- DRG-Baureihe 39
-
Preußische P 10
DRG-Baureihe 39
DB-Baureihe 39Anzahl: 260 Hersteller: Borsig Baujahr(e): 1922–1927 Ausmusterung: 1967 Bauart: 1'D1' h3 Gattung: P 46.19 Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Länge über Puffer: 22.890 mm Fester Radstand: 4.000 mm Gesamtradstand: 11.600 mm Leermasse: 100,4 t Dienstmasse: 110,4 t Reibungsmasse: 75,7 t Radsatzfahrmasse: 19,4 t Höchstgeschwindigkeit: 110 km/h Indizierte Leistung: 1.620 PSi Treibraddurchmesser: 1.750 mm Laufraddurchmesser vorn: 1.000 mm Laufraddurchmesser hinten: 1.100 mm Steuerungsart: Heusinger Zylinderanzahl: 3 Zylinderdurchmesser: 520 mm Kolbenhub: 660 mm Kesselüberdruck: 14 bar Anzahl der Heizrohre: 138 Anzahl der Rauchrohre: 34 Heizrohrlänge: 5.800 mm Rostfläche: 4,08 m² Strahlungsheizfläche: 17,51 m² Rohrheizfläche: 122,30 m² Überhitzerfläche: 77,20 m² Verdampfungsheizfläche: 217,01 m² Tender: pr 2'2' T 31,5 oder 2'2' T 34 Wasservorrat: 31,5 oder 34 m³, je nach Tender Brennstoffvorrat: 7, 7,5 oder 10 t, je nach Tender Bremse: Einkammer-Schnellbremse Bauart Knorr Zugheizung: Dampf Die Dampflokomotiven der Gattung P 10 der Preußischen Staatseisenbahnen waren Schlepptender-Personenzuglokomotiven mit einer führenden Laufachse, vier Kuppelachsen und einer nachlaufenden Laufachse (Achsfolge 1'D1', genannt Mikado). Die Deutsche Reichsbahn hat die Fahrzeuge als Baureihe 39 eingeordnet.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung, Beschaffung und Einsatzgeschichte
Die Lokbauart war die letzte in Preußen entwickelte Personenzuglokomotive. Sie sollte vor schweren Schnellzügen wie auch Personenzügen in den Mittelgebirgen eingesetzt werden und dort unwirtschaftliche Vorspannleistungen überflüssig machen. Ein erster Entwurf wurde von der Firma Borsig unter der Leitung von Oberingenieur August Meister bereits 1919 erstellt; die Lieferung verzögerte sich im Zuge der Gründung der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft allerdings bis 1922.
Die vierfach gekuppelte Maschinen waren mit ihrem Dreizylindertriebwerk die stärkste Personenzuglok der Deutschen Länderbahnen und wurden noch von der Deutschen Reichsbahn weiterbeschafft. Allerdings überschritt die Konstruktion die vorgesehene Achslast von 17 t doch deutlich, so dass ein Teil der Lokomotiven erst nach dem Ausbau einiger Strecken zum Einsatz kommen konnte. So wurden z.B. 1923 einige Maschinen in Luckenwalde abgestellt, bis die Elbbrücke Wittenberg entsprechend verstärkt war.
Bis 1927 wurden insgesamt 260 Maschinen hergestellt und unter anderem auf der Anhalter Bahn, auf der Main-Weser-Bahn, auf der Eifelbahn, bis zur Ablösung durch Diesellokomotiven der Baureihe 221 auf der Schwarzwaldbahn und der Gäubahn sowie in Sachsen eingesetzt.
Die Fahrzeuge waren ursprünglich mit einem Schlepptender der Bauart pr 2'2' T 31,5 ausgerüstet. Die Deutsche Bundesbahn stattete viele der bei ihr verbliebenen Exemplare mit Witte-Windleitblechen und Tendern der Bauart 2'2' T 34 aus. Die letzten drei in Stuttgart beheimateten Fahrzeuge wurden 1967 ausgemustert.
Bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR waren die preußischen P 10 vorerst noch unentbehrlich und wurden daher in das Rekonstruktionsprogramm einbezogen, zumal sie durch die eingezogene Feuerbüchse für die Heizer besonders anspruchsvoll waren. Die 85 Rekoloks wurden unter der Baureihe 22 eingegliedert. Für den längeren Rekokessel musste der Rahmen hinter der vierten Kuppelachse angeschuht werden. Der Achsstand vergrößerte sich auf 12 150 Millimeter. Der preußische Kuppelkasten wurde durch einen Einheitskuppelkasten ersetzt, dadurch konnten die Maschinen mit jedem Einheitstender gekuppelt werden. Auch der Führerstand wurde gegen einen der Einheitsbauart getauscht. Durch die fortschreitende Elektrifizierung wurden sie jedoch bereits nach rund zehn Jahren entbehrlich, zumal sie durch das Dreizylindertriebwerk wartungsaufwändiger als vergleichbare Zwillingsmaschinen waren. Nur noch wenige 1968 nicht ausgemusterte Maschinen wurden mit der Einführung der EDV-Nummern in die Baureihe 39.10 umbezeichnet. Die noch recht neuen Kessel wurden auf den Maschinen der Baureihe 03 weitergenutzt.
Konstruktive Merkmale und Leistungsvermögen
Die P 10 wurden mit einem Barrenrahmen aus 100 mm starken Stahlplatten ausgestattet. Der Kessel wurde durch eine Verbundspeisepumpe und nachgeschaltetem Oberflächenvorwärmer gespeist, als zweite Speisevorrichtung stand eine saugende Dampfstrahlpumpe zur Verfügung. Beim sich über dem Rahmen entwickelnden Stehkessel kam die Bauart Belpaire zur Anwendung. Im hinteren Teil reichte der Stehkessel breit über den Rahmen hinaus, wohingegen er nach vorne aus Platzgründen zwischen die Räder der letzten Kuppelachse eingezogen war. Hierdurch kam es auch zur trapezförmigen Rostform der P 10.
Das Dreizylinder-Heißdampf-Triebwerk, zu welchem man sich u. a. in Hinblick auf die gleichmäßigere Drehmomententwicklung und die geringeren Kolbendrücke entschied, war in einer Ebene (mit schräg liegendem Mittelzylinder) angeordnet und wirkte auf die zweite Kuppelachse. Alle Zylinder stattete man mit einer unabhängigen Heusinger-Steuerung aus, allerdings erfolgte der Antrieb der Steuerung des Mittelzylinders von der linken Gegenkurbel auf der dritten Kuppelachse aus.
Obwohl die Lok mit möglichen D-Zuglasten von 780 t mit 95 km/h in der Ebene und 825 t mit 30 km/h auf einer Steigung von 10 Promille das vom Besteller vorgesehene Leistungsprogramm problemlos erfüllten, war man mit ihnen bereits bei der Erprobung durch das seinerzeit von Richard Paul Wagner geleitete Lokomotiv-Versuchsamt Grunewald nicht richtig zufrieden, da die Leistung theoretisch ermittelt hätte höher sein müssen. Als Ursache wurde in erster Linie eine mangelnde Zufuhr an Verbrennungsluft ausgemacht. Von Wagner angeordnete Umbauten an der Saugzuganlage blieben aber ergebnislos, man erzielte keine bessere Feueranfachung.
Erst ein 1954 durch die Deutsche Bundesbahn auf Anordnung von Friedrich Witte bei der Lok 39 119 vorgenommener Umbau der Luftzufuhr zum Rost und der Saugzuganlage (hinsichtlich Blasrohr- und Schornsteinabmessungen) führte zum Ziel. Durch den Umbau konnte die Kesselleistung gegenüber der Ursprungsausführung um 42 % auf 18 t/h Dampf bei einer Heizflächenbelastung von 83 kg/m²h gesteigert werden, es waren sodann Zughakenleistungen von 2.000 PSe möglich.
Von einem Umbau der übrigen DB-Maschinen wurde aber trotz dieses Ergebnisses verzichtet.
Weitere Schwachstellen der Konstruktion waren der Stehkessel mit seinem trapezförmigen Grundriss, der zu Stehbolzenbrüchen neigte, und das zu schwach ausgelegte Steuerungsgestänge.
Erhaltene Maschinen
Das DB Museum besitzt die 39 230, welche derzeit im Deutschen Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt-Wirsberg zu besichtigen ist.
Literatur
- Hansjürgen Wenzel: Die Baureihe 39 : die Geschichte der preußischen P 10. EK Verlag, Freiburg 2002, ISBN 3-88255-138-0.
- Manfred Weisbrod, Hans Müller, Wolfgang Petznick: Dampflokarchiv, Band 1. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1976, S. 242 ff., S. 279
DampflokomotivenDRG/DRB: Schnellzug-, Personenzug-, Güterzug-, Tender-, Schmalspurlokomotiven
DB: Schnellzug-, Personenzug-, Güterzug-, Tender-, Schmalspurlokomotiven
DR: Schnellzug-, Personenzug-, Güterzug-, Tender-, Schmalspurlokomotiven
Länderbahnen: Baden · Bayern · Mecklenburg · Oldenburg · Pfalz · Preußen · Sachsen · Württemberg · Elsaß-Lothringen
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
DRG-Baureihe 50 — Baureihe 50 Nummerierung: 50 001–50 3171 mit Lücken Anzahl: 3164 Baujahr(e): 1939–1959 Ausmusterung: 1987 Bauar … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe E 44 — DB Baureihe 144, DR Baureihe 244 Nummerierung: DRG E 44 002–189 Anzahl: 187 Hersteller: SSW Baujahr(e): 1932–1945 … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe 03.10 — Baureihe 03.10 Nummerierung: 1001–1022, 1043–1060, 1073–1092 Anzahl: 58 Hersteller: Borsig, Krupp, Krauss Maffei Baujahr(e): 1 … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe 06 — Nummerierung: DRG 06 001–002 Anzahl: 2 Hersteller: Krupp Baujahr(e): 1939 Ausmusterung: 1951 Achsformel: 2’D2’ Bauart: 2’D2’ h3 … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe 44 — Anzahl: 1989 Baujahr(e): 1926–1949 Bauart: 1 E h3 Gattung: G … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe E 18 — DB Baureihe 118, DR Baureihe 218 ÖBB Reihen 1018, 1118 Nummerierung: DRG: E 18 01–053 DB: 118 002–055 DR: 218 019+031 ÖBB: 1018 01–08, 1018 101, 1118 01 Anzahl: 55 Hersteller … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe E 69 — Anzahl: 5 Achsformel: Bo Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h Treibraddurchmesser: 1.000 mm Stromsystem: 5,5 kV 16 Hz AC 5 kV 16 ⅔ Hz AC 15 kV 16 ⅔ Hz … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe 05 — DB Baureihe 05 Nummerierung: 05 001 003 Anzahl: 3 Hersteller: Borsig … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe ET 31 — DB Baureihe ET 31/ ET32 DB Baureihe 432 Nummerierung: DRG: elT 13 01a c – 13a c DB: 432+432+832 bzw. 432+832+432 Anzahl: 13 ET 31 nach Umbau 6 ET 32 Hersteller: Linke … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe T 18 — Nummerierung: DRG T 18 1001 DRG T 18 1002 Anzahl: 1 1 Hersteller: Krupp Maffei Baujahr(e): 1924 1926 Ausmusterung: 1940 1964 … Deutsch Wikipedia
DRG-Baureihe 56.2-8 — DRG Baureihe 56.2–8 DB Baureihe 056 DR Baureihe 56.1 ÖBB 656 Anzahl: 691 Ausmusterung: 1970 Bauart: 1 D h2 Spurweite: 1.435 mm Dienstmasse: 74,6 t Reibungsmasse: 64,1 t Radsatzfahrmasse: 16,2 t … Deutsch Wikipedia