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Prizren/Prizreni1
Prizren/Призрен2Basisdaten Staat: Kosovo Gemeinde: Prizren (Prizren) Koordinaten: 42° 13′ N, 20° 44′ O42.21277777777820.739166666667400Koordinaten: 42° 12′ 46″ N, 20° 44′ 21″ O Höhe: 400 m ü. A. Fläche: 640 km² Einwohner: 178.112 (2011) Bevölkerungsdichte: 278 Einwohner je km² Telefonvorwahl: (+381) 029 Postleitzahl: 20000 Kfz-Kennzeichen: 04 Struktur und Verwaltung (Stand: 2010) Gemeindeart: Großgemeinde Gliederung: keine Bürgermeister: Ramadan Muja (PDK) Webpräsenz: 1 albanisch (unbestimmte / bestimmte Form),
2 serbisch (lateinische / kyrillische Schreibweise)Prizren (albanisch auch Prizreni, kyrillisch Prizren Призрен) ist die zweitgrößte Stadt im Kosovo. Die Stadt ist Hauptort der gleichnamigen Großgemeinde und liegt im Süden des Landes am Fuß des Šar Planina unweit des wichtigsten Grenzübergangs des Landes nach Albanien.
Prizren ist Sitz der gleichnamigen muslimischen Gemeinde der Islamischen Gemeinschaft des Kosovo (alb. Bashkësia Islame e Kosovës), der römisch-katholischen Apostolischen Administratur und der serbisch-orthodoxen Eparchie Raszien.
Zudem ist die Stadt Hauptsitz der multinationalen Task-Force "Süd" der KFOR, welche unter der Leitung der Bundeswehr steht. Ihr Hauptquartier befindet sich in einer ehemaligen osmanischen Kaserne aus dem Jahre 1908.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lage
Prizren ist von Hochgebirgen umgeben: im Süden und Südosten befinden sich die Šar Planina (alb. Malet e Sharrit) und im Westen das Pashtrik-Gebirge. Die Stadt gehört zur historischen Region Rrafshi i Dukagjinit (serb. Metohija). Durch die Stadt fließt der Lumëbardhi (serb. Prizrenska Bistrica).
Klima
In Prizren herrscht gemäßigtes kontinentales Klima vor.
Bevölkerung
Mit etwa 178.000 Einwohnern ist Prizren nach der Hauptstadt Prishtina die zweitgrößte Stadt des Kosovo.
Die ethnische Struktur hat sich seit dem Kosovokrieg deutlich verändert. Im Jahr 2002 lebten, nach Schätzungen der OSZE, in der Großgemeinde Prizren rund 180.000 oder 81.6 % Albaner (1991: 132.000), 21.000 oder 9,6 % Bosniaken (1991: 19.000), 14.000 oder 6.4 % Türken (1991: 7.200), 5.000 oder 2,3 % Roma (1991: 4.000) und 200 oder 0,09 % Serben (1991: 11.000).
Prizren wurde über 400 Jahre lang von den Osmanen beherrscht. Dementsprechend prägten sie die Stadt: 94 % der Einwohner bekennen sich heute zum Islam (Albaner, Bosniaken, Türken, Roma und Aschkali). Daneben sind 5 % Katholiken (Albaner) und 1 % serbisch-orthodox. Die Zusammenarbeit zwischen muslimischen und katholischen Gemeinden gilt als gut.
Sprachen
Für Linguisten ist Prizren eine wahre Fundgrube an alten Sprachen und Dialekten. Das Türkische wird neben den rund 14.000 Türken fast von allen Alteingesessenen beherrscht. Albanisch und Bosnisch sind die Sprachen der zwei größten Ethnien der Stadt. Daneben kann man die Sprache der Roma und die Sprachen der Goranen und Torbeschen in Prizren hören. Das Serbische verlor in den letzten Jahren durch die Abwanderung ihrer Sprecher an Bedeutung, spielte in der Vergangenheit jedoch eine wichtige Rolle. An Markttagen kommen zudem Menschen aus dem nördlichen Rahovec in die Stadt, die das Oravački sprechen, eine Mischung aus Serbisch, Albanisch und türkischen Lehnwörtern. Insgesamt gibt es also acht Sprachen in Prizren.
Geschichte
Prizren spielt im historischen Bewusstsein von Serben und Albanern eine entscheidende Rolle. Die Region („Theranda“) wurde erstmals von Illyrern besiedelt. Die Römer eroberten das Gebiet und verleibten es ihrem Reich ein (Paeonia). Prizren als Stadt wird erstmals zu Beginn des 11. Jahrhunderts in byzantinischen Quellen als Sitz eines Bischofs erwähnt. Eine Bulle des Kaisers Basileios II. nennt Prizren als eine der dem Erzbistum Ohrid unterstellten Eparchien. Sie umfasste damals nur einen Teil des heutigen Kosovo.
Spätestens 1216 wird Prizren - bis dahin unter byzantinischer Herrschaft stehend - Teil des serbischen Reiches. Im serbischen mittelalterlichen Reich des Königs Stefan Uroš IV. Dušan war Prizren Handelszentrum; in seine Regierungszeit fällt auch die erste Erwähnung einer katholischen Kirche in Prizren. Von 1330 bis 1380 wurde eine Reihe katholischer Bischöfe von Prizren ernannt. Allerdings ist nicht bekannt, ob diese Ernennung rein nominell war (Titularbischof) oder ob die ernannten Bischöfe je ihre Diözese besuchten. Die Tolerierung eines katholischen Elementes in Prizren geht vermutlich auf die Anwesenheit kroatischer Kaufleute aus Dubrovnik (Ragusa) zurück.
Der albanische Nationalheld Gjergj Kastrioti Skanderbeg gründete mit einigen anderen albanischen und montenegrinischen Fürsten 1444 die Liga von Lezha, welche für die Verteidigung des Heimatlandes der Albaner und Montenegriner gegen die Osmanische Eroberung vorgesehen war. Der Machteinfluss lag über das ganze heutige Montenegro, Albanien, Kosovo, Epirus und Westmazedonien. Nach vielen erfolgreichen Schlachten starb Skanderbeg, und die Liga begann langsam zu zerfallen. Nach einigen weniger erfolgreichen Schlachten konnten die Osmanen die Gebiete der Liga erobern und ihrem Reich einverleiben. Somit kam auch Prizren unter türkische Herrschaft für über 400 Jahre.
Gegen Endes des 19. Jahrhunderts war Prizren Sitz eines Sandschak im europäisch-türkischen Vilayet Kosovo, verwaltet wurde er von der "Begolli"- und später von der "Rrotlla"-Familie.
In Prizren wurde 1878 von albanischen Nationalisten die Liga von Prizren gegründet, dies gilt als Geburtsstunde der modernen albanischen "Renaissance" (alb. Rilindja). Die Liga beabsichtige die Gebiete der Albaner den Albanern zu lassen (einschließlich Prizren und ganz Kosovo), doch ihre Forderungen wurden nicht toleriert und die Liga wurde 1881 wieder gewaltsam von den Osmanen aufgelöst.
Nach dem Ersten Balkankrieg 1912/13 fiel das Kosovo mit Prizren an das Königreich Serbien. Ende 1918 wird die Stadt Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien). Im föderalen System des sozialistischen Jugoslawien ab 1945 kommt Prizren zur neu geschaffenen Republik Serbien als Teil der Sozialistischen Autonomen Provinz Kosovo. Von 1999 bis 2008 gehört die Stadt zu der unter UN-Verwaltung stehenden Provinz Kosovo. Seit 17. Februar 2008 befindet sie sich auf dem Staatsgebiet der unabhängigen Republik Kosovo.
Seitdem sich die Rechtslage der albanischen Bevölkerung im ehemaligen Jugoslawien verschlechterte (ab 1980er Jahre), kam es in Prizren, wie in ganz Kosovo auch, zu zahlreichen gewalttätigen Übergriffen von Nationalisten und Randalierern - albanische wie auch serbische. Im Kosovokrieg wurde die gesamte albanischstämmige Bevölkerung vertrieben - die meisten flüchteten nach Albanien (Kukës) und Mazedonien (Tetovo), welche erst im Juni 1999 zurückkehren konnten, daraufhin verließen rund 97 % der Serben und 60 % der Roma das Stadtgebiet. Heute ist Prizren beinahe vollständig albanisch besiedelt. Während des Krieges kam es auch zur Zerstörung zahlreicher kultureller Denkmäler auf beiden Seiten, wie etwa des Gebäudes der Liga des Kosovo durch Serben oder orthodoxer Kirchen durch Albaner. So kam es zum Beispiel auch am 17. März 2004 zu einem Übergriff von randalierenden Albanern auf das ehemalige serbische Viertel Podkalaja (unter der Stadtburg), welches völlig zerstört wurde. Zerstört oder beschädigt wurden außerdem zwei serbisch-orthodoxe Klöster, darunter das Erzengelkloster, das orthodoxe Priesterseminar und fünf andere Stätten. Die gemäßigte politische Führung der Kosovo-Albaner verurteilte scharf die Übergriffe gegen die serbische Bevölkerung.
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Siehe auch: Geschichte des Kosovo
Sehenswürdigkeiten
Die osmanische Steinbrücke (albanisch Ura e gurit, kyrillisch Kameni most Камеңи мост, türkisch Taş köprüsu) aus dem 16. Jahrhundert überquert den Fluss Lumëbardhi (kyrillisch Prizrenska Bistrica Призренска бистрица).
In der Stadt befindet sich die katholische Kathedrale der Helfenden Frau (alb. Katedralja e Zonjës ndihmëtare).
Die serbisch-orthodoxe Muttergotteskirche Ljeviška in Prizren ist die einzige erhaltene mittelalterliche serbische Stadtkathedrale. Sie wurde um das Jahr 1306 errichtet und enthält gut erhaltene Wandmalereien. 2006 wurde sie in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Viele weitere Klöster sind in der Stadt zu finden.
Osmanische Architektur prägt das Stadtbild bis heute. Die Sinan-Pascha-Moschee (Xhamia e Sinan Pashës/Sinan Pašina Džamija) in Prizren hat das höchste Minarett des Balkans. Daneben gibt es kleinere Moscheen, wie die Maksut-Pascha-Moschee (Xhamia e Maksut Pashës), die Çoraga-Moschee/Haxhi-Ramadani-Moschee (Xhamia e Çoragës/Xhamia e Haxhi Ramadanit) und die Gazi-Mehmet-Pascha-Moschee/Bajrakli-Moschee (Xhamia e Gazi Mehmet Pashës/Xhamia e Bajraklisë). Die letztere ist auch die am meisten verzierte Moschee in Prizren, sie stammt aus dem Jahre 1566. In ihr wurde auch die Liga von Prizren gegründet. In deren Nähe befindet sich der Gazi-Mehmet-Pascha-Hammam (Hamami i Gazi Mehmet Pashës) aus dem Jahre 1573. Er ist einer der drei größten Hammams des Balkans, neben dem Hammam von Sarajevo und dem von Skopje.
Politische Landschaft
Drei Parteien der ethnischen Minderheiten im Land haben ihren Hauptsitz in Prizren: die Kosova Demokratik Türk Partisi, die DSB (eine der bosniakischen Parteien) und die Partia Rome e Bashkuar e Kosovës (größte Roma-Partei).
Sitzverteilung im Gemeinderat
Der 41-köpfige Gemeinderat der Großgemeinde Prizren setzt sich seit den Kommunalwahlen 2009 wie folgt zusammen (in Klammern die nationale Zugehörigkeit der Partei):[1]
- Demokratische Partei des Kosovo (albanisch): 12 Sitze
- Demokratische Liga des Kosovo (alb.): 11 Sitze
- Allianz für die Zukunft Kosovos (alb.): 4 Sitze
- Kosova Demokratik Türk Partisi (türkisch): 3 Sitze
- Demokratische Liga von Dardanien (alb.): 3 Sitze
- Aleanca Kosova e Re (alb.): 2 Sitze
- Neue Demokratische Partei (bosniakisch): 2 Sitze
- Partia e Drejtësisë (alb.): 2 Sitze
- Koalition Vakat (bosniakisch): 1 Sitz
- Partia Reformiste ORA (alb.): 1 Sitz
Die Roma sind nicht im Parlament vertreten. Bürgermeister der Stadt und Gemeinde ist Ramadan Muja von der Demokratischen Partei des Kosovo. Präsident des Gemeinderates ist Nijazi Kryeziu, auch von der Demokratischen Partei.
Städtepartnerschaft
Prizren unterhält seit Ende der sechziger Jahre eine Partnerschaft zur deutschen Stadt Bingen am Rhein. Es ist die einzige deutsch-kosovarische Städtepartnerschaft.
Bildung
Prizren ist der Sitz der pädagogischen Fakultät der Universität Priština sowie von zwei als Universität Prizren bezeichneten Hochschulen.
Verkehr
Durch Prizren führt die Europastraße 851 von Priština nach Shkodra in Albanien. Weitere wichtige Straßenverbindungen gibt es nach Gjakova sowie Kaçanik.
Eine Eisenbahn-Stichstrecke von Klina ist stillgelegt. Seit 2010 führt eine vierspurige Autobahn durch das mirditische Gebiet Albaniens zum Grenzübergang bei Kukës. Damit verringert sich die Fahrtdauer von Priština nach Tirana um mehrere Stunden. Auch auf der kosovarischen Seite ist eine Autobahn geplant, die weiter Richtung Niš führen dürfte.
Sport
Der in Prizren am meisten bekannte Verein ist der Fußballverein KF Liria, der mit seinen Jugendmannschaften gelegentlich an internationalen Turnieren teilnimmt. Außerdem spielt der in Prizren geborene Shqipran Skeraj bei der TuS Koblenz in der zweiten deutschen Fußball-Bundesliga.
Anderes
Die Lilie (alb. Zambak) gilt als Stadtblume.
Söhne und Töchter der Stadt
- Leze Qena (* 1935), Schauspielerin
- Anton Pashku (1937–1995), albanischsprachiger Schriftsteller und Verlagslektor
- Ali Haydar Şen (* 1939), türkischer Millionär und Präsident des Fenerbahçe Istanbul
- Veton Surroi (* 1961), Politiker
- Kujtim Shala (* 1964), Fußballspieler
- Ivica Dačić (* 1966), Vorsitzender der SPS
- Gëzim Ajgeraj (* 1967), albanischer Schriftsteller
- Krist Shtufi (* 1974), Philosoph
- Arjan Beqaj (* 1976), albanischer Fußball-Torhüter
- Colos (* 1981), albanischer deutschsprachiger Rapper
- Ivan Cvetković (* 1981), serbischer Fußballspieler
- Shqipran Skeraj (* 1985), Fußballspieler
- Anel Raskaj (* 1989), Fußballspieler
Siehe auch
Weblinks
Commons: Prizren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Internetpräsenz
- Website des Projekts Aftësimi i komunave për zhvillimin e ndërmarrjeve të vogla dhe të mesme, Projekti DELTA
- Infos über Stadt und Tourismus
- Stadtplan (PDF-Datei)
- Artikel über das Erzengelkloster (nicht mehr online verfügbar)
Einzelnachweise
- ↑ Resultate der Lokalwahlen im Kosovo 2009, S. 22 (albanisch), zuletz abgerufen am 27. April 2011
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