Frankfurter Osthafen

Frankfurter Osthafen
Lageplan am Osthafenplatz

Der am rechten Mainufer gelegene Osthafen Frankfurt im Frankfurter Stadtteil Ostend ist ein wichtiger Umschlagplatz für Massen- und Stückgut. Der ab 1908 gebaute Hafen verfügt über insgesamt vier Becken sowie eine eigene Hafenbahn.

Das Hafengebiet erstreckt sich nördlich des Mains von der Deutschherrnbrücke bis zum Stadtteil Fechenheim. Der größere Teil des Osthafens mit Nord- und Südbecken (Unterhafen) befindet sich westlich der Kaiserleibrücke, gegenüber dem Offenbacher Stadtteil Kaiserlei und der Staustufe Offenbach, östlich davon liegen die beiden kleineren Becken Ost I und Ost II (Oberhafen).

Die Hafenbecken werden von zwei Brücken überspannt, der Honsell- und der Schmickbrücke.

Inhaltsverzeichnis

Das Osthafen-Projekt

Frankfurter Wirtschaftswerbung von 1914 mit der ursprünglich geplanten Brücke
Container-Terminal, Südbecken
Schmickbrücke

Hafen

Mit der Planung des Osthafens wurde bereits kurz nach dem Bau des Westhafens Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Bereits damals war erkennbar, dass die Kapazitäten dieses Hafens westlich der Main-Neckar-Brücke den Anforderungen der wachsenden Wirtschaft nicht genügen würden.

Das Projekt eines neuen Hafens im Fischerfeld war von der Zustimmung der Königlichen Eisenbahn-Verwaltung abhängig, auf die umfangreiche Bauarbeiten zur Verlegung des Ostbahnhofs und zum Ausbau der Verbindungsstrecke nach Sachsenhausen zukamen.

Gleichzeitig zur Hafenplanung betrieb die Stadt Frankfurt die Fluchtlinienplanung im Bereich der Hanauer Landstraße, die von jeher Hauptverkehrsstraße von Frankfurt nach dem Osten war. Sie sollte die Hauptverteilerstraße für das Hafengebiet werden und die dafür erforderliche Breite von 30 Metern erhalten. Während nun 1906 die endgültige Trasse der Hanauer Landstraße feststand, war die Planung des Hafenausbaus noch in ständiger Veränderung begriffen. Es sollte eine möglichst große und billige Fläche für die Ansiedlung von Fabriken zur Verfügung stehen. Zunächst errichtete die Frankfurter Gasgesellschaft auf Teilen des alten Floßhafens im Fischerfeld, der vollständig aufgegeben wurde, das von Peter Behrens 1910 geplante Gaswerk Ost als eine der ersten Fabriken im Osthafen. Dann wurden auch Flächen nördlich der Bahnstrecke Frankfurt–Hanau auf Seckbacher Gemarkung vom Magistrat für die Industrieansiedlung freigegeben.

Wohnraum

Weiteres wichtiges Problem im Zuge der Hafenplanung war die Beschaffung von Wohnraum für die in den neuen Industriegebieten beschäftigten Arbeiter, Angestellten und deren Familien. Der Generalbebauungsplan von 1909/1910 wies unbebaute Flächen östlich des bisherigen Stadtgebietes als Wohngebiet aus. Das unmittelbar nördlich an den Riederwald anstoßende Gelände wurde in Erbpacht an gemeinnützige Gesellschaften vergeben und für die Bebauung mit Arbeiterwohnhäuser vorgesehen. Es sollte sich zur Hochburg der Frankfurter Sozialdemokraten entwickeln. Parallel zum Bornheimer Hang wurde der Ostpark mit Weiher und Sportflächen als Naherholungsgebiet vorgesehen. Noch bevor der Hafen eröffnet wurde, besiedelten bereits die ersten Fabriken und Geschäfte die neu trassierte Hanauer Landstraße und die Schwedlerstraße. Hinter repräsentativen Fassaden an der Straßenseite befanden sich gewöhnlich Innenhöfe mit Fabrikations- und Lagerhallen. Nach dreijähriger Bautätigkeit wurde der erste Bauabschnitt des Osthafens am 23. Mai 1912 durch Kaiser Wilhelm II. offiziell eingeweiht.

Bedeutung

Lagerhaus am Osthafen
Oberhafenbecken II
Feuerlöschboot am Osthafen

Mit dem Osthafenprojekt hatte die Stadt Frankfurt ein Vorhaben verwirklicht, das sämtliche bisher durchgeführten und auch alle späteren bei weitem übertraf. Dieses Jahrhundertprojekt umfasste im neu geplanten Ostend eine Fläche, die der Fläche des gesamten Frankfurter Stadtgebietes (ohne Sachsenhausen) Ende des 19. Jahrhunderts entsprach. Es war ein gewaltiger Kraftakt in der Friedenszeit der Gründerjahre, mit dem Frankfurt versuchte, sich von einer Handelsstadt zu einer Industriestadt zu wandeln. In den Jahren 1914 und 1915 wurden als die ersten größeren Betriebe, die im Osthafen errichtet wurden, zwei Mühlenbetriebe gebaut. Die Hildebrandmühlen der Kampffmeyer Mühlen verarbeiteten im Jahre 2010 ca. 150.000 Tonnen Getreide zu Mehl, Grieß, Schrot und Kleie.[1]

Der erste Weltkrieg dämpfte die hochfliegenden Pläne. Trotzdem war es gelungen, die Grundlage für eine kontinuierliche industrielle Entwicklung eines ganzen Jahrhunderts zu legen.

Seine Bedeutung für Transporte machte den Osthafen im Zweiten Weltkrieg zu einem Hauptziel für Bombenangriffe, zwischen 1940 und 1945 wurde der größte Teil der Anlagen zerstört.

Aufgrund der Bedeutung für die Versorgung der Bevölkerung insbesondere mit Kohle und anderen Brennstoffen wurde unmittelbar nach Kriegsende mit dem Wiederaufbau von Ost- und Westhafen begonnen. Auch wenn die Binnenschifffahrt in der heutigen Verkehrsinfrastruktur eine vergleichsweise geringe Rolle spielt, ist der Osthafen für die Stadt insbesondere seit der schrittweisen Umwandlung des Westhafens in ein Büro- und Wohngebiet ab den 1990er Jahren wieder wichtiger geworden.

In den Frankfurter Häfen werden traditionell hauptsächlich Massengüter wie Öl, Kohle, Getreide, Schrott und Chemikalien umgeschlagen, in jüngeren Jahren hat die Verladung von Containern (das Containerterminal im Osthafen ging 1984 in Betrieb) stark zugenommen. Die städtische Hafenbahn transportiert die Güter (2004: 692.000 Tonnen mit vier hafeneigenen Lokomotiven in West- und Osthafen) innerhalb des Hafengebietes oder zum Hafenbahnhof Frankfurt (Main)-Osthafen, dessen Gleise sich unmittelbar an die des Rangierbahnhofs des Frankfurter Ostbahnhofs anschließen und damit den Anschluss an das Schienennetz der Deutschen Bahn gewährleistet.

Über die parallel zum Main verlaufende Hanauer Landstraße und dem nahe gelegenen Anschluss an die A 661 werden Container von und zum Osthafen auf der Straße transportiert.

Am Osthafen liegt das Löschboot und die Bereichswache 40 der Berufsfeuerwehr.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Osthafen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweis

  1. FAZ vom 7. Oktober 2010, Seite 39: Getreide aus der Region, Mehl für die Region
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