- Petrus Legge
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Petrus Theodorus Antonius Legge (* 16. Oktober 1882 in Brakel, Kreis Höxter in Westfalen; † 9. März 1951 in Bautzen) war römisch-katholischer Priester und vom 28. Oktober 1932 bis zum 9. März 1951 Bischof von Meißen. Von November 1935 bis März 1937 wurde durch das nationalsozialistische Regime im Zusammenhang mit einem gegen ihn geführten Strafverfahren wegen Devisenvergehens seine Abwesenheit aus seinem Bistum erzwungen. Petrus Legge verstarb 1951 an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft und Familie
Peter war das älteste von zehn Kindern des Bierbrauers und Gastwirtes Stephan Legge und seiner Ehefrau Therese, geborene Nolte. Er wuchs mit seinen drei Brüdern und sechs Schwestern im westfälischen Brakel auf. Sein Bruder Theodor Legge wurde ebenfalls katholischer Priester. Beide Brüder wirkten später mehrfach in ihren unterschiedlichen kirchlichen Funktionen eng zusammen.
Schule und Studium
In seiner Heimatstadt besuchte Legge die Volksschule, später die Rektoratsschule bis er 1903 am Gymnasium Marianum in Warburg, Westfalen die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte Legge katholische Theologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und am Erzbischöfliches Theologen-Konvikt Collegium Leoninum in Paderborn. In Würzburg wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Markomannia Würzburg im CV.
Priester, Seelsorger und Organisator
Im Anschluss an sein Studium bereitete sich Petrus Legge im Paderborner Collegium Leoninum auf das Priesteramt vor. Am 22. März 1907 empfing er im Dom zu Paderborn durch Bischof Wilhelm Schneider die Priesterweihe. Seine erster Stelle war als Vikar in der Diasporagemeinde Gerbstedt im Mansfelder Land, die zur Pfarrei Eisleben gehörte. Neben der Seelsorge für die kleine Zahl ortsansässige Katholiken oblag ihm die Betreuung der überwiegend katholischen Wanderarbeiter aus Polen, die dort während der Ernte arbeiten und meist unter ungünstigen Bedingungen wohnen mussten. Nach vier Jahren in Gerbstedt wurde Legge am 18. April 1911 zum Kaplan an die Propsteigemeinde St. Franziskus und St. Elisabeth in Halle (Saale) berufen. Auch in der Großstadt Halle bildeten die Katholiken nur eine Minderheit und die Gemeinde verfügte nur über äußerst beschränkte wirtschaftliche und personelle Mittel. Hier widmete sich Kaplan Legge neben der Gemeindeseelsorge der Fürsorge für die Armen und erneut der Betreuung der dort beschäftigten polnischen Wanderarbeiter. Zudem kümmerte er sich um Strafentlassene und war Ansprechpartner für den Katholischen Mädchenfürsorgeverein in Halle. Daneben engagierte er sich in der Studentenseelsorge und kümmerte sich auch um die soziale Betreuung der katholischen Studenten an der Universität Halle.
Da sich Petrus Legge durch besonderen seelsorgerischen Eifer, ein besonnenes Wesen und großes Verhandlungsgeschick – auch gegenüber staatlichen Stellen – auszeichnete und sowohl bei Katholiken als auch bei Nichtkatholiken als Gesprächspartner geachtet war, berief ihn Bischof Caspar Klein 1924 zum Propst der Sankt-Sebastian-Kirche in Magdeburg und damit zum Bischöflichen Kommissar für den Ostteil des Bistums Paderborn; zudem wurde ihm das Amt des Dechanten des Dekanates Magdeburg übertragen. In seiner Zeit in Magdeburg fielen Petrus Legge wegen der ihm übertragenen Ämter – neben der Seelsorge – vor allem auch administrative Aufgaben zu. Hierzu gehörten der Aufbau einer Vielzahl karitativer Einrichtungen und die verantwortliche Mitarbeit in verschiedensten Verbänden und Gremien.
Überregionale Bedeutung hatte seine Tätigkeit als örtlicher Leiter der Vorbereitung und Organisation des 67. Deutschen Katholikentages in Magdeburg mit rund 40 000 Gläubigen im September 1928, an dem auch – als Vertreter des Heiligen Stuhls in Deutschland – Nuntius Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII. teilnahm. Im Juni 1932 wurde Propst Petrus Legge zum Ehrendomherrn in Paderborn ernannt.
Übertragung der Verantwortung für das Diaspora-Bistum Meißen
Papst Pius XI. ernannte Petrus Legge im September 1932 zum Bischof von Meißen. Die Bischofsweihe erfolgte am 28. Oktober 1932 durch den Paderborner Erzbischof Caspar Klein in der St.-Sebastian-Kirche in Magdeburg. Sein Wahlspruch lautete Contra spem in spem credere. Am 8. November 1932 wurde Petrus Legge im St.-Petri-Dom zu Bautzen – dem damaligen Bischofssitz – feierlich als 44. Bischof von Meißen eingeführt. Damit oblag ihm die seelsorgerische und administrative Verantwortung für eines der ärmsten deutschen Bistümer, das damals ca. 200.000 Katholiken – die überwiegend in der Diaspora lebten – aufwies und aus 90 Pfarrgemeinden mit 169 Priestern bestand.
Behinderungen während der Zeit des Nationalsozialismus
Offensichtlich aus politischen Gründen wurde Bischof Legge seitens des nationalsozialistischen Regimes die unerlaubte Transferierung eines hohen Reichsmarkbetrages nach Holland, der der Rückzahlung eines dort von seinen Amtsvorgängern zur Finanzierung wichtiger Einrichtungen des Bistum (Diözesanverwaltung, Priesterseminar, Seelsorgestellen) aufgenommenen Darlehns diente, als persönliche Mitwirkung bei einer verbotenen „Devisenverschiebung ins Ausland“ vorgeworfen. Er wurde im 9. Oktober 1935 verhaftet, befand sich mehrere Wochen in Untersuchungshaft und wurde am 23. November 1935 von der Strafkammer beim Landgericht Berlin wegen „fahrlässiger Devisenverschiebung“ zu einer Geldstrafe von 100.000 Reichsmark verurteilt. Wegen dieser Verurteilung war Bischof Legge in der Zeit von Dezember 1935 bis März 1937 an der Wahrnehmung seines Amtes als Bischof von Meißen gehindert und hielt sich in seiner Heimatstadt Brakel auf. Seitens der NSDAP in Sachsen wurde er als „Volksschädling“ diffamiert und versucht, seine Rückkehr als Bischof in seine Diözese zu verhindern. Auch der damalige Nuntius in Deutschland äußerte Bedenken gegen Legges Rückkehr ins Bistum Meißen. Vom Vatikan wurde der dem NS-Regime genehme Heinrich Wienken als Koadjutor-Bischof mit dem Recht der Nachfolge zum Vertreter des abwesenden Diözesanbischofs bestellt. Nach Verhandlungen zwischen der Kirche und der NS-Regierung konnte Bischof Legge Ende März 1937 in sein Bistum zurückkehren. Anschließend ernannte er seinen Vertreter Wienken zum Generalvikar.
Nach seiner Rückkehr bemühte sich Petrus Legge zwar, offene Auseinandersetzungen mit dem NS-Regime zu vermeiden, er geriet allerdings wegen seelsorgerischer Mahnungen in seinem Bischofsbrief an die Gemeinden Hirtenwort in ernster Zeit vom 15. September 1939, in dem er seine Ablehnung des Krieg deutlich werden ließ, erneut in die Kritik („Volksveräter“) der NSDAP und wurde Bespitzelungen, Verhören und Drohungen durch die Gestapo ausgesetzt. Auch in den folgenden Jahren versuchte er mit großem persönlichen Einsatz durch Hirtenworte und religiöse Unterweisungen in den verschiedenen Pfarrgemeinden seines Bistums mit Bezug auf die Bibel den Gegensatz zwischen dem von Jesus Christus seinen Jüngern als Auftrag verheißene „Reich Gottes“ und dem „Reich des Satans“ – zeitgeschichtlich gemeint war hier wohl insbesondere das nationalsozialistische „Dritte Reich“ – den Katholiken seines Bistums offenkundig zu machen. Erst nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft äußerte Bischof Legge – u.a. in seinem Hirtenbrief vom 1. September 1945 – öffentlich und unverschlüsselt seine Einschätzungen über den von Hitler-Deutschland ausgelösten Krieg und dessen Folgen sowie die Unterdrücksfunktion der Gestapo während der vergangenen Jahre.
Tod und Beisetzung
Am 28. Dezember 1950 auf der Rückfahrt von der Beerdigung des Berliner Erzbischofs Konrad Kardinal Graf von Preysing erlitten Bischof Legge, sein Begleiter Domkapitular Hötzel und der Fahrer ihres Wagens auf glatter Fahrbahn in Lübben (Spreewald) einen Unfall, bei dem der Fahrer unmittelbar ums Leben kam. Zunächst schien Bischof Legge nur leicht verletzt zu sein. Allerdings erlitt er als Folge des Unfalls im März 1951 zwei aufeinander folgende Schlaganfälle, denen er letztlich erlag. Bischof Legge wurde unter großer Anteilnahme auf dem Nikolaifriedhof in Bautzen beigesetzt. Das feierliche Requiem hielt der Paderborner Erzbischof Lorenz Jaeger, der den Verstorbenen in seiner Traueransprache als einen „großen Beter und Kreuzträger“ würdigte.
Literatur
- Johannes Derksen: Erinnerungen an Bischof Petrus Legge. = Bischof Petrus Legge zum Gedächtnis. St. Benno-Verlag, Leipzig 1952.
- M. Apollinaris Jörgens: „Wider alle Hoffnung ...“ Dr. Petrus Legge 1882–1951. Bischof von Meissen 1932–1951. Bonifatius, Paderborn 1993, ISBN 3-87088-761-3.
- Birgit Mitzscherlich: Diktatur und Diaspora. Das Bistum Meißen 1932–1951. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2005, ISBN 3-506-71799-5 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte. Reihe B: Forschungen 101), (Zugleich: Leipzig, Univ., Diss., 2003/04).
- Konrad Zdarsa (Hrsg.): Eine Kirche – zwei Völker. Band 2: 1930 bis 1945. Deutsche und sorbische Quellentexte zur Geschichte des Bistums Dresden-Meißen. Domowina-Verlag u. a., Bautzen u. a. 2008, ISBN 978-3-7420-2086-4.
Weblinks
- Literatur von und über Petrus Legge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie von Petrus Legge
- Ausführliche Biografie Petrus Legge (.pdf) (208 kB)
- Eintrag zu Petrus Legge auf catholic-hierarchy.org (englisch)
- Ende voller Schrecken - Das Kriegsende im Bistum Meißen (Bistumsarchiv Meißen-Dresden)
- Birgit Mitzscherlich: Legge, Petrus (Peter). In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
Vorgänger Amt Nachfolger Conrad Gröber Bischof von Meißen
1932–1951Heinrich Wienken Kategorien:- Römisch-katholischer Geistlicher (20. Jahrhundert)
- Römisch-katholischer Bischof (20. Jahrhundert)
- Bischof von Dresden-Meißen
- Bistum Magdeburg
- Römisch-katholische Kirche in Deutschland (NS-Zeit)
- Person (Widerstand gegen den Nationalsozialismus)
- NS-Opfer
- Korporierter im CV
- Deutscher
- Geboren 1882
- Gestorben 1951
- Mann
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