- Erle (Raesfeld)
-
Erle Gemeinde RaesfeldKoordinaten: 51° 45′ N, 6° 52′ O51.7461111111116.8655555555555Koordinaten: 51° 44′ 46″ N, 6° 51′ 56″ O Fläche: 22,67 km² Einwohner: 3.621 (18. Sep. 2008) Eingemeindung: 1. Jan. 1975 Postleitzahl: 46348 Erle ist ein Ortsteil der Gemeinde Raesfeld im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Überregional bekannt ist Erle, das im Naturpark Hohe Mark liegt, auch wegen der im Volksmund so genannten "1500jährigen" Femeiche, der Pius-Eiche und der über 200 Jahre alten Kastanien-Allee. Erle hat 3621 Einwohner (Hauptwohnsitz), davon sind 1819 männlich und 1802 weiblich; 2599 Einwohner gehören dem katholischen, 595 dem evangelischen Glauben an. (Stand: 18. September 2008) In Erle spricht man neben dem Hochdeutschen (mit westfälischer Sprachfärbung) auch das Erler Sandplatt, eine der westmünsterländischen Mundarten zugehörigen Sprache.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Erle liegt am Rande des Westmünsterlands. Es liegt praktisch auf dem Schnittpunkt der Kreise Recklinghausen, Wesel und Borken und somit auch auf dem Schnittpunkt von Münsterland, Niederrhein und Ruhrgebiet. Im Süden ist die nächstgrößere Stadt Dorsten, im Westen ist es Wesel, im Norden liegt Borken. Die unmittelbaren größeren Nachbardörfer sind Raesfeld, Homer, Marbeck, Heiden, Rhade, Schermbeck und Marienthal. Erle liegt in einer typischen Heidelandschaft, deshalb auch der Beiname „Heededoerpken“. Erle besteht aus dem Dorfkern, den Bauernschaften Östrich und Westrich sowie aus Teilen der seit 1975 nicht mehr eigenständigen Ortschaft Overbeck. Erle ist Teil des Naturparks Hohe Mark, der „Herrlichkeit Lembeck“ und liegt an der „Hamaland-Route“. Touristische Highlights in der Umgebung sind u. a. das Karmeliter-Kloster in Marienthal und das Lembecker Schloss.
Verkehr
Durch Erle führt die B 224. Außerdem liegt der Ort nicht weit von der A 31 und ihrer Anschlussstelle Lembeck und Wulfen entfernt. Im Dorf beginnt die Landesstraße 607 und die Kreisstraße 13 quert die B 224.
Geschichte
Die Hügelgräber in der Östrich, die in der späten Bronzezeit errichtet wurden und Grabfunde aus der Jungsteinzeit beweisen, das schon vor tausenden von Jahren Menschen auf Erler Gebiet gelebt haben. Weitere Funde zeigen, das im frühen Mittelalter hier Franken siedelten, im 9. Jahrhundert eroberten Sachsen unser Dorf. Anlässlich einer Schenkung Kaiser Heinrichs des II. wird Erle erstmals 1017 als „Horlon“ erwähnt. Im Heberegister des Kloster Werden wird Erle in der Mitte des 12. Jahrhunderts als „Erlore“ genannt. Die Ritter zu Erle, die 1201 erstmals urkundlich erwähnt wurden und den Namen „von Ichorne“, also Eichhorn=Eichhörnchen trugen, werden als die Gründer der im 12. Jahrhundert von Raesfeld abgetrennten Pfarrei St. Silvester (nach dem hl. Papst Silvester) angesehen. Daher auch die drei Eichhörnchen im Dorf-Wappen. Seit dem Mittelalter gab es einen sogenannten Schultenhof. Ein Schultenhof ist der Haupthof einer Gemeinschaft abgabepflichtiger Höfe, die einem Grundherren gehörten. Zu diesem Verband gehörten die Höfe Bente, Oendorp, Budde, der Stroerhof, Telman und Stegerhoff, von dem angenommen wird, dass er im Besitz einer Adelsfamilie mit Namen „van Erler“ war. Diese verkaufte diesen Hof an den auswärtigen Grundherren Döring, der ihn durch einen sogenannten „Schulten“ verwalten ließ. Dieser Schulte wurde 1372 erstmals schriftlich erwähnt.
1313 wird die Pfarrei „Herlere“ (Erle) erstmals urkundlich erwähnt. 1317 erhielt der Ritter Menco dictus Heydene die Freigrafschaft Heiden, zu der die Kirchspiele Heiden, Ramsdorf, Reken, Lembeck, Wulfen, Lippramsdorf, Hervest, Schermbeck, Erle, Raesfeld und die Bauernschaft Marbeck gehörten. Menco dictus Heydene verpfändete die Freigrafschaft an Graf Dietrich den VIII. 1374 kaufte Bytter von Raesfeld die Freigrafschaft auf und bis zum Ende des alten Reiches verblieb sie in dem Besitz der Familie von Raesfeld zu Ostendorf, 1374 gehörte der südliche Teil dieser Freigrafschaft der Familie von Raesfeld zu Ostendorf, wo sie bis zum Ende des alten Reiches auch verblieb.
Um 1400 ist August Wernerus de Bekehusen im Besitz der bischöflichen Lehngüter in Rode (Rhade) im Kirchspiel Erler (Erle). Zwischen 1533 und 1622 hatten calvinistische Pfarrer im Dorf das Sagen. Im 15. Jahrhundert entstand durch das Bemühen der Herren von Lembeck eine eigene Gerichtsbarkeit im damaligen Amt Ahaus zu etablieren die Herrlichkeit Lembeck. Im Jahre 1532 und 1560 belehnten Johann Herzog von Kleve und Graf von Ravensberge Adolf von Raesfeld u. a. mit dem Kirchspiel Erle. 1645 wurde der Schultenhof Erle an den Freiherr von Westerholt, Herr zu Lembeck verkauft. Ab dem 16. Jahrhundert löste sich der Hofverband langsam auf und das Land wurde an die Bauern verpachtet. 1803 kam Erle mit der Herrlichkeit Lembeck zum Fürstentum Salm und war von 1810 bis 1813 französisches Staatsgebiet.
1812 wurde das Kirchspiel Erle eine politische Gemeinde. Im Mai 1812 erfolgte nämlich die Aufteilung des Gebietes in zwei Mairien, Lembeck und Altschermbeck, unter gleichzeitiger Erhebung der Kirchspiele zu politischen Gemeinden. Zur Bürgermeisterei Lembeck gehörten nun die Gemeinden Lembeck, Hervest und Wulfen; zur Bürgermeisterei Altschermbeck: Altschermbeck, Holsterhausen, Erle und Rhade.
1813 wurden beide Bürgermeistereien der Regierung zu Münster unterstellt und damit ebenfalls preußisch, 1816 wurden sie dann dem Kreis Recklinghausen zugeordnet. 1825 wurden beide Verwaltungen in Personalunion dem Bürgermeister in Wulfen unterstellt. 1844 wurden die Bürgermeistereien in Ämter umgewandelt.
Im Zuge der kommunalen Neuordnung sind die beiden Ämter 1929 vereinigt und in „Amt Hervest-Dorsten“ umbenannt worden. Verwaltungssitz blieb vorerst noch Wulfen. Nachdem aber am 1. April 1937 die Stadt Dorsten in den Amtsverband einbezogen wurde, erfolgte der Umzug nach Dorsten.
Der Zweite Weltkrieg ist auch in Erle nicht spurlos vorbeigegangen. Im Dezember 1939 wurden in der Östrich zuerst Soldaten der so genannten „Pommerneinheit“, dann Truppen der Waffen-SS aus Österreich einquartiert, die im Frühjahr 1940 zu den Holland-, Belgien- und Frankreichfeldzügen abrückten. 1940 erfolgte auch die Einrichtung von zwei Gefangenenlagern im Dorf und in der Östrich und die Belegung mit polnischen Kriegsgefangenen. Ein Jahr später wurde in der Erler Heide die ersten Scheinalagen installiert, um alliierten Bombern dazu zu verleiten, ihre Bombenfracht bereits kurz vor dem Ruhrgebiet abzuladen. Erle liegt in einer Einflugschneise zum Ruhrgebiet, die alliierten Bomber aus England flogen genau über uns um nach Dorsten, Dortmund etc. zu gelangen. Darum wurde auch 1942 und 1943 in der Erler Östrich eine FlaK-Stellung und ein Flugwachtpostens eingerichtet. Im Sommer 1944 wurde wieder eine große Versorgungseinheit für Munition und Treibstoff einquartiert. Ab 1944 flogen die Alliierten auch tagsüber über Erle hinweg. Ab diesem Zeitpunkt wurden in Erle auch Schutzgräben und -löcher zum Schutz gegen Tiefflieger vermehrt angelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist Erle samt Westrich und Östrich noch relativ glimpflich durch den Krieg gekommen. Das änderte sich im März 1945, als die alliierten Truppen am nahen Rhein zum Hauptangriff übergingen. Am 23./24. März 1945 wurde Erle diesmal durch gezielte schwere Bombenangriffe heimgesucht, die dem militärischen Beobachtungs- und Funkposten auf dem Kirchturm galten. Spreng- und Brandbomben zerstörten die meisten Häuser im Dorf rund um den Kirchturm, der auch, in Brand geschossen, später zusammenbrach. Aber auch die Östrich war Ziel von Bombenangriffen. Nachdem man die FlaK-Stellung bombardiert hatte, wurden auch gezielt einzelne Höfe angegriffen, in denen man den Kommandeur der 1. deutschen Fallschirmjäger-Armee, General Alfred Schlemm vermutete. Am 26. März kam es nochmal zu schweren Luftangriffen auf das Dorf. Am 27. März 1945 begannen dann die in und um Erle stationierten deutschen Truppen sich Richtung Osten zurückzuziehen, so dass die einrückenden Truppen des zur 3. Fallschirmjägerbrigade gehörende 8. Fallschirmjägerbataillon unter Brigadier James Hill nach drei lokal begrenzten Gefechten mit der verbliebenen Wehrmacht das Dorf am 28. März besetzen konnten. Die Engländer wurden später durch US-amerikanische Truppen abgelöst. Insgesamt sind in Erle mind. 35 Soldaten gefallen, 26 Deutsche, 6 Briten, 2 Russen und ein Amerikaner. Die Erler Zivilbevölkerung hatte 8 Tote zu beklagen und im Zweiten Weltkrieg sind ca. 100 Söhne Erler Familien gestorben oder gelten als vermisst.
Am 1. Januar 1975 kam Erle im Zuge der kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen als Ortsteil von Raesfeld in den Kreis Borken.[1]
Im Kalten Krieg spielte Erle ebenfalls eine Rolle, da der Ort von 1965 bis 1983 Standort im so genannten Air Defence Belt der NATO war. Dieser „Gürtel“ von FlaRak-Stellungen verlief und verläuft auch teilweise heute noch von Norden nach Süden Westdeutschlands und diente u. a. dazu, feindliche Flugzeuge des Warschauer Paktes zu zerstören. Das in Erle stationierte Waffensystem waren Raketen vom Typ NIKE-Hercules. Bis heute halten sich die Gerüchte, das in Erle auch passende Nuklearsprengköpfe vom Typ W31 gelagert wurden. Dagegen sprechen die fehlende bauliche Infrastruktur, die andere NIKE-Basen mit Nuklearbewaffnung hatten, dafür sprechen aber Zeugenaussagen ehemaliger Soldaten der niederländischen Luftwaffe.
Viele Straßennamen in Erle erinnern an die Geschichte des Dorfes: Ekhornsloh, Freienstuhl, Ridderspaß, Upen Plass, Schultenwurt, Höltingswall, Pohlhoff, Hilgenstuhl, Orendarper Weg. Auch haben viele alteingesessene Familien einen „Dorfnamen“ neben dem eigentlichen Nachnamen, der auf frühere Tätigkeiten der Familie hinweist. Zum Beispiel die Vorfahren der Familie „Imken“ (gesprochen mit gedehntem I) waren Imker.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Turmwindmühle
Ein Kleinod Erles ist die gut restaurierte Turmwindmühle südlich vom Dorf. Der Müller Schwane (Kiewes) ließ sie in den Jahren 1843–1846 erbauen. Der Turm der Mühle ist aus Feldbrandsteinen gemauert. Um die Jahrhundertwende entstand im Vorderhaus eine elektrisch betriebene Dampfmühle, die gleichmäßiger und ertragreicher arbeitete. Bis 1980 wurde hier noch Korn zu Mehl gemahlen. Die Windmühlenflügel aber waren mit der Zeit so verfallen, dass sie festgestellt werden mussten. 1985 wurde die Mühle unter Denkmalschutz gestellt. Im Januar 1991 erhielt die Erler Mühle ein neues Dach, da ein Wirbelsturm große Schäden angerichtet hatte. Heute ist das Bauwerk ein Wohngebäude mit 3 bis 4 Wohnungen.
Femeiche
Die über 1500 Jahre alte Femeiche gehört zu den ältesten Bäumen Deutschlands. Er wird auf ein Alter von ca. 1500 Jahren geschätzt. Irgendwie hat sich allerdings bei vielen Leuten und Veröffentlichungen eingebürgert, die Eiche 1000-jährige Femeiche zu nennen.
Am Ende des Mittelalters wurde unter dieser Eiche das Femgericht über die Brüder Diepenbrock gehalten, wobei sie wegen Schöffenmord verfemt, also zum Tode verurteilt, wurden. Die Brüder wurden gleich an der Femeiche gehenkt.
Stürme, Jahreszeiten und Kriege haben ihr in den Jahrhunderten arg zugesetzt. Der gesamte Stamm ist hohl und besteht nur noch aus Rinde. Am Boden misst der Stammdurchmesser gewaltige 300 cm und so konnte bei einem Manöver Anno 1819 der damalige Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen mit zwei Leuten aus seinem Generalstab im Baum leicht sein Feldfrühstück einnehmen.
Bevor der christliche Glaube auch in Erle etabliert wurde, war die Femeiche dem germanischen Gott des Krieges und der Weisheit, Odin, geweiht. Seine beiden Raben Hugin und Munin saßen in der Krone der Eiche, während Gott Odin unter der Eiche als Richter saß. Deswegen wird die Femeiche auch Ravenseiche (= Rabenseiche) genannt. Es liegt nahe zu vermuten, das die Ravenseiche eine vorchristliche Opferstätte war. In der weltlichen Geschichte wurde bis 1589 Gericht über Mörder und Räuber gehalten.
Pius-Eiche
Die Pius-Eiche wurde am 16. Juni 1871 gepflanzt, damals an der Grenze des alten Friedhofs. Seit 1996 ist der stattliche Baum Naturdenkmal.
Die Geschichte dieses Baumes geht bis auf den Kulturkampf zurück, als Reichskanzler Otto von Bismarck und das evangelische Preußen mit Gesetzen gegen die katholische Kirche stritten. Die Erler Katholiken sahen es als ihre Pflicht an, dem damaligen Papst Pius IX. ihre Treue zu zeigen und diese Eiche zu pflanzen.
St. Silvester
Die Geschichte der St.-Silvester-Kirche geht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Man vermutet, das schon damals ein Holzkirchlein an der Stelle, wo die jetzige St. Silvesterkirche steht, stand. Das St.-Silvester-Patrozinium weist darauf hin, dass diese Holzkirche um die Jahrtausendwende 999-1000 gebaut worden ist. Erle gehörte zuerst zur Pfarrei Raesfeld St. Martin, wurde dann im 12. Jahrhundert von Raesfeld getrennt und zur eigenen Pfarrei erhoben.
Die erste Steinkirche wurde durch ein Feuer im Jahre 1560 vernichtet. Aus den Trümmern dieser Kirche wurde eine neue gebaut, die im 17. Jahrhundert vergrößert wurde. Ende des 19. Jahrhunderts war diese Kirche viel zu klein und baufällig geworden. Auf Veranlassung von Pastor Nonhoff wurde sie im Jahre 1875 abgerissen und durch ein neugotisches Bauwerk ersetzt.
Am 4. Dezember 1879 war die Einweihung der neuen Kirche. Der in Erle auch heute noch gut bekannte spätere Dechant Peter Karthaus hat im Laufe der Jahre die Kirche weiter ausgeschmückt. Diese Kirche wurde am 23. März 1945 durch einen Luftangriff völlig zerstört, als die Alliierten eine Wehrmachts-FlaK-Stellung im Kirchturm ausschalteten.
Nach dem Kriege begann der mühevolle Wiederaufbau in vereinfachter Form. Nachdem dann über 40 Jahre der „Stumpfe Turm“ das Wahrzeichen von Erle darstellte, wurde der Kirchturm kurz nach der Renovierung des Stumpfen Turms mit einem Kupferdach im Jahre 1998 durch den heutigen hohen Kirchturm ersetzt. Dessen Erscheinungsbild entspricht im Wesentlichen dem des im Krieg zerstörten Turms. Die Wiederherstellung geht auf die Initiative des damaligen Pfarrers von St. Silvester Erle, Dechant Franz-Josef Barlage, zurück und wurde zu einem Großteil aus Spendenmitteln der Erler Bevölkerung und Wirtschaft finanziert.
Grabhügel
In Erler Östrich befindet sich ein alter Grabhügel. Der Hügel hat eine Höhe von rund 180 cm, einen Durchmesser von 19 m und ist vollständig von Bäumen und Unterholz überwachsen, so dass er im Sommer so gut wie nicht von der Straße „Werlo“ zu sehen ist, an deren Rand er liegt (kurz vor der Einmündung in die „Rhader Straße“). Er gehört zu einer Grabhügelgruppe, von denen heute noch sieben erhalten sind. Diese Grabhügel, im Volksmund auch Hügelgräber genannt, wurden als Bodendenkmäler ausgewiesen und sind geschützt.
In dem Grabhügel wurden bei archäologischen Grabungen leider keine Funde getätigt, die einen Hinweis darauf geben von wem und wie der Grabhügel genutzt wurde.
Allerdings kann durch Heranziehung anderwärtiger archäologischer Erkenntnisse folgendes angenommen werden: Am Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr. drangen aus dem Osten viehzüchtende Gruppen in Westfalen ein und vermischten sich mit der heimischen Bauernkultur, die einige ihrer Toten in Großsteingräbern (Hünengräbern) oder Steinkisten beerdigten. Die Eindringlinge, auch Streitaxtleute oder Schnurkeramiker genannt, beerdigten in Einzelgräbern bzw. unter großen, kreisrunden Grabhügeln mit Durchmessern um 20 m. Die Toten legte man in einen Baumsarg. Die Grabhügel wurden oftmals über Jahrhunderte als Grabplatz benutzt. In der Eisenzeit verdrängten dann Flachgräber die Sitte der Grabhügel.
Neben den Hünengräbern und Steinkisten gehören die bis zu 4000 Jahre alten Grabhügel zu den großen Grabanlagen Westfalens. Die meisten dieser Anlagen wurden bei der Kultivierung der Böden zu Weide- und Ackerland zerstört. Was übrig blieb, wurde im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert durch Raubgrabungen zerstört.
Teufelsstein
Der Östricher Teufelstein ist rund 100 Meter in einem Eichenwäldchen am Weg „Baklo“, nahe der „Rhader Straße“ zu finden. Heute hat der Heimatverein am Waldrand eine Informationstafel aufgestellt und es ist nunmehr recht einfach, den unscheinbaren Stein zu finden. Der Teufelstein liegt im Randgebiet eines uralten Drubbels, also einer bäuerlichen Kleinsiedlung. Es wird vermutet, das dieser Anger (Dorfanlage) den Bewohnern des Drubbels und dann auch der ganzen Bauernschaft als Versammlungsort für weltliche und heidnische Handlungen diente. Die Sagen vom weißen Pferd (das den Göttern und Göttinnen als Reittier diente) und vom schwarzen Hasen (germanischer Krankheitsdämon) werden ebenfalls mit dem Teufelstein und dessen Umgebung in Zusammenhang gebracht. Wer sich in der Gegend um den Teufelstein verirrte, dem erschien ein kopfloses weißen Pferd und der Wanderer fand kurze Zeit später wieder den rechten Weg.
Historische Poststation Suendarp
Das 1797 erbaute Haus des Bauern Grewing, ehemals Suendarp, diente von 1803 bis 1850 als Poststation der Postverbindung Essen–Dorsten–Alttüshaus–Erle (Östrich, Suendarp)–Borken. Die Poststation Suendarp diente als Rasthof für die Kutschenpassagiere und dort wurden auch die Kutschpferde gewechselt. Der Postweg (An ihn erinnert der Strassenname „Alter Postweg“) verlief von der Poststation Suendarp südlich durch die Erler Heide, und wer diesen Landstrich kennt, kann erahnen, wie beschwerlich dieser Weg für Pferde und Menschen gewesen sein muss, teilweise durch tiefen, losen Sand, teilweise dann durch Morast. Im Jahre 1845 wurde der Postweg rund 2 km westlich auf die Trasse der heutigen B 224 verlegt, was dann auch die Tage der „Poststation Suendarp“ beendeten. Heute kann wieder an der Stelle rasten, in wunderschöner Natur lädt dort im Sommer eine gemütliche Sitzgelegenheit den Wanderer oder Radfahrer ein, ein Weilchen die Seele baumeln zu lassen.
Einzelnachweise
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
Weblinks
Kategorien:- Ort im Kreis Borken
- Raesfeld
- Ehemalige Gemeinde (Kreis Borken)
Wikimedia Foundation.