Winterhalden

Winterhalden
Sins
Wappen von Sins
Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Muri
BFS-Nr.: 4239Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 5643
UN/LOCODE: CH SIN
Koordinaten: (672645 / 227190)47.1916658.397222410Koordinaten: 47° 11′ 30″ N, 8° 23′ 50″ O; CH1903: (672645 / 227190)
Höhe: 410 m ü. M.
Fläche: 20.28 km²
Einwohner: 3740
(31. Dezember 2008)[1]
Website: www.sins.ch
Karte
Karte von Sins

Sins (schweizerdeutsch: Seïs) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Muri des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt im Reusstal an der Grenze zu den Kantonen Zug und Luzern; mit über zwanzig Quadratkilometern ist es die flächenmässig grösste Gemeinde des Kantons. Bis 1941 war Meienberg der offizielle Name der Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Gemeinde besteht aus mehreren Dörfern und Weilern sowie über das gesamte Gemeindegebiet verstreuten Einzelhöfen. Die Hauptsiedlung Sins, in der etwa zwei Drittel aller Einwohner leben, liegt knapp einen halben Kilometer vom westlichen Ufer der Reuss entfernt. Etwas erhöht am Osthang des Moränenhügels Totrist (495 m ü. M.), liegt eine ausgedehnte Neubausiedlung.

Rund zwei Kilometer nördlich von Sins liegt an der Reuss das Dorf Reussegg (404 m ü. M.). Etwa eineinhalb Kilometer westnordwestlich befindet sich Meienberg (456 m ü. M.). Von hier an steigt das durch zahlreiche Bachtäler unterteilte Gelände zum Kamm des Lindenbergs an. Am Osthang, rund zweieinhalb Kilometer von Sins entfernt, liegt das Dorf Alikon (526 m ü. M.). Fast zwei Kilometer westsüdwestlich von Sins befindet sich das Dorf Aettenschwil (491 m ü. M.), auf halbem Weg nach Abtwil. Zwei Kilometer westlich davon, am Osthang des Lindenbergs, befindet sich der Weiler Holderstock (607 m ü. M.).

Südlich von Aettenschwil beginnt ein über vier Kilometer langer und bis zu eineinhalb Kilometer breiter Gebietsstreifen zwischen den Gemeinden Abtwil, Dietwil und Oberrüti. Am nördlichen Ende (direkt an der Grenze zu Oberrüti) liegt der Weiler Winterhalden (469 m ü. M.), nah beieinander in der Mitte das Dorf Fenkrieden (499 m ü. M.) sowie die Weiler Chrüzstross (493 m ü. M.) und Gärischwil (501 m ü. M.). Das Gelände steigt leicht an, bis zum Sulzberg (541 m ü. M.) ganz im Süden.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 2028 Hektaren, davon sind 264 Hektaren bewaldet und 185 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 751 Metern auf dem Kamm des Lindenbergs (mehr als fünf Kilometer westlich von Sins), die tiefste Stelle liegt auf 392 Metern an der Reuss. Die längste Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 8.5 Kilometer, die längste Ost-West-Ausdehnung 5.5 Kilometer.

Nachbargemeinden sind Auw und Mühlau im Norden, Hünenberg im Osten, Oberrüti und Dietwil im Südosten, Inwil im Süden, Ballwil im Südwesten sowie Abtwil und Hohenrain im Westen.

Geschichte

Sins wurde erstmals 1230 urkundlich erwähnt, Alikon bereits 893 (Alahinchova), Reussegg um 1130 (Riusecca), Aettenschwil im Jahr 1179 (Agetiswilare) und Fenkrieden um 1300 (Venchrieden). Um 1230 gründeten die Habsburger das Städtchen Meienberg (Meienberch). Dieses befestigte Städtchen wurde 1386 im Zuge der Schlacht bei Sempach von den Eidgenossen geplündert und niedergebrannt. Meienberg konnte sich aufgrund der fehlenden wirtschaftlichen Basis nie mehr von diesem Schlag erholen und sank zu einem Weiler herab, blieb aber Gerichtsort. Das wirtschaftliche und politische Zentrum der Gemeinde verlagerte sich daraufhin nach Sins.

1415 eroberte die Stadt Luzern das Amt Meienberg, musste es aber 1425 an den gemeinsamen Besitz der Eidgenossen zurückgeben. Aus den eroberten Gebieten wurden die Freien Ämter gebildet, eine Gemeine Herrschaft. Sins gehörte zusammen mit Auw, Beinwil (ohne Winterschwil), Abtwil, Oberrüti und Dietwil zum Amt Meienberg. Das Gebiet der heutigen Gemeinde (mit Ausnahme von Meienberg) gehörte im Mittelalter den Herren von Reussegg, die dort einen kleinen Wohnturm besassen. Im 15. Jahrhundert ging das Lehen und somit die niedere Gerichtsbarkeit an Luzerner Bürger und schliesslich an die Stadt Luzern über.

Mindestens seit 1246 bestand in Sins eine Fähre über die Reuss. 1627 kam es zu einem tragischen Unglück. 40 Menschen ertranken, als Wallfahrer, die zum Kloster Einsiedeln unterwegs waren, das Boot derart überluden, bis es kenterte. Daraufhin begann man in Zug mit den Planungen für den Bau einer Brücke. Trotz Widerstand der Stadt Luzern, die in Gisikon eine eigene Brücke besass und ihre Zolleinnahmen gefährdet sah, wurde die Brücke 1641 nach 16-monatiger Bauzeit eröffnet.

Im März 1798 eroberten die Franzosen die Schweiz und riefen die Helvetische Republik aus. Sins gehörte zum Distrikt Muri im kurzlebigen Kanton Baden; seit 1803 ist es eine Gemeinde des neuen Kantons Aargau. Im Sonderbundskrieg wurde die Brücke am 10. November 1847 von den Zugern zur Hälfte zerstört, um den Vormarsch von Dufours Truppen zu stoppen. Diese Massnahme erwies sich als wirkungslos; zwei Wochen später kapitulierte Zug vor den liberalen Kräften. Eine Notbrücke wurde errichtet und der Ostteil bis 1852 wieder hergestellt.

Am 1. Dezember 1881 erhielt Sins mit der Eröffnung der letzten Etappe der Aargauischen Südbahn einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Im nahe gelegenen Rotkreuz gab es ein Jahr später einen direkten Anschluss an die Gotthardbahn. Erst 1940 liess sich der erste Industriebetrieb nieder, eine Aluminiumfabrik der Lonza. Am 1. Oktober 1941 erfolgte die Umbenennung der Gemeinde von Meienberg in Sins. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts weist die Bevölkerungszahl ein konstantes Wachstum auf, mit Ausnahme einer Stagnationsphase in den 1950er Jahren.

Seit den 1950er Jahren nahm der motorisierte Verkehr immer mehr zu und die alte Brücke über die Reuss entwickelte sich aus zwei Gründen immer mehr zum Nadelöhr. Erstens war sie nur einspurig passierbar und zweitens folgte gleich anschliessend ein niveaugleicher Bahnübergang, wo die Schranken wegen des dichten Zugverkehrs fast immer geschlossen waren. Oft benötigte man für nicht einmal 500 Meter über eine halbe Stunde. Jahrzehntelang wurde um das Projekt gestritten, bis vor das Bundesgericht. Schliesslich begannen die Bauarbeiten im Dezember 1993 und die neue Reussbrücke konnte im September 1996 eröffnet werden. Die alte Brücke ist heute nur noch für Fussgänger und Fahrradfahrer passierbar und dient einmal im Jahr als Marktplatz, wie in früheren Zeiten.

Überschwemmung Reussegg 2004

Auch die Gemeinde Sins war von den schweren Regentagen im September 2004 betroffen. Die alte Holzbrücke kam mit leichten Schäden davon. Im kleinen Weiler Reussegg waren jedoch landwirtschaftlich genutzte Flächen an der Reuss weitgehend überschwemmt. In der angrenzenden Gemeinde Hünenberg wurden im darauf folgenden Jahr Baumassnahmen durchgeführt, um weitere Überschwemmungen auf beiden Seiten der Reuss in Zukunft zu verhindern.

Sehenswürdigkeiten

Die Kirchgemeinde Sins besteht seit mindestens 1245. Die Herren von Hünenberg verkauften das Patronatsrecht 1422 an das Kloster Engelberg. Im Jahr 1493 wurde ein Kirchenneubau errichtet und um 1600 erweitert. Da dieses Gebäude baufällig war, musste es zwischen 1745 und 1753 durch die neue Pfarrkirche Mariä Geburt ersetzt werden; Teile des alten Kirchturms blieben erhalten. Aus Anlass der Überführung einer Reliquie des Katakombenheiligen Felix erhielt die teils barocke, teils klassizistische Saalkirche 1829 einen neuen Altar. Neben der Pfarrkirche steht das im Jahr 1726 errichtete alte Pfarrhaus, in dem seit 1955 die Gemeindeverwaltung untergebracht ist.

Mehrere der kleineren Dörfer der Gemeinde besitzen eine Kapelle. 1754 gab der Landvogt die Erlaubnis, die baufällige Kapelle in Oberalikon durch einen Neubau zu ersetzen. Das dem Heiligen Antonius von Padua geweihte Gebäude entstand 1755/1756; der Altar ist rund 60 Jahre älter und war ursprünglich ein Seitenaltar der Sinser Pfarrkirche. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts existierte in Aettenschwil die Verenakapelle, die 1574/75 durch einen Neubau ersetzt wurde. Die Kapelle St. Wendelin in Fenkrieden entstand 1684, der Neubau an gleicher Stelle stammt aus dem Jahr 1844.

Der Weiler Meienberg lässt stellenweise die Herkunft als mittelalterliches befestigtes Städtchen Meienberg erkennen. Er liegt auf einem halbmondförmigen Hügel und weist Überreste einer Stadtmauer und eines Grabens auf. Das aus dem Mittelalter stammende Amtshaus wurde um 1575 umgebaut und teilweise neu errichtet. Die kleine Eligiuskapelle stammt aus dem Jahr 1553.[2]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss auf grünem Dreiberg drei rote, gelb bebutzte Rosen mit grünen Kelchblättern, Stängeln und Blättern.» Das Wappen ist vom Banner des Amtes Meienberg abgeleitet, welches 1531 verliehen wurde. Das Wappen des Amtes Meienberg zeigte auf weissem Grund eine grüne Linde auf einem Dreiberg. Bis 1821 war ein nicht näher definierter Baum abgebildet, der dann durch drei Rosen ersetzt wurde. Es ist ein «redendes» Wappen und stellt einen «Meien» (Wiese) dar, was wiederum auf das alte Städtchen Meienberg hinweist.[3]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[4]

Jahr 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 1480 1689 2160 2195 2435 2625 2956 3282

Am 31. Dezember 2007 lebten 3686 Menschen in Sins, der Ausländeranteil betrug 14,5 %.[5] Bei der Volkszählung 2000 waren 71,6 % römisch-katholisch, 12,6 % reformiert, 1,2 % christlich-orthodox und 5,2 % moslemisch; 0,9 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 92,7 % gaben Deutsch als Hauptsprache an, 2,0 % Serbokroatisch, 1,3 % Albanisch, 0,9 % Portugiesisch, je 0,7 % Italienisch und Türkisch.[6]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Josef Huwiler (FDP).

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Muri zuständig. Auf lokaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Abtwil, Auw, Dietwil und Oberrüti verantwortlich ist.

Wirtschaft

In rund 250 Betrieben werden ca. 1450 Arbeitsplätze angeboten. Der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft beträgt 20 %. Auf die Industrie fallen 35 %, auf Dienstleistungen 45 %.[7] Die wichtigsten Industriezweige in Sins sind die Stahlverarbeitung und die Herstellung von Schaumstoffen. Viele Erwerbstätige arbeiten in den Agglomerationen der Städte Zug und Luzern.

Verkehr

Sins ist der Kreuzungspunkt der Hauptstrassen nach Bremgarten, Lenzburg, Luzern und Zug und besitzt einen Bahnhof an der SBB-Linie AarauArth-Goldau. Buslinien verkehren nach Gisikon-Root, Auw und Cham.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über sämtliche Schulstufen der obligatorischen Volksschule. In Dorf Sins befinden sich vier Kindergärten und drei Schulhäuser. Darüber hinaus gibt es im Dorf Aettenschwil ein Primarschulhaus und einen Kindergarten, in Alikon ein zusätzliches Primarschulhaus.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  2. Georg Germann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau - Band V Bezirk Muri. Birkhäuser Verlag, Basel 1967.
  3. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
  4. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Muri - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  5. Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau

Weblinks


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