Karl Carstens (1986)

Karl Carstens (1986)
Karl Carstens
Kein Bild vorhanden
Schiffsdaten
Flagge: Flag of Germany (state).svg bis 1994
DeutschlandDeutschland Deutschland
Reeder: Deutsche Bundesbahn bis 1993
Deutsche Fährgesellschaft Ostsee
Bauwerft: Howaldtswerke-Deutsche Werft, Kiel, Baunummer 211
Baukosten: 92,1 Mio. DM (ca. 47,1 Mio. Euro)
Indienststellung: 1. Juni 1986
Außerdienststellung: 31. Dezember 1997
Technische Daten
Vermessung: 12.829 BRZ
Länge (Lüa): 164,68 m
Breite: 17,70 m
Tiefgang: 5,90 m
Schiffsantrieb: Dieselelektrischer Antrieb
6 MaK 12M282 Dieselmotoren mit Drehstromgeneratoren
2 Gleichstrom-Fahrmotoren mit gesamt 9.500 kW
Reisegeschwindigkeit: 20,0 kn
Nutzbare Gleislänge: 405,5 m (3 Gleise)
Kapazität: 14 Reisezugwagen plus 156 Pkw auf dem Autodeck oder maximal 333 Pkw
1.500 Fahrgäste

Die Karl Carstens war eine kombinierte RoRo- und Eisenbahnfähre der Deutschen Bundesbahn (DB) und der Deutschen Fährgesellschaft Ostsee (DFO), die von 1986 bis 1997 auf der Vogelfluglinie eingesetzt war.

Nach einem Umbau zur Floating Production Storage and Offloading Unit (FPSO) ist das Schiff als Helix Producer I seit 2010 für die Helix Energy Solutions Group im Golf von Mexiko eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Bau und Ablieferung

Als Anfang der 1980er Jahre die Vogelfluglinie jährlich neue Beförderungsrekorde aufstellte und die Dänischen Staatsbahnen (DSB) entsprechend immer größerer Fährschiffe einsetzte, musste die DB die nicht mehr zeitgemäße Theodor Heuss durch einen moderneren und größeren Neubau mit 60 Prozent mehr Kapazität ersetzen. Der Auftrag ging am 18. Oktober 1984 an die Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft. Der Bund gewährte 12,5 Prozent Wettbewerbshilfe, eine Förderung, die eigentlich nur privaten Reedern vorbehalten war.

Das neue Flaggschiff der DB wurde nach nur 17 Monaten Bauzeit am 2. Mai 1986 abgeliefert und von Veronika Carstens auf den Namen ihres Mannes getauft. Im persönlichen Gespräch dankte Alt-Bundespräsident Karl Carstens den Werftarbeitern für die solide und gute Wertarbeit an „seinem Schiff“.[1]

Einsatz als Fähre

Am 1. Juni 1986 nahm die Karl Carstens ihren fahrplanmäßigen Dienst zwischen dem Fährbahnhof Puttgarden und Rødby Færge auf.

Mit der Gründung der Deutschen Fährgesellschaft Ostsee mbH (DFO) wurde die Karl Carstens, zusammen mit der Deutschland und der Theodor Heuss, am 1. Juli 1993 privatisiert. Erstes sichtbares Zeichen war die Änderung der Schornsteinembleme und am 17. Februar 1994 die Umflaggung von der Bundesdienstflagge zur Bundesflagge.

Nach einer Bestandsaufnahme hatte die DFO beschlossen, in diese Fährschiffe nicht mehr zu investieren. Mit neuen Konzepten und neuen Schiffen wollte man der Zukunft begegnen. Zusammen mit der DSB Rederi wurden 1997 vier moderne Doppelendfähren in Dienst gestellt, die Prins Richard, Prinsesse Benedikte, Schleswig-Holstein und Deutschland. Nach einer kurzen Reaktivierung, bedingt durch den Ausfall der Prinsesse Benedikte, wurde die Karl Carstens am 31. Dezember 1997 endgültig außer Dienst gestellt.

Schiffsdaten Helix Producer I
Registrierung: Nassau, BahamasBahamas Bahamas
Identifikation: IMO-Nummer 8420115
MMSI 311062000
Unterscheidungssignal C6RK2
Reeder: Helix Energy Solutions Group
Umbauwerften: Viktor Lenac Werft, Rijeka
Kiewit Werft, Corpus Christi (Texas)
Indienststellung: 2010
Status: Aktiv
Technische Daten
Vermessung: 17.357 BRZ
Länge (Lüa): 161,5 m
Breite: 29 m
Tiefgang: 8,6 m
Schiffsantrieb: Dieselelektrischer Antrieb
6 MaK 12M282 Dieselgeneratorensätze
7 Rolls-Royce Propellergondeln und Querstrahler mit gesamt 12 MW
Kapazität/Tag: 30.000 Barrel Erdöl
70 MMSCFD Erdgas
50.000 Barrel Wasser

Umbau

Die Karl Carstens wurde zunächst in Warnemünde und danach in Nakskov und Rødby aufgelegt. Im Jahr 2000 wurde der Name auf Karl verkürzt und das Schiff mehrmals verkauft. Mitte 2006 erreichte die ehemalige Eisenbahnfähre die Viktor Lenac Werft in Rijeka, um dort zu einem Bohrschiff umgebaut zu werden. Nachdem der Hauptteil der Aufbauten entfernt und die Unterkünfte ausgebaut waren, gründeten der Besitzer und die Helix Energy Solution Group das Gemeinschaftsunternehmen Kommandor LCC und legten sich auf einen zukünftigen Einsatz als FPSO fest. Zu diesem Zweck wurden ein neuer Rumpf um den bereits vorhandenen gebaut, ein neues Arbeitsdeck zur Aufnahme der zukünftigen Ausrüstung errichtet und die Decksaufbauten für die Unterbringung einer größeren Besatzung erweitert.

Während des Umbaus wurden 4.000 Tonnen Stahl, mehr als 250 Tonnen Rohre und 155 Kilometer Kabel verarbeitet. Die Integration der neuen Systeme in die vorhandenen Räume war dabei die größte Herausforderung. Die vorhandenen sechs MaK 12M282 Dieselgeneratorensätze wurden überholt und für das dynamische Positionieren wurde eine Kombination von insgesamt sieben Rolls-Royce Propellergondeln und Querstrahlsteueranlagen mit einer Gesamtleistung von 12.000 kW installiert. Der Umbau zur Helix Producer I war das bisher größte Vorhaben der Viktor Lenac Werft.[2]

Die Installation der Produktionseinrichtungen erfolgte ab Mai 2009 auf der Kiewit Werft in Corpus Christi (Texas). Das abkoppelbare Fördersystem ist die herausragende Eigenschaft der Helix Producer I: Bei einem sich nähernden Hurrikan kann die Verbindung schnell gelöst und das Schiff aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Nach dem Sturm kehrt das Schiff zurück, verbindet sich wieder mit dem System und nimmt die Förderung wieder auf. Die Einrichtungen an Bord erlauben die Verarbeitung von täglich 30.000 Barrel Rohöl, 70 MMSCFD (Million Standard Cubic Feet per Day) Erdgas und 50.000 Barrel Wasser.

Einsatz als FPSO

Das Einsatzgebiet der Helix Producer I ist das Phoenix-Ölfeld im Golf von Mexiko. Im Juni 2010 kündigte BP an, dass das Schiff die Discoverer Enterprise and Toisa Pisces bei der Aufnahme des austretenden Öls an der Deepwater Horizon-Unglücksstelle unterstützen werde. Mit ihrer Kapazität von 30.000 Barrel konnte die Helix Producer I nahezu die Hälfte des täglich ausströmenden Erdöls aufnehmen und zum Abtransport auf Shuttle Tanker entladen.[3]

Literatur

  • Gert Uwe Detlefsen: Schiffahrt im Bild Ostsee-Fährschiffe, Hauschild Verlag Bremen 1997, ISBN 978-3-89757-372-7
  • Günther Meier: Die Vogelfluglinie und ihre Schiffe, Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Herford 1988, ISBN 3-7822-0441-7
  • Carsten Watsack: Puttgarden-Rødby Die Geschichte der Vogelfluglinie, Verlag Deutsche Fährschiffpublikationen, Edition Ostseeland 2000, ISBN 3-8311-0357-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Marine Rundschau 3/1986 S. 191
  2. Umbaubeschreibung der Werft (englisch) (abgerufen am 6. Oktober 2010)
  3. Die alte Karl Carstens im Öl-Einsatz im Golf von Mexiko (abgerufen am 6. Oktober 2010)

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