- Frankfurt-Gutleutviertel
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Gutleutviertel
Stadtteil von Frankfurt am MainKoordinaten 50° 6′ 6″ N, 8° 39′ 34″ O50.1016666666678.6594444444444Koordinaten: 50° 6′ 6″ N, 8° 39′ 34″ O Fläche 2,26 km² Einwohner 5843 (31. Dez. 2009) Bevölkerungsdichte 2589 Einwohner/km² Postleitzahl 60327, 60329 Vorwahl 069 Website www.frankfurt.de Gliederung Ortsbezirk 1 – Innenstadt I Stadtbezirke - 151 – Gutleutviertel
Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011. Das Gutleutviertel ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das Gutleutviertel liegt am Nordufer des Mains. Im Osten reicht es über die Friedensbrücke hinaus bis zur Wiesenhüttenstraße, wo das Bahnhofsviertel beginnt. Im Westen grenzt es unmittelbar vor der Europabrücke, auf der die Autobahn A5 über den Main geführt wird, an den Stadtteil Griesheim. Im Norden wird es vom Gallus und den vom Hauptbahnhof nach Westen führenden Gleisen begrenzt.[1]
Bevölkerung
Das Gutleutviertel hat etwa 5450 Einwohner (31. Dezember 2006).[2] Das ehemalige Arbeiterviertel war mit einem hohen, heute rückläufigen (2006: 37,5 Prozent) Ausländeranteil einer der sozialen Brennpunkte der Stadt. Mit der Entwicklung des Wohn- und Gewerbegebietes auf dem ehemaligen Frankfurter Westhafengelände (Projekt „Wohnen und Arbeiten am Fluss“) befindet sich der Stadtteil im Wandel. Es gibt neue Einkaufsmöglichkeiten und es haben sich eine ganze Reihe neuer Gastronomiebetriebe angesiedelt.
Neues Wahrzeichen und architektonisches Highlight ist der im Jahre 2004 fertiggestellte 109 Meter hohe Westhafen Tower – im Volksmund wegen seiner an ein traditionelles Apfelweinglas erinnernden Fassade „das Gerippte“ genannt –, der ganz in der Nähe der Friedensbrücke am Westhafenplatz über die Dächer des Viertels ragt.
Seinen Namen hat das Gutleutviertel vom mittelalterlichen Gutleuthof, einem außerhalb der Stadtmauern gelegenen Spital für Leprakranke, das im Jahre 1286 erstmals erwähnt wird.
Geschichte
Der Gutleuthof
Das Gutleutviertel war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kein strukturiertes Stadtviertel, sondern landwirtschaftlich genutzte Fläche vor den Toren der Stadt. Dort lag nach einem zeitgenössischen Bericht (1532) vor dem Galgentor ungefähr eine gute viertel Stunde „hart an dem Mayn den Strom hinunter“ der Gutleuthof, der die Geschichte dieses Gebiets prägte.
Die Entstehung des Gutleutviertels
Die im Grunde freie Fläche des Bahnhofsviertels und des Gutleutviertels nutzten die Stadtplaner Ende des 19. Jahrhunderts zur Errichtung einer Reihe von Infrastrukturobjekten.
1849 wird nahe der Ostgrenze des Viertels die Friedensbrücke (damals: Main-Neckar-Eisenbahnbrücke, später Wilhelmsbrücke) eröffnet.
1877 wurde in diesem Gebiet die Gutleutkaserne errichtet. Sie war bis zum Ende des Kaiserreichs Unterkunft des 1. Kurhessischen Infanterie-Regiments Nr. 81. Nach der Nutzung durch die Wehrmacht wurde die Kaserne im Jahre 1945 von der US Army in Beschlag genommen, die bis 1977 blieb. Im Jahre 1985 renovierte man die Backsteinfassade des Gebäudekomplexes. 1994 wurde nach fünfjähriger Umbauzeit aus dem ehemaligen Militärbau ein Behördenzentrum. Heute sind dort u.a. mehrere Finanzämter, das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Frankfurt der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung sowie das Hessische Landesarbeitsgericht untergebracht.
Unter Oberbürgermeister Miquel wird 1886 der Westhafen am Mainufer im Gutleutviertel eingeweiht. Auf diesem Gelände lag auch der alte „Grindbrunnen“, der bereits im 13. Jahrhundert erwähnt wurde.[3] Der Brunnen war noch im Jahr 1839 neu gefasst worden, wurde aber dann anlässlich der Einweihung des Westhafens ins Nizza, der Main-Uferpromenade des Bahnhofsviertels, verlegt.
An der Nordgrenze des Gebietes wird 1888 auf dem ehemaligen „Galgenfeld“ der Hauptbahnhof eröffnet; die alten Westbahnhöfe an der Taunusanlage werden abgerissen. Auf deren früheren Gleisanlagen entsteht das heutige Bahnhofsviertel.
1894 entsteht die „Centrale“, das erste öffentliche Frankfurter Elektrizitätswerk an der Gutleutstraße (am Standort des heutigen Heizkraftwerkes West).[4]
Ende des 19. Jahrhunderts beginnt auch der Zuzug der Wohnbevölkerung, wobei das Gebiet nie als vornehme Wohngegend galt. 1984 lebten 6100 Menschen im Gutleutviertel, davon 20 Prozent Kinder und 73 Prozent Ausländer. Es wurde damals begonnen, das Viertel unter Zuhilfenahme zugesagter Bundesmittel zu sanieren.
Gutleutviertel heute
Wohnen und Arbeiten am Fluss
Am 24. Juni 1993[5] beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Ausbau des Gutleutviertels auf dem ehemaligen Westhafenglände am Mainufer.
Im Jahr 2008 ist die Bebauung des Mainufers mit rund 212.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche (verteilt auf 121.000 Quadratmetern gewerblicher Nutzung und 91.000 Quadratmetern Wohnnutzung[6]) weitgehend vollendet.
Kennzeichen am östlichen Ende des neuen Wohn- und Gewerbegebietes ist der Westhafen Tower. Am westlichen Ende wird das Gebiet durch die Westhafen Pier abgeschlossen: fünf gespreizte Gebäudefinger mit geschuppter Blechfassade auf einem zweigeschossigen Parkhaus.
Es entstand eine ganze Reihe von Appartementhäusern, teils mit Bootsanlegesteg, außerdem eine Marina mit Liegeplätzen und Segelschule, ein neuer Supermarkt und eine ganze Reihe Gastronomiebetriebe. Eine weitere Kindertagesstätte – im Gutleutviertel sind bereits zwei städtische und zwei kirchliche vorhanden – soll errichtet werden.[7]
Parks
Im Westen des Viertels nahe der neuen Main-Neckar-Brücke liegt direkt am Mainufer etwas versteckt[8] der Sommerhoffpark mit seinem alten Baumbestand. Der Park ist benannt nach der Familie Sommerhoff, die den vom Handelsherren Gogol im Jahre 1803 angelegten Herrensitz im Jahre 1928 an die Stadt Frankfurt verkaufte.[9]
Gedenkstein Familie Jürges
Am nordöstlichen Eingang des Behördenzentrums in der Gutleutkaserne mit Blick auf den Stuttgarter Platz und den Südausgang des Hauptbahnhofs liegt der Familie-Jürges-Platz. Ein unauffälliger schlichter Gedenkstein erinnert an Martin Jürges, den evangelischen Stadtjugendpfarrer und Leiter der Gutleutgemeinde, und an seine Familie. Pfarrer Martin Jürges setzte sich für benachteiligte Menschen in seinem Stadtteil ein und war ein engagierter Friedenskämpfer.
Martin Jürges kam gemeinsam mit seiner Familie am 22. Mai 1983 beim Flugtagunglück von Frankfurt ums Leben. Ein Starfighter der Kanadischen Luftwaffe stürzte auf die Bundesstraße 44 und Trümmerteile trafen das Auto der Familie. Das Flugzeug hatte an einer Flugschau auf der Rhein-Main Air Base teilgenommen.[10]
Industrie und Gewerbe
Der Osten des Stadtteils wird in zunehmendem Maße von Verwaltungs-, Büro-, und Dienstleistungsbetrieben geprägt.
- Im neuerrichteten Behördenzentrum in der ehemaligen Gutleutkaserne finden sich heute in erster Linie die fünf Frankfurter Finanzämter. Das Gebäude der Finanzämter ist von farbigen Hüten geschmückt, die man als Zugreisender bei der Ein- und Ausfahrt nach Frankfurt sehen kann.
- Das Behördenzentrum beherbergt auch das Hessische Landesarbeitsgericht und das Arbeitsgericht Frankfurt am Main.
- Der Westhafen Tower bietet auf 30 Geschossen über 23.000 Quadratmeter Büromietfläche; dort haben sich Makler, Anwälte und Finanzdienstleister niedergelassen.[11]
- Seit Dezember 1996 betreibt die Deutsche Post AG in der Gutleutstraße ein Briefverteilzentrum, das drittgrößte von 83 Briefpostzentren in Deutschland. Dort sind etwa 1300 Mitarbeiter beschäftigt.
Der Westen des Stadtteils – vom Heizkraftwerk bis zur Autobahn A5 – wird nach wie vor überwiegend industriell genutzt.
- Der Flusshafen Gutleuthof wurde 1968 in Betrieb genommen und verfügt über eine Anbindung an die Hafenbahn. Die Verladeeinrichtungen und die Hafengebäude des Flusshafens werden aufgrund seiner guten Verkehrsanbindung an Straße, Schiene, Flughafen und Fluss in starke Maße genutzt. Umgeschlagen wird in erster Linie massenhaftes Schütt- und Stückgut.[12] Er ist neben dem Osthafen die einzige noch ständig in Betrieb befindliche Frankfurter Hafenanlage.
- Auf dem Gelände des Flusshafens Gutleuthof befindet sich ein Betonwerk der Sehring Beton GmbH & Co KG.
- Das Heizkraftwerk West mit seinen 1989 fertiggestellten Blöcken 2 und 3 bildet bis heute die Grundlage der Frankfurter Stromversorgung.[13]
- Das Heizkraftwerk verfügt über eine eigene Anlegestelle und wird noch immer über den Main per Schiff mit Kohle beliefert. Bemerkenswert ist die technische Einrichtung der Anlegestelle mit einem Kran, der mittels einer archimedischen Schraube in seinem Rüssel die feingemahlene Kohle aus den Schiffen befördert. Über ein Förderband gelangt die Kohle durch die Bürogebäude des Westhafen Piers in das Kraftwerk.[14]
Künftige Entwicklung
Lange in der Diskussion war es, an der Südseite des Hauptbahnhofes auf dem sogenannten Khasanagelände mit dem Campanile eines der höchsten Gebäude Europas zu errichten. Unter anderem wegen der fehlenden Zustimmung einer Nachbarin unterblieb in den 80er-Jahren der Bau des mit 300 m geplanten Bauwerks.
Nunmehr (September 2008) plant die Deutsche Bahn, dort einen 210 Meter hohen Büroturm zu errichten, der im Wesentlichen für Büroräume der Bahnmitarbeiter genutzt werden soll. In den Turm soll oberirdisch ein Busbahnhof integriert werden.[15]
Literatur
- Ursula Neeb: Die Siechenmagd. 1. Auflage. Societäts-Verlag, 2006, ISBN 978-3-7973-0991-4. (Romanhafte Beschreibung des Lebens auf dem Gutleuthof und in Frankfurt im Jahre 1506)
- Claudia Herdt: Endstation Südseite, Societäts-Verlag, 2007 (Kriminalroman aus dem Gutleutviertel)
Weblinks
Commons: Frankfurt-Gutleutviertel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Frankfurt-Gutleutviertel bei frankfurt.de
- ZDF.reportage „Ein Stadtteil, zwei Welten“
- Westhafenprojekt – Übersicht (Seite benötigt Adobe Flash)
Einzelnachweise
- ↑ Stadtteilkarte auf der offiziellen Homepage der Stadt Frankfurt.
- ↑ Statistisches Jahrbuch der Stadt Frankfurt 2007, Punkt 2.3.
- ↑ Institut für Stadtgeschichte
- ↑ Mainova-Informationsbroschüre
- ↑ Parlamentsinformationssystem. Direkte Anwahl des Dokumentes nicht möglich. Über Suchfunktion:
- ↑ Daten der Projektgesellschaft
- ↑ Artikel FAZ vom 1. April 2007
- ↑ Der Zugang zum Park befindet sich an der Gutleutstrasse gegenüber der Einmündung der Camberger Straße
- ↑ Offizielle Homepage der Stadt Frankfurt
- ↑ Hessischer Rundfunk Kalenderblatt
- ↑ Daten des Betreibers
- ↑ Homepage der Hafenbetriebe Frankfurt
- ↑ Mainova
- ↑ Route der Industriekultur Frankfurt am Main - Mitte
- ↑ http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DDEFD4F2882ED5B3C15AC43E2/Doc~EF8BAB4C3190447F985FB09A65DD21866~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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