St.-Pauli-Killer

St.-Pauli-Killer

Werner Pinzner (* 1947 in Hamburg-Bramfeld; † 29. Juli 1986 in Hamburg), auch Mucki genannt, war ein deutscher Mörder, der als St.-Pauli-Killer bekannt wurde. Neben einer Serie von Auftragsmorden erregte 1986 Aufsehen, dass er während einer Vernehmung im Hamburger Polizeipräsidium den ermittelnden Staatsanwalt, seine Frau und sich selbst erschießen konnte. Der Fall führte zu politischen Konsequenzen in der Hansestadt Hamburg und gilt als einer der spektakulärsten Fälle der Kriminalgeschichte der Bundesrepublik Deutschland.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Pinzner wurde als Sohn eines Rundfunkmechanikers und der Leiterin einer Filiale einer Lebensmittelkette geboren. Die Schule brach er ohne Abschluss ab, fuhr ab 1964 für zwei Jahre zur See. 1966 arbeitete er für einige Wochen als Fahrer und fuhr hiernach nochmals kurz zur See, eine beabsichtigte Verpflichtung bei der Bundeswehr scheitert an Vorstrafen. Er lernte seine erste Frau kennen. 1970 wird er erstmals zu einer kurzen Freiheitsstrafe verurteilt. 1971 wird seine Tochter geboren. Nach der Geburt begann Pinzner als Gerüstbauer, Fliesenleger und Schlachter tätig zu sein. Im August 1975 beteiligte er sich an einem Überfall auf einen Supermarkt, bei dem der Leiter des Marktes zu Tode kommt. Pinzner wird hierfür im September 1975 festgenommen und schließlich zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Noch vor der Verurteilung lernt er seine zweite Frau kennen. Neun Jahre der Strafe sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel ab, bevor er zum offenen Vollzug in die Justizvollzugsanstalt Vierlande verlegt wird. Während dieser Haftstrafe lernte er Personen kennen, die eine gewisse Bedeutung im Rotlichtmilieu von Hamburg-Sankt Pauli hatten und kommt auch mit Drogen in Kontakt. Es gelang Pinzner einen Revolver der Marke Arminius im Kaliber .38 Special während des offenen Vollzuges zu erlangen und in seinem Schließfach im Gefängnis zu hinterlegen. Er beteiligte sich in dieser Zeit gemeinsam mit zwei Komplizen aus dem Umfeld des Rotlichtmilieus auch an einem Raubüberfall und beging als Freigänger seinen ersten Auftragsmord. Es folgten innerhalb von 14 Monaten mehrere Auftragsmorde, ehe Pinzner 1986 festgenommen wurde.

Motiv für Pinzners Taten war, dass er auch an den Geschäften mit der Prostitution teilhaben wollte. Dies gelang ihm allerdings nicht, da er als Killer zwar gefürchtet war, jedoch nicht respektiert wurde. Zum Ende seiner Laufbahn bestanden schließlich Planungen, ihn als Mitwisser selbst ermorden zu lassen.

Pinzners wurde auf dem Kiez nach seinem Tode mit einem Autokorso gedacht.[2] Die letzte Ruhestätte fand er auf dem Burgtorfriedhof in Lübeck.[3]

Situation im Kiez Hamburgs zur Zeit von Pinzners Morden

Rotlichtviertel in Hamburg

Die Zuhälter des Rotlichtviertels von Hamburg-St. Pauli waren bundesweit aktiv und betrieben neben Bordellen in Hamburg auch bundesweit Bordelle. Die Prostitution verzeichnete in den 1980ern allerdings erhebliche Rückgänge in der Folge der zunehmenden Angst vor der Infektion mit Aids. Gleichzeitig begannen sich in den deutschen Rotlichtvierteln neben den deutschen Zuhältern auch internationale Organisationen auszubreiten. Die Zuhälter reagierten hierauf zunächst mit brutaleren Methoden der Ausbeutung der Prostituierten. Zunehmend wurde aber auch der Rauschgifthandel, wie auch andere illegale Aktivitäten wie Waffenhandel, Hehlerei zur Einnahmequelle. Neben der Ausbreitung auf andere Geschäftsfelder kam es aber auch zu vermehrten Auseinandersetzungen um die Reviere für Prostitution und den Drogenhandel. Teil dieser auch gewaltsam ausgetragenen Auseinandersetzungen waren die von Pinzner begangenen Auftragsmorde.[4]

Es hatten sich in St. Pauli, insbesondere entlang der Herbertstraße und an der Reeperbahn, zwei Gruppen von Zuhältern gebildet, die um Einfluss rangen: Die etabliertere sogenannte Gmbh und die aufstrebendere Nutella. Eine gewisse Rolle als Geldeintreiber spielten noch die Hells Angels, die von beiden Gruppen für Handlangerdienste eingesetzt wurden. Verdrängt wurde die „Gmbh“ schließlich nach und nach durch eine Gruppe um den „Wiener-Peter“, der später der hauptsächliche Auftraggeber Pinzners werden sollte.[5][6][7]

Die Auftragsmorde

Ein Revolver der Marke Armenius, ähnlich der von Pinzner benutzten Waffe.

Pinzner gestand die Tötung von fünf Personen. Die Täterschaft an drei weiteren Morden in Rotlichtmillieu wurde zwar vermutet, konnte aber nie nachgewiesen werden.[8]

Jehuda Arzi

Jehuda Arzi oder Hans Jenö Müller war ein ehemaliger Bordellbesitzer, der seine ehemalige Frau und seine Tochter mit der Vergangenheit als Bordellbesitzerin erpresst hatte. Gleichzeitig war noch ein Geschäft mit Kokain offen gewesen. Arzi versteckte sich vor seiner Frau und seinen Geschäftspartnern in einer Wohnung in Kiel. Pinzner wurde zunächst unter Vermittlung des „Wiener-Peter“ gebeten, Arzi einen Finger abzuschneiden, um ihn einzuschüchtern. Er erklärte, dass er ihn für 40.000 DM töten würde. Im Auftrag der Ex-Frau und deren Tochter begab er sich schließlich mit einem Komplizen nach Kiel und erschoss Arzi am Sonnabend, dem 7. Juli 1984, in dessen Wohnung. Zwar konnte die ehemalige Frau und die Tochter relativ rasch als Verdächtige ermittelt werden, aus Mangel an konkreten Beweisen wurden die Verfahren gegen die beiden aber zunächst wieder eingestellt.

Nach der Tat begab er sich wieder in die JVA, wo er die Waffe wieder in seinem Schließfach deponierte.

Peter Pfeilmaier

Peter Pfeilmaier, alias „Bayern-Peter“, war Teilhaber an dem Bordell „Hammer Deich“ und an dem „MB-Club“. Der Club diente illegalem Glücksspiel, dem Konsum von Kokain durch die Mitglieder und der Organisation des Rauschgifthandels.[9] Durch seinen zunehmenden eigenen Kokainkonsum und sein geschäftsschädigendes Verhalten im Bordell entwickelte sich Pfeilmaier zu einem wirtschaftlichen Risiko für seinen Partner. Der Partner bot daraufhin dem „Wiener-Peter“ eine Beteiligung an Stelle Pfeilmayers an. Mit der Beseitigung Pfeilmaiers wurde Pinzner beauftragt. Er sollte 15.000 DM von jedem der beiden neuen Partner und seinerzeit eine Beteiligung an einem Bordell erhalten. Pinzner spielte mit einem Komplizen Pfeilmaier ein größeres Rauschgiftgeschäft vor, welches an einem ruhigen Ort abgewickelt werden sollte. Er begab sich mit dem Komplizen und dem Opfer am 12. September 1984 in dessen Wagen in einen Garagenkomplex, in dem Pfeilmaier dann mit einem Kopfschuss getötet wurde. In der Folge erhielt Pinzner allerdings nicht die Bordellbeteiligung, sondern sollte als Wirtschafter im „Hammer Deich“ arbeiten, sein Komplize behielt ein Teil des zugesagten Geldes ein.

Dieter Traub

Dieter „Lackschuh“ Traub war zusammen mit dem „Wiener-Peter“ Betreiber des Bordells Palais d'Amour. Durch einen hohen Kokainkunsum wurde er auch für seinen Partner eine Belastung. Zusätzlich wollte er sich gegen eine Abstandszahlung von 100.000 DM aus seinem Engagement in dem Bordell zurückziehen und betrieb Rauschgiftgeschäfte auch unabhängig von seinem Partner. Traub hielt sich allerdings mehr und mehr vom Kiez fern. Im November 1984 begab sich Traub zur Kontrolle einer Prostituierten nach München. Pinzner folgte ihm mit einem gerade aus der Haft entlassenen Komplizen. Die beiden legten einen Zwischenstopp in Heilbronn ein, wo sie sich bei einem als „Häuptling von Heilbronn“ bekannten Bordellier ein Alibi besorgten. Hiernach fuhren sie nach München. Wie schon bei Pfeilmaier wurde ein fiktives Rauschgiftgeschäft dem späteren Opfer angetragen. Traub ging darauf ein. Die drei begaben sich in einem Leihwagen in den Riemerlinger Forst. Dort wurde eine Autopanne vorgetäuscht und Traub, nachdem er ausgestiegen war, erschossen.

Waldemar Dammer und Ralf Kühne

Waldemar Dammer („Neger Waldi“) betrieb in Konkurrenz zu dem „Wiener-Peter“ zwei Bordelle. Kurz vor Ostern 1985 hatte Dammer „Wiener-Peter“ unter Beteiligung zweier seiner Schläger in dessen Bordell Palais d'Amour zusammengeschlagen und so offen gedemütigt. Pinzner erhielt mit einem Komplizen den Auftrag, für pauschal 60.000 DM alle drei an dem Vorfall beteiligte Personen zu töten. Da davon ausgegangen wurde, dass sich Dammer mit den beiden anderen zu einer Besprechung in seinem Haus im bürgerlichem Hamburg-Schnelsen treffen würde, begaben sich die beiden am Ostermontag zu dem Haus und wurden eingelassen. Dort wurde Dammer und sein Wirtschafter Ralf Kühne erschossen.

Pinzner gestand zwar den Mord, an Hand der Waffen konnte allerdings nachgewiesen werden, dass nicht er, sondern sein Komplize die beiden Männer erschossen hatte.

Ermittlungen

Im Zusammenhang mit Hinweisen - die sich letztlich nicht bestätigen sollten - dass hochrangige Polizeibeamte mit Zuhältern gemeinsame Sache machen würden, war unter dem Innensenator Alfons Pawelczyk bereits Ende der 1970er eine Ermittlungsgruppe gegen die organisierte Kriminalität eingerichtet worden, die Fachdirektion 65. Es war die erste derartige Dienststelle zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität in Deutschland.[10][11][12] Diese Polizeieinheit arbeitete unter anderem mit V-Leuten und Abhörmethoden. Sie war auch polizeiintern abgeschirmt.[13] Ihr gelang es einen namhaften Bordellier, der „Pate von St. Pauli“ genannt wurde, wegen Steuerhinterziehung festzusetzen und konnte sowohl gegen die Gmbh, als auch die Nutella und die Hells Angels Erfolge erzielen.[14]

Das von Pinzner verwendete Kaliber .38 stellt zwar ein sehr weit verbreitetes Kaliber dar, aber die Projektile der von Pinzner verwendeten Waffe wiesen eine Besonderheit auf, es ergab sich, dass eine Waffe mit „zehn Zügen mit Rechtsdrall“ verwendet wurde, was ein seltenes Merkmal darstellt. Insofern konnte aus dieser Besonderheit und der Tatsache, dass es sich um Morde an Personen mit Bezug zum Zuhältermillieu von St. Pauli handelte sehr rasch darauf geschlossen werden, dass es sich um eine eigenständige Mordserie handelt. Lediglich bei Jehuda Arzi waren die Bezüge zu St. Pauli zunächst nicht erkennbar und der Doppelmord an Dammer und Kühne wies lediglich Parallelen in der Tatausführung auf.[15] Wegen der Gemeinsamkeiten der Todesfälle wurde eine Sonderkommission (SoKo) unter Federführung der Fachdirektion 65 gebildet. Systematisch wurden die Ergebnisse der verdeckten Ermittlungen zusammengetragen, potenzielle Zeugen vernommen. Als es schließlich zu konkreten Aussagen zweier Prostituierter[16] kam, erfolgte am 15. April 1986 die Verhaftung Pinzners, des „Wiener Peters“ und eines Komplizen durch ein Mobiles Einsatzkommando.[17]

Nach der Festnahme verlangte Pinzner unmittelbar den ermittelnden Staatsanwalt Bistry zu sprechen. Diesem gegenüber erklärte er, dass er insgesamt elf Personen getötet habe und bereit sei auszusagen. Bedingung sollte sein, dass er nocheinmal einen Tag mit seiner Frau ungestört verbringen dürfe. Die Antwort des Staatsanwaltes war vage gehalten. In der Folge sollte er in mehreren Vernehmungen zu fünf Morden konkrete Angaben machen und zu den Strukturen im Rotlichtmilieu St. Paulis aussagen.[18]

Tat vom 29. Juli 1986

Am 29. Juli 1986 wurde Pinzner zur Vernehmung in das Polizeipräsidium gebracht. Anwesend waren Pinzner, seine Frau, seine Rechtsanwältin, zwei Polizeibeamte, eine Schreibkraft zur Aufnahme der Aussage und der Staatsanwalt Wolfgang Bistry. Zur Vernehmung hatte Pinzners Frau mit Hilfe der Rechtsanwältin eine Schusswaffe eingeschmuggelt. Pinzner ergriff diese und erschoss den Staatsanwalt, die Polizeibeamten konnten den Raum verlassen. Pinzner verbarrikadierte die Tür, telefonierte mit seiner Tochter und erschoss dann seine Frau und anschließend sich selbst.[19][20]

Um die vermuteten Hintermänner der Tat zu fassen, kam es zu erheblichen Ermittlungen. So wurde das Büro der Rechtsanwältin durchsucht und im Dezember 1986 zeitgleich eine Großrazzia in Hamburg, Ahrensburg, Braunschweig und auf Mallorca unter Einsatz von etwa 350 Polizeibeamten und mehrerer Staatsanwälte durchgeführt. Es kam zu drei Verhaftungen und mehreren Festnahmen.[21] Einer der als Hintermänner Verdächtigten entkam über Dächer und verließ Deutschland in Richtung Costa Rica, von wo er erst nach erheblichen diplomatischen Anstrengungen ausgeliefert wurde.[22] [23]

Presse

Von offizieller Seite war durch den Hamburger Innensenator die Festnahme Pinzners und der übrigen Beteiligten auf einer Pressekonferenz noch als großer Erfolg der Fachdirektion 65 im Kampf gegen die organisierte Kriminalität dargestellt worden.[24]

Bereits am Tag der Festnahme Pinzners wurde zwischen der Rechtsanwältin Pinzners und dem Reporter Thomas Reinecke vereinbart, dass gegen eine Zahlung von umgerechnet 15.000 Euro Pinzner, seine Anwältin und seine Frau nur über ihn mit der Presse kommunizieren würden. Reinicke verkaufte diese Rechte seinerseits an das Magazin Stern weiter. Der Stern verfügte damit über Exklusivrechte. Der Journalist Thomas Osterkorn hatte sich private Bilder und Aufzeichnungen von Nachbarn besorgt. Diese waren ihm von Nachbarn angeboten worden, die diese auf dem nicht von der Polizei durchsuchten Speicher gefunden hatten. Osterkorn begann auf Grund dieses Materials seine Karriere beim Stern.[25] Die Bunte druckte Briefe Pinzners an seine Frau ab, die Zeitschrift Quick Briefe der Ehefrau an Pinzner. Die Bild-Zeitung konnte zunächst nicht mit diesen Informationen mithalten, "revanchierte" sich aber mit einer Schlagzeile, mit der die Anwältin diffamiert wurde.[26][27]

Nach dem Tode Pinzners wurde erstmals seit der Schleyer-Entführung eine Nachrichtensperre verhängt, die allerdings nur die Spekulationen in der Presse anheizte.[28]

Folgen

Die Auftragsmorde und der Selbstmord erregten erhebliches Aufsehen. Wegen der Bekanntheit des Falles wurde die Dokumentation des Falles ein wichtiger Bestandteil einer Ausstellung der bekanntesten Kriminalfälle der Hamburger Kriminalgeschichte[29], Pinzner war Bestandteil einer Sendereihe zu großen Kriminalfällen der Hansestadt des NDR[30], die ARD befasste sich in der Sendereihe „Die großen Kriminalfälle“ 2002 mit dem Fall[31]; außerdem wird er bei Touristenführungen durch St. Pauli thematisiert.[32]

Politik

Im Zusammenhang mit dem Fall Pinzner kam es zu einem Justizskandal wegen der unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen in den Hamburger Gefängnissen, aber auch wegen des zu großen Entgegenkommens der Ermittlungsbehörden gegenüber Pinzner.[33] Die Senatoren für Inneres und Justiz waren unabhängig von den Taten Pinzners politisch angeschlagen. Eva Leithäuser, die Senatorin für Justiz, stand wegen des von ihr vertretenen liberalen Strafvollzugs in der öffentlichen Kritik,[34][35] der Innensenator Rolf Lange wegen des sogenannten Hamburger Kessels,[36][37] beide aber auch wegen der Befürchtung der Bevölkerung vor steigender Kriminalität.[38] Hinzu kam, dass angesichts der nahen Wahlen zur Hamburgischen Bürgerschaft am 9. November 1986 die bislang regierende sozialdemokratische Regierung in der Folge des Skandals die Wahl zu verlieren drohte.[39] Wegen des Kriminalfalles zogen die zwei Senatoren der Hansestadt für Inneres und Justiz die politischen Konsequenzen und traten zurück.[40][41][42]

Durch den Fall gelangte das Thema der organisierten Kriminalität in Westdeutschland in die politische Debatte in der Bundesrepublik.[43][44]

Um derartige Vorfälle wie am 29. Juli 1986 zu verhindern, wurden Sicherheitsschleusen an den Eingängen des Polizeipräsidiums installiert, die noch immer bestehen.[45] Die zunächst gegen alle Strafverteidiger gerichtete generelle Kontrolle der Hamburger Justizbehörden nach der Ermordung Bistrys stieß auf erheblichen Widerstand der Hamburger Rechtsanwaltskammer, der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Strafverteidiger und des Republikanischen Anwaltsvereins.[46]

Folgeprozesse

Gegen die Anwältin Pinzners wie auch gegen drei Auftraggeber Pinzners wurde Anklage erhoben. Diese Prozesse erregten nochmals ein erhebliches Medieninteresse.[47] Die Anwältin wurde wegen Beihilfe zum Mord schließlich zu sechseinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, ihre Zulassung als Rechtsanwältin wurde ihr vorübergehend entzogen.[48] 1989 wurden der Auftraggeber und zwei Komplizen Pinzners zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Nach der Verbüßung der Haftstrafe wurde der Auftraggeber 2000 als gebürtiger Österreicher nach Österreich abgeschoben.[49]

Neben den Strafprozessen befasste sich die Justiz auch presserechtlich mehrfach mit den Folgen der Taten Pinzners. So musste Der Spiegel nach Berichten über einen angeblichen Hintermann der Morde eine halbseitige Gegendarstellung drucken.[50], dem Journalisten Dagobert Lindlau wurde es aus Gründen der Resozialisierung 1994 durch das Landgericht Hamburg untersagt den Namen der Rechtsanwältin Pinzners in seinem Buch Der Lohnkiller zu nennen.[51]

Aufgreifen des Falls in Film und Literatur

Die Ereignisse werden auch literarisch aufgenommen und haben zur Verfilmung inspiriert. So befasste Frank Göhre sich in seiner St.-Pauli-Trilogie mit dem Fall.[52] Unter der Regie von Nico Hofmann entstand 1995 der Film Der große Abgang,[53] der auf dem Fall basierte.[54]

Literatur

  • Dagobert Lindlau, Der Lohnkiller, Droemer Knaur, München, 1994, ISBN 3-426-77095-4
  • Danuta Harrich-Zandberg, Der St. Pauli-Killer, in: Helfried Spitra (Hrsg.), Die großen Kriminalfälle, Campus-Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37438-2, S. 11-34.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Berliner Zeitung vom 30. September 2002
  2. Die lenkenden Hände vom Kiez, Der Spiegel vom 18. August 1986, Heft 34/1986
  3. Pompöse Gruften und bescheidene Grabstätten , Lübecker Stadtzeitung vom 6. April 1999
  4. Die lenkenden Hände vom Kiez, Der Spiegel, Heft 34/1986 vom 18. August 1986, Seite 82-89
  5. Danuta Harrich-Zandberg, Der St. Pauli-Killer, in: Helfried Spitra (Hrsg.), Die großen Kriminalfälle, Campus-Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37438-2, S. 11-34
  6. Thomas Hirschbiegel, »Wiener-Peter« schickte Luden Killer ins Haus, Hamburger Morgenpost vom 8. Dezember 2005
  7. Thomas Hirschbiegel, Immer wieder Krieg um Geld und Macht, Hamburger Morgenpost vom 21. November 2005
  8. St.Pauli-Killer Pinzner: Auftraggeber nach Österreich ausgewiesen, Die Welt vom 11. April 2000
  9. Schnee auf dem Strich, Der Spiegel, Heft 18/1986 vom 28. April 1986
  10. Danuta Harrich-Zandberg, Der St. Pauli-Killer, in: Helfried Spitra (Hrsg.), Die großen Kriminalfälle, Campus-Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37438-2, S. 13 ff.
  11. Hans Jakob Ginsburg, Politik, Pistolen und Polizisten, Die Zeit, Heft 33/1986
  12. Justiz warnt: Hochkarätige OK-Täter nicht hofieren, Interview mit Oberstaatsanwalt Martin Köhnke, Hamburger Abendblatt vom 20. Juni 2007
  13. Schnee auf dem Strich, Der Spiegel, Heft 18/1986 vom 28. April 1986
  14. Jeder ist Gott... Ich bin Gott", Die Zeit, Heft 35/1986
  15. Dagobert Lindlau, Der Lohnkiller, ISBN 3-426-77095-4, S. 24 ff.
  16. St.Pauli-Killer Pinzner: Auftraggeber nach Österreich ausgewiesen, Die Welt vom 11. April 2000
  17. Die lenkenden Hände vom Kiez, Der Spiegel, Heft 34/1986 vom 18. August 1986
  18. Danuta Harrich-Zandberg, Der St. Pauli-Killer, in: Helfried Spitra (Hrsg.), Die großen Kriminalfälle, Campus-Verlag, Frankfurt 2004.
  19. 1986 - das Blutbad im Polizeipräsidium, Hamburger Abendblatt vom 27. Februar 2006
  20. Ich sah, wie Pinzner die Waffe zog, Hamburger Morgenpost vom 29. Juli 2006.
  21. Lieferte Karl-Heinz Schwensen den Revolver?, Der Spiegel vomm 15. Dezember 1986, Heft 51/1986
  22. Angela Oelckers, Küßchen. Küßchen, Die Zeit vom 16. Dezember 1988, Heft 51/1988
  23. Sex-Geschäfte auf der Schweinefarm, Der Spiegel vom 22. Juni 1987, Heft 26/1987
  24. Jeder ist Gott... Ich bin Gott", Die Zeit vom 22. August 1986, Ausgabe 35/1986
  25. Danuta Harrich-Zandberg, Der St. Pauli-Killer, in: Helfried Spitra (Hrsg.), Die großen Kriminalfälle, Campus-Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37438-2, S. 11-34, S. 24
  26. Jeder ist Gott... Ich bin Gott", Die Zeit vom 22. August 1986, Ausgabe 35/1986
  27. Die lenkenden Hände vom Kiez, Der Spiegel vom 18. August 1986, Heft 34/1986
  28. Die lenkenden Hände vom Kiez, Der Spiegel vom 18. August 1986, Heft 34/1986
  29. Ausstellung zeigt die größten Kriminalfälle, Die Welt vom 2. Dezember 2007
  30. Mitteiung des NDR zur Sendereihe „Hamburgs spektakulärste Kriminalfälle“
  31. Ankündigung auf daserste.de
  32. Touren durch das tolle St. Pauli, Die Welt vom 17. Mai 2008.
  33. Was die Nation bewegte, Werner Pinzner, swr.de
  34. Katrin Kramet, Sie waren auf und davon, Die ZeitAusgabe 39/1984 vom 21. September 1984
  35. Drei Verdunster, Der Spiegel, Heft 42/1984 vom 15. Oktober 1984
  36. Michael Schwellen, 800 Kläger, Die Zeit, Ausgabe 35/1988 vom 26. August 1988
  37. Hans Jakob Ginsburg, Politik, Pistolen und Polizisten, Die Zeit, Ausgabe 33/1986
  38. Hans Jakob Ginsburg, Politik, Pistolen und Polizisten, Die Zeit, Ausgabe 33/1986
  39. Wie im Groschenroman - Zwei Senatoren mußten gehen, Opfer aus Parteiräson., Der Spiegel vom 11. August 1986, Heft 33/1986
  40. Danuta Harrich-Zandberg/Walter Harrich, Der St. Pauli-Killer (NDR), www.daserste.de
  41. Wie im Groschenroman, Der Spiegel, Heft 33/1986 vom 11. August 1986
  42. Schadenfreude, Die Zeit vom 22. August 1986
  43. Die lenkenden Hände vom Kiez, Der Spiegel, Heft 34/1986 vom 18. August 1986, Seite 82-89
  44. Wir Kennen die Dunkelmänner alle, Der Spiegel vom 29. Februar 1988, Heft 9/1988, S. 68-83
  45. Kristina Johrde, 1986 - das Blutbad im Polizeipräsidium, Hamburger Abendblatt vom 27. Februar 2006.
  46. Gerhard Mauz, "Der Anwalt muß auch jede Blöße vermeiden", Der Spiegel, Heft 34/1986 vom 18.08.1986, S. 93-94.
  47. Viola Roggenkamp, Pinzners erdrückendes Erbe, Die Zeit, Heft 11/1988 S. 23
  48. Danuta Harrich-Zandberg, Der St. Pauli-Killer, in: Helfried Spitra (Hrsg.), Die großen Kriminalfälle, Campus-Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37438-2, S. 11-34 (34)
  49. St.Pauli-Killer Pinzner: Auftraggeber nach Österreich ausgewiesen, Die Welt vom 11. April 2000
  50. Dieter Buhl, Wer zählt die Fehler, nennt die Namen?, Die Zeit vom 25. September 1987.
  51. Ekkehard Schumann, Der Name als Geheimnis in: Festschrift für Wolfram Henckel zum 70. Geburtstag am 21. April 1995, Verlag Walter de Gruyter, ISBN ISBN:3110137569, S. 773 (S. 786, Fußnote 62).
  52. Göhre auf krimilexikon.de.
  53. Der große Abgang in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
  54. cinema.de

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