Winnetou 1. Teil

Winnetou 1. Teil
Filmdaten
Deutscher Titel Winnetou 1. Teil
Originaltitel Winnetou 1. Teil / Vinetu I / La révolte des indiens apaches
Winnetou Teil 1 Logo 001.svg
Produktionsland Deutschland, Jugoslawien, Frankreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1963
Länge 101 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Harald Reinl
Drehbuch Harald G. Petersson
Produktion Horst Wendlandt für Rialto Film Preben-Philipsen, Jadran Film
Musik Martin Böttcher
Kamera Ernst W. Kalinke
Schnitt Hermann Haller
Besetzung
Synchronisation

Winnetou 1. Teil[1][2][3] ist ein Kinofilm nach dem gleichnamigen Roman von Karl May (Karl-May-Film). Die Uraufführung erfolgte am 11. Dezember 1963.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der junge Apachenkrieger Schwarzer Adler soll für seinen Stamm einige Goldstücke vom Nugget Tsil holen. Dabei fällt er dem Banditen Santer in die Hände, der vergeblich herauszubekommen versucht, woher das Gold stammt. Gegen Santers Willen erschießt einer seiner Kumpane den Indianer.

Häuptlingssohn Winnetou beobachtet, dass gegen alle Abmachungen eine Eisenbahnlinie durch Apachengebiet gebaut wird. Ein deutscher Vermessungsingenieur, der im Laufe der Ereignisse als Westernheld Old Shatterhand bekannt werden sollte, hat den Streckenabschnitt „Lincoln“ der Great Western Railway für die Verlegung einer neuen Eisenbahnlinie im Halbkreis um das Gebiet der Apachen herumführend vermessen. Anschließend wird er in Chicago von Chefingenieur Winter beauftragt, die Einhaltung des Generalplans zu kontrollieren.

An der Spitze eines Versorgungstrecks aus El Paso zieht Old Shatterhand zum Eisenbahnercamp. Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker schließen sich unterwegs an. Die Kiowas, die mit Santer im Bunde stehen, greifen den Wagenzug an, werden jedoch abgeschlagen.

Im Bahnarbeitercamp kommt Old Shatterhand betrügerischen Machenschaften in seinem ehemaligen Vermessungsabschnitt auf die Spur. Der Bauunternehmer Bancroft und sein Teilhaber Santer wollen sich durch die Begradigung der Strecke heimlich einige hunderttausend Dollar von den Baukosten einstecken. Old Shatterhand stellt den Vermesser Bill Jones, der die Bahn nach dem gefälschten Plan gutgläubig absteckt, zur Rede: „Die Bahn wird mitten durch das Gebiet der Apachen gebaut und zwar widerrechtlich. Die Great Western hat jedoch garantiert, die Jagdgründe der Apachen nicht zu verletzen. Es sei denn, die Unternehmer der einzelnen Abschnitte einigen sich mit den Indianern durch deren Gebiet sie bauen, falls technische Schwierigkeiten auftauchen.“ [4]

Als Geometer der Great Western Rail weiß Old Shatterhand, dass es in Sektion „Lincoln“ keine solchen Schwierigkeiten gibt. Bevor seine Anweisung, das gesamte Material zur geplanten Strecke abzutransportieren verwirklicht werden kann, kommt es zu einem dramatischen Vorfall: Während Old Shatterhand mit Winnetou und Klekih-petra verhandelt, erscheint plötzlich Santer mit seinen Leuten, erschießt Klekih-petra, nimmt Winnetou gefangen und liefert ihn an die den Apachen feindlich gesinnten Kiowas aus. In der Nacht gelingt es Old Shatterhand jedoch, Winnetou vor dem Marterpfahl der Kiowas zu retten, ohne sich dabei zu erkennen zu geben.

Mario Adorf (2005) spielte Santer

Old Shatterhand und die Bahnarbeiter ziehen nun nach Roswell. Dort kommt es zu einem verlustreichen Kampf mit Santer und seinen Leuten, die sich im Saloon verbarrikadiert haben. Mit Hilfe einer umgeleiteten Lokomotive kann der Saloon schließlich gestürmt werden, doch just in diesem Moment erscheinen die Apachen, um den Tod Klekih-petras zu rächen. Roswell wird zerstört, Old Shatterhand von Winnetou im Kampf schwer verletzt und mit Hawkens, Stone und Parker in das Indianerlager verschleppt.

Der schwerverletzte Old Shatterhand wird von Häuptlingstochter Nscho-tschi gesundgepflegt, bevor er mit seinen Gefährten am Marterpfahl sterben soll. Old Shatterhand offenbart sich nun als Retter Winnetous aus der Hand der Kiowas, kann dies aber nicht beweisen. Darum soll ein Gottesurteil entscheiden. Bei einem Kampf auf Leben und Tod mit dem Häuptling Intschu-tschuna siegt Old Shatterhand. Zudem kann Nscho-tschi das verlorengegangene Beweisstück, ein Amulett (Klaue eines Grizzlybären), präsentieren. Old Shatterhand wird Blutsbruder von Winnetou.

Dessen Schwester Nscho-tschi hat sich während der Pflege des verletzten Old Shatterhand in ihn verliebt. Um die Sprache und Sitten der Weißen zu erlernen, möchte Nscho-tschi nach St. Louis ziehen. Die dafür erforderlichen Mittel will sie sich aus dem Apachen-Schatz am Nugget-tsil besorgen. Mit einer Abteilung Apachenkrieger brechen sie schließlich auf.

Als sich die Wege von Old Shatterhand und Winnetou für kurze Zeit trennen, lauert Santer mit seinen Männern den Apachen auf und tötet Intschu-tschuna. Doch Old Shatterhand und die Krieger kommen Winnetou und seiner Schwester gerade noch rechtzeitig zu Hilfe und gemeinsam besiegen sie die Feinde. Auch Santer, der versucht zu fliehen, wird angeschossen und von den Indianern schließlich hingerichtet. Doch Nscho-tschi wurde im Kampf schwer verletzt und stirbt wenig später. Winnetou gesteht seinem Blutsbruder, dass sie ihn geliebt habe. Winnetou wird neuer Häuptling der Apachen und erbt die berühmte Silberbüchse seines Vaters.

Hintergrund

Nach dem großen Erfolg von Der Schatz im Silbersee legte Harald G. Petersson bereits am 17. Januar 1963 ein 24-seitiges Exposé zum geplanten neuen Film Winnetou 1. Teil vor. Dabei hielt er sich relativ nah an die Romanvorlage, setzte aber an die Stelle des Banditen Rattler Winnetous Erzfeind Santer, der wie im Roman zunächst überleben und erst in Winnetou 3. Teil umkommen sollte.

Am 1. April 1963 fand bei der Constantin Film eine Drehbuchbesprechung unter Leitung von Chefdramaturg Gerhard F. Hummel statt. Er setzte zahllose Änderungen am Drehbuch durch. Aus der Stadt Tascona wurde nun Roswell, eingeführt wurden ferner die Kiowas, der Planwagenüberfall und die Lok-Saloon-Szene. Santer sollte nun bereits am Ende dieses Filmes getötet werden. In der ersten Juni-Woche des Jahres 1963 war das endgültige Drehbuch fertig.

Am 1. Juli 1963 begannen die Dreharbeiten. Das Standquartier der Filmcrew befand sich im Hotel Zagreb der Stadt Zadar. Als „Nugget Tsil“ wählte man den charakteristischen Gipfel Tulove Grede im Velebit. Dort wurde gleich zu Beginn die Sterbeszene Nscho-tschis gedreht. Für Santers letzte Szene wurde Mario Adorf mit einem durch den Ärmel geführten Stahlseil und einem Feuerwehrgürtel an einen Felsen gehängt. Auch Kameramann Kalinke wurde samt Kamera für diese Szene angeleint.

Am Fuß des Berges wurde das Eisenbahnercamp mit der Bahnstrecke errichtet. Auf einem Plateau über dem Fluss Zrmanja erbaute Architekt Vladimir Tadej das Apachen-Pueblo, welches allerdings nur aus einer Frontansicht bestand. Der Ausblick auf die Zrmanja (im Film als „Rio Pecos“ bezeichnet) wurde ein charakteristisches Motiv der Winnetoufilme. Im Fluss ließ Regisseur Harald Reinl den Kampf zwischen Old Shatterhand und Intschu-tschuna stattfinden. Die Aufnahmen erfolgten von einem Floß aus, das von einem Motorboot vor den Kanus der Kontrahenten hergezogen wurde. Auch die Unterwasseraufnahmen wurden am Originalstandort gedreht. Sämtliche Nachtaufnahmen entstanden mit Hilfe eines Filters am hellen Tag.

Die Westernstadt Roswell wurde in der Nähe der Ortschaft Zecevo an der Bahnstrecke von Zadar nach Knin aufgebaut. Das Filmteam nahm nun im Hotel Jadran in der Küstenstadt Šibenik Quartier. Einer der Höhepunkte des Filmes ist die totale Zerstörung eines Western-Saloons durch eine echte Lokomotive. Dazu hatte man eine mehrere hundert Meter lange Abzweigung von der Bahnlinie gebaut. Erschwerend kam bei den Dreharbeiten hinzu, dass diese Szene nur ein einziges Mal gedreht werden konnte, denn danach war der Saloon total zerstört und die Zeit lief der Filmcrew davon. Die Szene gelang, Erwin Lange zündete effektvoll die Explosion, als die Lok in den Saloon einbrach.

An den Krka-Fällen bei Skradin fanden die romantischen Szenen zwischen Old Shatterhand und Nscho-tschi statt. Nicht weit davon entfernt, in der Nähe der Stadt Knin, erfolgte in einem Talkessel das Treffen zwischen Santer und dem Schwarzen Adler.

Zuletzt fand sich das Filmteam in Rijeka ein. Bei Grobnik Polje, wo bereits Butlers Farm aus Der Schatz im Silbersee stand, wurde der Überfall der Kiowas auf den Planwagentreck gedreht. Bei den Filmaufnahmen wurden mehrere parallel fahrende Planwagen von Lkws gezogen. Unerwartet traf man auf ein Filmteam um Jürgen Roland, das gerade Die Flußpiraten vom Mississippi drehte. Mit der Sprengung des Pulverwagens endeten die Aufnahmen.

Am 11. Dezember 1963 fand im Mathäser-Filmpalast in München die Uraufführung statt. Fast alle Hauptdarsteller waren anwesend und verbeugten sich auf der Bühne vor dem Publikum. Der Erfolg war überwältigend. 1967 brachte Constantin eine um sieben Minuten gekürzte Fassung mit der neuen Altersfreigabe von 6 Jahren heraus. 1971 kam der Film noch einmal in die Kinos und fand nach wie vor ein breites Publikum.

Synchronisation

Verleihtitel im Ausland

Auf Filmplakaten im Ausland wurde der Film in mit den folgenden Titeln angekündigt:

Auszeichnungen

Kritiken

„Regisseur Harald Reinl suchte die Mitte zu halten zwischen den antiquierten Edelmut-Schnörkeln und der munteren Aktion. Er probierte sozusagen einen klassischen Karl May. Da ist herrlich anzuschauen. Perfekt photographierte Landschaftsromantik, wie man sie drüben im Wilden Westen nicht besser hinbekommt.“

Abendzeitung, 12. Dezember 1963

„Was immer gegen Harald Reinls Unterfangen einzuwenden wäre – wenn Karl May unbedingt verfilmt werden muß, dann lassen wir uns diese Form doch gefallen. Das ist perfekter Unterhaltungsfilm, lecker die Gags, köstlich die Wildheit. Ein Feld-, Wald- und Wiesentaumel von ergötzlicher Freudigkeit. Übrigens – auch ein Film für Erwachsene!“

Der Bund, 23. Dezember 1963

„Die mit dem "Schatz im Silbersee" eingeleitete Rehabilitierung des deutschen Films als Show-Business wird in dem neuen Karl-May-Märchen-Western ohne wesentliche Steigerungen fortgesetzt.“

Der Spiegel, 25. Dezember 1963

„Massiv sind die Knalleffekte in diesem deutsch-romantischen Westfilm ausgefallen, der gern ein Edelwestern sein will und es doch nicht ist. Eine Dampflok schnauft mitten durch den Gangstersaloon, der zerplatzt wie ein Kartenhaus. Gelungen sind die monumentalen Reiter- und Kampfszenen: Titos Komparsen ballern mit Lust auf die amerikanischen Yankees.“

Rheinischer Merkur, 10. Januar 1964

„Atmosphärisch recht dicht inszeniert, etwas hölzern in der Darstellung.“

Kölner Stadt-Anzeiger

„Gelungener Western von Harald Reinl nach dem berühmten Karl-May-Roman.“

Rhein-Zeitung, 14. Dezember 1996

„Ein atmosphärisch recht dichter Versuch, einen „deutschen Western“ zu kreieren. Zwischen heftigem Kampfgetümmel und komischen Einlagen umschreibt der Film gefühlvoll-sentimental Themen wie Haß, Versöhnung, Fürsprache, Vergebung, Liebe und Tod.“

Lexikon des internationalen Films[6]

„WINNETOU 1. TEIL ist nach dem SCHATZ IM SILBERSEE der beste Karl-May-Film, der je produziert wurde.“

Michael Petzel in „Karl-May-Filmbuch“, 1998

Medien

  • Buch: Karl May - Gesammelte Werke, Bd. 7, Winnetou I, Karl-May-Verlag, ISBN 978-3-7802-0007-5
  • Video: Winnetou I, Kinowelt Home Entertainment
  • DVD: Winnetou I, Kinowelt Home Entertainment
  • Musik: Wilder Westen - Heißer Orient - Karl-May-Filmmusik 1936–1968 - Bear Family Records BCD 16413 HL - 8 CDs mit 192 Seiten Filmbuch

Literatur

  • Michael Petzel: Karl May Filmbuch, Karl-May-Verlag, Bamberg, zweite erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-7802-0153-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Petzel: Karl-May-Filmbuch. Karl-May-Verlag, Bamberg, Radebeul 1998, ISBN 3-7802-0153-4, S. 129–149.
  2. Vorspann der Originalversion des Films
  3. Werbematerial von Constantin-Film und Rialto-Film
  4. Harald G. Petersson: Drehbuch-Dialog, Winnetou 1. Teil
  5. widescreenmuseum.com: Filmposter, zugegriffen am 11. August 2008
  6. Winnetou 1. Teil im Lexikon des Internationalen Films<

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