Der Schuh des Manitu

Der Schuh des Manitu
Filmdaten
Deutscher Titel Der Schuh des Manitu
Produktionsland Deutschland
Spanien (Tabernas-Wüste)
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2001
Länge 82 Minuten
Extra Large: 88 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
JMK 0[1]
Stab
Regie Michael Herbig
Drehbuch Michael Herbig
Rick Kavanian
Alfons Biedermann
Murmel Clausen
Produktion Michael Herbig
Michael Wolf
Musik Ralf Wengenmayr
Kamera Stephan Schuh
Eddie Schneidermeier (EL)
Schnitt Alexander Dittner
Besetzung

Der Schuh des Manitu, eine 2001 entstandene Parodie der Karl-May-Verfilmungen der 1960er Jahre, gilt mit 11,7 Millionen Besuchern und 65 Millionen Euro Umsatz an den Kinokassen als einer der erfolgreichsten deutschen Filme seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Trotz der Behauptung, der Film habe mit diesem Einspielergebnis den Film Otto – Der Film geschlagen, bleibt letztgenannter weiterhin mit 14,5 Millionen Zuschauern (8,8 Mio. in der Bundesrepublik Deutschland, 5,7 Mio. in der DDR) in der Rangliste vorn.[2] Der Schuh des Manitu, der im Verleih von Constantin Film entstand, feierte am 13. Juli 2001 seine Premiere und wurde am 7. März 2004 zum ersten Mal im Free-TV gezeigt. Die Fernsehausstrahlungsrechte liegen bei ProSieben.

Der Film entstand als relativ kleines Projekt unter der Regie und in Produktion von Michael „Bully“ Herbig, der sich ebenfalls für das Drehbuch hauptverantwortlich zeigt sowie zwei der Hauptrollen spielt. In weiteren tragenden Rollen sind Christian Tramitz, Sky du Mont, Marie Bäumer und Rick Kavanian zu sehen. Das Grundkonzept für den Film entnahm Herbig dabei einer Sketchserie seiner Comedy-Fernsehsendung Bullyparade.

Der Film parodiert die Karl-May-Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker in den Hauptrollen als Winnetou beziehungsweise Old Shatterhand. Weiterhin macht er Anleihen aus den Italo-Western.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Ranger, ein weißer Südstaatler, rettete einst Abahachi, dem Häuptling der Apachen, an einem unbeschrankten Bahnübergang das Leben. Entsprechend den Traditionen der Apachen gingen die beiden die Blutsbruderschaft ein.

Die Handlung des Filmes beginnt damit, dass die beiden zu den Schoschonen reiten. Abahachi hatte sich bei deren Häuptling Listiger Lurch Geld geliehen, um damit vom Bösewicht Santa Maria ein neues (Stamm-)Lokal zu kaufen. Als er merkt, dass Santa Maria ihn übers Ohr hauen will, schnappt der sich das Geld, tötet den Häuptlingssohn der Schoschonen Falscher Hase, der das Geld überbracht hat, und flieht. Abahachi und Ranger wollen dem Schoschonenhäuptling die Leiche seines Sohnes bringen und ihm alles erklären, jedoch hat Santa Maria den Schoschonen eine Lüge erzählt. Listiger Lurch hält Abahachi und Ranger für die Mörder seines Sohnes, weswegen beide hingerichtet werden sollen.

In der Nacht streiten sich Abahachi und Ranger, weil Ranger keine Freude mehr an den Genre-typischen Betätigungen (durch die Steppe reiten, sich anschleichen, an Marterpfählen gefesselt sein, usw.) hat. Dabei fällt Abahachi ein alter Schatz ein, mit dem sie sich wieder freikaufen könnten. Da Hombre, ein Handlanger Santa Marias, das ganze mitbekommen hat, befreit er die beiden unentdeckt, damit Santa Maria auch diesen Schatz stehlen kann. Santa Maria lässt Hombre die beiden verfolgen. Er selbst kümmert sich um die Schoschonen, die, als sie die Flucht der beiden bemerken, in Ermangelung eines Kriegsbeils den Klappstuhl ausgraben.

Da Abahachi nur ein Viertel der Schatzkarte hat, reiten er und Ranger zu Abahachis schwulem Zwillingsbruder Winnetouch, der einen weiteren Teil der Karte besitzt. Winnetouch erinnert Abahachi auf seiner zum Beautysalon umgebaute Puder-Rosa-Ranch, dass er die beiden anderen Teile einst seinen besten Freunden, dem Griechen Dimitri und seiner Jugendliebe Uschi gegeben hat. Als die drei merken, dass sie von Santa Marias Bande belagert werden, verkleidet sich Winnetouch als Abahachi, um sie abzulenken. Abahachi reitet zu Dimitri, Ranger zu Uschi.

Als Uschi ihren Teil der Karte gerade Ranger geben will, werden sie von Santa Maria überwältigt. Als die beiden nicht am vereinbarten Treffpunkt auftauchen, wollen Abahachi und Dimitri sie retten. Dabei wird Abahachi aber ebenfalls geschnappt, womit Santa Maria nun alle Teile der Karte hat. Er reitet mit seiner Bande los, nimmt Uschi mit (da sie ihren Teil der Karte auf den Rücken tätowiert hat) und lässt Abahachi, Winnetouch und Ranger gefesselt in der brennenden Puder-Rosa-Ranch zurück. Allerdings kann Dimitri die drei noch rechtzeitig retten.

Santa Maria findet den Schuh des Manitu, einen Berg mit Höhle, in der der Schatz versteckt ist. Er geht in die Höhle, während seine Bande draußen Wache schiebt. Abahachi, Ranger und Winnetouch können Uschi retten und Hombre überzeugen, sich ihnen anzuschließen. Während Dimitri den Rest der Bande ablenkt, schleichen sich die anderen in die Höhle. Nach einer Auseinandersetzung mit Santa Maria können sie ihm den Schatz abjagen, während dieser in einer Güllegrube landet. Als sie die Höhle verlassen, tauchen die Schoschonen auf. Im nun folgenden Kampf wird auch der Rest von Santa Marias Bande besiegt. Winnetouch hat den Schatz während ihrer Flucht aus der Höhle verloren, allerdings erzählt Hombre Listigem Lurch die Wahrheit über den Mörder seines Sohnes und gibt ihm auch das gestohlene Geld zurück.

Abahachi und Ranger versöhnen sich über ihren anfänglichen Streit. Uschi ist schwanger von Ranger, überzeugt ihn aber, mit Abahachi weiterzureiten. Dimitri wird Abahachis Blutsbruder, wodurch sein langer Wunsch, Indianer zu werden, endlich wahr wird. Listiger Lurch überwindet seine Trauer wegen seines Sohnes Falscher Hase durch ein Hasenkostüm von Winnetouch und nennt sich nun Listiger Hase. In der letzten Szene reiten Abahachi und Ranger langsam durch die Prärie.

Hauptfiguren

Abahachi, der Apachenhäuptling, dürfte nicht nur eine Verballhornung von „aber hatschi“, sondern vom Namen her vor allem eine doppelte Anspielung auf Winnetou und das Halbblut Apanatschi, einen Original-Karl-May-Film der Sechziger Jahre, sein, wie auch auf eine andere Figur aus Karl Mays Büchern: Hadschi Halef Omar.

Der Name seines Blutsbruders Ranger erinnert an den Darsteller Stewart Granger, der in drei Karl-May-Verfilmungen Old Surehand verkörperte. Außerdem ist er eine Anspielung auf eine amerikanische Westernfigur namens „Lone Ranger“. Der Lone Ranger war ebenfalls im Auftrag der Gerechtigkeit unterwegs, gewöhnlich begleitet von seinem indianischen Freund Tonto.

Winnetouch, Abahachis homosexueller Zwillingsbruder, persifliert Winnetou. Seine zur Beauty-Farm umgebaute Puder Rosa Ranch ist eine Anspielung auf die „Ponderosa-Ranch“ der Familie Cartwright aus der TV-Western-Serie Bonanza.

Erwähnenswert ist auch die Anspielung auf Uschi Glas, die in Winnetou und das Halbblut Apanatschi ein Indianermädchen gespielt hat, bei der Namensgebung für die verführerische Filmschönheit Uschi.

Der Indianer-Großvater heißt Grauer Star. Möglicherweise stand bei ihm der weise, weißhaarige Klekhi-Petra aus Winnetou I Pate.

Der Name des Geschäftsmannes Santa Maria ist an den Bösewicht Santer aus Winnetou I und aus Der Ölprinz angelehnt. Sein Handlanger Hombre entstammt vermutlich dem US-Western Man nannte ihn Hombre mit Paul Newman in der Hauptrolle.

Der Restaurantführer Dimitri dient als Stellvertreter für einen Mexikaner, zumal seine Taverna in Texas liegt. Möglich wäre auch eine Anlehnung an den Film Ein Rabbi im Wilden Westen. Es könnte sich auch um eine Anspielung auf südländische Typen in den Italo-Western handeln. Die Figur gab es schon vorher in der Bullyparade als Talkmaster im „Klatschcafé mit Dimitri“, einer Serie innerhalb der Bullyparade.

Weitere Anspielungen

Die Handlung des Films lehnt sich eng an Karl-May-Produktionen wie Der Schatz im Silbersee an. Das immer wiederkehrende Grundmuster dabei ist: „Böse Weiße“ hauen „gute Weiße“ übers Ohr. Die Indianer halten die Guten zunächst für böse und graben das Kriegsbeil aus, wobei es zu Gefechten um einen verborgenen Schatz kommt. Alles zum Guten wenden können letztlich nur Winnetou und Old Shatterhand.

Anleihen bei anderen Filmklassikern und kulturellen Ereignissen der Sechziger Jahre gibt es auch: Der Schoschonenhäuptling Listiger Lurch hält ein Kaninchen im Arm, so ähnlich wie einst Ernst Stavro Blofeld in James-Bond-Filmen seine Katze im Arm hielt oder Joseph Beuys einen Hasen, als er bei einer Kunstaktion dem toten Hasen die Bilder erklärte.

Weitere Parodien beziehen sich auf Italo-Western von Sergio Leone, auf Kevin Costners Der mit dem Wolf tanzt, auf die Bergwerksfahrt in der Lore aus dem zweiten Indiana Jones-Film von Steven Spielberg sowie auf verschiedene Szenen aus Terminator 2 – Tag der Abrechnung. Außerdem erinnern die Musik, die gespielt wird, kurz bevor man den Schuh des Manitu zum ersten Mal sieht, und andere Ereignisse im Schuh des Manitu ebenfalls an die Indiana Jones-Filmreihe.

Der Schuh des Manitu nutzt somit Versatzstücke aus unterschiedlichen Genre-Bereichen, wie auch die „Rhein-Zeitung“ vom 16. Juli 2001 bemerkte:

„Einerseits wendet sich die Komödie an Menschen, die das genügsame TV-Zeitalter mit drei Programmen erlebt haben und die mit Geschichten von Karl May (auch er hat einen kurzen Auftritt) und Serien wie Shiloh Ranch und Rauchende Colts sozialisiert wurden. Wie in Italo-Western wurde auch hier im spanischen Almería gedreht, und es gibt jede Menge stoppelige Männergesichter mit Kippen oder Mundharmonika im Mund, die à la Clint Eastwood und Charles Bronson posieren. Gerade in den vielen witzigen Details, Zitaten und Kalauern fühlt man sich gar an Asterix-Comics erinnert.“

Bei dem erwähnten kurzen Auftritt Karl Mays präsentiert dieser sein Buch „Der Schatz im Silbersee“, in dem ebenfalls eine Fahrt mit der Eisenbahn-Draisine eine Rolle spielt. Als Santa Maria in der Güllegrube versinkt, zitiert Winnetouch mit dem Satz „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei mit der Übeltäterei!“ Wilhelm Buschs Klassiker Max und Moritz.

Kritiken

Das Lexikon des internationalen Films urteilte die Komödie als „stilechte, bis in technische Details aufmerksam nachempfundene Parodie auf die Karl-May-Filme der 60er-Jahre, die sich als absolut sinnfreie Nummernrevue gefällt und vor keiner Plattheit und Zote zurückschreckt, um oberflächlich-albern zu unterhalten. Die Mechanik der alten Kino-Klischees wird nur decouvriert, um die neuen Klischees der aktuellen Gag-Kultur auszubreiten.“[3]

Hervorgehoben wird generell die Treffsicherheit, mit der Stilelemente der Karl-May-Verfilmungen und Italo-Western aufgenommen und umgesetzt werden. Die einzelnen Gags werden jedoch meist als Blödeleien von mittelmäßiger Qualität charakterisiert, die schauspielerischen Leistungen bis auf wenige Ausnahmen als gering eingestuft.

Laut Spiegel Online scheint Herbig „darauf vertraut zu haben, dass die Winnetou-Sketche seiner TV-Show Bullyparade auch auf der großen Leinwand zünden, was aber nicht immer der Fall ist“. Spiegel Online empfindet die Leistungen Sky Du Monts als die herausragendsten des Filmes – die schauspielerischen Fähigkeiten der übrigen Darsteller seien „unterdurchschnittlich“. Gleichwohl würdigte das Onlinemagazin die „sehr professionelle“ Inszenierung Herbigs.

Pierre Brice, der Hauptdarsteller der Karl-May-Filme, und sein ostdeutsches Pendant Gojko Mitic lehnen die Komödie mit dem Argument ab, dass darin die Kultur der nordamerikanischen Indianer verunglimpft und der Lächerlichkeit preisgegeben werde. Gleichwohl äußerte sich Brice lobend über die gute Regiearbeit von Michael Herbig.

Das Fernsehmagazin prisma beurteilt den Film als „belanglos“ und meint: „Die Titelfiguren reden bayrisch, sind strunzdumm und reißen unterirdisch dämliche Kalauer, die kaum noch zu unterbieten sind.“[4]

Der Stern beurteilt den Film im Januar 2009 als „Blockbuster, dessen einziges witziges Element ein ultraschwuler Indianer ist“.[5]

Kinoerfolg

Rund 12 Mio. Deutsche haben den Film Der Schuh des Manitu im Kino gesehen und damit gut 65 Mio. Euro eingespielt. In Österreich wurde der deutsche Blockbuster mit 1,78 Mio. Besuchern zum bislang erfolgreichsten Film. Mit diesen Einnahmen stellte der Film, der sich 27 Wochen in den Kino-Top-10 hielt, einen neuen Rekord auf. Die Drehkosten betrugen 4,5 Mio. Euro. Geschätzte 9 Mio. Euro sind an Herbig zurückgeflossen. Fast genau ein Jahr nach seinem Erststart kam der Film noch ein zweites Mal in einer etwas verlängerten, so genannten Extra Large-Version (Abkürzung im Artikel: „EL“) in die Kinos. Hierzu wurden die schon in den Videotheken erschienenen DVDs zurückbeordert. Der Schuh des Manitu belegt derzeit Platz 1 der Liste der erfolgreichsten deutschen Filme in Deutschland seit Beginn der offiziellen Zuschauerzählung 1968.

Auszeichnungen

  • 2002
    • Deutscher Filmpreis in der Kategorie Sonderpreis der Jury
    • Deutscher Filmpreis in der Kategorie Publikumspreis
    • Bayerischer Filmpreis in der Kategorie Publikumspreis für den beliebtesten Film
    • Bayerischer Filmpreis in der Kategorie Sonderpreis des Ministerpräsidenten an Michael Herbig für seine Leistung als Regisseur
    • Jupiter in der Kategorie Bester deutscher Film
    • DVD Champion in der Kategorie Beste DVD-Produktion
  • 2003
    • DIVA-Award in der Kategorie Publikumspreis
    • DIVA-Award in der Kategorie DVD- und VHS-Verleih
    • Euregio Filmpreis der Aachener Zeitung in der Kategorie Erfolgreichster Film im Cinetower

Musical

Am 7. Dezember 2008 hatte eine Musical-Fassung im Theater des Westens in Berlin Premiere, die bis 30. Mai 2010 aufgeführt wurde.

Verschiedenes

  • Im Film wird der Titel Straight to Hell der Power-Metal-Band Rage angespielt. Einige der Ausschnitte wurden für das Musikvideo zum Titel verwendet.
  • Ecco Meineke sang alle männlichen Stimmen für die Gesangseinlagen, einschließlich der Chöre.
  • Winnetouchs Ausruf, nachdem Santa Maria in der Güllegrube versunken ist - „Gott sei Dank, nun ist's vorbei mit der Übeltäterei!“ entstammt dem Schluss der Geschichte von Max und Moritz von Wilhelm Busch.
  • Für die Fernsehausstrahlung gibt es eine Extra Large-Version, die sich von der Kino- und DVD-Fassung unterscheidet. So wurde die Musik an einigen Stellen angepasst, außerdem wurde der Einleitungstext entfernt und durch einige zusätzliche Szenen ersetzt, die die Vorgeschichte erklären. Grauer Star und die junge Uschi kommen nur in diesen zusätzlichen Szenen vor.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabe der Jugendmedienkommission
  2. InsideKino: Die Wahrheit über „Der Schuh des Manitu“
  3. Der Schuh des Manitu im Lexikon des Internationalen Films
  4. prisma.de: Der Schuh des Manitu, aufgerufen am 24. Januar 2009
  5. stern.de: Und am Ende siegt immer das Tuntige, aufgerufen am 24. Januar 2009

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