- Sechsschüsser
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Ein Revolver (engl.: to revolve „sich drehen“[1]; lat.: revolvere „aufrollen, zurückrollen“[2]) ist eine mehrschüssige Faustfeuerwaffe, bei der die Munition in einzelnen Kammern in einem als drehbare Trommel ausgelegten Patronenlagerblock kreisförmig angeordnet ist. Die Trommel dient dabei nicht nur als Patronenlager, sondern auch als Magazin.[3]
Der oft verwendete Begriff Trommelrevolver ist ein Pleonasmus (siehe auch: Tautologie). Während Trommel, Zylinder oder auch Walze für etwas stehen, das man drehen oder rollen kann, ist auch Revolver ein substantiviertes Verb mit der gleichen Bedeutung. Trommelrevolver heißt damit so viel wie rollende Rolle oder Rollenroller.
Revolver werden in Deutschland vor allem für Sport, Selbstverteidigung und die Nachsuche bei der Jagd eingesetzt. Als Dienstwaffen sind sie in Deutschland im polizeilichen Bereich selten anzutreffen, wobei sie vornehmlich bei der Kriminalpolizei Verwendung finden. In anderen Staaten werden Revolver aber durchaus noch als Standardwaffen für Angehörige der Polizei eingesetzt. Im militärischen Bereich wurden Revolver in der Vergangenheit vor allem von Offizieren und von der Militärpolizei verwendet. Hier wurden sie weitgehend, in Deutschland sogar vollständig, durch Pistolen und Maschinenpistolen verdrängt.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Frühe Revolver
Bündelrevolver
Die ersten Revolver wichen noch von der heute gebräuchlichen Definition eines Revolvers ab. Es waren ausnahmslos Vorderlader, bei denen jede Kammer das hintere Ende des Laufes bildete. Es drehte sich also nicht nur eine Trommel mit Treibladung und Geschoss, sondern das gesamte Laufbündel.
Erste Experimente mit mehrläufigen Luntenschlosswaffen gab es bereits um 1500. [4] Von deutschen Büchsenmachern wurden zwischen 1595 und 1600 in geringer Anzahl die ersten Waffen mit Radschloss gefertigt. Es existieren aus dieser Zeit auch einige Revolver mit Schnapphahnschloss aus deutscher Produktion. [5] Seit 1600 wurden vermehrt Steinschlossrevolver gebaut. Im Vergleich zu einschüssigen Pistolen war ihre Anzahl jedoch gering. Dieses lag an ihrer Größe (bis 550 mm), dem Gewicht (bis 2,85 kg) und dem Problem, das Zündpulver für jedes Patronenlager zuverlässig aufzubewahren. [5]
Die Tendenz zu mehrschüssigen Waffen kam wahrscheinlich mit dem Einsatz von Pistolen in Kriegen auf. Schoss der Jäger daneben, hatte er nur seine Beute verloren, schoss der Soldat aber daneben, war er wehrlos und verlor eventuell sein Leben. [6] Aus diesem Grund wurden Pistolen oft paarweise verkauft, so dass man zumindest einen zweiten Schuss hatte. [6] Während es für die Jagd schon früh Doppelbüchsen und Büchsflinten gab, gab es erst gegen 1530 die erste wirkliche doppelläufige Pistole mit Radschloss. [7] Im 18. Jahrhundert gab es dann das tap action-System, bei dem ein Schloss für mehrere Läufe genutzt wurde. Dabei wurde das Schloss jeweils auf den abzuschießenden Lauf ausgerichtet. [8] Es gab auch Waffen, bei denen als Umkehrung dazu mehrere Läufe auf ein Schloss ausgerichtet werden konnte. Diese Waffen wurden Wender genannt. Die erste Pistole dieser Art stammt aus dem Jahr 1540. Die in Venedig ausgestellte Waffe besitzt drei Läufe. Nach jedem Schuss wurde die Arretierung gelöst, das Laufbündel um 120° gedreht und wieder arretiert. [9] Allerdings gerieten diese frühen Vorläufer der Revolver bald wieder in Vergessenheit.
1837 ließ sich Ethan Allen (Massachusetts) einen Double-Action-Bündelrevolver patentieren. Dabei wirkte der Abzug auf einen Zahnkranz, welcher die Trommel bewegte. Es handelte sich damals um die Waffe mit der größten Feuergeschwindigkeit weltweit. [10] Insgesamt war der Bündelrevolver durch seine, in der Regel, sechs Läufe jedoch zu schwer und hatte eine ungünstige Schwerpunktlage. [11]
Collier-Revolver
1818 wurden von Captain Artemas Wheeler, Elisha Haydon Collier und Cornelius Coolidge verbesserte, einläufige Steinschlossrevolver vorgestellt. Neben Revolvern wurden auch Büchsen und Flinten nach diesem System gefertigt. Die Waffen basierten auf einem auf Wheeler lautenden US-Patent vom 10. Juni 1818[Anm. 1], Colliers britischem Patent Nr. 4.315 vom 24. November 1818 und dem französischen Patent 969 vom 5. August 1819. [12], [13] Die Angaben darüber, wie die drei Erfinder zusammengearbeitet haben, oder ob sie Konkurrenten gewesen sind, gehen in der Literatur auseinander.
Die herausragende Neuerung war, dass bei der Schussauslösung durch eine Feder die Kammeröffnung über das konische Ende des Laufes gedrückt wurde. Hierdurch wurde sichergestellt, dass die Achsen von Kammer und Lauf auf einer Linie lagen. Somit konnte sich das Geschoss nicht am Beginn des Laufs verkanten und zu einer Störung oder einer Waffensprengung führen. [14] Gleichzeitig wurde verhindert, dass zwischen Kammer und Lauf Gas entweichen konnte. So wurde ein höherer Gasdruck erreicht, was eine höhere Geschossgeschwindigkeit und damit auch eine höhere Geschossenergie ermöglichte. Außerdem konnten keine Funken und heißen Gase auf andere Kammern überspringen, in denen sich loses Schießpulver befand. [15] Die Batterie des Schlosses war zudem als Hohlraum ausgebildet. Wurde sie heruntergeklappt, rieselte Zündpulver in die Pfanne. Es musste dadurch nicht schon vorher hineingeschüttet oder dort aufbewahrt werden. [16]
Unglücklicherweise wurde der Revolver in der Übergangszeit zur Perkussionszündung erdacht. Mit Steinschloß, einer von Hand zu drehenden Trommel und relativ hohen Fertigungskosten konnten bis 1827 nur rund 300 Revolver abgesetzt werden. Die zwischenzeitlich angedachte Umstellung auf eine beim Spannen des Hahns[16] mechanisch ausgelöste Trommelbewegung wurde aus Gründen der Vereinfachung 1824 fallen gelassen, und nur wenige Waffen wurden mit einer Perkussionszündung ausgestattet. [15] Später wurde der Collier-Revolver dann von Francis Edwards und Mill in Großbritannien weiterentwickelt. [16]
Perkussionsrevolver
→ Hauptartikel: Perkussionsrevolver
Im Jahr 1835 beantragte der erst 21 Jahre alte Samuel Colt in Großbritannien ein Patent für einen Perkussionsrevolver, der als Colt Paterson bekannt wurde. Durch die Anmeldung hielt er sich die Möglichkeit offen, das gleiche Patent auch in Frankreich und den USA anzumelden. Umgekehrt wäre dieses aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen. Da andere Erfinder dieser Zeit selten Patente in mehreren Ländern anmeldeten, ist davon auszugehen, dass Colt seine Erfindung international, auch bei den Militärs, vermarkten wollte. [15] Das britische Patent Nr. 6.906 vom 22. Oktober 1835 und das US-amerikanische Patent Nr. 9.430x vom 25. Februar 1836 sicherten ihm bis 1856 die alleinige Umsetzung einer Reihe von Ideen. Diese betrafen vor allem die Positionierung, Trennung und den Schutz der Zündhütchen, das Abzugssystem, die Bewegung und Festsetzung der Trommel und die Trommelachse. [15]
Eine Legende zu dieser Erfindung besagt, dass Samuel Colt 1834 per Schiff von England in die USA reiste. Er beobachtete, wie der Steuermann sein Ruder mit Hilfe eines Holzbolzens von unten arretierte. Somit blieb das Ruder gerade und das Schiff auf Kurs. Colt war von dieser Mechanik begeistert und schnitzte sofort ein Modell seiner Idee. Noch im selben Jahr ließ er vom Büchsenmacher John Pearson ein Modell anfertigen. Es wird jedoch auch gesagt, dass Colt im Royal United Service Museum in Whitehall einen Schnappschlossrevolver aus der Zeit vor 1650 gesehen haben könnte. Diese Waffe im Kaliber .500 hat bezüglich der Trommelarretierung viele Gemeinsamkeiten mit dem von Colt entwickelten Revolver. [17]
Colts Cousin Dudley Selden wurde mit der Gründung der Patent Arms Manufacturing Company beauftragt. Die in Paterson (New Jersey) ansässige Firma sollte nach dem Willen von Samuel Colt Waffen an das Militär verkaufen. Die Investoren verlangten jedoch eine schnelle Umsetzung und die Bedienung des privaten Waffenmarktes. Das Ergebnis war eine übereilte Einführung, so dass die US-Army im Juni 1837 die Waffe ablehnte. Zum Nachladen musste der Colt Paterson zerlegt werden und es gab ein umfangreiches Zubehör, welches im Truppenalltag verloren gehen konnte. Außerdem wurde die Waffe als zu teuer und zu komplex für eine Serienfertigung angesehen. Schließlich musste die Firma 1841 schließen. [18]
Als 1846 der Krieg mit Mexiko begann, verfügte die texanische Regierung schon über einige Colt Paterson Revolver. Nach Gesprächen mit Captain Samuel H. Walker[19] wurde am 4. Januar 1847 mit der US-Regierung ein Vertrag über 1000 Revolver im Kaliber .44[20] abgeschlossen. Hergestellt wurden diese in der Fabrik von Eli Whitney Junior in Whitneyville, da Colt noch keine eigene Fertigungsstätte hatte. Bekannt wurden sie als Whitneyville-Walker Revolver. Im Juli wurden dann die ersten Waffen mit der offiziellen Bezeichnung Colt Model 1847 Army Revolver ausgeliefert. [18]
Wichtige Verbesserungen am Whitneyville-Walker waren seine größere Robustheit und die Möglichkeit einer stärkeren Ladung gegenüber dem Paterson, auch wenn diese durch ein Mehrgewicht erkauft werden mussten. Die Waffe wog nun rund zwei Kilogramm. Außerdem hatte er statt eines einklapparen Abzugs einen feststehenden Abzug mit festem Abzugsbügel. Ebenso gab es jetzt statt eines Ladestocks einen unter dem Lauf angebrachten Hebel, um die Geschosse in die Kammer zu drücken. [18] [21]
Der Colt Walker war erfolgreich und Colt konnte mit weiteren Bestellungen der Armee rechnen. In seinem nächsten Anlauf war Samuel Colt vorsichtiger als in Paterson. Seine 1847 gegründete Firma war kleiner, fest in seiner Hand und befand sich in angemieteten Räumen in Hartford/CT. Viele Fertigungsaufträge wurden an Subunternehmer vergeben. [18]
Weitere Aufträge folgten, und bis 1860 wurden rund 20.000 Revolver des Nachfolgemodells Dragoon (auch: Old Model Army, sechsschüssig: Model 1848) verkauft. Alleine die US-Armee kaufte mehr als 7.000 Stück. [22] Neben der eigentlichen Waffe brachte Colt auch die industrielle Fertigung voran, was sich nicht nur in größeren Produktionszahlen, sondern auch in einer Austauschbarkeit von Teilen und somit einer schnellen und einfachen Ersatzteilversorgung niederschlug. [23]
Bis 1850 gab es wenig Konkurrenz für Samuel Colt. Auf dem europäischen Kontinent wurden Revolver nur von Devisme und Lenormand in Handarbeit hergestellt. In England gab es keinen einzigen Hersteller, und in den USA wurden ansonsten nur Bündelrevolver produziert. 1850 stellte dann die Massachusetts Arms Company aus Chicopee Falls einen von Edwin Wesson modifizierten Leavitt Revolver vor, für den das US-Patent 6.669 am 28. August 1849 vergeben wurde. Einen von Colt angestrengten Prozess verlor die Massachusetts Arms Company jedoch und musste Kosten und Strafe in Höhe von 65.000 Dollar zahlen. Damit hatte Colt bis 1856 die alleinigen Produktionsrechte für Single-Action Revolver in den USA. [24]
In Hartford stellte Colt neben dem Dragoon Mod. 1848 im Kaliber .44 den Taschenrevolver Pocket Mod. 1849 im Kaliber .32 und den Navy (oder Belt) Mod. 1851 im Kaliber .36 in großer Zahl her. Ab 1860 wurde eine modernisierte Variante dieser Waffen, der Army 1860, der Navy 1861 und der Police 1862 auf der gleichen Basis, jedoch mit runden Läufen hergestellt. Dazu kam 1855 ein von Elisha K. Root entworfener Taschenrevolver mit geschlossenem Rahmen in den Kalibern .28 und .32 auf den Markt.
1851 hatte Colt den Konstrukteur Elisha K. Root eingestellt. Dieser modernisierte nicht nur die Produktion, indem er neue Maschinen einführte, er entwickelte auch die Revolver weiter. Das nächste Ziel war die Erschließung neuer Märkte wie etwa Europa. So baute man 1852 im Londoner Stadtteil Pimlico eine Fabrik, in der 230 Mitarbeiter angestellt waren. 1854 erging ein Auftrag über 4.000 Navy Revolver Modell 1851 für die britische Marine. [23] Bis 1873 konnten so weltweit rund 850.000 Single-Action Perkussionsrevolver verkauft werden. [22]
Bei der ersten Weltausstellung, im Mai 1851, im Londoner Kristallpalast änderte sich jedoch die Situation für den europäischen Markt. Zwar meinte die Times über Colts Revolver, dass sie ein neues Impfmittel gegen die wilden Stämme sind, die den Weg in die Wildnis behindern, und dass der sechsschüssige Revolver mit höchster Wahrscheinlichkeit jede andere derzeitige bei Kavallerie oder jeder anderen militärischen Kraft benutzte Schusswaffe übertrifft, jedoch gab es einen kleinen Stand mit einem neuen Revolver. Hierbei handelte es sich um eine von Robert Adams unter der britischen Patentnummer 13.527 am 24. Februar 1851 patentierten Waffe. [25]
Bei Adams' Revolver waren Rahmen und Lauf aus einem Stück, die wesentlichen Konstruktionsmerkmale der Trommel waren gleich. Der größte Unterschied war die Art der Schussauslösung. Der Adams-Revolver war selbstspannend (Double-Action-Only), der Colt-Revolver verfügte über einen Single-Action-Abzug. [26]
Am 10. September 1851 gab es dann im Royal Arsenal in Woolwich ein öffentliches Vergleichsschießen auf 50 Yards Entfernung. Im Gegensatz zum Revolver von Colt gab es bei der Waffe von Adams keine Zündversager und die Waffe konnte in 38 Sekunden statt in 58 Sekunden nachgeladen werden. Zudem war die Präzision, auch bei der Verwendung unterschiedlicher Geschosse, größer. Die fünfschüssige Waffe war zudem 681 g leichter als der 1985 g schwere Colt Revolver. [27]
Lieutennant Beaumont von den britischen Royal Engineers ließ 1855 eine Erfindung patentieren, die den Single-Action-Abzug und Double-Action-Only-Abzug kombinierte. Dieser neue Double-Action-Abzug wurde bald durch die Beaumont-Adams-Revolver am Markt etabliert, der nun auch den fest angebrachten Ladehebel übernommen hatte. [28]
Als die verschiedenen Patente für Perkussionsrevolver ausliefen, stieg die Produktion in den Vereinigten Staaten und Großbritannien an. George Daw produzierte in London Revolver, die den Colt-Modellen sehr ähnlich waren, James und Philip Webley hatten schon seit 1835 in Birmingham Perkussionsschlösser gebaut und nutzten ihre Erfahrung nun für den Bau von Revolvern. [29]
William Tranters patentierte 1853 einen Revolver mit überlangem Abzugszüngel. Dieses ragte durch den Abzugsbügel hindurch. Drückte man den unteren Teil, wurde der Hammer wie bei einem Single-Action-Revolver gespannt. Drückte man den Teil innerhalb des Abzugbügels, löste sich der Schuss. Diese Erfindung machte es möglich die Waffe mit schon zurückgezogenem Hammer in den Anschlag zu bringen und präzise (mit geringem Abzugswiderstand) den Schuss auszulösen. [30]
Es kam auch zu Kuriositäten wie dem 1859 von John Walsh entwickelten Revolver, der in sechs Kammern jeweiles zwei Ladungen hintereinander einbrachte. Somit standen dem Schützen zwölf Schuss zur Verfügung. Dr. Le Mat (New Orleans) erfand einen neunschüssigen Revolver mit einem Zusatzlauf für einen Schrotschuss. [31] Enouy Joseph entwickelte 1855 sogar einen 42-schüssigen Revolver. An einer Spindel befanden sich sieben Trommeln mit je sechs Kammern. Die Waffe war jedoch zu groß um wirklich praktisch zu sein. [32]
Hinterlader-Revolver
In der Geschichte der Feuerwaffen hat es viele Versuche gegeben, um eine Ladung direkt und vollständig in den Verschluss zu laden. Das erste erfolgversprechende System schuf der Schweizer Samuel Pauly 1812 mit der sogenannten Einheitspatrone. Diese für Hinterladergewehre gedachte Patrone enthielt Treibladung, Geschoss und Zündsatz in einer Patronenhülse aus Pappe, welche mit einem Metallboden den Lauf nach hinten gasdicht abschloß. In der Mitte des Bodens war der Zündsatz eingebracht.[33]
Revolver für Stiftfeuerpatronen
1835 ließ sich Casimir Lefaucheux dann eine der Einheitspatrone ähnliche Munition patentieren, die jedoch zur Zündung einen seitlich angebrachten Zündstift nutzte. [34] 1851 stellte er diese Patrone ebenfalls auf der Weltausstellung in London aus. Der erste Hinterlader-Revolver für Stiftfeuerpatronen wurde dann 1854 von seinem Sohn, E. Lefaucheux, patentiert und zwei Jahre später bei der französischen Marine eingeführt. Bis 1857 wurden insgesamt 400.000 dieser Waffen hergestellt. [35] [36]
Lefaucheux-Revolver wurden auch gerne als Taschenwaffen genutzt. Viele gehörten zu der großen Gruppe belgischer Bulldog- und Velodog-[Anm. 2] Revolver. Dieses waren Waffen, die der Spaziergänger und Radfahrer mitnahm um in Parks und auf Feldwegen gegen umherstreunende, tollwütige Hunde geschützt zu sein. [37]
Bei Munition mit Lefaucheux-Zündung steht am Hülsenrand ein Stift hervor. Wird dieser in die Hülse gedrückt, zündet er eine Zündladung, welche die eigentliche Treibladung zum Abbrennen bringt. Abgesehen davon, dass die Patronen sehr empfindlich sind, ist es umständlich, sie in die Trommel einzulegen. Der Stift muss genau in einer Aussparung der Trommel liegen, damit der Hahn der Waffe ihn erreichen kann. [38]
Revolver für Randfeuerpatronen
Im Jahr 1850 ließ sich ein Monsieur Houlon in Frankreich eine Patrone patentieren, bei der die Zündmischung ringförmig in den hohlen Rand der Patrone eingebracht wurde. [35]
1857 brachten dann Daniel B. Wesson und Horace Smith (Smith & Wesson) den ersten Revolver für Randfeuerpatronen, das Model No 1, auf den Markt. Dazu verwendeten sie das Patent von Houlon, benutzten aber eine Kupferhülse und das Kaliber .22 (5,6 mm).[35]
Technisch handelte es sich bei der Waffe um einen Kipplaufrevolver. Der Lauf wurde zum Laden und Entladen nach oben geschwenkt. Dann entfernte man die Trommel, die auf einer kurzen Trommelachse am hinteren Ende des Rahmens lag und konnte diese laden bzw. entladen. Beim Entladevorgang diente der unter dem Lauf angebrachte Zapfen als Ausstoßer. Aufgrund des Patents von Rollin White für die durchbohrte Trommel (alle anderen Revolver in den USA wurden ja noch von vorne geladen, auch die Perkussionsrevolver), durfte bis 1869 kein Wettbewerber diese Konstruktion kopieren. Smith & Wesson beschreibt dieses auf seiner Firmenhomepage als ein very lucrative business[39] (sehr lukratives Geschäft). [35] Erste Modelle anderer Anbieter kamen dann 1871 auf den Markt und überschwemmten schließlich die Weltmärkte. [40]
Smith & Wesson brachten jedoch laufend neue Ideen in die Waffenproduktion ein, so auch einen Ausstoßer für die abgeschossenen Hülsen, der in Aktion trat, sobald der Lauf nach unten abgeklappt wurde. [40] Von W. C. Dodge erfunden, wird es auch als Dodge Fast-Loading System bezeichnet. Da die Schecks mit den Patentgebühren wenige Tage nach Fristablauf in Großbritannien, Frankreich und Belgien eingingen, wurden die Patentanmeldungen dort abgelehnt. Nur wenige Wochen später gab es in Europa bereits die ersten Nachahmungen. [41]
Ein Problem bei Randfeuermunition war und ist, dass die Hülse im Bereich der Zündmasse sehr dünn sein muss, damit sie über einen Schlagbolzen oder Zündstift gezündet werden kann. Dies macht es unmöglich, starke Treibladungen einzusetzen, da sonst die Hülse aufreißt. [40]
Remington bot seine Modelle mit Wechseltrommel an, so konnte man wahlweise die Waffe mittels Perkussionszündung oder mit Randfeuerpatronen verwenden.
Viele Revolver benutzten Randfeuerpatronen, welche ursprünglich für Unterhebelrepetiergewehre entwickelt worden waren (vergl. Henry-Rifle wurden jedoch bald von Revolvern für Zentralfeuerpatronen abgelöst.
Revolver für Zentralfeuerpatronen
Nachdem Pauly 1812 seine Einheitspatrone vorgestellt hatte, war 1858 von George Daw eine neue Zentralfeuerpatrone patentiert worden. Ein Jahr später ließ sich der Franzose Perrin einen Zentralfeuer-Revolver patentieren.
Schließlich ließ sich 1866 der britische Colonel E. M. Boxer eine Gewehrpatrone mit der seitdem so genannten Boxerzündung patentieren. Dieses Patent wurde im Anschluss auch für Revolverpatronen im Kaliber .45 übernommen.[40]
Die Patrone bestand zuerst aus einem gewickelten Messingblech mit Eisenboden. Bereits 1867 nutzte man schon tiefgezogene Messinghülsen. Diese hatten im Boden eine Vertiefung für die Zündmasse und ein Loch, durch das der Flammenstrahl der Zündmasse die Treibladung im Inneren der Patrone erreichen konnte.[40]
Für diese Munition entwickelte John Adams in gleichen Jahr einen Double-Action-Revolver, der schon 1868 offiziell als Armeerevolver in Großbritannien eingeführt wurde. Damit war der moderne Revolver in der heute bekannten Form geboren.[40]
1873 führte Samuel Colt den als Peacemaker berühmt gewordenen Colt Single Action Army ein.[40]
Dieser Revolver wurde in der amerikanischen Armee mit einer Zentralfeuerpatrone im Kaliber .45 eingeführt. Im zivilen Markt wurde er etwas später für die Winchester-Zentralfeuerpatronen Kal 44-40 WCF (Winchester Central Fire) die 38-40 WCF und die 32-20 WCF angeboten. Diese Patronen wurden auch im Winchester Mod. 1873 und später Mod. 1892 verwendet und waren deshalb im Wilden Westen als Einheitspatronen erfolgreich. Amerikanische Cowboys hatten dann 35 bis 40 Patronen im Patronengürtel, die sie je nach Bedarf in das Gewehr oder den Revolver luden. Da somit nur ein Patronentyp benötigt wurde, standen beide Waffen zur Verfügung bis der gesamte Vorrat an Patronen aufgebraucht war. [42]
Die letzte große Neuerung war dann die ausschwenkbare Trommel. Diese Idee ließ sich 1865 William Mason, damals bei Remington angestellt, patentieren. Später wechselte er zu Colt und ließ sich 1888 einen Double-Action-Revolver mit Ausschwenkzylinder und Hülsenauswerfer patentieren. Der Hülsenauswerfer wurde durch Drücken auf die vor der Trommel angebrachte Auswerferstange betätigt. [43]
- Die Zeit der Weltkriege
Zwischen 1900 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Revolver stetig eingesetzt, es gab jedoch keine größeren Entwicklungsschritte. Bestehende Konzepte wurden weiterentwickelt und Hersteller wie Colt, Smith & Wesson oder Webley trieben Modellpflege. Mit den Kriegen trat jedoch gleichzeitig im militärischen Bereich die Selbstladepistole immer mehr in den Vordergrund.
- Entwicklungen nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sich die Selbstladepistole immer stärker gegenüber dem Revolver zu behaupten. So geriet die Firma Smith & Wesson in den 1980er und 1990er-Jahren in eine Krise. Ausländischen Produzenten, wie zum Beispiel dem österreichischen Pistolenhersteller Glock, gelang es, in den heiß umkämpften Markt für die Ausrüstung der amerikanischen Polizei einzubrechen und lukrative Aufträge zu akquirieren.[44] Dazu kamen Marketingfehler der Firmen. „Wir hatten keine Aufträge von staatlichen Behörden. Null. Wir hatten keinen Repräsentanten in Washington.“ sagte Michael Golden, Geschäftsführer bei Smith & Wesson, dazu 2006 in einem Interview.[44] Neue staatliche Aufträge erhält Smith & Wesson aber auch vornehmlich im Bereich der Selbstladepistolen. [44] Anderen Firmen erging es ähnlich schlecht, so musste auch die deutsche Firma ERMA schließen.
Aktuell bedeutende Hersteller neben den genannten sind in Nordamerika Ruger, in Südamerika Taurus und Rossi sowie in Frankreich Manurhin. In Deutschland sind die Firmen Weihrauch, Janz (beide Sport-, Jagd- und Verteidigungsrevolver) und Korth (laut Firmenhomepage der beste und teuerste Revolver der Welt[45]) am Markt vertreten.
Nach 1945 wurden deutsche Polizisten oft mit Smith & Wesson-Revolvern aus amerikanischen Beständen ausgerüstet. In Deutschland stand man dem Revolver als Dienstwaffe jedoch meist skeptisch gegenüber. So schreibt die Polizei Bayern hierzu: „Für den polizeilichen Einzeldienst besser geeignete Handfeuerwaffen konnten erst zu Beginn der 1950er Jahre beschafft werden. Zu Standardwaffen entwickelten sich damals die Pistolen Walther PP (Schutzpolizei) bzw. Walther PPK (Kriminalpolizei).“[46] Dabei gab es diese Pistolen nur in relativ schwachen Kalibern wie 7,65 mm Browning oder 9 mm kurz. Heute werden Revolver bei der deutschen Polizei meist nur von Kriminalbeamten geführt.[47]
Als Sportwaffe hat die Sportpistole dem Revolver den Rang abgelaufen.[48] Der Nachteil des Revolvers ist dabei die Notwendigkeit, zum Spannen des Hahns mit der unterstützenden Hand umgreifen zu müssen, was bei der Sportpistole entfällt.[49] Deshalb gibt es bei verschiedenen Verbänden mittlerweile eigene Revolverdisziplinen.
Technik moderner Revolver
Abgrenzung zur Pistole
In der Fachliteratur gehen die Meinungen seit langem auseinander, ob ein Revolver eine Unterart der Pistole oder eine technisch selbständige Faustfeuerwaffe ist. So benennt das deutsche Patentamt einen Revolver als eine revolverartige Pistole[50], das österreichische Waffenrecht setzt Pistole und Revolver als Kurzwaffen jedoch auf eine Stufe. [51]
Während bei Bündelrevolvern Lauf und Kammer, genau wie bei Pistolen, eine Einheit bildeten, verfügen moderne, für Patronenmunition ausgelegte Revolver ausnahmslos über eine Trennung von Lauf und Kammer.
Unabhängig davon definiert sich ein Revolver darüber, dass der Patronenlagerblock über mehrere Kammern verfügt und drehbar ist. Mehrere Schüsse können nur abgegeben werden, wenn sich das Patronenlager schrittweise dreht, um jeweils eine geladene Kammer vor die Auslösevorrichtung (Schlagstück) zu bringen.
Diese Unterscheidung ist wichtig, da es in der Vergangenheit eine Vielzahl von Pistolen gab, die über zwei oder mehr Läufe mit Patronenlager verfügten. Hierzu gehörten zum Beispiel die Remington Zig-Zag hand gun, welche zumeist als Derringer eingestuft wird. [52] Bei vielen dieser Waffen gab es zumeist für jeden Lauf eine eigene Auslösevorrichtung. Bei einige Waffen gab es jedoch auch eine rotierende Auslösevorrichtung, zum Beispiel bei der 1881 von Charles Lancaster in London vorgestellten vierschüssigen Pistole[53], oder der vierläufigen Pistole von Tipping & Lawden[54]. Dieses sind keine Revolver.
In der Anwendung erfüllen Revolver und Pistole ebenfalls grundlegend andere Anforderungen. Während Revolver zwischen fünf und zehn Patronen aufnehmen und man mehrere Sekunden benötigt um die Waffe nachzuladen, nehmen moderne Selbstladepistolen mit zweireihigen Magazinen 15 bis 20 Patronen, mit speziellen Magazinen sogar mehr als 30 Patronen auf. Gleichzeitig kann bei der Pistole während des Magazinwechsels eine Patrone im Patronenlager verbleiben, und der Magazinwechsel erfordert kaum mehr als eine Sekunde.
Um den Nachladevorgang bei Revolvern zu beschleungigen, bieten sich vor allem für typische Revolverpatronen mit Rand Speedloader (Schnelllader) an. Dabei wird in einer Vorrichtung eine vollständige Trommelfüllung mitgeführt, bei der die Patronen kreisförmig angeordnet sind und vorne aus dem Speedloader herausstehen. Dieser wird dann an der Trommel angesetzt und, meist durch Drücken eines Knopfes, die Verriegelung freigegeben. Die Patronen fallen dann gleichzeitig in die Trommel. Hiermit ist man nur wenig langsamer als beim Magazinwechsel.
Gegenüber der Selbstladepistole hat der Revolver weniger Einzelteile, ist also zumindest theoretisch weniger störungsanfällig. Außerdem ist die Funktion des Revolvers nicht von der Funktion der Patrone abhängig. Zündet eine Patrone nicht, kann der Abzug einfach erneut durchgezogen werden. Bei der Selbstladepistole muss der Schlitten manuell bewegt werden um die nicht abgeschossene Patrone zu entfernen. Dazu kommen bei der Selbstladepistole mögliche Störungen bei der Munitionszufuhr und dem Hülsenauswurf. Dieses kann bei einem Revolver nicht auftreten, da die Funktion unabhängig vom durch die Munition erzeugten Rückstoß (siehe Rückstoßlader) oder Gasdruck (siehe Gasdrucklader) ist.
Revolver mit einem im Rahmen liegenden Hahn (fälschlich auch oft hahnlose Revolver genannt) können zudem sogar aus der Manteltasche geschossen werden. Hier kann sich der Hahn nicht in der Kleidung verfangen. Dieses kann bei Revolvern mit Hahn zu einer Störung führen. Bei der Selbstladepistole wird schon beim ersten Schuss der Rücklauf des Schlittens behindert, was nicht nur sicher zu einer Störung führt, der Schütze kann sich hier auch leicht verletzen. Konstruktionsbedingt handelt es sich ausnahmslos um Waffen mit Double-Action-Abzug. Da diese Revolver in der Regel eine geringe Baugröße haben, werden sie auch Taschenrevolver genannt.
Munition
Die meisten modernen Revolver nutzen Zentralfeuerpatronen. Lediglich im Kleinkaliberbereich werden auch Randfeuerpatronen genutzt. Während bei den erstgenannten Patronen der Bodenrand massiv ausgelegt ist und das Zündhütchen mittig im Boden eingesetzt ist, befindet sich bei den Randfeuerpatronen die Zündmasse im hohlen Rand. Für Revolver werden Patronen mit Rand bevorzugt, da der Rand verhindert, dass die Patronen in der Trommel nach vorn durchrutschen.
Typische Pistolenpatronen hingegen sind oft reine Zylinder, die über dem Boden lediglich eine umlaufende Auszieherille für den bei Pistolen gebräuchlichen Auszieher haben. Die Auszieherille kann genutzt werden, wenn randlose Patronen in Revolver geladen werden sollen. Die Patronen werden in sogenannte Clips eingesetzt. Dieses sind meist Metallscheiben für sechs, oder Halbmondclips genannte halbrunde Scheiben für drei Patronen. Diese verfügen über Öffnungen, in die die Patronen so eingesetzt werden, dass die sie von den Clips in der Auszieherrille gehalten werden. Der Clip wird dann komplett in die Trommel eingesetzt. Gleichzeitig beschleunigen diese Clips den Nachladevorgang, da mit einem Griff mehrere Patronen in die Trommel eingeführt werden können. Für einige zylindrische Patronen, welche sogenannte Hülsenmundanlieger sind, gibt es auch passende Trommeln, bei denen man ohne Clip auskommt. Hierbei gibt es im Patronenlager eine Stufe. Der Bereich zum Lauf hin ist enger. Wenn die Patrone in das Patronenlager eingelegt wird, liegt der vordere Rand der Hülse (Hülsenmund) an dieser Stufe an und hält die Patrone in Position.
Die meisten Patronen für Revolver beruhen auf Munition, die ursprünglich für Schwarzpulver ausgelegt war. Dadurch ist das Hülsenvolumen oft deutlich größer als für Nitrozellulosepulver eigentlich nötig. Dieses führt gelegentlich dazu, dass Wiederlader die doppelte oder dreifache Menge Pulver einfüllen ohne dieses wahrzunehmen. Die Folge sind dann in der Regel Waffensprengungen.
Schon oft gab es Bestrebungen mit Waffen Maximalleistungen hervorzubringen. Da die Energie der Ladung keinen Einfluss auf die Waffenfunktion hat, konnten mit Revolver hier andere Experimente durchgeführt werden als mit Selbstladepistolen. Nachdem es bereits 1935 das Kaliber .357 Magnum gab, wurde 1955 die .44 Magnum vorgestellt. Es folgte 1957 die Patrone .454 Casull. Nach verschiedenen anderen starken Kalibern gab es 1997 den derzeit stärksten Revolver. Der GTG Kodiak verschießt die für die Elefantenjagd gedachte Großwildpatrone .600 Nitro Express mit einer Energie von über 6.000 Joule. [55] [56]
Übersicht großkalibriger, starker Munition.
Kaliber Waffe, Lauflänge Geschoss Energie .32 H&R Magnum Ruger SP101, 3“ 85 grs309 J.357 Magnum Colt Trooper, 6“ 125 grs845 J.357 Maximum Dan Wesson, 8“ 158 grs1.583 J.44 Magnum Taurus M44, 6,5“ 300 grs1.764 J.454 Casull Freedom Arms,10“ 340 grs3.212 J.45-70 Government Century Arms, 12“ 350 grs3.042 J.600 Nitro Express GTG Kodiak, 10“ 900 grs6.010 JBauteile und Funktionen
Rahmen
Der Rahmen hat mehrere Funktionen. Zum einen dient er als Griffstück bzw. als Träger für die aufgesetzten Griffschalen. Damit bildet er auch das Gehäuse für die mechanischen Funktionsteile des Revolvers. Zum anderen dient er als verbindendes Element für Lauf und Trommel. [58] Der Abzugsbügel dient als Schutzelement für den Abzug.
Abzug
Die meisten Revolver verfügen über eine komplette Abzugsgruppe, die für den Transport der Trommel, die Arretierung der Trommel in Schussposition, die Funktion des Hahns und die Sicherung gegen eine unbeabsichtigte Schussauslösung zuständig ist. [58] Das einzige hiervon sichtbare Teil ist das Abzugszüngel, welches der Schütze mit dem Finger bedient.
Sicherung
Nur sehr wenige Revolver verfügen über eine manuelle Sicherung. Diese befindet sich meist hinter dem Hahn oder auf der linken Rahmenseite. Dabei blockiert die Sicherung die Bewegung von Abzug und Hahn.
Hahn / Schlagbolzen
Der Hahn wird durch eine Schrauben- oder Blattfeder nach vorne in Richtung Patronenboden gedrückt. In seiner hinteren Stellung wird er durch eine Rast des Abzugsblocks fixiert. [58]
Bei Revolvern mit im Hahn integriertem Zündstift, welche also auf einen Schlagbolzen verzichten, findet als interne Sicherung (Fallsicherung) oft der sogenannte Riegelblock Verwendung. Der Riegelblock liegt dabei so vor dem Hahn, dass der Zündstift nicht durch die Öffnung im Rahmen zum Patronenboden mit dem Zündhütchen vordringen kann. Erst wenn der Abzug vollständig durchgezogen wird, bewegt sich der Riegelblock aus dieser Position weg. Diese Technik wird oft bei Smith & Wesson-Revolvern angewendet. [59]
Bei Revolvern mit Schlagbolzen befindet sich vor dem Hahn ein sogenannter Transferstollen. Nur wenn dieser zwischen Hahn und Schlagbolzen geschoben wird, kann der Hahn beim Vorschnellen seine Energie auf den Schlagbolzen übertragen. Dieses geschieht erst, wenn der Abzug vollständig durchgezogen wird. Bekannte Vertreter dieser Sicherung sind Ruger-Revolver. [59]
Bei einigen Revolvern, wie dem Manurhin MR .32 Match Convertible, besteht die Möglichkeit eines Wechsels zwischen Randfeuer- und Zentralfeuerpatronen. Aus diesem Grund sitzt der Zündstift außermittig in einem drehbaren Stoßboden. Je nachdem wie dieser Stoßboden eingestellt wird, trifft dann der Zündstift den Rand der Kleinkaliberpatrone oder die Mitte der Zentralfeuerpatrone. [60]
Trommel
Bei der Trommel handelt es sich um eine Walze. Diese enthält meist zwischen fünf und zehn Trommelbohrungen, die die Patronenlager bilden. Das hintere Ende der Trommel ist zusätzlich bearbeitet, damit die Ränder von Randfeuerpatronen eine Auflage finden oder aber Clips sicheren Halt haben. In der Mitte der Trommel befindet sich eine weitere Bohrung, welche die Trommelachse aufnimmt. Um diese herum dreht sich die Trommel. Oft ist diese Achse als Ausstoßerstange konstruiert. Dabei befindet sich am hinteren Ende der Trommel der sogenannte Ausstoßerkranz, der unter die Patronenränder fasst. Drückt man die Achse von vorne mit der Hand, werden die leeren Hülsen nach hinten ausgestoßen. Die Achse selbst ist mit dem Trommelkran verbunden, der die Verbindung zum Rahmen herstellt und es ermöglicht die Trommel seitlich auszuschwenken. [61] Revolvertrommeln verfügen zur Gewichtsreduzierung oft über Flutungen an der Außenseite der Trommel. Diese lassen den Revolver dann auch optisch weniger massig erscheinen. Bei einigen Revolvern lassen sich zudem die Trommeln tauschen. So können unterschiedlich geformte Patronen mit gleichem Geschossdurchmesser aus einer Waffe verschossen werden.
Trommeltransport
Wird der Hahn zürückgezogen, wird die Trommel um ein Patronenlager weiter gedreht. Hierzu befindet sich neben dem Hahn im Rahmen eine Klinke. Diese geht in der Bewegung nach vorne, Richtung Trommel, und dann nach oben. Dabei greift sie in den inneren Bereich des Ausstoßerkranzes. Hier gibt es genauso viele Nocken wie Patronenlager. Durch die Aufwärtsbewegung drückt sie gegen einen der Nocken und bringt die Trommel in eine Drehbewegung. [61]
Trommelarretierung
Die Walzensperre stoppt die Drehung der Trommel und fixiert die Trommel in Schussposition. Wird der Hahn zurückgezogen, wird ein unter der Trommel aus dem Rahmen herausstehender Arretierungsbolzen nach unten gezwungen. Ist der Hahn ein Stück zurückgezogen und wird die Trommel bereits in eine neue Position bewegt, wird der Bolzen freigegeben und springt wieder nach oben. Dann gleitet er ein Stück über die Aussenseite der Trommel und greift schließlich in eine auf der Aussenseite der Trommel befindliche Ausfräsung ein. Nun kann sich die Trommel nicht weiter bewegen und das Patronenlager liegt exakt vor dem Lauf. [58] Die Trommeln haben in der Regel eine T-förmige Ausfräsung. Ein Ast ist dabei abgeschrägt. Hier gleitet der Arretierungsbolzen in die Ausfräsung. Dieses soll verhindern, dass der Bolzen die Ausfräsung überspringt. Gleichzeitig zeigt diese Abschrägung die Drehrichtung der Trommel an.
Trommelentriegelung
Zum Ausschwenken der Trommel gibt es bei den meisten Revolvern auf der linken Rahmenseite ein auch als Daumenschieber bezeichnetes Bedienteil. Wird der Daumenschieber nach vorne gedrückt, bewegt sich innerhalb des Rahmens ein Stift parallel dazu nach vorne. Dieser drückt gegen die Trommelachse und schiebt sie aus der Aufnahme im Rahmen heraus. Die Trommel kann dann ausgeschwenkt werden. Wird der Daumenschieber losgelassen oder die Trommel wieder eingeschwenkt, drückt eine Feder im Trommelkran die Trommelachse mit ihrer Spitze wieder in den Rahmen hinein. [62]
Einige Revolver verfügen zudem über einen Trommelkranverschluss. Hierbei greift zusätzlich eine Klinke am Trommelkran in den Rahmen. Dadurch wird die Trommel an drei Stellen (Vorne und Hinten an der Trommelachse und von unten an der Trommel) gleichzeitig verriegelt, weshalb man dann auch von einem Triple-Lock (Dreifachschloss) spricht.
Bei Kipplaufrevolvern wird der vordere Rahmenteil mit der Trommel abgekippt. Die Trommel kann dann von schräg oben nachgeladen werden. [63] Es gibt auch einige Revolver, bei denen der Lauf nach oben klappt, hierzu gehören unter anderem frühe Revolver von Mauser.
Bei vielen Single-Action-Revolvern ist keine Trommelentriegelung notwendig. Der Zugang zu den Patronenlagern erfolgt durch eine Ladeklappe, über die jeweils ein Patronenlager erreicht werden kann. [63]
Trommelspalt
Im Gegensatz zu Selbstladepistolen sind bei Revolvern Patronenlager und Lauf getrennt, was konstruktiv zu einem Spalt zwischen beiden Bauteilen führt, aus dem bei der Schussabgabe Treibgase entweichen. Dieses führt zu einem geringerem Druck im Lauf und damit zu einer verminderten Geschossgeschwindigkeit im Vergleich zu einer ansonsten gleich aufgebauten Pistole. Dabei ist zu beachten, dass bei einer Selbstladepistole, vor allem bei Gasdruckladern, Energie aus dem Gasdruck für die Nachladefunktion aufgebraucht wird, bevor das Geschoss den Lauf verlassen hat.
Die Breite des Trommelspalts variiert je nach Hersteller zwischen wenigen hundertstel und mehreren zehntel Millimetern. Die austretenden Gase entweichen am Rahmen vorbei nach rechts und links und behindern so auch gegebenenfalls neben dem Schützen stehende Personen, was vor allem bei Sportveranstaltungen zu beachten ist.
Aus diesem Grund sind auch Schalldämpfer bei Revolvern weniger effektiv. Lediglich die Firma Manurhin hatte für die französische Polizei eine Waffe im Programm, bei der auch Rahmen und Trommel zur Lautstärkereduzierung ummantelt waren.
Bei einigen Konstruktionen wird der Trommelspalt vor dem Schuss verschlossen (sogenannte gasdichte Revolver). Dabei wird die Trommel, während der Hahn gespannt wird, nach vorne gedrückt und die Trommelbohrung stülpt sich über den Laufansatz. Ein Vertreter dieser Modelle ist der Nagant M1895.
Lauf
Der Lauf ist vorne in den Rahmen eingesetzt. Meist wird er eingeschraubt und zusätzlich durch Stifte fixiert. Es gibt jedoch auch Revolver bei denen die Läufe gewechselt werden können. Dadurch kann man, vor allem bei sportlichen Wettkämpfen, mit einer Waffe verschiedene Kaliber und Lauflängen schießen.
Am der Trommel zugewandten Ende des Laufs befindet sich der Übergangskonus. Dieser ermöglicht es dem Geschoss leicht in den Lauf einzudringen, auch wenn die Achsen von Lauf und Trommelbohrung nicht vollständig übereinstimmen. Der Winkel beträgt hier meist zwischen sechs und 15°. Das Geschoss erreicht dann das Laufinnenprofil. Meist in Form von Feldern und Zügen ausgelegt, versetzt es das Geschoss in eine stabilisierende Drehung.
In der Nähe der Laufmündung befindet sich das Korn, welches einen Teil der Visierung bildet.
Viele Revolver besitzen zudem parallel zum Lauf eine Buchse, in der die Ausstoßerstange der Trommel ruht.[61] Oft wird diese Buchse bis zur Mündung verlängert um den Revolver vorne mit zusätzlichem Gewicht zu versehen, was die Waffe kopflastiger macht und vor allem beim sportlichen Schießen gewünscht ist.
Schussauslösung
Single-Action
Den Single-Action-Revolvern (Hahnspanner)[64] liegt das aus dem Jahr 1835 stammende Patent von Samuel Colt zugrunde. Dieses System ist jedoch mit dem schon um 1680 von John Dafte (London) gebauten Revolverkarabiner mit Schnapphahnschloss eng verwandt.
Um einen Schuss abzugeben ist zuerst mit der Hand der Hahn zu spannen. Mit dem Hahn ist ein Transporteur verbunden. Zieht man den Hahn zurück, greift dieser in eine Ratsche an der Hinterseite der Trommel, hebt sich weiter und dreht dabei die Trommel. Nun bewegt sich ein zweiter Arm und blockiert die Trommel in Schussposition. [65] Nunmehr kann der Hahn über den Abzug aus seiner Rast gelöst werden und wird durch Federdruck nach vorne auf das Zündhütchen getrieben.
Double-Action
Das deutsche Waffengesetz beschreibt Double-Action-Revolver (Selbstspanner[26], Abzugsspanner[64]) wie folgt: [Es] wird bei Betätigung des Abzuges durch den Schützen die Trommel weitergedreht, so dass das nächste Lager mit einer neuen Patrone vor den Lauf und den Schlagbolzen zu liegen kommt, und gleichzeitig die Feder gespannt. Beim weiteren Durchziehen des Abzuges schnellt der Hahn nach vorn und löst den Schuss aus. [66] Double-Action-Revolver sind gemäß dem deutschen Waffengesetz keine halbautomatischen Schusswaffen. [66]
Vorteil des Double-Action-Systems ist, dass auch mit der sicheren (also nicht vorgespannten) Waffe ein schneller Schuss möglich ist. Nachteilig gegenüber dem Single-Action-System ist der längere Abzugsweg und der größere Abzugswiderstand. [67]
Soll Double-Action geschossen werden, wird direkt der Abzug betätigt. Auf den ersten Millimetern des Abzugwegs wird die Trommel weitergedreht. Anschließend bewegt sich der Hahn in eine rückwärtige Position. Dabei wird die Feder gespannt, welche ihn nach vorne drückt. Ist der Hahn dann in rückwärtiger Position und liegt ein Patronenlager vor dem Lauf, greift die Walzensperre in eine Ausnehmung der Trommel und setzt diese fest. Zu diesem Zeitpunkt ist der größte Teil der Abzugsbewegung getätigt und die meiste Kraft aufgewandt worden. Wird der Abzug jetzt noch weiter bewegt, wird der Riegelblock außer Funktion gesetzt und der Hahn aus seiner Rast freigegeben. Nun wird er von der Feder nach vorne gedrückt und der Zündstift trifft das Zündhütchen. Alternativ wird bei Modellen mit Schlagbolzen der Transferstollen vor den Hahn geführt und von diesem getroffen, so dass die Bewegung auf den Schlagbolzen übertragen wird, der dann auf das Zündhütchen schlägt. [68]
Double-Action-Only
Bei diesen Revolvern gibt es nur die Double-Action-Funktion. Der Hahn kann nicht vorgespannt werden. Diese Variante der Schussauslösung wurde vor dem Double-Action-Abzug erfunden und ist heute vor allem bei Dienstwaffen (auch Dienstpistolen) verbreitet, da hier bei jedem Schuss eine gleich hohe Kraft zur Schussauslösung aufgewandt werden muss. Die Bedienung ist vereinfacht und es beugt einer versehentlichen Schussauslösung eines zitternden Fingers bei einer vorgespannten Waffe vor.
Halbautomat
Der erste vorgestellte Selbstladerevolver, ein Rückstoßlader, war der Webley-Fosbery 1901. [69] [70] Die Waffe orientierte sich an einigen Punkten des Designs am Ordonnanzrevolvers Webley Nr.1 Mk.4. [69] Technisch war sie jedoch gänzlich anders aufgebaut. Zwar handelte es sich um eine Kipplaufwaffe[71], der Rahmen war jedoch ein weiteres mal geteilt. Der untere Teil bestand aus dem Griff, dem Abzugsmechanismus und der Führung für den oberen Rahmenteil. Der obere Rahmenteil enthielt den Lauf, die Trommel und den Hahn. [70]
Wurde ein Schuss abgefeuert, drückte der Rückstoß den oberen Teil der Waffe nach hinten. Eine Stange, welche in eine Reihe von als Zwangskurven dienenden zick-zack-förmigen Nuten auf der Außenseite der Trommel griff, drehte dabei die Trommel und gleichzeitig wurde der Hahn gespannt. Dann glitt der obere Teil der Waffe wieder nach vorne. Nun konnte ein weiterer Schuss abgegeben werden. Eine Sperre verhinderte Dauerfeuer. [70] Die Waffe hatte im Vergleich zu anderen Revolvern jedoch viele Teile, es wurde im Schuss viel Masse bewegt und es gab, neben einem leicht einzustellenden Abzug, keine besonderen Vorteile gegenüber Double-Action-Revolvern. [70] So wurde die Produktion bereits 1914 wieder eingestellt. [69]
Der modernste Selbstladerevolver war der 1997 vorgestellte, italienische Mateba Model 6 Unica. Technisch gesehen war auch er ein Rückstoßlader. Die Besonderheit an der Waffe war der auf Höhe der unteren Kammer liegende Lauf. Dadurch wirkte der Rückstoß sehr geradlinig in die Hand des Schützen und beugte einem Hochschlagen der Waffe vor. Die Läufe waren gegen solche in anderen Kalibern und anderer Länge austauschbar. Um hier weniger Einstellungen an der Visierung vornehmen zu müssen, war die Kimme fest, und das auf dem jeweiligen Lauf befindliche Korn voll verstellbar ausgelegt. [72] [73] [74]
Andere Waffen nach dem Revolver-Prinzip
Signal- und Schreckschussrevolver
Schreckschuss- und Reizstoffrevolver dienen der Selbstverteidigung, der Signalgebung im Sport oder auch als Theaterwaffen. Signalrevolver zum Verschiessen von Signal- und Leuchtpatronen dienen zur Verständigung oder als Notsignal unter anderem in der Schifffahrt, Luftfahrt und bei Gebirgswanderungen. [75]
In Deutschland dürfen sie nur mit einem kleinen Waffenschein im öffentlichen Raum geführt werden.
Bei ihnen wird mit Kartuschenmunition geschossen. Signalsterne und ähnliche Signalmittel werden dabei, außer bei reinen Signalwaffen, über Mündungsaufsätze gestartet.
Revolvergewehr
Einen ersten Revolverkarabiner gab es schon um 1680 von John Dafte. [76]
Eine aktuelle Entwicklung ist ein Kipplauf-Revolvergewehr. Hierbei werden Lauf und Trommel nach vorne/unten weggeklappt und die Waffe kann von schräg oben/hinten geladen werden. Hierdurch kann ein hervorstehendes Zündhütchen auch nicht dazu führen, das sich die Trommel nicht mehr bewegen lässt. [77]
Das Revolverprinzip kam auch bei einigen Flinten wie der südafrikanischen DAO-12 oder dem vollautomatischen Jackhammer zum Tragen.
Granatwaffe
Als Granatwaffe wird der südafrikanische Milkor MGL 40 × 46 mm Mehrfach-Granatwerfer produziert. Ähnlich einem überdimensioniertem Revolver mit zweitem Griff unter dem Lauf und einer an der Rahmenoberseite angebrachten Schulterstütze verschießt die Waffe in weniger als drei Sekunden sechs Granaten und kann damit weiche Ziele auf einer rund 1.200 Quadratmeter große Fläche bekämpfen. Es ist jedoch auch möglich, verschiedene Munitionssorten (zum Beispiel Rauch- oder Reizstoff-Granaten) zu laden und diese entsprechend den Bedürfnissen abzufeuern. Weiterentwickelte Versionen können Granaten mit einer Länge bis zu 140 mm verschießen. Dieses sind vor allem großvolumige Granaten für Rauch- und Reizstoffe. [78] [79]
Hybride
Dardick-Pistole
Als Hybrid kann man die Dardick Pistole von 1958 bezeichnen. Sie beruht auf dem Prinzip der offenen Kammer. Innerhalb der Waffe befindet sich eine Walze mit drei Kammern, die jedoch nach außen hin nicht geschlossen sind. Dreht sich die Walze, wird zuerst eine Patrone aus dem Magazin entnommen, nach einer Teildrehung der Walze im zweiten Schritt abgefeuert und nach einer weiteren Teildrehung im dritten Schritt die abgeschossene Hülse ausgeworfen. Bei der Schussauslösung muss jedoch der Pistolenrahmen die äußere Seite des Patronenlagers bilden, außerdem fungiert die Trommel nicht als Magazin. [80] [81] Gegenüber den nachfolgend beschriebenen Waffen gibt es hier keine Vor- und Rückwärtsbewegung der Munition/Hülsen.
Einläufige automatische Waffen
Einläufige Revolver-Maschinenkanonen besitzen eine Trommel mit meist drei oder vier, seltener fünf[Anm. 3] Patronenlagern. Diese bewegt sich schrittweise. Im ersten Schritt wird - je nach Munitionstyp - von vorne oder hinten eine Patrone in das Patronenlager geschoben. Bei Trommeln mit vier Bohrungen folgt nun ein Schritt, der auch „Sicherungsposition“ genannt wird, bei dem also die Munition in der Waffe geladen ist, aber noch nicht in Schussposition ist. Im nächsten Schritt befindet sich die Patrone vor dem Lauf und wird gezündet. Im letzten Schritt wird die Hülse ausgestoßen.
Einläufige Maschinenwaffen dieser Bauart gibt es als Gasdrucklader[82] oder mit externem Antrieb. Dieser kann direkt durch einen Elektromotor[Anm. 4] oder durch eine Kraftübertragung per Kette[Anm. 5] (engl.: Chain-Gun), erfolgen. Der Vorteil von extern angetriebenen Waffen ist, dass keine Funktionsstörung durch nicht gezündete Munition auftreten kann.
Da bei einläufigen Waffen weniger Masse als bei Waffen nach dem Gatling-Prinzip bewegt wird, erreichen sie wegen der kürzeren Anlaufzeit bei kurzen Feuerstössen eine höhere effektive Schussgeschwindigkeit und damit Geschossdichte als Gatlings.
Auch eine als Gasdrucklader konzipierte Revolvermaschinenpistole ist patentiert. [83]
Mehrläufige automatische Waffen
Vorlage für die Waffen nach dem Gatling-Prinzip war eine wirkliche Revolverwaffe, das Ripley-Maschinengewehr. Diese, auf einer Feldlafette montierte Waffe hatte neun Läufe. Von hinten wurde eine für Perkussionszündung vorgesehen Trommel mit neun Bohrungen angebracht und diese neun Schuss über einen Kurbelmechanismus abgefeuert. Danach wurde die Trommel jeweils ausgetauscht um weitere Schüsse abgeben zu können. [84] [85]
Dieses Prinzip, und das der Union Repeating Gun, eines einläufigen Maschinengewehres, machte sich Richard Gatling zunutze. [86] Die erste von Gatling produzierte Gatling Gun hatte sechs rotierende Läufe und wurde von Hand angetrieben.
Moderne Waffen dieser Bauart haben drei bis zehn Läufe und werden als Gasdrucklader oder mit externem elektrischen oder hydraulischen Antrieb konstruiert. Insofern ähneln die Waffen Bündelrevolvern. Jedoch dienen die Patronenlager nicht als Magazin, sondern sind - wie bei einläufigen Revolverkanonen - dazu gedacht, die Feuergeschwindigkeit zu erhöhen, da die Vorgänge beim Schuss quasi parallel ablaufen können. Gleichzeitig können mehr Schüsse abgegeben werden bis die Waffe (sowohl Patronenlager als auch Läufe) heißgeschossen ist, da sich die Gesamtschusszahl auf die einzelnen Läufe verteilt.
Der Unterschied zu einläufigen Waffen besteht darin, dass sich das Laufbündel während des Schießens kontinuierlich dreht. [87] Die Patronen werden in der Drehbewegung über eine Zwangskuve oder eine entsprechende andere Mechanik in das Patronenlager eingeführt und gezündet. Das Patronenlager bewegt sich also nicht schrittweise. [88] Ist das Laufbündel auf seine Sollgeschwindigkeit gekommen, erreichen Waffen nach dem Gatling-Prinzip eine höhere Schussfolge als einläufige Waffen. Gleichzeitig überhitzen sie nicht so schnell.
Das Revolverprinzip als Rüstsatz bei Bombern
Moderne Bomber, wie zum Beispiel die amerikanischen Rockwell B-1, Northrop B-2 oder die russische Tupolew Tu-160, verfügen über die Möglichkeit, statt freifallender Bomben, einen Rüstsatz (Waffenmagazin) für den Abschuss präzisionsgelenkte Munition in den Bombenschacht einzuhängen. Ähnlich, wie bei einem Revolver, ist dieses Magazin drehbar angeordnet und feuert jeweils eine Waffe ab, um sich dann zu drehen und die nächste Waffenkammer freizugeben und die nächste Gleitbombe oder Rakete auszulösen.
Weiterführende Informationen
Interne Verweise
Weblinks
- Beschreibung der Funktionsweise eines Revolvers auf science.howstuffworks.com (engl.)
Literatur
- Jaroslav Lugs: Handfeuerwaffen. 2 Auflage. Militärverlag der DDR, Erscheinungsjahr nicht angegeben, ISBN 3-327-00032-8.
- Ian Hogg: Infanterie-Unterstützungwaffen. 1 Auflage. Motorbuch Verlag Stuttgart, 1997.
- David Harding (Hrsg.): Waffen-Enzyklopädie. 2 Auflage. Motorbuch Verlag Stuttgart, 1995, ISBN 3-613-01488-2.
Einzelnachweise
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- ↑ Lateinwörterbuch, URL: http://www.auxilium-online.net/..., Stand 19.06.2008
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Anmerkungen
- ↑ Im Jahr 1818 wurden noch keine Patentnummern vergeben.
- ↑ Velo ist die Kurzform für das französische velocipede, Fahrrad
- ↑ siehe auch Mauser BK-27
- ↑ siehe auch GIAT 30
- ↑ siehe auch M242 Bushmaster
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