Kosovska Mitrovica

Kosovska Mitrovica
Mitrovicë/Mitrovica1
Kosovska Mitrovica/Косовска Митровица2
Wappen von Kosovska Mitrovica
Kosovska Mitrovica (Kosovo)
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Basisdaten
Staat: Kosovo
Gemeinde: Mitrovicë (Mitrovica)
Koordinaten: 42° 53′ N, 20° 52′ O42.8920.87Koordinaten: 42° 53′ 24″ N, 20° 52′ 12″ O
Fläche: 350 km²
Einwohner: 107.045 (2003)
Bevölkerungsdichte: 306 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+381) 28
Kfz-Kennzeichen: 02
Struktur und Verwaltung
Gemeindeart: Großgemeinde
Bürgermeister: Avni Kastrati[1] (PDK)
Webpräsenz:
1 albanisch (unbestimmte / bestimmte Form),
2 serbisch (lateinische / kyrillische Schreibweise)
Ort und Großgemeinde innerhalb Kosovos

Kosovska Mitrovica (oder kurz Mitrovica, serbisch-kyrillisch Косовска Митровица bzw. Митровица, albanisch Mitrovica oder auch Mitrovicë) ist eine Stadt im nördlichen Kosovo. Die Stadt wird vom Fluss Ibar durchschnitten, der hier die Grenze zum Nordkosovo bildet.

Inhaltsverzeichnis

Namen

Kosovska Mitrovica (kyrillisch Косовска Митровица, alb. Mitrovica e Kosovës) heißt übersetzt in etwa „Kosovarisches Mitrovica“ oder „Mitrovica von Kosovo“. Damit wird sie vom nordserbischen Sremska Mitrovica unterschieden. Albaner benutzen diesen Namen jedoch so gut wie nie. Viel mehr wird oft nur die gekürzte Form Mitrovica (bzw. Mitrovicë, unbestimmte Form) gebraucht. Doch auch die Serben im Kosovo nennen die Stadt oft nur Mitrovica (kyrill. Митровица).

Geographie

Mitrovica liegt am südwestlichen Rand des Kopaonik-Gebirges im Hügelland zum südlich angrenzenden Amselfeld. Der Ibar durchfließt die Stadt aus Westen kommend und nimmt die von Süden kommende Sitnica gleich im Norden des Stadtgebiets auf und mündet bei Kraljevo in die Westliche Morava. Von allen Seiten ist Mitrovica von durchschnittlich 700 Meter hohen, bewaldeten Hügeln umgeben; nur im Südosten öffnet sich eine Ebene, das Amselfeld.

Das Kontinentale Klima herrscht hier im Hügelland vor.

Stadtgemeinde

Neben der Stadt Mitrovica besteht die Großgemeinde aus 43 Dörfern. → Liste der Orte in Kosovska Mitrovica

Geschichte

Mittelalter

Die Stadt war zunächst eine mittelalterliche Siedlung in Raszien, die später zu einer Stadt heranwuchs.

Im 14. Jahrhundert wurde die serbisch-orthodoxe Kirche Sankt Dimitri gebaut. Das Dević-Kloster in der Umgebung der Stadt wurde von Đurađ Branković in Auftrag gegeben, aber erst 1576 erwähnt.

Mitte des 15. Jahrhunderts kam die Stadt unter osmanische Herrschaft und blieb dies bis zum Ersten Balkankrieg (1912–1913).

Neuzeit

Ibar-Brücke zwischen den beiden Stadthälften mit Blick auf den Nordteil
US-amerikanische KFOR-Soldaten und UN-Polizisten in Mitrovica (2000)

1873/74 erhielt Mitrovica seine erste Bahnverbindung. Ihren Ausgangspunkt hatte diese durch die von Baron Hirsch geleitete Compagnie des Chemins der Fer Orientaux gebaute und betriebene Strecke in der damals ebenfalls noch türkischen Hafenstadt Thessaloniki.

Einen weiteren Entwicklungsanstoß gab die Entdeckung von Bleierz, zu dessen Förderung mehrere Bergwerke geteuft wurden.

Als auf dem Berliner Kongress Serbien und Montenegro ihre Unabhängigkeit erlangten, verblieb Mitrovica im Sandschak von Novi Pazar, der weiterhin unter osmanischer Hoheit und Verwaltung stand, aber vertragsgemäß von österreichischen Truppen besetzt wurde. Nach dem Ersten Balkankrieg kam es 1913 zum Königreich Serbien, das am 29. Oktober 1918 im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen aufging, 1929 in Königreich Jugoslawien umbenannt.

1981 lebten in der Stadt 105.000 Menschen, davon bezeichneten sich 66.500 als Albaner und 20.000 als Serben und Montenegriner.

Zwischen 1981 und 1989 hieß die Stadt Titova Mitrovica (alb. Mitrovica e Titos), nach Josip Broz Tito.[2]

Nach dem Kosovokrieg 1999 wurde die Stadt in einen Südteil mit fast ausschließlich albanischer Bevölkerung (ca. 60.000 Einwohner) und einen Nordteil mit überwiegend serbischer (ca. 13.000 Einwohner) Bevölkerung aufgeteilt. Die beiden Stadtteile sind durch zwei Straßenbrücken und einen Fußgängersteg über den Fluss Ibar verbunden. Die Stadt wird wie alle Städte des Kosovo von KFOR-Truppen bewacht. Dennoch konnte nicht verhindert werden, dass bei den Unruhen im März 2004 serbische Häuser in Brand gesteckt oder geplündert wurden.

Nach der Trennung lag die serbisch-orthodoxe Kirche Sankt Dimitri im albanischen Teil der Stadt und ist seit den Unruhen vom März 2004 unzugänglich. Als Ersatz wurde auf einem Hügel im serbischen Stadtteil eine neue Kirche gebaut und 2005 eingeweiht.

Auf den Trümmern von 2004 ebenfalls zerstörten Häusern am Westrand der Stadt wurde mit internationalen Hilfsgeldern eine Siedlung für Roma-Flüchtlinge angelegt. September 2007 waren hier ca. ein Dutzend Ziegelhäuser fertig gestellt.

Nach der Räumung des von Serben besetzten Gerichtsgebäudes im Nordteil von Mitrovica am 17. März 2008 wurden bei gewalttätigen Ausschreitungen etwa 140 Menschen verletzt. Ein ukrainischer UN-Polizist erlag seinen schweren Verletzungen. Die UN-Polizei war zuvor angeblich mit Feuerwaffen angegriffen worden.[3]

Seit Juni 2008 ist der Nordteil von Kosovska Mitrovica de facto Sitz des Parlaments der serbischen Gemeinschaft der Gemeinden der Autonomen Provinz Kosovo und Metochien, welches von der Regierung in Priština jedoch nicht anerkannt wird.

Kultur

In Mitrovica befinden sich die 3 Gemeindebibliotheken Latif Berisha, welche man in der Stadt sowie in den Dörfern Bare und Tunel i Parë findet. Die Besucherzahl im Stadtmuseum, welches sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Hammāms von Mitrovica befindet, steigt stetig. Im Dorf Boletin befindet sich die Boletin-Festung, welche im Jahr 2010 restauriert wurde. Das Kulturhaus Rexhep Mitrovica wird zur Zeit nicht genutzt. Außerdem befinden sich in Mitrovica das Stadttheater Sandër Prosi sowie die Amateurtheater Aleksandër Moisiu, Kacageli, Showmeselation und weitere. Eine Musik- und Tanzgruppe sowie die Literaturgruppe Lumi i Bardhë findet man ebenfalls in der Stadt.

In der Stadt sind drei Radiostationen sowie der Privatfernsehsender TV Mitrovica aktiv.

Wirtschaft

Innenstadt

Die Stadt lebte in der Vergangenheit nahezu vollständig vom inzwischen geschlossenen Industriekomplex Trepça, in dem Gold, Silber, Kupfer, Blei und Bismut abgebaut wurden. Mitrovica liegt an der zur Eisenbahngesellschaft Hekurudhave të Kosovës gehörenden, zur Zeit nicht durchgängig betriebenen Bahnverbindung von Kraljevo über Kosovo Polje nach Skopje.

Große Teile der Bevölkerung sind wie im ganzen Land arbeitslos. Sozialhilfe gibt es im Kosovo wenig bis kaum. Die wenigen Erwerbstätigen arbeiten im Handelssektor, viele sind auch in Dienstleistungen tätig. Die Landwirtschaft hat viel an Bedeutung verloren, heute ist nur ein Bruchteil in diesem Bereich tätig.

Verkehr

Mitrovica besitzt gute Straßenverbindungen mit Zvečan (Norden), Podujeva (Nordosten), Vushtrri (Südosten), Skënderaj (Süden) und Zubin Potok (Westen). Es liegt an einer wichtigen Hauptstraße, die Kosovo mit Serbien verbindet. Auch die E 65 führt im Süden um die Stadt.

Bildung

Im Nordteil der Stadt befindet sich die Technische Hochschule Mitrovica, die einzige höhere Lehranstalt im Kosovo mit überwiegend serbischsprachigem Kursangebot. Im Juli beherbergt sie eine englischsprachige Summer School.

Sport

In der Gemeinde gibt es 23 Vereine, die in 17 verschiedene Sportarten gegliedert sind. Mitrovica ist mit der KF Trepça'89 und KF Trepça neben der Hauptstadt Priština die einzige Stadt in Kosovo, welche mehr als einen Fußballverein in der Raiffeisen Superliga darstellt. Neben den lokalen Fußballvereinen stellt Mitrovica auch in Sportarten wie Handball und Basketball Mannschaften in den besten Ligen.

In Mitrovica findet man folgende Sportspielstätten:

  • Die Minatori-Mehrzweckhalle
  • Kleinsportstadion Fatime Xhaka
  • Olympisches Stadion Trepça, auch bekannt als Stadion Adem Jashari
  • Fußballstadion Riza Lushta
  • Fußballstadion Ismet Sejdiu im Dorf Bair
  • Stadion Nexhat Taraku
  • Fußballstadion im Dorf Kçiq i Madh
  • Fußballstadion im Dorf Koshtovë

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Kosovska Mitrovica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lebenslauf auf kk.rks-gov.net; abgerufen am 30. Oktober 2010
  2. Eintrag in der Enzyklopädie des europäischen Ostens der Universität Klagenfurt
  3. Ein Toter nach Krawallen: Mitrovica unter Militärrecht, ntv.de 18. März 2008.

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