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Mediaș
Mediasch
MedgyesBasisdaten Staat: Rumänien Historische Region: Siebenbürgen Kreis: Sibiu Koordinaten: 46° 10′ N, 24° 22′ O46.16444444444424.359444444444330Koordinaten: 46° 9′ 52″ N, 24° 21′ 34″ O Zeitzone: OEZ (UTC+2) Höhe: 330 m Fläche: 62,62 km² Einwohner: 53.564 (1. Juli 2007) Bevölkerungsdichte: 855 Einwohner je km² Postleitzahl: 551xxx Telefonvorwahl: (+40) 02 69 Kfz-Kennzeichen: SB Struktur und Verwaltung (Stand: 2009) Gemeindeart: Munizipium Gliederung: Mediaș, Ighișu Nou Bürgermeister: Teodor Neamțu (PD-L) Postanschrift: Piața Corneliu Coposu, nr. 3
loc. Mediaș, jud. Sibiu, RO-551018Webpräsenz: Mediaș (deutsch Mediasch, früher Medwisch, såksesch Medwesch oder Meddesch, ungarisch Medgyes) ist eine Stadt in Siebenbürgen im Kreis Sibiu (Hermannstadt), Rumänien. Sie liegt an der Târnava Mare (Große Kokel) und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Zentralrumänien.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lage
Die Stadt liegt im Kokeltal des Karpatenvorlands und ist von zahlreichen Bergen umgeben. Im Norden von den Steilhängen des Galchberges, der Burg, des Hunsrückens und Keppenberges und im Süden vom Busder Plateau, Hasengarten, Vogelstange, Hirschberg, Kreuzberg und Stempelwald. Die Gesamtlänge der Stadtgrenze beträgt 35 km, der Marktplatz liegt auf einer Seehöhe von 305 m, höchster Punkt ist der Weberln-Berg (555 m ü. NN).
Natur
Mediasch liegt in einer Mischwaldzone mit Steineichen und Rotbuchen, an Bächen Flüssen wachsen Weiden und Erlen und auf den Wiesen und Auen auch viele Arten von Süßgräsern und Wildblumen.
Klima
- Es herrscht ein gemäßigtes Landklima
- Der Luftdruck in 310 Meter ü. NN ist im Mittel 729,7 mm/Hg
- Die durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit beträgt 78,4 %
- Die durchschnittliche Niederschlagsmenge ist 600,9 Liter/Jahr und m²
- Die durchschnittliche Regendauer pro Jahr beträgt 123 Tage
Nachbardörfer
In der Nachbarschaft von Mediasch liegen die Ortschaften Baaßen (Bazna), Klein-Blasendorf (Blăjel), Puschendorf (Păucea), Durles (Dârlos), Pretai (Brateiu), Bußd (Buzd), Meschen (Moșna), Eibesdorf (Ighișul Nou) und Groß-Probstdorf (Târnava).
Geschichte
Mediasch wurde Mitte des 13. Jahrhunderts von siebenbürgisch-sächsischen Siedlern aus dem „Altland“ der Hermannstädter Provinz durch Binnenkolonisation besiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1267. Der Name könnte vom lateinischen per medias via (in etwa am Kreuzweg) herrühren. Gemeint sein könnte damit ebenso die Mitte des historischen Siebenbürgens, die Mediasch in etwa markierte. Eine andere Erklärung ist die Übernahme des Ortsnamen einer vorher bestehenden Szekler-Siedlung namens Medyes. Der Name soll sich auf den Baumbewuchs der Gegend beziehen und bedeutet Sauerkirsche (neu-ungarisch Meggy), woraus im Laufe der Zeit durch Lautverschiebung der heutige Name entstanden sein soll. In ersten urkundlichen Erwähnungen heißt es u.a. Mediesy (1267) oder Terra Meddies (1289). Später findet sich auch die deutsche Bezeichnung Medwisch (Honterus-Karte, 1532; Siebenbürgischer Würg-Engel, 1670).
Mediasch entstand zunächst als Siedlung auf Adelsboden, d. h. die ersten deutschen Siedler waren dem ungarischen Adel hörig und genossen nicht dieselben Freiheits-Privilegien wie die Siedler auf dem so genannten Königsboden. Innerhalb weniger Generationen erkämpften sich die Mediascher jedoch diese Privilegien (1315 )[1] und erreichten zusammen mit den umliegenden Ortschaften sogar den Status eines „Stuhls“ (Zwei Stühle, später Mediascher Stuhl), also einer eigenen Gerichtsbarkeit und weitestgehender Selbstverwaltung.
In der Mediascher Stadtgeschichte spiegelt sich die wechselhafte Geschichte Siebenbürgens wider. Immer wieder zogen verschiedenste Heere durch das Land, es gab osmanische Einfälle, österreichische und ungarische Gegenangriffe und oft genug lokale Fürsten und Gegenfürsten, die blutig um die Vorherrschaft stritten. Mediasch wurde dabei mehrfach belagert und geplündert, wobei das Jahr 1605 als „Schreckensjahr“ in die Geschichte einging. Ebenso wurde Mediasch von der zweiten Geißel des Mittelalters, der Pest, mehrfach heimgesucht. Die Mediascher Bürgerschaft schaffte es jedoch immer wieder, das Leben in der Stadt zum Blühen zu bringen. Vielleicht trugen gerade die oft ungünstigen äußeren Bedingungen dazu bei, den inneren Zusammenhalt zu stärken. Dies bezog sich jedoch beinahe ausschließlich auf die deutsche Bevölkerung, Ungarn oder gar Rumänen waren nahezu vollständig ausgeschlossen.
Die Dominanz der deutschstämmigen Siebenbürger Sachsen dauerte bis ins 19. Jahrhundert an. In Mediasch wurde der wachsende Einfluss der ungarischen Staatsmacht und ihr Bestreben der „Magyarisierung“ Siebenbürgens besonders offensichtlich. Im Jahr 1849 wurde die Stadt von ungarischem Militär besetzt und der Mediascher Stephan Ludwig Roth, prominentes Sprachrohr der Siebenbürger, Pfarrer, Lehrer und Schriftsteller, festgenommen, in Klausenburg in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und standrechtlich erschossen. Darüber hinaus wurden hunderte anderer Menschen, die meisten davon Rumänen, erschossen. Dennoch gelang es der deutschen Bevölkerung dank traditionell guter Kontakte nach Deutschland und Österreich während der Zeit der Industrialisierung ihre Vormachtstellung in Mediasch ökonomisch auszubauen.
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien schwand auch in Mediasch zunehmend der Einfluss der deutschen Bevölkerung. Obwohl sie nach wie vor den Großteil der Bevölkerung stellten, fühlten sich die Deutschen vor allem wegen entsprechender Gesetze der Zentralregierung zunehmend ins Abseits gedrängt. So fand die NS-Propaganda auch in Mediasch ihre Anhänger: Viele Bewohner der Stadt zogen auf deutscher Seite in den Zweiten Weltkrieg. Hingegen wurden hier keine organisierten Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung und ihre Einrichtungen durchgeführt. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die deutschstämmige Bevölkerung (zumeist Siebenbürger Sachsen) in Mediasch eine relative Mehrheit. Die Stadt, damals noch Teil des Kreises Târnava-Mare, zählte im Jahr 1930 15.505 Einwohner, davon 5.974 Deutsche (38,52%), 4.366 Rumänen (28,15%), 3.876 Magyaren (24,99%), 702 Juden (4,52%) und 345 Roma (2,22%).[2]
1996 wurden 62.750 Einwohner, davon 50.200 Rumänen, 8.900 Magyaren, 2.500 Roma, 1.150 Deutsche gezählt.
Politik
Bürgermeister der Stadt war von 2004 bis zu seinem Tod 2009 Daniel Thellmann, zunächst gewählt als Mitglied des DFDR (Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien). Das DFDR leitete die Stadtpolitik in der Wahlperiode 2004–2008 in einer Koalition mit der PD, seit 2007 umbenannt in PD-L. Am 18. April 2008 wechselte der amtierende Bürgermeister zur PD-L, was zu politischen Auseinandersetzungen führte.[3] Infolgedessen kündigte Klaus Johannis, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, den Abbruch jeglicher Zusammenarbeit zwischen dem DFDR und der PD-L.[4] Thellmann musste seine Ämter im Demokratischen Forum der Deutschen niederlegen.
Die Wahlen zum Stadtrat (consiliul local) im Jahre 2008 ergaben folgende Mandatsverteilung:
- PD-L (Demokratisch-Liberale) : 12
- PSD (Sozialdemokraten) : 5
- PNL (Nationalliberale) : 2
- UDMR (Ungarnpartei) : 2
Nach Daniel Thellmanns Tod durch schwere Krankheit übernahm sein Stellvertreter Teodor Neamțu 2009 das Amt des Bürgermeisters.
Liste der Bürgermeister von Mediasch
Die folgenden Bürgermeister der Stadt sind seit dem 16ten Jahrhundert beurkundet:[5][6]
Städtepartnerschaften
- Joure – Niederlande
- Mineral Wells – Texas
- Ödenburg (Sopron) – Ungarn
Sehenswürdigkeiten
- Margarethenkirche mit dem charakteristischen schiefen Turm
- Hermann-Oberth-Gedenkhaus
- Historische Altstadt
- Schuller-Haus (Bildungseinrichtung)
- Stephan-Ludwig-Roth-Gedenkhaus
- Synagoge nahe dem Bahnhof
Media
Es gibt zwei Radiosender in Mediasch (Radio Mediaș und Radio Ring), ein Fernsehsender (Nova Tv) und drei Wochenblätter (Monitorul de Mediaș, Jurnal de Weekend und Medieșeanul).
Sport
Die erfolgreichsten Sportvereine in Mediasch sind die Basketballmannschaft und der Fußballklub von Gaz Metan.
Verkehr
Mediasch liegt an einer der bedeutendsten internationalen Eisenbahnstrecken Rumäniens (Bukarest–Budapest–Wien), eine der ersten von der rumänischen Staatsbahn (CFR) elektrifizierten Strecken. Außerdem ist Hermannstadt (Sibiu) über eine Lokalbahnlinie – via Kleinkopisch (Copșa Mică) – erreichbar. Das Stadtzentrum ist vom Bahnhof aus in etwa 10 Minuten zu Fuß erreichbar.
Die Stadt liegt am Straßenkreuzungspunkt der DN (Nationalstraße) 14, DN 14 A, DN 14 B sowie der DJ (Kreisstraße) 141. Über diese Straßen sind die Städte Hermannstadt (Sibiu), Blasendorf (Blaj), Sankt Martin (Târnăveni), Schäßburg (Sighișoara) und Agnetheln (Agnita) erreichbar.
Das öffentliche Verkehrsnetz besteht aus drei Oberleitungsbus- und einigen Autobuslinien.
Wein
Nicht nur im Stadtwappen der Stadt sind Weintrauben zu sehen, sondern auch im Wappen des Heimatvereins, das zusätzlich auch Weinblätter zeigt.
Der Wein aus Mediasch wird in Bram Stokers Romans Dracula an prominenter Stelle erwähnt: "The wine was Golden Mediasch, which produces a queer sting on the tongue, which is, however, not disagreeable" (Tagebucheintrag von Jonathan Harker, 5. Mai, zum ersten Mal auf dem Weg zum Schloss des Grafen).
Persönlichkeiten
- Christian Schesäus (1535–1585), siebenbürgischer Humanist
- Michael Weiß (1569–1612), Politiker
- Stephan Ludwig Roth (1796–1849), Schulreformer und 1848er-Revolutionär
- Andreas von Gunesch (1799–1875), evangelisch-lutherischer Superintendent von Wien
- Ștefan Moldovan (1813–1900), rumänischer 1848er-Revolutionär
- Theodor Fabini (1827–1849), Reformer und Volksheld
- Samuel Karres (1874–1954), Industrieller
- Rudolf Brandsch (1880–1953), Politiker
- Schuster Dutz (1885–1968), Mundartdichter
- Hermann Oberth (1894–1989), „Vater der Raumfahrt“, Wissenschaftler
- Otto Folberth (1896–1991), Rektor, Heimatforscher, Schriftsteller
- George Popa (1912–1973), Schriftsteller und Historiker
- Gheorghe Váczi (1922–2006), Fußballspieler
- Hans Ambrosi (* 1925), Weinfachmann, Autor von Weinfachbüchern
- Hubert Caspari (1926–2004), Architekt
- Adolf Oberth (1928–2007), Chemiker und Erfinder, Sohn von Hermann Oberth
- Peter P. Schweger (* 1935), deutscher Architekt
- Waldemar Mühlbächer (* 1937), Fußballspieler
- Klaus F. Schneider (* 1958), rumäniendeutscher Dichter
- Daniel Thellmann (1960–2009), ehemaliger Bürgermeister der Stadt Mediasch (2004–2009)
- Wilfried „Willi“ Schneider (* 1963), Skeletonpilot und Skeletontrainer
- Margareta Keszeg (* 1965), Leichtathletin
- Doris Eisenburger (* 1966), Kinderbuchillustratorin
Weblinks
Commons: Mediaş – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Homepage der Heimatgemeinschaft Mediasch e.V.
- Mediasch auf Siebenbürger.de
- Mediaş: Transylvanian beauty in transition (Siebenbürger Schönheit im Wandel)
- Webseite des Mediascher Rathauses (rumänisch)
Fußnoten
- ↑ Der ungarische König Karl Robert gesteht den Sachsen von Mediasch, Schelk und Birthälm 1315 die gleichen Freiheiten zu, wie denen der Hermannstädter Provinz
- ↑ Recensământul populației României din 29 Decemvrie 1930, vol. II, p. 438f.
- ↑ http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/rumaenien/7782-thellmann-wechselt-zu-rumaenischer.html
- ↑ http://www.ziua.ro/news.php?data=2008-04-19&id=5865
- ↑ Siebenbürgische Quartalsblätter, Siebenter Jahrgang, 1801, Zweites Quartal, Seite 94-109 und Drittes Quartal, Seite 177-188
- ↑ Die Bürgermeister von Mediasch, 1552-1944. In Mediasch - ein historischer Streifzug durch die siebenbürgisch-sächsische Stadt an der Kokel, von Hansotto Drotleff und Günther E. Schuster (Hrsg.), 2009
Siehe auch
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