte den deutschen Wagen schwer. Beim Aussteigen wurde fünf Mann deutsche Besatzung vom Maschinengewehr des Engländers getötet. Nachdem eine Fliegerbombe dem Kanonen-Tank nichts anhaben konnte, schaltete ihn deutsche Artillerie, kurz bevor er ein Gefecht mit einem weiteren deutsche Wagen beginnen konnte, endgültig aus [3], so dass der deutsche Panzerkommandant seinen noch bedingt fahrfähigen Wagen 561 rund zwei Kilometer zurückfahren konnte. Dann blieb Nixe mit Motorschaden liegen und wurde aufgegeben. Die beiden Panzerkampfwagen 504 und 525 trafen wiederum östlich von Cachy auf 7 Mark A Panzer. Vier wurden ausgeschaltet die übrigen drei flohen.
Der taktische deutsche Erfolg Villers-Bretonneux zurückzuerobern, war nur von kurzer Dauer, denn schon innerhalb der nächsten Nacht nahmen australische Truppen das verlorene Gebiet wieder ein. Dennoch zeigte sich hier die Wirkung der neuen Panzerwaffe.
Zwischen den Kriegen
Da der Panzer seinen Wert auf dem Gefechtsfeld bewiesen hatte, ging die Entwicklung gepanzerter Fahrzeuge nach dem Ende des Ersten Weltkrieges weiter, tatsächlich aber weniger schnell. Viele Staaten sahen die Notwendigkeit einer Panzerwaffe nicht mehr. Zudem wurde die Neuentwicklung von Panzern ein wenig zurückgestellt, da die Weltwirtschaftskrise und die wirtschaftliche Stagnation zuvor die Verwirklichung neuer Waffensysteme erschwerte. Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges wurde es dennoch nötig, eine Panzerwaffe zu bauen. Die Konstruktionen verliefen allerdings in völlig unterschiedlichen Bahnen.
Deutschland
Auf der Grundlage des Verbots schwerer Waffen im Versailler Vertrag durfte Deutschland keine Panzer bauen, sodass vor allem die Siegermächte die Entwicklung von Panzerfahrzeugen vorantrieben. Nichtsdestoweniger forschten auch deutsche Ingenieure mit der Hilfe der Sowjetunion an neuen Kampfwagen, die allerdings erst ab 1933, nach der Machtübernahme durch die NSDAP, in Deutschland produziert wurden. Als einzige gepanzerte Streitmacht der Reichswehr dienten damals einige wenige Vierradfahrzeuge mit leichter Panzerung und einem oder zwei MG als Bewaffnung (Daimler DZVR 21). Diese wurden von den Siegermächten des ersten Weltkrieges nicht als gefährlich erachtet.
Großbritannien
Das Konzept „männlicher“ und „weiblicher“ Panzer wurde in Großbritannien weitgehend aufgegeben, da man der Meinung war, der Panzer sei in erster Linie ein Unterstützungsfahrzeug der Infanterie. Die Panzer wurden in Infanteriepanzer und Kreuzerpanzer klassifiziert. Während die erste Variante tatsächlich die Infanterie unterstützte, dienten die Kreuzerpanzer der Bekämpfung feindlicher Panzerverbände. Leichte Panzer wie der Tetrarch oder der Vickers wurden entwickelt. Sie sollten als leichte Verbindungsfahrzeuge dienen. Später wurden diese Fahrzeuge den neuaufgestellten Luftlandedivisionen zugeteilt. Das dann als Luftlandepanzer eingesetzte Fahrzeug wurde noch am D-Day von den britischen Fallschirmjägern wenig erfolgreich genutzt. Von den rundumlaufenden Ketten des Krieges nahm man bei der Konstruktion neuerer Panzer Abstand. Schwerere Panzer, wie die Kreuzerpanzer, waren zwar in der Entwicklung, bis zu deren Einführung sollten aber noch einige Jahre vergehen. Aufgrund der Insellage Großbritanniens bekam die Marine den Vorrang gegenüber dem Aufbau einer schlagkräftigen Panzerwaffe. Das sollte sich erst ab 1939 mit Beginn des Zweiten Weltkrieges radikal ändern.
Frankreich
In Frankreich konzentrierte man sich vollständig auf den Bau von Turmpanzern. Wie schon im Ersten Weltkrieg ließ man sich zwar von britischen Entwürfen beeinflussen, beschritt aber einen eigenen Weg. Die Franzosen konstruierten mit dem Somua S-35 einen der besten mittleren Panzer der Zwischenkriegszeit. Ebenso fortschrittlich war der schwere Panzer Char B1 bis. Die französischen Fahrzeuge zeichneten sich vor allem durch eine gute Geländegängigkeit aus. Nachteilig war, dass die französische Einsatztaktik sich vollständig auf den Schutz durch mächtige Festungen verließ, was sich im Zweiten Weltkrieg als schwere strategische Fehleinschätzung erweisen sollte. Leichte Panzer wie der Renault FT-17 wurden zwar nicht mehr produziert, stellten aber nach wie vor das Rückgrat der schnellen Husarenverbände, wie die leichte Panzertruppe Frankreichs heute noch heißt, dar. Nach der französischen Doktrin sollten die Panzerverbände in Bataillonsstärke hinter den Festungen operieren, um feindliche Umgehungsversuche zu vereiteln. Diese in der Konzeption schlüssige Taktik verpuffte, weil die deutschen Panzer in großen Rudeln attackierten. Die Stärke der französischen Panzer konnte so nicht vollständig ausgespielt werden.
Sowjetunion
Die Sowjetunion hatte nach dem Krieg, der Revolution und dem Bürgerkrieg massiven Rüstungsbedarf. Schon während des Bürgerkrieges wurde der erste Typ entwickelt, gebaut und eingesetzt. Die Typenbezeichnung war „Kämpfer für die Freiheit Genosse Lenin“. Technisch lehnte er sich an den Renault M17/18 an. Hersteller war das Werk „Krasnoje Sormowo“, die erste Probefahrt fand am 31. August 1920 statt. Gebaut wurden etwa 20 Stück, die alle im Bürgerkrieg eingesetzt wurden. In den Jahren bis 1927 wurden die Entwicklungsarbeiten fortgesetzt, sie mündeten im Typ „MS-1“(T-18), eingesetzt im Russisch-Mandschurischen Konflikt 1929, die Bewaffnung war die gleiche wie beim Typ „Lenin“ und die Besatzung bestand aus zwei Mann. Eine völlige Neuentwicklung war 1930 der mittlere Panzer T-24. Gleichzeitig wurde der Tank Grote entwickelt, aber nie in Serie gebaut.
Entsprechend den Richtlinien des „Obersten Kriegsrates der Roten Armee“ (das Pendant zum Deutschen Generalstab) erfolgte eine Klassifizierung in leichte, mittlere und schwere Panzer sowie eine Typenbereinigung mit einhergehender Standardisierung von Waffen und Baugruppen. Man richtete mehrere Konstruktionbüros ein, die sich mit der Entwicklung von Motoren, Waffen, Laufwerken und deren Zusammenfügung zu Standard-Panzern befassten. Man kann sich auf drei Entwicklungslinien festlegen: leichte Panzer mit den Typen T-26 und T-27, mittlere Panzer (BT-Serie) und schwere Panzer mit den Typen T-28 und T-35. Der T-35 war ein sogenannter „Durchbruchspanzer“ mit mehreren Kanonen- und MG-Türmen. Dieser Typ bewährte sich im Einsatz nicht, alle Exemplare wurden im Finnischen Winterkrieg sehr schnell vernichtet. Aus der Kombination von BT-Serie und T-28 wurde schließlich der T-34 und der KW-1 entwickelt.
In der Sowjetunion entstand somit in der Zeit von 1920 bis 1940 eine eigenständige Panzerindustrie, deren Leistungsfähigkeit der westlicher Industriestaaten nicht nachstand, in manchen Bereichen vorbildgebend war. Anregungen bezog die Sowjetunion vor allem im britischen Panzerbau, teils durch den Bezug von Lizenzen (Vickers), teils durch umfangreiche Spionage. Als die Reichswehr mit der Panzerentwicklung begann, war die Sowjetunion schon wesentlich weiter. Beeindruckend waren auch die reinen Produktionszahlen der Panzer; während im Jahr 1932 etwa 1500 gebaut wurden, hat sich das Programm im Jahre 1935 auf etwa 11000 gesteigert.
Japan
Japan hatte zwischen den Kriegen prinzipiell keinen Verwendungszweck für Panzer und auch später wurde wegen des von Japan gewählten Kampffeldes im Pazifik nicht allzu viel Wert auf gepanzerte Streitkräfte gelegt. Dennoch wurden britische Mark A und französische Renault FT-17 für die kaiserliche Armee importiert. Sie waren für die Aufgaben, die das japanische Oberkommando seinen Panzerstreitkräfte vorgab bestens geeignet.
Vereinigte Staaten
Die ersten in den USA produzierten Panzermodelle waren der Holt Gas-Electric Tank und der Steam Tank, die aber nicht über das Prototypenstadium hinauskamen. Der Mark VIII "Liberty Tank", basierend auf der britischen "Mark"-Serie, wurde in Stückzahlen produziert, aber nicht mehr im Krieg eingesetzt. Aufgrund von Budgetbeschränkungen blieb es bis Anfang der 1930er Jahre bei der Entwicklung von Prototypen, deren wichtigster der mittlere Panzer T2 (M1) von 1930 war. Erst ab Mitte der 1930er Jahre begann man mit der Serienproduktion neuer Panzermodelle. Hierbei legte man vor allem Wert auf schnelle, leichter gepanzerte Fahrzeuge (u. a. M2 Light Tank und M2 Medium Tank). Mittlere und schwere Kampfwagen wurden erst kurz vor und während des Krieges produziert. Bis 1941 war der M3 Stuart die Hauptpanzerwaffe der US Army.
Polen
Nach dem Ersten Weltkrieg verfügte Polen über eine kleine Anzahl erbeuteter deutscher A7V. Aufgrund der neuen Lage in Europa und der Entwicklung im Panzerbau war der A7V aber schnell veraltet, so dass die Polen ab 1920 mit der Entwicklung einer ganzen Reihe leichter Panzer begannen. Das erste produktionsreife Modell war der Tk.3. Er war allerdings noch schwach gepanzert und bewaffnet. Sein Nachfolger war der verbesserte TKS. Er war zwar mit nur einem MG immer noch schwach bewaffnet, aber die Panzerung und Motorisierung wurden deutlich verbessert.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e "The Tank Story" von Andrew Kershaw im Verlag "BPC Publishing Ltd.,London" (1972), in der deutschen Übersetzung "Die Tank Story: Panzerkampfwagen des I. und II.Weltkrieges" (HEYNE Bildpaperback) ISBN 3-453-52015-7
- ↑ Hundelby, Maxwell und Strasheim, Rainer: The German A7V Tank and captured British Mark IV tanks of World War 1, Sparkford/Somerset 1990 ISBN 0-8542-9788-X
- ↑ Jon E. Lewis (Herausg.): True World War 1 Stories, Constable and Robinson; 2. durchgesehene Auflage 1999 ISBN 1841190950
Literatur
- Heinrich Kaufhold-Roll: Der deutsche Panzerbau im Ersten Weltkrieg. Biblio-Verlag, Osnabrück 1995, ISBN 3-7648-2448-4, (Wehrtechnik und wissenschaftliche Waffenkunde 10), (Zugleich: Hamburg, Univ., Diss., 1992).
- Philip Trewhitt: Panzer. Die wichtigsten Kampffahrzeuge der Welt vom Ersten Weltkrieg bis heute. Neuer Kaiserverlag, Klagenfurt 2005, ISBN 3-7043-3197-X, (Wissenswertes - Technik).
- Roger Ford: Panzer von 1916 bis heute. Karl Müller Verlag, Erlangen 1997, ISBN 3-86070-676-4.
- Pabel Möwig: Streitkräfte des II. Weltkriegs. Kampfpanzer. Daten, Fakten, Technik., Rastatt 2000. ISBN 3-8118-1662-4.
- Andrew Kershaw: Die Tank Story Panzerkampfwagen des I. und II.Weltkrieges, Original "The tank story" 1972 im BPC Publishing Ltd., London, Paperback HEYNE, 1974 ISBN 3-453-52015-7
- Raths, Ralf: German Tank Production and Armoured Warfare, 1916-18, in: War & Society, Volume 30, Number 1, March 2011 , Seite 24-47.
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