- Frankfurt-Riederwald
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Riederwald
Stadtteil von Frankfurt am MainKoordinaten 50° 7′ 48″ N, 8° 44′ 1″ O50.138.7336111111111Koordinaten: 50° 7′ 48″ N, 8° 44′ 1″ O Fläche 1,04 km² Einwohner 4911 (31. Dez. 2009) Bevölkerungsdichte 4740 Einwohner/km² Postleitzahl 60386 Vorwahl 069 Website www.frankfurt.de Gliederung Ortsbezirk 11 – Ost Stadtbezirke - 262 – Riederwald
Verkehrsanbindung Autobahn U-Bahn U4 U7 Bus 44 41 n5 Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011. Riederwald ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main, der 1910 als Arbeitersiedlung gegründet wurde.
Mit rund 5000 Einwohnern und einer Fläche von 103,6 ha ist Riederwald einer der kleineren Frankfurter Stadtteile. Er zeichnet sich besonders durch seine Siedlungsarchitektur aus, die in den Jahren 1910 bis 1928 entstanden ist und in großen Teilen bis heute unverändert erhalten blieb.
An seiner nördlichen Seite, nahe der Grenze zu Seckbach, liegt das Feuchtbiotop Riederbruch.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Da der Riederwald die einzige Wohnsiedlung inmitten von Grüngürtel und Industriegebieten ist, werden viele Flächen, die eigentlich zu Fechenheim und vor allem zu Seckbach gehören, informell zum Stadtteil gezählt. Darunter der Betriebshof Ost und alle Sportanlagen um das Riederwaldstadion als Trainingsgelände der Eintracht Frankfurt inklusive Eintracht-Geschäftsstelle, die Pestalozzischule, das Wohngebiet um die Vatterstraße im Norden, das Industriegebiet der Seckbacher Niederung, das Magazingebäude des Instituts für Stadtgeschichte und das Parkhaus in der Borsigallee, allesamt auf Seckbacher Gemarkung. Im Süden grenzt das Industriegebiet von Fechenheim mit dem Frankfurter Osthafen an den Stadtteil. Im Westen, jenseits der Autobahntrasse der A 661 liegt der Ostpark. Nordwestlich befindet sich der Stadtteil Bornheim mit dem Festplatz am Ratsweg, an dem auch die Eissporthalle liegt.
Geschichte
Ried bedeutet sumpfiges Schwemmland. Der Alt-Main hatte hier zwischen den Prallhängen Röderberg, Buchhang, Seckbacher, Berger und Bornheimer Hang zahlreiche Flussarme ausgebildet, die nach der letzten Eiszeit versumpften. Es bildete sich ein Auenwald, den die Franken im fünften und sechsten Jahrhundert größtenteils rodeten. 1869 fand man einige Gräber aus römischer Zeit, möglicherweise zu einem römischen Gutshof gehörig.
Die Erst-Nennung eines Hofes in Riedern curtis in Riederin datiert aus dem Jahr 1193, er war zunächst königliches Eigentum, dann im Besitz von Klöstern. Im 13. Jahrhundert gelangen die Güter vor dem Riederwald und die Riederhöfe in den Besitz von Frankfurter Patriziern. Die Riederhöfe wurden in der folgenden Zeit zu Wehrhöfen der Frankfurter Befestigung ausgebaut. Auf dem Riederhof befand sich eine Warte, die die Hanauer Landstraße und das angrenzende Hanauer Gebiet überwachte.
Dem öfter aufflammenden Streit der Frankfurter mit den Hanauer Grafen wurde mit der Herauslösung Bornheims aus der Grafschaft Bornheimerberg und der Einbeziehung der Bornheimer Landwehr in das Frankfurter Verteidigungssystem entgegengewirkt. Die Ländereien jenseits der Landwehr beanspruchte Hanau, bis dann im Jahr 1785 die Landgrafen von Hessen-Kassel auf sie verzichteten.
1847 wurde der Bau der Eisenbahnlinie nach Hanau begonnen, sie durchschneidet die ehemaligen Felder der Riederhöfe. Im Osten des Riederwalds wurde 1864 eine Grundwasserpumpanlage für die Wasserversorgung der Stadt Frankfurt am Main auf Initiative von Dr. Otto Volger (siehe auch Volgersbrunnenweg), dem Gründer des Freien Deutschen Hochstifts, errichtet und damit der Grundwasserspiegel nachhaltig gesenkt.
Die Riederwald-Siedlung wurde in der Zeit von 1909 bis 1912 vom Volks-Bau- und Sparverein Frankfurt am Main (VBS) als Arbeitersiedlung erbaut, zusammen mit dem Bau des Osthafens. Waren die ersten Bauten noch im damaligen Heimatstil ausgeführt, so wurde sie 1926/1927 in die Baupläne von Ernst May aufgenommen. Die Siedlung sollte Teil einer – nie realisierten – Großsiedlung vom Bornheimer Hang bis hin zum Riederwald werden.
Am Beginn war Riederwald ausgesprochen „rot“. Sowohl SPD als auch später die KPD hatten hier in der Weimarer Republik ausgeprägte Hochburgen. In der Zeit des Nationalsozialismus leisteten Bewohner aktiven Widerstand gegen die Nazis, darunter Johanna Tesch, Otto Dinges oder Karl Wassmann.
Anfänglich gab es keine eigenen Kirchen und die Gottesdienste wurden in Baracken (später Schulen) abgehalten. In den 1920er Jahren wurden die evangelische und katholische Kirche bewusst in Sichtweite voneinander geplant: die Ökumene wurde hier von Anfang an gelebt und zeigte sich auch im Widerstand gegen das Dritte Reich. Die katholische Heilig-Geist-Kirche war eine der ersten Stahlbeton-Kirchen in Deutschland und wurde Anfang der 1930er Jahre fertiggestellt. Die evangelische Kirche am Waldrand ging aus der 1928 errichteten Riederwaldkirche hervor, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und 1962 als Philippuskirche wieder errichtet wurde.
Aufgrund der starken Zerstörungen in den angrenzenden Industrie- und Hafengebieten, griffen die Bewohner zur Selbsthilfe. Ab 1949 begann auch die Frankfurter „Aktienbaugesellschaft für Kleine Wohnungen“ mit dem Wiederaufbau, der bis 1955 abgeschlossen war. Teils griff sie dabei auf die Pläne Mays zurück, teils entstanden auch Neubauten. Konzipierte May noch viele der Bauten als Ein- oder Zweifamilienhäuser, so wurden diese in den folgenden Jahrzehnten oft in kleinere Einheiten umgewandelt, um bezahlbarere Mieten realisieren zu können.
Der Bau der A 66 beeinflusste die Siedlung, da seitdem der Verkehr entlang der Siedlung ebenso wie die Lärm- und Abgasbelastung stetig zunahm. In den letzten Jahren kam es zu Konflikten zwischen Bewohnern und dem Volks-, Bau- und Sparverein Frankfurt. Die Genossenschaft plant den Abriss alter Häuser und den Neubau größerer Einheiten, während Bewohner und Denkmalschützer eine Sanierung der Altbauten fordern.
Stadtbild
Besonders auffallend ist der Engelsplatz, den May als Anker in der Altbebauung vorsah, und der das Ende der Lasallestraße darstellt. Im Gegensatz zu den anderen Riederwälder Bauten findet man hier noch einseitig geneigte Schrägdächer, mit auffallenden gegenläufigen Schornsteinen. Ebenso bemerkenswert ist die Tatsache, dass am Engelsplatz der öffentliche Straßenraum innen im Platz liegt, die privaten Gärten und Grünflächen jedoch an der Außenseite. Eine Besonderheit ist der Durchgang zur Lasallestraße, den torähnliche Betonplatten bilden, die sich gleich den Pultdächern neigen.
Politik
Bei der Oberbürgermeisterwahl 2006 war Riederwald der Stadtteil, in dem der SPD-Kandidat sein bestes, die CDU-Wahlgewinnerin Petra Roth ihr schlechtestes Wahlergebnis in ganz Frankfurt erzielte.
Bei der Bundestagswahl 2009 erzielte die SPD mit 30,5 % ihr bestes Ergebnis in ganz Frankfurt. Allerdings verlor sie im Vergleich zur Bundestagswahl 2005 im Riederwald 12,1 % Punkte. Dies lag vor allem daran, dass viele Wähler statt wie 2005 die SPD zu wählen, nun Die Linke wählten. Die Linke erreichte ebenfalls im Riederwald ihr bestes Ergebnis in Frankfurt mit 20,6 %. Sie verbesserte sich im Vergleich zur Bundestagswahl 2005 um 10,0 Prozentpunkte. Die CDU erreichte mit 18,7 % ihr schlechtestes Ergebnis in ganz Frankfurt. Ebenso erging es der FDP, die im Riederwald auf 10,1 % kam. Die Partei Bündnis 90/Die Grünen kam im Riederwald auf 12,0 %. Die unter „Sonstige“ zusammengefassten weiteren Parteien erreichten im Riederwald 8,1 %.[1]
Bildung
Die ehemals größer angelegten Pläne für die Riederwaldsiedlung zeigen sich auch an der Schule für den Bezirk. Die Pestalozzischule unterrichtet zwar die Riederwälder Kinder, liegt selbst allerdings in Seckbach am äußersten Rande der Wohnbebauung. Die von Martin Elsaesser gebaute Schule war als sozialdemokratische Massenschule konzipiert, die zwar in ihrer Einrichtung viele Reformideen der damaligen Zeit widerspiegelt - Turn- und Schwimmhalle, Übungsräume für handwerkliche und künstlerische Betätigung, Mensa, Wohnungen im Gebäude - anders als bei den gleichzeitig gebauten Pavillonschulen folgt aber der Grundriss des expressionistischen Baus eher etablierten Schulvorstellungen der damaligen Zeit.
Verkehr
Durch die Haltestellen „Johanna-Tesch-Platz“ und „Schäfflestraße“ ist Riederwald an die Strecke der Linie U7 des Frankfurter U-Bahn-Netzes angebunden. Ab Schäfflestraße (bis Endstation Enkheim) kommt die Linie U4 im alternierenden Betrieb (alternierende Endstationen: Seckbacher Landstraße/Enkheim) hinzu.
Am Ratsweg befindet sich eine Auffahrt auf die A 661 in Richtung Oberursel. Langjährige Pläne sehen vor, die Lücke zwischen den Autobahnen A 66 und A 661 durch einen Tunnel unter Riederwald zu schließen. Einige Bewohner erhoffen sich davon eine Entlastung der häufig vom Verkehr verstopften Straße „Am Erlenbruch“.
Straßennamen
Fast alle Straßen in Riederwald wurden nach Nationalökonomen benannt.[2] Im ältesten genossenschaftlich erschlossenen Siedlungsteil wurden vor allem Pioniere der Genossenschaftsbewegung geehrt (Raiffeisen-, Schulze-Delitzsch-, Dunckerstraße). Im östlichen Teil des Stadtteils, in dem hauptsächlich die kommunale Wohnungsgesellschaft AGB baute, dominieren Bezeichnungen nach Volkswirtschaftlern und Wirtschaftswissenschaftlern (Karl-Marx-, Lassalle-, Thünenstraße).
Alle Straßen trugen zunächst Namen von Männern. Durch die nachträglich eingeführte Bezeichnung Johanna-Tesch-Platz (früher Schulze-Delitzsch-Platz) wird inzwischen auch eine Frau geehrt. Die Frankfurterin Johanna Tesch gründete eine Gewerkschaft für Hausangestellte, gehörte 1919 für die SPD der verfassunggebenden Nationalversammlung der Weimarer Republik an und wurde außerdem in den ersten Reichstag gewählt. An ihrem Wohnhaus im Stadtteil Riederwald (Am alten Volkshaus 1) befindet sich eine Gedenktafel, die an ihre Verschleppung durch die Nazis ins KZ Ravensbrück erinnerte, wo sie 1945 umkam.
Im Nationalsozialismus erhielten jene Straßen, die nach Juden, Sozialdemokraten oder Sozialisten benannt waren, neue Namen. So wurde 1935 aus der Max-Hirsch-Straße (benannt nach dem Juden Max Hirsch, einem sozialliberalen Gewerkschaftspionier) die „Tilsiter Straße“. Ihre „großdeutsche Gesinnung“ unterstrichen die Nazis, indem sie die Karl-Marx-Straße in „Brombergstraße“ und den Engelsplatz in „Memelplatz“ umbenannten. (Diese beiden Städte lagen außerhalb der damaligen Reichsgrenze in Polen bzw. Litauen.) 1945 wurden die Umbenennungen wieder rückgängig gemacht.
Einzelnachweise
- ↑ Frankfurter Wahlanalysen Heft Nr. 48 - Bundestagswahl 2009 in FrankfurtamMain: Eine erste Analyse. (PDF, 1.15 MB)
- ↑ Die Namenspatronen der Riederwälder Straßen
Literatur
- Helen Barr, Ulrike May: "Das Neue Frankfurt; Spaziergänge durch die Siedlungen Ernst Mays und die Architektur seiner Zeit". B3 Frankfurt/Main, 2007 S. 75-86 ISBN 978-3-938783-20-7
- DW Dreysse: "May-Siedlungen. Architekturführer durch acht Siedlungen des neuen Frankfurt 1926-1930"; Fricke Frankfurt/Main 1987 ISBN 3-88184-092-3
Weblinks
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