Karl Walther

Karl Walther
Karl Walther im Garten in Seeshaupt (1968)

Karl Walther (* 19. August 1905 in Zeitz; † 9. Juni 1981 in Seeshaupt) war ein Maler des deutschen Spätimpressionismus. Walther war ein Vertreter der Freilichtmalerei (Pleinairmalerei). Zu seinen Werken zählen Porträts, Stillleben, Städtebilder und Landschaften.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Selbstbildnis mit Kinnbart (1947)

Die Zeit bis 1945

Nach einer Lithografenlehre studierte Walther zunächst Musik (1920), dann Malerei (1925) an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Heinz Dörffel und Fritz Ernst Rentsch. Im Leipziger Stadtteil Leutzsch hatte Walther auch sein erstes Atelier. 1929 Umzug nach Berlin; über Max Liebermann und Ulrich Hübner 1932 Aufnahme als Meisterschüler bei Max Slevogt. Seine erste Einzelausstellung hatte Walther im September 1926 beim Galeristen Heinrich Barchfeld in Leipzig, dann folgte im selben Jahr eine Ausstellung bei Victor Hartberg in Berlin. Es folgten internationale Ausstellungen am Carnegie Institute des Carnegie Museum of Art in Pittsburgh ab 1935, 1928 in der Berliner Secession, und 1938 bei der Biennale von Venedig. Malaufenthalte im Ausland führten ihn 1930 an den Luganer See, 1931 nach Paris, wo er mit Oskar Kokoschka zusammentrifft, und 1932 zur Rembrandt-Ausstellung nach Amsterdam; 1933 reist Walther für drei Monate nach Florenz. 1935 heiratet Walther die Pfarrerstochter und Bibliothekarin Gnade-Maria Walther geb. Knote. 1940 folgte ein Umzug von Leipzig nach München, und 1943 nach Seeshaupt am Starnberger See. 1944 erhielt er eine Einladung von Prof. Heinrich Dikreiter (Gründer der Städtischen Galerie Würzburg). Dort malte er mehrere großformatige Ansichten der noch unzerstörten Stadt. Am 1. September 1944 wurde Walther zur Wehrmacht eingezogen und in Oberitalien eingesetzt. Dort geriet er in britische Gefangenschaft. Im Kriegsgefangenenlager Rimini freundete er sich mit dem Würzburger Maler und Grafiker Josef Scheuplein an.

Die Nachkriegsjahre

Peterskirche und Löwenturm in München (1950)

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden viele Bilder der zerstörten Stadt München. Ende Mai 1946 und dann 1947 war Karl Walther dann wieder in Würzburg. Im Sommer 1947 wurden seine Gemälde im Wenzelsaal des Rathauses ausgestellt. Der Künstler malte bei dieser Gelegenheit weitere Bilder, die das zerstörte Würzburg dokumentieren. 1950 nimmt Walther wieder an der Internationalen Carnegie-Ausstellung in Pittsburgh teil. Durch den Ausbau des Anwesens in Seeshaupt beschränkt sich Walther zunächst fast ausschließlich auf Auftragsarbeiten. In dieser Zeit entstehen mehrere Porträts von amerikanischen Armeeangehörigen und Diplomaten, darunter des Generalkonsuls in München Sam E. Woods. 1960 malt Walther zwei Monate am Gardasee und in Südtirol, 1962 reist er zur Gedenkausstellung zum 300. Geburtstag von Frans Hals in Haarlem nach Holland. Im Mai 1964 stirbt der in Leipzig lebende Vater Walthers, Karl Friedrich Walther, sowie im Februar 1968 seine Mutter Bertha Walther geb. Sittig. Ab 1968 malt Walther in Südtirol, dort u.a. in Brixen und Meran sowie ab 1970 in Salurn und auf der Seiser Alm.

Mit Berliner Malerfreunden reist Walther 1974 erneut nach Venedig, wo eine Reihe von hellen, farbintensiven Städtebildern entsteht, sowie 1976 nach Spandau. Karl Walther war langjähriges Mitglied und Vizepräsident der Münchner Künstlergenossenschaft und nahm an deren jährlichen Ausstellungen teil. 1974-1976 bereiste Walther auch seine Heimatstadt Leipzig und malte insbesondere Ansichten vom Leipziger Brühl. 1976 entstanden seine letzten Gemälde in Berlin.

Im Frühjahr 1978 erleidet Walther einen Schlaganfall. Dieser zwingt ihn dazu, mit der Malerei aufzuhören, weshalb sich der Künstler in den letzten Lebensjahren wieder intensiv mit der Musik beschäftigt.

Werk

Künstlerischer Einfluss

Walthers Malerei gründet auf der Kunst der französischen und deutschen Impressionisten, auf der Begeisterung für Liebermann, Corinth und Slevogt, sowie für deren Vorgänger Hals, Velázquez und Constable. Schon früh orientiert sich Walther an den Beständen deutscher Impressionisten des Leipziger Museums der bildenden Künste, dessen Werke von Max Slevogt, Lovis Corinth und Max Liebermann, sowie Walter Leistikow, Wilhelm Leibl, Karl Hagemeister und Carl Schuch ihn maßgeblich beeinflussten. Wichtige Anregungen verdankt er außerdem Adolph Menzel, Gustave Courbet und dem Leibl-Kreis. Walther hat 1974 an die große Bedeutung erinnert, die Lovis Corinths erstmals 1908 erschienenes Buch Das Erlernen der Malerei für ihn gespielt hat. „Dieses Lehrbuch“, so schrieb er, „lernte ich bereits 1922 kennen, als ich mich endgültig entschloss, […] mich ganz der bildlichen Wirklichkeitsdarstellung auf der Fläche zu widmen. Da ich zunächst überhaupt keinen Unterricht an einer Akademie oder Privatschule nahm, war Corinths Lehrbuch meine einzige Anleitung zum Selbststudium der Menschen-, Tier-, Landschafts- und Architekturmalerei.“

Porträts

Dame mit schwarzem Barett (1947)
Bildhauer Prof. Hartmann (1934)

Wie seine Vorbilder hat sich auch Walther mit der eigenen Physiognomie auseinandergesetzt. Aus der frühen Zeit seines Schaffens sind es verwegene Selbstbildnisse, die ihn unbefangen, sicher und unerschütterlich zeigen. Hier ist es der derbe, manchmal etwas ungehobelte und gleichzeitig doch höchst sensible Mann aus einfachen Kreisen, als der er in der Erinnerung von Zeitzeugen erscheint. In den späteren Arbeiten sieht man eine Künstlerpersönlichkeit, die sich selbst prüfend, doch mit dem Bewusstsein der Könnerschaft, konterfeit hat und auf klassische Attribute wie Pinsel und Palette verzichtet. Bei seinen Porträts hat sich Walther immer wieder mit vorbereitenden Bleistiftzeichnungen an die Charakteristika seines Gegenübers herangetastet. Mit sanften, immer wieder abbrechenden Strichen erfasst der Künstler die Form und wird energischer und dichter, wenn es um die Festlegung der Helligkeit und des Dunkels geht. Bei der Umsetzung auf die Leinwand wird die in der Zeichnung festgelegte Komposition beibehalten und es tritt die Farbe hinzu. Selten finden sich „sprechende“ Attribute wie beim Porträt eines Arztes, der in seiner weißen Arbeitskleidung posiert; meist genügen die charakteristischen Züge der Gemalten, die unbefangen und selbstbewusst stehen oder sitzen, in sich ruhend oder mit einer ihrem Stande angemessenen rhetorischen Geste. Zu den von Walther porträtierten Persönlichkeiten zählen u.a. die Opernsängerin Fanny Cleve[1] [2]und der Bergsteiger Luis Trenker.

Stillleben

Küchenstillleben (1928)
Stillleben mit Spiegel (1932)

Bei seinen Stillleben stellt Walther die scharfe Beobachtung, das rasche Erfassen einer oft nur auf den ersten Blick banal wirkenden Alltagssituation in den Mittelpunkt. Walther vermag diesen Dingen einen malerischen Reiz abzugewinnen, er kann das Profane durch seine Darstellung zum Kunstwerk erhöhen, ohne dabei auf eine symbolhafte Ebene abzuheben. Karl Walther hat wie Vincent van Gogh alte Schuhe gemalt, eine soziale Anklage sind solche Bilder jedoch nicht. Édouard Manets Stillleben, die Walther in Berlin gesehen hatte, bestechen durch das Unspektakuläre. Auch Walther war, wie der Franzose, bei der Auswahl seiner Sujets ganz bewusst wenig anspruchsvoll: Die Blumen des Frühlings, Sommers und Herbstes lieferte der Garten, ebenso das Obst und Gemüse. Ein Hase oder Fasanen, oder ein leuchtend roter Hummer wurden so geschildert, wie sie gerade ins Haus gekommen zu sein scheinen. Die Komposition der Farben ist das Wesentliche bei Walther, sie dominiert über das Stoffliche der Sujets.

Städtebilder

Winter in der Vorstadt (1929)

Architektur- und Städtebilder umfassen den größten Anteil an Walthers Malerei. Viele der vor den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs gemalten Werke wurden zu Dokumenten deutschen Städtebaus. Mit wenigen gezeichneten Strichen vermochte Walther die urbane Situation einzufangen, die Verhältnisse der Architekturen zueinander abzuschätzen und die unterschiedlichen Dimensionen zu fixieren. Zwei- bis dreimal kehrte der Künstler für ein Bild an seinen Standort zurück, um jeweils den gleichen Lichteinfall vorzufinden.

Anders als viele seiner Vorgänger stellte Walther seine Städte nicht in einer idealisierten Form, in einem zeitlosen Zustand dar: Zu sehr war er der Realität verpflichtet, wie es einige winterlich trübe Stadtansichten oder die Bilder des zerstörten München zeigen. Realität bedeutete für ihn nicht, alles bis ins letzte Detail exakt zu malen. Klar zu entziffernde Inschriften, ikonografisch bestimmbare Hausfiguren, namentlich benennbare Passanten sucht man vergeblich. Walther rückt keineswegs die topographische Genauigkeit, sondern den impressionistischen Gesamteindruck seiner Städtebilder in den Mittelpunkt.

Landschaften

Waldidylle am Frechensee (1956)

Walthers Begeisterung für die freie Natur motiviert den Künstler, zu jeder Jahreszeit das Spiel von Licht und Farbe einzufangen und dessen wechselnde Stimmungen in seinen Bildern wiederzugeben. Reine, absolut unberührte Landschaften kommen bei Walther kaum vor; fast immer trifft man auf Spuren menschlichen Tuns, gelegentlich auf den Menschen selbst. Häufig schweift der Blick aus einem Dorf hinaus ins Umfeld, umgekehrt sieht man Ortschaften im Hintergrund. Eine Holzhütte, ein Zaun, eine Brücke, können als „Staffage“ in die Landschaft integriert sein, und selbst die Wälder zeigen mit ihren Wegen indirekt die Präsenz des Menschen. Schneelandschaften zeigen unter grau verhangenem Wolkenhimmel die trübe Stimmung der kalten Jahreszeit. Im Frühjahr brechen sich lindgrüne, fast gelbgrüne Töne des frischen Laubes und der knospenden Blüten die Bahn, der Sommer erstrahlt in sattem, oft blondem Kolorit. Während der Herbst mit seinem Farbenspiel Gelegenheit bietet, alle Nuancen der Palette zu zeigen, findet sich im Spätherbst nur noch vereinzelt braunes Laub an dürren Ästen, und am Himmel kündigt sich bereits der erste Schnee des neuen Winters an. Mit besonderer Leidenschaft widmete sich Walther einer Spezialdisziplin der Landschaftsmalerei, nämlich der Darstellung von Waldinterieurs. Sie machen nahezu ein Viertel seines gesamten Schaffens aus. Immer wieder, zu jeder Jahres- und Tageszeit und bei Wind und Wetter, zog es den Künstler hinaus in die Natur. Hier entstanden z.T. sehr großformatige Gemälde, ohne jedoch auf die romantische Überhöhung des 19. Jahrhunderts abzuzielen. Anfangs waren es die Auwälder im Leipziger Umland (v.a. der Leutzscher Auenwald), die ihn zum Malen anregten, dann die Spreewälder in Berlin; nach dem Umzug an den Starnberger See boten sich dem Künstler in unmittelbarer Umgebung sowie im nahegelegenen Bernrieder Park nahezu unerschöpfliche Möglichkeiten zur Motivsuche.


Ausstellungen (Auswahl)

  • 1946 Sonderausstellung Karl Walther, Kunsthandlung Blum, München
  • 1995 Retrospektive zum 90. Geburtstag, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
  • 2005 Karl Walther (1905-1981): Ein Spätimpressionist - Retrospektive, BayernLB Galerie, München[3]
  • 2008 Architektur und Landschaft, Galerie Wimmer, München

Museen

Die Werke Walthers befinden sich heute in zahlreichen Privatsammlungen und Galerien wie etwa der Städtischen Galerie München, den Kunstsammlungen Chemnitz, den Museen der Stadt Leipzig (Grassimuseum, Museum der bildenden Künste), der Kunsthalle Mannheim oder der Staatsgalerie Stuttgart. Das Museum im Kulturspeicher Würzburgs besitzt mit 19 Gemälden die größte Sammlung in öffentlicher Hand. [4][5]

Ehrungen

1932 erhielt Karl Walther den Albrecht Dürer-Preis sowie 1942 den Veit Stoß-Preis der Stadt Nürnberg.

Literatur

  • Richard Braungart: Karl Walther, Leben und Werden eines Impressionisten. München 1947
  • Josef Kern: Karl Walther, Leben und Werk. (mit Oevreverzeichnis der Ölgemälde), Königshausen und Neumann, Würzburg 1995

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Porträt der Opernsängerin Fanny Cleve
  2. Ein Bildnis der Sopranistin Fanny Cleve
  3. Karl Walther (1905-1981): Ein Spätimpressionist - Retrospektive
  4. Roland Flade: Die Idylle vor dem Sturm, in: Main-Post vom 8. Januar 2010
  5. Internetseite Kulturspeicher Würzburg

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