- Dinarische Alpen
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Dinariden Topographie und Relief der Dinariden
Höchster Gipfel Maja Jezerce (2.692 m) Lage Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Norden von Albanien, Westen von Kosovo Teil von Südosteuropa auf der Balkanhalbinsel Koordinaten 43° N, 19° O43192692Koordinaten: 43° N, 19° O Typ Faltengebirge Fläche 200.000 km² Das Dinarische Gebirge (auch als Dinarische Alpen oder Dinariden bezeichnet) ist ein jungalpidisches Faltengebirge in Südosteuropa.
Das Dinarische Gebirge schließt sich an die Julischen Alpen in Nordostitalien und Slowenien an und verläuft über die Balkanhalbinsel, Kroatien (insbesondere Regionen Lika, Gorski Kotar, Dalmatien), Bosnien-Herzegowina und Montenegro bis zum Drin in Nordalbanien. Die Dinariden begleiten die Küste Kroatiens. Die höchsten Gipfel sind der Maja Jezerce im Prokletije in Nordalbanien mit 2.694 m sowie der Bobotov Kuk im Durmitor in Montenegro mit 2.522 m.
Inhaltsverzeichnis
Wortherkunft
Benannt sind sie nach dem Gebirgszug Dinara im Mittelabschnitt in Südkroatien und Bosnien.
Lage und Landschaft
Die Dinariden bilden einen 700 km NNW–SSO streichenden, meridional zwischen 46°–42° N liegenden Bogen im westlichen Balkan, und bildet das ausgedehnteste und unwegsamste Gebirge der Balkanhalbinsel.
Im Nordwesten, beim Krainer Schneeberg (Notranjski Snežnik) und Gorski Kotar (Risnjak 1535 m) ist das Gebirge relativ schmal (50 km) und hat Mittelgebirgscharakter. Von Norden nach Südosten gewinnt es an Mächtigkeit der Gebirgszüge, Breite und Höhe. Die Dinariden kuliminieren im Durmitor und dem „Scharnier“ der Prokletije (Dinarische Alpen), und erreichen hier ihre größte Höhen- (2694 m; ohne Julische Alpen) und Breitenerstreckung (350 km). Hier sind die Dinariden als ausgeprägte Hochgebirgslandschaft mit zahlreichen Glazialspuren dem alpinen Relieftyp verwandt.
An die Ostalpen anschließend erstreckt sich das dinarische Orogen keilförmig in nordwestlicher Richtung streichend. Die konventionelle Abgrenzung gegen die Alpen wird am Adelsberger Sattel gezogen. Aus geologischer Sicht gehören aber auch noch die Julischen Alpen ins dinarische Orogen, zählen aber aus klassischer Sichtweise zu den Alpen.
Die dem Gebirge vorgelagerte dalmatinische und montenegrinische Adriaküste ist durch überflutete Flusstäler als Canali-Küste mit den zahlreichen Inseln des Dalmatinischen Archipels ausgebildet, die insbesondere in der Bucht von Kotor durch starke neotektonische Aktivität als erdbebengefährdete Zone ausgewiesen ist. Die küstenparallelen kroatischen Inseln (Krk, Brač, Hvar etc.) sind dabei Teile des Orogens und durch die postpleistozäne Ingression des Mittelmeeres vom Festland getrennt worden.
Das Dinarische Gebirge zählt zu den höchsten und steilsten Gebirgen Europas. Es besteht größtenteils aus Kalkstein und ist durch seine starke Verkarstung gekennzeichnet, die in Kroatien (in den historischen Regionen Lika, und entlang der kroatischen Küstenregion), der Herzegowina in Bosnien und Montenegro besonders hervortritt. Im montenegrinisch-nordalbanische Raum ist dieses ausgeprägteste Hochgebirge der Balkanhalbinsel durch typisch alpine Formen geprägt. Daher quert auch nur ein Flusssystem den dinarischen Hochkarst, die Neretva.
Die mächtigen Hochkarstdecke der Dinariden wird aus über vier Kilometer mächtigen jurassischen und kretazischen Kalksteinen gebildet. Die damit verbundenen karstgeomorphologischen und karsthydrologischen Phänomene des Dinarischen Karstes machten das Gebirge zum klassischen Untersuchungsgebiet der Karstlandschaften und begründeten im späten 19. Jahrhundert die Entwicklung der Karstologie als wissenschaftliche Disziplin.
Steilwände der Reovacka greda im Orjen
Gebirgszüge und Gebirgsgruppen
Das Dinarische Gebirgsystem wird strukturell in drei Subsysteme geteilt:
- die adriatischen Faltengebirgsgürtel der dalmatinischen litoralen Dinariden mit steil aufragenden wasserarmen Küstenkarstgebrigen
- die zentralen Hochdinariden der westmontenegrinisch-bosnisch-kroatischen Hochkarstzone sowie der bosnisch-westserbischen und nordmontenegrinischen Kalk- und Schieferzone mit
- Čvrsnica, Prenj, Bioč und Volujak, Durmitor, Sinjajevina, Bjelašnica und Prokletije
- den innerbosnischen und -serbischen Kalk- und Serpentingebirge der äußeren Dinariden
- im südosten befindet sich die Šar Planina
Strukturgeologisch gehören diese Systeme entweder zu den inneren oder den äußeren Dinariden.
Pleistozäne und rezente Vergletscherung
Die pleistozäne Vergletscherung war in den Dinariden in ganz Südeuropa am intensivsten. Zahlreiche Glazialseen der Hochdinariden sind neben den übersteilten Karen und Graten deren eindringlischste Zeugnisse.
Die quartäre Schneegrenze lag insbesondere in den Dinariden im Riß und Würm ca. 1000 m unterhalb der rezenten, die heute bei über 2900 m angenommen wird und damit deutlich oberhalb der höchsten Erhebung des Gebirges liegt. Alle bedeutenden Gebirgsgruppen waren während der Eiszeiten auch vergletschert gewesen. Neben Kargletschern bildeten sich vereinzelt größere Talgletscher, die bei günstigen topographischen und klimatischen Gegebenheiten auch über 10 km Länge erreichten. Bedeutende Ausmaße hatten Gletscher der Dinariden insbesonere im Prenj, Durmitor, Prokletije und dem Orjen.
Ging Jovan Cvijic noch Anfang des 20 Jahrhunderts von einer massiven, die heutige Vergletscherung der Alpen deutlich übersteigenden Vereisung aus, zeigen neuere Untersuchungen zur Quartärgeschichte im Durmitor und Prokletije, das hier die maximalen Gletscherlängen 15 km betrugen.[1]
Eine besondere Anomalie der mediterranen Hochgebirgsvergletscherung in der Eiszeit ereignete sich aber in den südlichen Küstengebirgen der Dinariden. So fiel die Schneegrenze lagebegünstigt im Orjen im Pleistozän auf unter 1200 m und eine Fläche von bis zu 150 km² war zum glazialen Höchststand vom Eis bedeckt.[2]
Auch rezent sind in den Dinariden noch kleinere Gletscher ausgebildet, die sich in tiefen nordwest- und nordoststeitigen Mulden unter mikroklimatischer Gunst auch unterhalb der klimatischen Schneegrenze bilden konnten.
So existiert im Durmitor der Debeli namet Kargletscher auf 1750 m Höhe,[3] sowie im Prokletije ein Gletscher im Tal Buni e Jezerce sowie zwei kleiener Kargletscher östlich der Maja Jezerce Spitze sowie ein Lawinenkesselgletscher oberhalb des Grbaja Tales in der Karanfil-Gebirgsgruppe.[1]
Diese kleinen Kargletscher sind nur 200-500 m lang, zeigen aber die typischen Akkumulationsformen einer Endmoräne und sind damit als aktive Gletscher von Firnflächen deutlich unterschieden.
Geologie und Tektonik
Das Dinarische Gebirge entstand ebenso wie die Zentralalpen durch die Kollision der afrikanisch-arabischen und der eurasischen Platte im Oligozän, die sich bis heute fortsetzt. Durch die paläogeografische und strukturelle Einheit mit den Helleniden werden sie als dinarisch-hellenidisches Orogen zusammengefasst.
Das strukturelle System der Dinariden (serbo-kroat. Dinarsko gorje, Dinaridi) ist so Teil der perimediterranen alpinen- und damit auch ein Teilstück der jungalpidischen Eurasischen Gebirgssysteme, deren Kontinuität aufgrund vom Pliozän bis ins Quartär anhaltender neotektonischer Aktivität, als Generator der heutigen geologischen Strukturen, unterbrochen ist.
Die Dinariden setzten sich aus vier hauptsächlichen geologischen Einheiten zusammen, deren alter von der Küste (außen) ins Landesinnere (innen) zunimmt. Der Hauptteil der dinarischen Geosynklinale wird aber fast ausschließlich von karbonatischen und dolomitischen Sedimenten (devonisch bis neuzeitlich) gebildet.
Die Verbreitung der Karbonate und Position zu Nicht-Karbonaten variiert als Konsequenz unterschiedlicher Sedimentationsbedingungen, wie der unterschiedlichen geologischen Evolution individueller Teile der dinarischen Geosynklinale. Den äußersten Rand der Dinariden bestimmem dabei die durch die starke neotektonische Aktivität (zahlreiche katastrophale Erdebeben) stark gestörten relativ weichen und flachen kreidezeitlichen Kalksteine im Adriatic-Ionian fold System. In Montenegro und angrenzenden Albanien tritt noch die Pindus-Cukali Zone mit stark schuppigen Kalken und Flysch-Sedimenten auf. Den schmalen, stark gefalteten und wenig mächtigen äußeren Einheiten sitzt die mächtige und flächenmäßig ausgedehnte einförmige Hochkarst Decke auf.
Die Mächtigkeit der kretazischen und jurassischen Kalke beträgt hier bis über 4 km. Die Verkarstung der äußerst reinen und harten Kalke reicht bis unter das Meeresniveau hinab und ist durch eine gut ausgebildete Karsthydrologie gekennzeichnet. Außerhalb der Hochkarstzone, im Bereich der Durmitordecke, sind Werfener Schiefer als Schichtgesteine mit Kalken vergesellschaftet, das östliche Prokletije ist sogar großteils aus Schiefern aufgebaut. Zudem finden sich noch Sand- und Eruptivgesteine, die aber selten massig entwickelt sind. Neben paläozoische Schiefern, sind triasische Kalke nur linsenförmig, zumeist in den höchsten Partien vom Kom und Zentralprokletije, verbreitet.
Prägendes Kennzeichnen der Dinariden ist allgemein die starke Verkarstung der Hochkarstdecke die landschaftsprägend ist. Die zahlreichen Karst-Phänomene machten die Dinariden damit auch zum klassischen Untersuchungsgebiet der geomorphologischer und hydrologischer Besonderheiten. Die Pionierarbeiten der Karstforschung, nach Josip Roglić „rich in general ideas and poor in real analysis“, entwickelte Jovan Cvijić (1893, 1924, 1961) aus den Betrachtungen der Formen die er in den Dinariden fand und deren Terminologie er auf weltweite Phänomene des Karstes ausweitete (z. B. in China, Kuba, Vietnam, Philippinen etc.). Cvijićs Idee einer geologisch-morphologischen determinierten Klassifizierung in Mero- und Holokarst (Typlokalität des Holokarstes sind Herzegowina und West-Montenegro, dem Typ des Merokarstes entsprechen die deutschen Mittelgebirge der Schwäbischen und Fränkischen Alb), führte subsequent zu klimatypologischer Differenzierung die zur Typologisierung von mediterranen-, mitteleuropäischen- und tropischen Karst führte.
Klima und Ökologie
Die Dinariden teilen sich klimaökologisch in zwei Varianten, den mediterran Küstengebirgen und den kontinental beeinflußten zentralen Ketten. Vom regionalen geographischen Aspekt (als regionaler tellurischer Wirkung) sind die Adria, und die NW-SO streichenden hohen Gebirgsketten wirksame Komponenten für die mesoskalige Luft-Zirkulation. Durch die Barriere der littoralen Dinariden als effektiver Klimascheide zwischen dem mediterranen Küstensaum und dem gemäßigt kontinentalen innländischen Bereichen, wird eine wirksame ökologische Zweiteilung geschaffen, doch ist die pluviometrische Verteilung mit mediterranen Winterregen küstenparallel noch 90–130 km weit ins Landesinnere meßbar. Eine mikroklimatische Differenzierung erfolgt noch durch Beckenlandschaften und das stark gekammerte Relief. Insbesondere sind hygrische und ventilatorische Bedingungen dadurch modifiziert und winterliche Kaltluftseen bilden sich in den zahlreichen Poljen und größeren Becken.
Besondere Bedingungen herrschen wegen des direkten mediterranen Einflusses in in den südöstlichen litoralen Dinariden. Hier ist der Untertyp eines speziellen submediterran-oromediterran-perhumid-südadriatischen Variante auf einen engen litoralen Bereich vom - Velebit, Orjen, Lovćen und Rumija beschränkt. Grundsätzlich ist bei dieser Variante des (oro-)mediterranen Klimas die sehr hohe jährliche Niederschlagsmenge, die zwischen 4500 bis 6500 mm/m²a liegt und damit zu den höchsten Niederschlagssummen in Europa führt (meteorologische Station Crkvice in Montenegro).
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Crkvice auf 940 m HöheJan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Max. Temperatur (°C) 4,9 5,5 8,1 12,0 16,8 20,5 23,8 23,9 20,3 16,0 10,4 6,5 Ø 14,1 Min. Temperatur (°C) -3,2 -2,6 -0,3 3,4 7,3 10,1 12,4 12,2 9,6 5,7 2,0 -1,5 Ø 4,6 Niederschlag (mm) 584 474 507 386 204 134 74 142 56 499 720 642 Σ 4.422 T
e
m
p
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r4,9 -3,2 5,5 -2,6 8,1 -0,3 12,0 3,4 16,8 7,3 20,5 10,1 23,8 12,4 23,9 12,2 20,3 9,6 16,0 5,7 10,4 2,0 6,5 -1,5 Quelle: Quelle: Klima von Crkvice (1960-1991)[4]Da Niederschläge auch im Sommer nicht selten sind, bleibt die Trockenperiode, die für das mediterrane Klima charakteristisch ist, hier aus und wird von einer Halbtrockenzeit geprägt. Die mittleren Jahrestemperaturen variieren zwischen 5 bis 7 °C, und die mittleren Januartemperaturen liegen um -2 °C. Nur die höchsten Teile der küstenländischen Dinariden sind durch eine kurze Frostperiode (1 bis 3 Monate) gekennzeichnet.
Ökologisch gehören die Dinariden zur nord-mediterranen Überganszone mit unterer mediterraner und oberer alpiner Höhenzonierung.[5]
Die Waldgrenze wird in den dinarischen mediterranen Gebirgen im Süden von trockenresistenten Nadelbäumen gebildet; diese typischen oromediterranen Trockenwälder der Waldgrenze werden von der endemischen xero-basophilen Schlangenhaut-Kiefer, sowie der mesophilen Mazedonischen Kiefer gebildet.
Als Beispielhaft der eu-mediterranen Höhenstufung der Dinariden gilt der Orjen.[6]
Höhenstufe Höhengürtel Höhenlage Beschreibung eumediterran Tieflage 0–400 Hartlaubvegetation mit Steineiche und Ölbaum. An humiden Stellen Lorbeer-Oleander-Strauchformation. supramediterran Mittellage 400–1100 halbimmergrüner Eichenwald mit Mazedonischer Eiche (Quercus trojana) und Orientalische Hainbuche (Carpinus orientalis). Darüber Zerreichen- und Balkaneichenwälder (Quercus frainetto). An feuchten und schattigen Lagen Kastanien-Flaumeichenwälder, sowie wärmeliebende Hopfenbuchen- und Flaumeichenwälder. Als Pionierarten wachsen Weißtanne und Baumhasel auf trockenen und sonnigen Blockhalden. oromediterrran 1100–1450 Wärmeliebender Kalkbuchenwald mit Tanne. An Felspartien tockenheitsliebende Schlangenhaut-Kiefer- und Dinarische Karst-Blockhalden-Tannenwälder zum Teil mit Krim-Pfingstrose. altimediterran Hochlage 1450–1700 An der Waldgrenze Rotbuche, Schlangenhaut-Kiefer- und Griechischer Ahorn. Die mediterrane alpine Stufe – altimediterran – wird von trockenen Wacholderheiden sowie mit vielen endemischen Arten (z. B. Iris orjenii, Viola chelmea) bestandenen Sesleria robusta-Rasengesellschaften geprägt. Auf grobblockigen Geröllen und Felsen Strauchgesellschaften mit chasmophytischen Kalkfelsspalten-Arten (z. B. Bergbohnenkraut, Asplenium trichomanes, Amphoricarpos neumayerii). kryomediterran 1700–1900 Eine echte kalt mediterrane klimazonale Stufe ist im höchsten Gebirge der dinarischen Küste nicht entwickelt. Durch hohe Winterniederschläge und stürmische Bora-Gipfelwinde entwickeln sich, unter ausgedehnten Schneelagen Schneetälchen-Gesellschaften mit griechisch-anatolischen, irano-turanischen und armeno-tibetischen Xerophyten. Zu Letzteren gehören die Halbwüsten-Schneetälchen mit vorherrschenden Zwiebelmonokotylen, die an felsige Böden, trockene Sommer und orkanartige Bora- und Scirocco Winde angepasst sind. Vegetation
Die Vegetation großer Ökosysteme (phytogeographische Territorien oder Vegetationsgürtel) ist ökologisch, chorologisch, floristisch-entwicklungsgeschichtlich sehr einheitlich. Durch Relief und den Beziehungen, die sich aus der Lage, insbesondere zu den Meeren ergeben, erfolgt innerhalb dieser Horione eine aus den klimatischen Faktoren und den Aspekten des Naturraumes differenzierte Teilung . Die Balkanhalbinsel Teil des holarktischen Florenreiches. Sie ist weiter in eine mediterrane, sowie zirkumboreale Region zu ordnen. Beck-Mannagetta (1901) und Adamovic (1907) teilten die westliche sowie östliche zentrale Balkanhalbinsel in zwei Phytohorione, illyrisch und moesisch (nach den röm. Provinzen Illyria und Moesia). Als Subhorione der mitteleuropäischen Florenregion, ist Illyrien mit basophilen, Moesien mit azidophilen Typen verbunden.
Die reich-gegliederte Küste Kroatiens gehört zur adriatischen Provinz der mediterranen Florenregion. Die Genese der balkanischen Flora vollzog sich während tertiärer, glazialer und postglazialer Phasen. Rezent sind keine alten mesozoischen Vertreter vorhanden (wie z. B. in den Floren Ostasiens oder Argentiniens). Der Basisbestand insbesondere der Waldflora ist dennoch seit der Kreide bekannt (z. B. Quercus, Fagus, Castanea, Alnus, Salix). Die thermophilere tertiäre Flora war an tropischen Elementen reicher als heute, wo nur eine kleine Zahl reliktischer Arten (Adiantum capillusveneris), Gattungen (Dioscorea) und Familien (Gesneraceae) überlebt hat. Außertropische tertiäre Formen sind dagegen reichlich vertreten (z. B. Platanus, Aesculus, Scopolia, Sibiraea, Thelygonum, Picea omorika, Pinus peuce, Forsythia europaea, Syringa vulgaris). Durch die isolierte Stellung, die nächsten Verwandten sind zumeist in Ostasien oder dem vorderen Orient zu finden und die heterogene phytogeographische Genese, sind alle paläoendemischen Tertiärrelikte ökologisch und horologisch sehr differenzierte Vertreter unterschiedlicher Vegetations-geographischer Einheiten. Seit dem Tertiär erfolgte die Evolution der mediterranen Gebirgsflora, dies unabhängig arktoalpiner Einflüsse.
Die Grenze zwischen den florenhistorisch determinierten alpinen- und oromediterranen Systemen stimmt außerdem mit den Gebieten der stärksten pleistozänen Vereisung der Gebirge überein. Die südliche Grenze der arktoalpinen Gemeinschaften ist zugleich auch die nördliche Grenze der Hochgebirgspflanzen südlicher Herkunft.
Die vergleichsweise höhere Artenvielfalt der Dinariden zu Alpen und Pyrenäen, durch größere petrographische Heterogenität als Pyrenäen und gegen die Alpen die Einbettung zwischen Florenprovinzen macht die komplexen Dinariden zu dem auffälligen Endemitenzentrum mit hohem Artenpotential.
- Die illyrische Provinz besitzt vier endemische Gattungen: Petteria, Halacsya, Haberlea, Jankaea. Endemiten sind: Picea omorika (Serbien, Bosnien), Pinus peuce (Gebirge zwischen 41°-43° N), Saxifraga ferdinandi-coburgii, Petteria ramentacea (Dalmatien, Herzegowina, Montenegro, Nord Albanien), Oxytropis prenja, Acer heldreichii, Forsythia europaea (Nord Albanien, Kosovo), Moltkia petrea, Wulfenia baldaccii (Montenegro, Nord Albanien), Ramonda serbica, Amphoricarpos neumayeri (Orjen), Cicerbita pancicii, Lilium jankae, Dioscorea balcanica (Montenegro, Nord Albanien).
- Reliktarten der illyrisch-balkanischen Provinz sind: Ostrya carpinifolia, Juglans regia, Syringa vulgaris, Corylus colurna, Aesculus hippocastanum etc. Reliktische Pflanzengesellschaften finden sich zumeist in Schluchten, die der Flora als Refugium dienten: Eisernes Tor (Donau), Neretva, Drina, Tara, Cijevna, Morača, Vikos Aoos, Radika etc. sind die bekanntesten.
Bevölkerung
Die Dinariden sind insgesamt spärlich besiedelt. Nur wo bessere Verkehrswege und größere Einebnungen existieren, gibt es auch kleinere Städte. Die größeren hier ansässigen Volksgruppen sind Albaner, Bosniaken, Kroaten, Montenegriner, Serben und Slowenen. Fernweidewirtschaft ist insbesondere in Montenegro und der Herzegowina, Transhumanz in den küstenländischen Gebirgen (Orjen), Almwirtschaft in Bosnien entwickelt. Der Hausbau ist in den waldreichen zentralen Dinariden zumeist aus Holz mit steilen Dachfirsten, im Hochkarst wird Kalkstein benützt.
Literatur
- K. V. Petkovic: Neue Erkenntnisse über den Bau der Dinariden. Vortrag, gehalten in der Geologischen Gesellschaft, Wien 1. März 1957 (pdf, geologie.ac.at ; Stand: 6. Mai 2008; =Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. 101/1, Wien 1958, S. 1-24. ).
- Josip Ridjanovic : Neue Beobachtungen über die Eiszeitwirkungen im Orjen-Gebirge Jugoslawien. Würzburger Geographische Arbeiten. 20, Würzburg 1967
- Lubomir v. Sawicki: Die eiszeitliche Vergletscherung des Orjen in Süddalmatien. Zeitschr. für Gletscherkunde, V, 339–355. 1911
Einzelnachweise
- ↑ a b Milovan Milivojevića, Ljubomir Menkovića, Jelena Ćalić: Pleistocene glacial relief of the central part of Mt. Prokletije (Albanian Alps). In: Quaternary International. 190, Nr. 1, 1. November 2008, S. 112–122 (Webdokument, sciencedirect.com ; Quaternary Stratigraphy and Evolution of the Alpine Region and the Mediterranean area in the European and Global Framework).
- ↑ Miroslav Marković; Geologisches Instituz (Hrsg.): Geomorphological evolution and neotectonics of Orjen. Dissertation, Belgrad 1973.
- ↑ Philip. D. Hughes (Hrsg.): Recent behaviour of the Debeli Namet glacier, Durmitor, Montenegro. In: Earth Surface Processes and Landforms. 32, Nr. 10, S. 1593–1602 (abstract, interscience.wiley.com).
- ↑ Seite des Hydrometeorologischen Instituts Montenegro
- ↑ Ivo Horvat, Vjekoslav Glavac, Heinz Ellenber: Vegetation Südosteuropas. 1974
- ↑ Oleg S. Grebenscikov: The Vegetation of the Kotor Bay Seabord (Montenegro, Yugoslavia) and some compartive studies with the Caucasian seaboard of the Black Sea. Bjull Mskovsk. Obsc. Isp. Prir., Otd. Biol. 65, Moskau 1960, S. 99-108
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