Still-Leben

Still-Leben
Adriaen van Utrecht: Stillleben mit einem Strauß verblühender Blumen (Öl auf Leinwand, ca. 1642)

Als Stillleben bezeichnet man in der Geschichte der europäischen Kunsttradition die als Arrangement eigenständige Darstellung von in der Regel kleineren Gegenständen, deren Auswahl und Gruppierung nach inhaltlichen und ästhetischen Aspekten erfolgte. Zur eigenständigen Gattung der Malerei wurden diese Darstellungen im Barock.

Inhaltsverzeichnis

Zum Begriff

Der Begriff „stil leven“ (niederl.: stil = unbewegt und „leven“ = Dasein) für ein Bild tauchte zum ersten Mal um 1650 in einem holländischen Inventar auf und wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von Arnold Houbraken übernommen und in die deutsche Sprache lautgleich als Stilleben überführt.[1] Das Englische führt diese Gattung als still-life, im Französischen heißt sie nature morte, entstanden wahrscheinlich in den theoretischen Diskursen des 17. Jahrhunderts, und im Italienischen natura morta.

Als Gattungsbezeichnung in der Malerei umfasst das Stillleben die Darstellungen lebloser Gegenstände. Man unterscheidet nach den Gegenständen Blumen-, Bücher-, Fisch-, Früchte-, Frühstücks-, Jagd-, Küchen-, Markt-, Musikinstrumente- oder Waffenstillleben. Die Übergänge zum Interieur, zum Tierstück oder Genre sind zuweilen fließend.

Entwicklung

Stillleben; Aus dem Haus der Julia Felix in Pompeji, um 70

Die Darstellungen von gegenständlichen Beziehungen und Bedeutungen sind in allen Kulturen der Welt bekannt. Im Mittelmeerraum tauchten auf den späteren Stillleben ähnliche Motive, meist in dekorativen Zusammenhängen, in der altägyptischen, der hellenistischen und der römischen Kunst auf als Wandbilder, Mosaiken oder Reliefs. In den pompejanischen Wandbildern sind Beispiele erhalten, die in verschiedenen Anordnungen gruppierte Esswaren, Kultgefäße oder kleine Dinge, wie zum Beispiel Schreibgerät oder Münzen, zeigen. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit schränkte der transzendentale Zusammenhang der künstlerischen Darstellungen die Gegenstände ein auf ihren symbolischen Zeichencharakter, der in den sich säkularisierenden Künsten des 17. Jahrhunderts, insbesondere in den Niederlanden, eine eigene Bildgattung hervorbrachte, in denen sich die Kompositionen der Gegenstände lesen und deuten ließen. Die seither etablierte Form, Gegenstände zu gruppieren und als in sich abgeschlossene Kompositionen zu gestalten und mit Bedeutung aufzuladen, bildete bis in die Moderne eine Tradition für Künstler, sowohl in der Fotografie als auch in den nicht mehr den klassischen künstlerischen Gattungen zuzuordnenden Gestaltungen, wie zum Beispiel der Objektkunst oder dem Environment in der Kunst des 20. Jahrhunderts.



Giotto di Bondone: Freskenzyklus in der Capella Peruzzi in Santa Croce, Florenz; um 1320 (Detail)
Hans Holbein d. J.: Bildnis des Kaufmanns Georg Gisze; 1552

Gegenstände in der Kunst des Mittelalters und der Renaissance

Das europäische Mittelalter versah die Gegenstände mit einer Ordnungsfunktion: als religiöses Inventar tauchten sie zwar in liturgischen Bildzusammenhängen auf - als Kreuz oder (Welt-)Kugel in der Hand des Jesuskinds -, erhielten aber keine davon unabhängige ästhetische oder inhaltliche Bedeutung. Sie dienten zur Kennzeichnung von Heiligen, Märtyrern oder Aposteln und waren somit Bestandteil eines festen Bildprogramms. In der Buchmalerei tauchen gelegentlich in den Initialen Bücher oder Instrumente auf. Als älteste stilllebenartige Darstellungen gelten die um 1320/30 entstandenen Fresken in Santa Croce in Florenz, die in der realen Architektur angepassten illusionistischen Nischen liturgische Gegenstände, wie z. B. Weinkrug, Leuchter oder Gebetbuch, in perspektivischer Verkürzung zeigen.

Im 14. und 15. Jahrhundert zeigten Werke religiöser Thematik häufiger Arrangements von Gegenständen symbolhafter Bedeutung, so zum Beispiel in Marienbildnissen die marianischen Symbole Lilie, Akelei und Iris zusammen mit Waschgeräten als Symbol für die Reinheit Marias. Der Heilige Hieronymus wurde über Totenkopf, Büchern und Kruzifix meditierend dargestellt, einer Gegenstandsgruppierung, die für die spätere barocke Herausbildung des Vanitasstilllebens wichtig wurde. Im 16. Jahrhundert bildeten auf Porträts die dem Dargestellten beigegebenen gegenständlichen Attribute häufig eigene kleine Kompositionen über ihren Bezug zum Portätierten hinaus, so zum Beispiel in den Porträts der beiden Gesandten (1533) von Hans Holbein oder dessen Bildnis des Kaufmanns Gisze von 1552.

Die Bedeutsamkeit der Gegenstände wurde in der seit der Antike bekannten Emblematik bei den Humanisten im Zuge der Scholastik zu einer bevorzugten Form, Abstrakta und Ideen in Bildern und Texten zu verschlüsseln. Die gedruckten Blätter bestanden aus einer bildlichen Darstellung, deren Elemente systematisch lesbar waren als Code, sowie einem Motto und einer Subscriptio, häufig in Form eines Epigramms. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts wurden diese Darstellungen, die im 18. Jahrhundert im Zuge der Aufklärung verschwanden, auch volkstümlich und schärften somit den Blick für die Absichten der Maler, ihre Arrangements von Gegenständen deutbar und lesbar zu gestalten.

Stillleben des Barock

Blumenvase Jan David de Heem
Caravaggio: Früchtekorb, 1596, Pinacoteca Ambrosiana, Mailand

Die Epoche des Barock (etwa 1600–1770) war die große Zeit des Stilllebens, welches in Holland und Flandern zur Zeit des Calvinismus seine reichste Ausprägung erfuhr. Anliegen der Maler barocker Stillleben war es, mit der Wiedergabe der Gegenstände eine symbolisch verschlüsselte Botschaft, einen gedanklichen Inhalt, zu vermitteln. Das höchste der Gefühle war die Ausarbeitung der perfekten Nachahmung der Natur mit Hilfe von sogenannten Florilien, Naturstudien. Die Mimesis der Darstellung, die Täuschung der Wahrnehmung, findet ihren Höhepunkt im Trompe l'oeil, dem vorgetäuschten Objekt, der vorgetäuschten Nische.

Die Künstler bedienten sich etlicher Motive, die den „Vanitas-Gedanken“, also die Vergänglichkeit allen irdischen Seins, zum Ausdruck bringen. (Siehe Symbole in barocken Stillleben)

Andererseits weisen vor allem niederländische Stillleben Symbole des Reichtums auf, die den der Auftraggeber und des Landes widerspiegelten.

Sowohl diesem Zweck als auch der Darstellung des hohen Bildungsstands und der Sammelleidenschaft der Auftraggeber dienten Bilder von Kleinodien- oder Kunstkammerschränken, wie sie beispielsweise der deutsche Maler Johann Georg Hinz malte.

Zur Widerspiegelung des holländischen Wohlstands dienten auch die sogenannten Blumenstücke. Holland war bereits zur Zeit des Barocks ein Knotenpunkt des internationalen Blumenhandels und viele dieser Blumen waren sehr kostbar.

Doch auch die Blumenstücke hatten neben ihrer ästhetischen und repräsentativen Bedeutung auch eine Symbolische, da oftmals Blumen, die in der Natur zu verschiedenen Zeiten blühen, in einem Strauß arrangiert wurden, wie beispielsweise das Blumenstück des Ambrosius Bosschaert.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Ausprägung des barocken Stilllebens sehr vielfältig war, die barocken Maler ihre Motive in realistischer Manier darstellten und sich um eine harmonische Komposition bemühten, die jedoch den Anschein des Zufälligen haben sollte.

Symbole in barocken Stillleben

David Bailly: Selbstporträt mit Vanitas-Symbolen (Öl auf Holz, 1651)
Georg Flegel: Stillleben mit Pfirsichen, Walnüssen und einem Käfer (Öl auf Holz, ca. 1630)
Pieter Boel: Großes Stillleben mit Sarg und abgelegten Zeichen von Herrschaft und Reichtum (Öl auf Leinwand, 1663)
Pieter Claesz: Stillleben mit niedergebrannter Kerze (1625)
Pieter Claesz: Vanitas-Stillleben mit umgestürztem Glas (1630)
Apfel, Pfirsich
für den Sündenfall,
aber auch für den Geschmack als einen der „fünf Sinne“, die Aristoteles unterschied. (Zu den „fünf Sinnen“ siehe auch den Abschnitt „Wahrnehmungsvermögen“ unter Aristoteles – Psychologie: Theorie des Lebendigseins)
Bilder, Gemälde
Hinweis auf Rang und Bedeutung des Auftraggebers oder des Besitzers,
der Augensinn bei den „fünf Sinnen“.
Blumen
Vanitas, denn sie verwelken schnell und verlieren dadurch ihre Schönheit,
Offenbarung Gottes,
Verherrlichung Gottes in seinen Werken.
Brot und Wein
Eucharistie, Abendmahlssymbolik, Leib und Blut Christi.
Bücher
Anspielung auf nutzlosen Zeitvertreib, eitle Wissenschaft; durch rechten Gebrauch führen sie zu Belehrung und Erbauung.
Ei
Symbol der Auferstehung.
Fisch, insbesondere Hering
Fastenspeise, die Speise armer Leute, Symbol Christi in Verbindung mit dem Abendmahl;
bei den „vier Elementen“ als das Wasser zu verstehen.
Früchte, halbierte oder angebissene
verweisen auf den Sündenfall,
aber auch auf den Geschmackssinn als einen der „fünf Sinne“.
Gefäße, zerbrochene (Gläser, Schalen, Töpfe)
die Eitelkeit alles Irdischen (siehe Memento Mori, das heißt „Gedenke des Todes“).
Geld oder Geldbeutel
Reichtum oder
käufliche Liebe. Der Geldbeutel spielt in seiner äußeren Gestalt häufig auf das weibliche Geschlecht an.
Genussmittel wie Tabak, Konfekt, Pasteten usw.
Verschwendungssucht, Laster, Völlerei.
Gläser oder Pokale, leere
das entleerte, ausgelebte Leben
Hintergrund, dunkler
Todeserwartung und Ewigkeit.
Hirschkäfer
Der Tod kann schnell kommen, wie dieser Käfer.
Hündchen
Zeichen für eheliche Treue.
Insekten, Käfer, Fliegen, Würmer, Eidechsen oder dergleichen
Sinnbilder des Teufels, der Sünde, der Vernichtung, des Bösen, aus Fäulnis geboren.
Käse
Speise der Unsterblichkeit ⇒ festgewordene Milch – Christus selbst als „himmlische Milch“, Fastenspeise, Alltagsspeise einfacher Leute.
Krebs
rückwärts bzw. seitwärts gehend ist er eine Anspielung auf die Verkehrtheit und Verrücktheit der Welt.
Lichter, verlöschende, zum Beispiel Öllampen, Kerzen
das Zerrinnen der Zeit, Hinweis auf die unausweichliche ewige Dunkelheit im Tod, insbesondere Kerzen weisen auf die Vergänglichkeit, die Endlichkeit des Lebens hin.
Lilie, weiße
Hinweis auf die Gottes Mutter Maria, Reinheit, Keuschheit, Unschuld und reine Seele
Münzen (römische)
als ein Hinweis auf das untergegangene Römische Reich oder
vergänglichen Reichtum.
Muscheln, Meeresschnecken
tote Schale, einstiges Leben,
Sammelungsgegenstand menschlicher Eitelkeit.
Nautiluspokal
Hinweis auf die Seefahrt,
die Weisheit als Lenker in der Seefahrt,
Prunkobjekt, Attribut für Besitz und persönliche Bedeutung.
Noten, Musikinstrumente
weist auf die Flüchtigkeit der Töne hin, ebenso wie in der Redewendung „etwas vergehe wie Schall und Rauch“,
Anspielung auf die Bildung desjenigen der das Bild in Auftrag gibt bzw. besitzt,
steht außerdem für das Gehör als einen der „fünf Sinne“.
Nuss, halbierte oder geöffnete
Passionssymbolik, die zwei Naturen Christi, die menschliche Hülle musste zerbrechen, die Kreuzigung enthüllte das Göttliche. (Siehe auch weiter unten unter „Walnuss“.)
Reichtümer wie Gold- und Silbergeschirr, Ketten, Perlen
überflüssiger Luxus, nichtiger Tand,
Anspielung auf die Eitelkeit.
Sanduhr, meistens fast abgelaufen
verweist auf die Flüchtigkeit des Zeitlichen;
Attribut des Knochenmannes.
Schinken, ebenso wie Keulen oder Braten
stehen für reichliches Essen und Völlerei.
Schmetterling
Zeichen für die Seele und die Auferstehung.
Seifenblasen, in denen sich häufig irdische Güter widerspiegeln
Anspielung auf die Momenthaftigkeit des Seins, das ganze Leben ist nur ein Spiegel und Schaum und wird bald platzen.
Spiegel
die Scheinhaftigkeit des Daseins, Eitelkeit und Schönheit, Irritation und Blendung.
Spiegelnde Oberflächen wie Vasen, Glaskugeln
Reflexionen der damaligen Gesellschaft.
Süßigkeiten, Gebäck, Austern sowie kostbare Gewürze
Hingabe an die Begierden, Zeichen für Lüsternheit und häufig antithetisch zu Fastenspeisen gesetzt wie Käse, Brot und Hering,
auch eine Mahnung zur Bescheidenheit.
Tabakspfeifen
erzeugen nichts als Rauch (siehe die obige Erläuterung „Genussmittel“).
Taschenuhr
sehr geschätzte Qualität für „das rechte Maß“.
Tiere, erlegte oder Jagdtrophäen
das Recht des Herrschers (Jagdrecht) auch über die Natur, da die Jagd ein Privileg des Adels war.
Totenkopf
Meditationsgegenstand, halb Mensch – halb Ding, Zeichen für die Todesverfallenheit alles Irdischen.
umgefallene bzw. umgestülpte Dinge, meist Gefäße oder Instrumente
Tod, entleertes Leben.
Vögel
Symbole der Seele und der Auferstehung,
für die Luft als eines der „vier Elemente“.
Walnuss
Symbol für Christus, sein Kreuz soll aus Walnussholz gewesen sein;
Symbol für Licht durch Walnussöl. (Siehe auch weiter oben unter „Nuss“.)
Waffen, Rüstungen, Harnische
Sinnbilder für Tapferkeit, Ruhm und Kühnheit.
Weintrauben oder Beeren
Hinweis auf Christus, wie die Trauben für den Wein verbraucht werden, so habe Christus seinen Leib für die Versöhnung hingegeben.
Zitrone, eventuell angeschnitten
Sinnbild für das äußerlich Schöne, dessen Inneres sauer ist – weist auf die Fragwürdigkeit des Genusses hin, der zwar süß zu genießen sei, aber ein bitteres Ende habe.

Jean Siméon Chardin

Chardin: Stillleben, um 1760, 33x41 cm, Louvre, Paris

Um 1660 kam es zur Stagnation in der Entwicklung des Stilllebens, die Ausprägung seiner Motivgruppen war nun abgeschlossen. Künstlerisch und inhaltlich folgte nichts Neues, sodass es im 18. Jahrhundert zu einem Qualitätsverlust der Bilder kam.

Eine Ausnahme war jedoch der französische Maler Jean Siméon Chardin, der von 1699 bis 1779 lebte. Er war ein Maler der Aufklärung, der Jean-Jacques Rousseaus Forderung „Retour à la Nature“(Zurück zur Natur) entsprach, wobei dies die Abkehr von der Scheinhaftigkeit der höfischen Lebensweise hin zur schlichten Natürlichkeit bedeutete. Chardin öffnete, in deutlicher Abgrenzung zur Darstellung der feinen Gesellschaft durch andere Maler, den Blick für das Leben jenseits der aristokratischen Leichtlebigkeit und der frivolen Spielerei.

Häufig stellte er in seinen stillen Bildern das bescheidene Leben des Dritten Standes dar. So unterscheidet sich auch seine Motivwahl drastisch von der des barocken Prunkstilllebens:

In den Vordergrund trat einfaches, alltägliches, bürgerliches Gerät, das er von seinem ideologischen Ballast, wie religiöse und moralische Belehrungen („memento-mori-“ oder auch „Vanitas-Gedanke“), befreite. Für Chardin bedeuteten die Gegenstände nicht mehr als sie selbst. Somit wurde durch Chardin der wesentlichste Schritt zum autonomen Kunstwerk der Moderne vollzogen; sein Werk wurde zum Wendepunkt hin zur modernen Malerei. Die Farbigkeit seiner streng aufgebauten Werke, sein aufgelöster Farbauftrag wurde von den Impressionisten als vorbildlich angesehen. Die unendlich abgestuften, innerbildlichen Farb- und Formbezüge waren ihm wichtiger als das Interesse an den dargestellten Gegenständen. Die Farbmaterie gewann somit an selbstständigem Gewicht, seine Bildgegenstände wirken dadurch wie in Farbe eingelassen.

Chardin gilt heute mit seinen nicht anmaßenden oder selbstgefälligen Sujets, die ganz der Ideologie der Aufklärer entsprachen, als einer der großen Meister der Stilllebenmalerei.

Hauptvertreter

Paul Cézanne: Schädelpyramide (Öl auf Leinwand, 37 x 45, 5 cm; Privatbesitz)

Die Hauptvertreter der niederländischen Stilllebenmalerei sind: Jan Brueghel der Ältere, David Bailly, Frans Snyders, Hercules Pieterszoon Seghers, die Familie de Heem, Abraham van Beyeren, Willem Kalf, Pieter Claesz, Willem Claesz Heda, Willem van Aelst, Balthasar van der Ast, Gerard Dou, Jan Fyt, Jan Baptist Weenix, Rachel Ruysch, Jan van Huysum u.v.a.

Daneben ist für die französische Stilllebenmalerei dieser Zeit Sebastian Stoskopff (1597–1657) zu nennen. Für seine Arbeiten ist die Reduktion auf wenige Objekte wie Becher, Pokale, Gläser kennzeichnend. In Frankfurt/Hanau gab es eine Stillleben-Szene, die durch ausgewanderte Niederländer wie Lucas van Valckenborch begründet wurde. Ihr gehörten, neben Stoskopff, Maler wie sein Lehrer Daniel Soreau, dessen Söhne und Schüler Isaak und Peter, Peter Binoit, Franz Godin und Georg Flegel an. Im Gegensatz zur Stilllebenmalerei in Holland und Flandern blieben sowohl die Familie Soreau, als auch größtenteils Binoit ihren Motiven treu und wichen nicht auf „barocke“ Motive aus. [2]

Im 19. Jahrhundert kam das Stillleben wieder sehr in Mode, in Frankreich besonders durch Jean Baptiste Robie, Antoine Vollon und Philippe Rousseau, in Deutschland durch Johann Wilhelm Preyer und seine Tochter Emilie (beide Düsseldorf), die Berliner Charles Hoguet, Paul Meyerheim, Hertel, Theude und Renée Grönland, Friedrich Heimerdinger (Hamburg), namentlich aber auch durch die Malerinnen Louise Begas-Parmentier, Hermione von Preuschen, Margarethe Hormuth-Kallmorgen und Elise Hedinger.

Im späten 19. und dem 20. Jahrhundert haben u.a. Paul Cézanne, Georges Braque, Juan Gris, Max Beckmann, Giorgio Morandi, Georgia O'Keeffe, Horst Janssen und Eberhard Schlotter dieses Genre aufgegriffen.

Fotografische Stillleben

Nachttisch-Stillleben

Fotografische Stillleben werden meist mit ihrem englischen Namen „still-life photography“ bezeichnet. Darunter versteht man die Aufnahme von Gegenständen. Neben den künstlerischen Still-Life Aufnahmen gibt es als eigene Gruppe rein technische Sach- oder Produktaufnahmen, wie man sie häufig in der so genannten „angewandten Fotografie“ (z.B. Werbung) antrifft.

Fotografische Stillleben wurden u.a. durch John Blackmore, Robert Mapplethorpe und viele andere geschaffen.

Literatur

  • Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens, München, Hirmer Verlag 1998 (La natura morta, Mailand 1998; Natures mortes, Paris 1999; Still Life: A History, New York 1999) (die franz. Ausgabe erhielt 1999 den Prix François Sommer "Album"); dazu ausführliche Rezension http://www.cosmopolis.ch/cosmo7/Sybille.htm
  • Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister. Stuttgart/Zürich: 1988 ISBN 3-7630-1945-6
  • Gerhard Langemeyer, Hans Albert Peters (Hrsg): Stilleben in Europa. Münster 1979 (Ausstellungskatalog Münster und Baden Baden)
  • Lexikon der Kunst. Bd. IV. Berlin, 1981 ISBN 3-8843-6110-4
  • Franz-Xaver Schlegel: Das Leben der toten Dinge – Studien zur modernen Sachfotografie in den USA 1914–1935. 2 Bände, Stuttgart: Art in Life 1999, ISBN 300-004-407-8
  • Norbert Schneider: Stilleben. Realität und Symbolik der Dinge. Köln, 1989 ISBN 3-8228-0398-7
  • Christoph Wetzel: Reclams Buch der Kunst. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2001, ISBN 3-15-010476-9

Einzelnachweise

  1. Die Schreibung „Stilleben“ bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts ist bei Bibliotheks- und Internetrecherche nach dem Thema zu berücksichtigen.
  2. Gerhard Bott: Der Stillebenmaler Daniel Soreau und seine Schule in: Kurt Wettengl: Georg Flegel (1566–1638), Stilleben: [Publikation zur Ausstellung „Georg Flegel (1566–1638), Stilleben“ des Historischen Museums Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 18. Dezember bis 13. Februar 1994]. Hatje, Stuttgart 1993, ISBN 3-7757-0472-8

Weblinks


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