Ernst Lindemann (Offizier)

Ernst Lindemann (Offizier)
Lindemann bei der Indienststellung der Bismarck 1940
Zum Gedächtnis an Ernst Lindemann, am Familiengrab Lindemann, Friedhof Dahlem

Ernst Lindemann (* 28. März 1894 in Altenkirchen; † 27. Mai 1941 im Nordatlantik) war ein deutscher Marineoffizier, zuletzt Kapitän zur See sowie Kommandant des Schlachtschiffs Bismarck im Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lindemann trat am 1. April 1913 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein. Nach der einmonatigen Grundausbildung an der Marineschule Mürwik wurde er zur seemännischen Ausbildung auf den Großen Kreuzer SMS Hertha versetzt. Im Sommer 1913 folgte an Bord des Schiffes eine Ausbildungsfahrt, die über Schweden, Norwegen, England, Spanien, die Azoren bis nach Halifax in Nova Scotia führte. Über Vera Cruz, Havanna, Port au Prince, Kingston, Port of Spain ging es über die Kanarischen Inseln, Madeira, sowie das spanische Festland zurück nach Kiel, das Mitte März 1914 erreicht wurde.

Den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erlebte der inzwischen zum Fähnrich zur See beförderte Lindemann an Bord des alten Linienschiffes SMS Lothringen. Auf dieser Einheit kam er zunächst als III., danach als II. Funkoffizier zum Einsatz. Am 19. März 1916 wurde der Leutnant zur See (seit dem 18. September 1915) in gleicher Dienststellung auf das gerade in Dienst gestellte Linienschiff SMS Bayern versetzt. An Bord der Bayern nahm er an der Eroberung der Baltischen Inseln im Oktober 1917 als I. Funkoffizier teil. Das Schiff erhielt während der Unternehmung einen Minentreffer und musste beschädigt nach Kiel zurückkehren.

Nach dem deutschen Waffenstillstand wurde die Bayern im Rahmen des Internierungsverbandes des Konteradmirals Ludwig von Reuter im November 1918 in den britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow überführt. Lindemann erlebte die Selbstversenkung seines Schiffes am 21. Juni 1919 nicht mit, da er bereits im Januar des gleichen Jahres nach Deutschland zurückbeordert worden war.

Nach seiner Rückkehr wurde Lindemann zur Dienstleistung in den Admiralstab nach Berlin kommandiert. Dort finden wir den Oberleutnant zur See (seit dem 7. Januar 1920) im Marinekommandoamt und zugleich als Adjutant in der Flottenabteilung wieder. Es folgte vom 1. Oktober 1922 bis zum 30. September 1924 ein Bordkommando als Wach-, und Divisionsoffizier auf dem Linienschiff Hannover. Während dieser Zeit besuchten Schiff und Besatzung die schwedische Hauptstadt Stockholm, sowie das nordspanische Portugalete. Zum 1. Oktober 1924 übernahm Lindemann die 1. (Artillerie) Kompanie der Küstenwehrabteilung III in Kiel/Friedrichsort als Kompanieführer. Seit einem Lehrgang an der Schiffsartillerie-Schule Kiel (5. Februar 1924 - 3. Mai 1924) spezialisierte sich Lindemann immer mehr auf die Artillerie, nachdem bis dahin sein Fachgebiet eher das Funk- und Fernsprechwesen war.

Mit dem Herbststellenwechsel 1926 wurde Kapitänleutnant (seit dem 1. Januar 1925) Lindemann als Admiralstabsoffizier für drei Jahre in die Marinestation der Ostsee versetzt. Danach war er für wenige Monate II. Artillerieoffizier und Fähnrichsoffizier an Bord des Linienschiffes Elsass. Ende Februar 1930 wechselte er in gleicher Funktion auf das Linienschiff Schleswig-Holstein. Es folgten im Anschluss vom 22. September 1931 bis 22. September 1933 zwei Jahre als Lehrer an der Schiffsartillerie-Schule.

Ab Herbst 1933 war Korvettenkapitän Lindemann (seit dem 1. April 1932) als I. Artillerieoffizier auf dem Linienschiff Hessen wieder. Im April des folgenden Jahres wurde er zur Marinewerft Wilhelmshaven zur Baubelehrung auf das neue Panzerschiff Admiral Scheer versetzt. Lindemann wiederum I. Artillerieoffizier war nun für sechs moderne 28-cm-Geschütze, acht 15-cm-Geschütze, sowie zahlreiche Flugabwehrgeschütze verantwortlich. Den Höhepunkt seiner Zeit an Bord bildete der erste Einsatz des Schiffes vom 24. Juli bis 30. August 1936 während des Spanischen Bürgerkrieges.

Nach der Rückkehr aus Spanien wurde Lindemann, seit dem 1. Oktober 1936 Fregattenkapitän, zunächst in die Operationsabteilung im Marinekommandoamt versetzt. Zeitgleich ist er Referent in der Marineausbildungsabteilung. Nach 18 Monaten übernahm er als Chef die Marineausbildungsabteilung (A IV) und wurde am 1. April 1938 zum Kapitän zur See befördert.

Etwa einen Monat nach Beginn des Zweiten Weltkriegs trat Lindemann die Nachfolge von Kapitän zur See Heinrich Woldag, als Kommandeur der Schiffsartillerie-Schule (SAS) in Kiel-Wik an. Das war zweifelsohne der Höhepunkt seiner langen und erfolgreichen Laufbahn als Artillerist. Zu den drei Ausbildungsabteilungen unterstanden direkt dem Kommandeur die folgenden schwimmenden Einheiten:

Die Artillerieschulschiffe Bremse und Hektor, zahlreiche Artillerieschulboote, Artillerieträger, Hilfsfahrzeuge und zeitweise auch der Aviso Grille.

Lindemann kam Ende Juli 1940 zur Baubelehrung auf das Schlachtschiff Bismarck nach Hamburg. Am 24. August stellte er das Schiff als Kommandant feierlich in Dienst und ging mit ihm am 27. Mai 1941 freiwillig unter, nachdem Bismarck von den britischen Schlachtschiffen HMS King George V, HMS Rodney, den Schweren Kreuzern HMS Norfolk und HMS Dorsetshire zum Wrack zusammengeschossen wurde.

Parallel gab der Erste Offizier, Fregattenkapitän Oels zwischen 09.20 Uhr und 09.30 Uhr den Befehl zur Selbstversenkung. Die angeordneten Maßnahmen, das Öffnen der Flutventile und die Sprengung des Kühlwassereintrittes wurden befehlsgemäß durchgeführt.

Lindemann wurde zuletzt von dem Maschinengefreiten Rudolf Römer gesehen, wie er zusammen mit seinem Gefechtsläufer auf der Back des Schlachtschiffes stand. Beide Männer legten ihre Hand zum Gruß an die Mütze während die Bismarck unterging.

Am 27. Dezember 1941 wurde Kapitän zur See Ernst Lindemann posthum mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Er erhielt die hohe Auszeichnung, weil man beim Oberkommando der Kriegsmarine der Meinung war, dass er maßgeblich an der Versenkung des britischen Schlachtkreuzers HMS Hood und an der Beschädigung des britischen Schlachtschiffes HMS Prince of Wales am 24. Mai 1941 im Gefecht südwestlich von Island beteiligt war. Vor ihm hatte schon der I. Artillerieoffizier des Schlachtschiffes Bismarck, Korvettenkapitän Adalbert Schneider, wenige Stunden vor dem Untergang des Schiffes die gleiche Auszeichnung erhalten.

Das Familiengrab auf dem Friedhof Dahlem wurde um einen Gedenkeintrag für Ernst Lindemann ergänzt.

Heldengedenken bis 1945

Die Nationalsozialisten stellten Lindemanns Untergang als Vorbild hin, indem sie Geschützbatterien bei den Bunkern am Atlantikwall Batterie Lindemann nannten. Es handelte sich ursprünglich um Schiffsgeschütze von geplanten Neubauten der Bismarckklasse auf Rügen, in einem sog. "Rügenhafen". Nachdem dort weder Hafen noch Schiffe dieser Art fertig gebaut wurden, wurden die schon gefertigten Geschütze an den Atlantik verschafft.

Auszeichnungen

Literatur

  • Jens Grützner: Kapitän zur See Ernst Lindemann - der Bismarck-Kommandant, ISBN 978-3-86619-047-4
  • Burkard Freiherr von Müllenheim-Rechberg: Schlachtschiff Bismarck - Ein Überlebender in seiner Zeit - ISBN 3-550-07658-4

Weblinks

 Commons: Ernst Lindemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Rangliste der Deutschen Reichsmarine, Hrsg.: Reichswehrministerium, Mittler & Sohn, Berlin 1932, S.44

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