- Alessandro Petacchi
-
Alessandro Petacchi (* 3. Januar 1974 in La Spezia) ist ein italienischer Radrennfahrer und gilt als derzeit einer der besten Sprinter im Straßenradrennsport.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
1996–2003
Petacchi ist seit 1996 Profi. Nachdem er in den Anfangsjahren seiner Karriere nur bei kleineren Radrennen zu Sprinterfolgen kam, erlebte er im Jahr 2003 seinen phänomenalen Durchbruch: Nach zahlreichen Erfolgen im Frühjahr konnte er als erster Fahrer überhaupt bei allen drei großen Rundfahrten des Jahres Etappen gewinnen: Zunächst holte er beim Giro d’Italia sechs Etappen und löste damit den alternden Mario Cipollini symbolisch als den Sprinterstar des Radsports ab. Danach siegte er viermal bei der Tour de France sowie sechsmal bei der Vuelta a España. Diese einzigartige Erfolgsserie von insgesamt 16 Etappenerfolgen bei den großen Rundfahrten brachte ihm den Spitznamen Ale-Jet ein.
2004–2005
Im Jahr 2004 konnte er seinen Siegeszug zunächst fortsetzen: Beim Giro d’Italia gewann er neun Etappen und stellte damit einen Rekord für die Nachkriegszeit auf. Im Juni übernahm er sogar kurzzeitig die Führung in der Radsport-Weltrangliste. Bei der Tour de France 2004 kam er aber überraschend nicht in Tritt und gab nach einem Sturz auf, ohne eine einzige Etappe gewonnen zu haben. Für diese Schlappe rehabilitierte er sich bei der Vuelta a España mit vier Sprintsiegen.
Petacchis Erfolge beruhten nicht zuletzt auf der Strategie seines Teams Fassa Bortolo, bei dem er von 2000 bis 2005 fuhr, einen für Petacchi maßgeschneiderten Sprinterzug (ital. treno) mit mehreren, fest positionierten Anfahrern zusammenzustellen.
2006
Ab 2006 fuhr Petacchi für das aus Domina Vacanze hervorgegangene Team Milram, wohin er vier Profis von Fassa Bortolo mitnahm. Er konnte auch bereits einige Siege feiern (darunter die einmalige Leistung bei der Niedersachsen-Rundfahrt 2006 eine längere Rundfahrt einschließlich aller Etappen zu gewinnen) und seine großen Ziele lauteten Giro d’Italia und Tour de France. Allerdings brach er sich auf der 3. Etappe des Giro die linke Kniescheibe, wodurch auch die Teilnahme an der Tour nicht möglich war.
Bei der Vuelta a España fuhr er zum ersten Mal nach der Verletzung ein hochklassiges Rennen. Allerdings war er noch nicht fit genug um auf den ersten Flachetappen im Massensprint mitzumischen, weshalb er seinem Teamkamerad Erik Zabel bei der Sprintvorbereitung half, was auch zu einem Etappensieg führte. Auf der 15. Etappe wurde erstmals wieder für Petacchi der Sprint angefahren. Er war in einer guten Position im Massensprint, wurde dann jedoch von Danilo Napolitano behindert und beendete die Etappe nur als zwölfter. Er beschwerte sich bei der Rennjury, die aber keinen Verstoß sah. Aus Wut schlug Petacchi gegen die Tür des Mannschaftbusses, wobei er sich einen Finger brach. Dies bedeutete sowohl das Ende bei der Vuelta, als auch das Ende der Saison.
2007–2008
Anfang 2007 konnte Petacchi noch immer nicht ganz an seine Leistung vor der Knieverletzung anknüpfen. Auf der 3. Etappe des Giro d’Italia gelang ihm dann wieder ein Sieg in einem wichtigen Zielsprint. Unter anderem wurden ihm dieser Erfolg beim Giro im Rahmen des Urteils des CAS aberkannt. Seine zwei Etappensiege bei der Spanienrundfahrt und vor allem sein Sieg beim Klassiker Paris-Tours hingegen wurden ihm nicht aberkannt.
Das Jahr 2008 verlief für ihn nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Er gewann lediglich drei Etappen der Tour of Britain, sowie den Memorial Viviana Manservisi und den Gran Premio Beghelli.
2009
Alessandro Petacchi fuhr in diesem Jahr für das Continental-Team L.P.R. Brakes. Beim Giro konnte er immerhin zwei Etappensiege feiern. Mit seinem Sprintsieg beim Grand Prix Scheldeprijs gelang ihm zum ersten Mal ein unerwarteter Erfolg auf belgischem Boden. Ende Jahr gab er seinen Wechsel zum Team Lampre-Farnese Vini bekannt, da es sich dabei um ein Pro Tour Team handelt.
2010
Anfangs der Saison konnte er das Eintagesrennen Gran Premio della Costa Etruschi zum sechsten Mal in Folge gewinnen. Wegen Krankheit verpasste er den Giro d'Italia und bereitete sich auf die Tour de France vor. Dort konnte er in der ersten Woche zwei Etappensiege feiern und gewann dank weiteren Podestplätzen die Punkte-Gesamtwertung. Somit gelang es ihm bei allen drei großen Landesrundfahrten (Giro, Tour und Vuelta) das Gesamtklassement nach Punkten zu gewinnen. Bei der Spanienrundfahrt konnte er einen Etappensieg feiern, es war sein insgesamt 20. Etappensieg bei dieser Grand Tour.
Dopingvergehen
Nach dem Giro 2007 wurde bekannt, dass Alessandro Petacchi während der elften Etappe positiv auf Salbutamol getestet wurde.[1] Zwar konnte er eine Ausnahmegenehmigung vorlegen, die ihm die Einnahme dieser Substanz bis zu einem bestimmten Grenzwert gestattet, jedoch wurde bei den Kontrollen eine Überschreitung dieses Wertes festgestellt.[2] Nachdem das Olympische Komitee Italiens Ermittlungen gegen Petacchi aufgenommen und eine Anhörung angesetzt hat, wurde Petacchi vom Team Milram Ende Juni suspendiert.[3] Nach dem Freispruch durch den Italienischen Radsportverband legte das Italienische Olympische Komitee Einspruch beim CAS ein.[4][5] Am 5. Mai 2008 wurde er vom CAS rückwirkend für zehn Monate bis zum 31. August 2008 gesperrt, nachdem die Ermittlungszeit von zwei Monaten, während der er nicht gefahren war, auf die eigentlich zu verhängende Jahressperre angerechnet wurde. Zusätzlich wurden seine Giro-Erfolge von 2007 (fünf Etappensiege und Punktewertung) sowie alle Ergebnisse seit dem 1. November 2007 annulliert.[6] Dabei unterstellte das Gericht Petacchi keine Doping-Betrugsabsicht, sondern sprach die Sperre aufgrund der Missachtung der UCI-Regularien sowie der Sondergenehmigung zur Verwendung von Salbutamol aus.[7] In der Folge wurde der Vertrag zwischen Alessandro Petacchi und dem Team Milram am 16. Mai 2008 in „beiderseitigem Einvernehmen“ aufgelöst.[8] Nach Ablauf der Dopingsperre fuhr Petacchi ab 2008 für das italienische Professional Continental Team L.P.R. Brakes, ab dem 1. September 2009 für das ebenfalls italienische Team Lampre-Farnese Vini. Seit Juli 2010 steht Petacchi wieder unter Doping-Verdacht.[9]
Siege (Auszug)
- 1998
- eine Etappe Tour de Langkawi
- 2000
- zwei Etappen Luxemburg-Rundfahrt
- zwei Etappen Route du Sud
- zwei Etappen Vuelta a España
- 2001
- eine Etappe Internationale Woche Coppi-Bartali
- zwei Etappen Lombardische Woche
- eine Etappe Euskal Bizikleta
- eine Etappe Polen-Rundfahrt
- 2002
- zwei Etappen und Punktewertung Paris-Nizza
- drei Etappen Internationale Woche Coppi-Bartali
- eine Etappe Holland-Rundfahrt
- eine Etappe Vuelta a España
- 2003
- Trofeo Luis Puig
- eine Etappe Paris-Nizza
- drei Etappen Aragon-Rundfahrt
- sechs Etappen Giro d’Italia
- vier Etappen Tour de France
- Quer durch Gendringen
- zwei Etappen Holland-Rundfahrt
- fünf Etappen Vuelta a España
- 2004
- drei Etappen Tirreno-Adriatico
- zwei Etappen und Punktewertung Aragon-Rundfahrt
- neun Etappen und Punktewertung Giro d’Italia
- eine Etappe Holland-Rundfahrt
- vier Etappen Vuelta a España
- 2005
- Gran Premio Costa degli Etruschi
- zwei Etappen Andalusien-Rundfahrt
- Trofeo Luis Puig
- drei Etappen Tirreno-Adriatico
- Mailand-Sanremo
- zwei Etappen Aragon-Rundfahrt
- zwei Etappen Tour de Romandie
- vier Etappen und Punktewertung Giro d’Italia
- fünf Etappen und Punktewertung Vuelta a España
- 2006
- Gran Premio Costa degli Etruschi
- zwei Etappen und Punktewertung Andalusien-Rundfahrt
- Giro della Provincia di Lucca
- eine Etappe und Punktewertung Tirreno-Adriatico
- Niedersachsen-Rundfahrt und fünf Etappen
- 2007
- Gran Premio Costa degli Etruschi
- drei Etappen und Gesamtwertung Algarve-Rundfahrt
- drei Etappen und Gesamtwertung Niedersachsen-Rundfahrt
- zwei Etappen Vuelta a España
- Paris-Tours
- 2008
- 2009
- Gran Premio Costa degli Etruschi
- eine Etappe Giro di Sardegna
- eine Etappe Tirreno-Adriatico
- zwei Etappen und Mannschaftszeitfahren Settimana Ciclistica Lombarda
- Grand Prix Scheldeprijs
- Giro di Toscana
- zwei Etappen Giro d’Italia
- eine Etappe Delta Tour Zeeland
- 2010
- zwei Etappen Giro della Provincia di Reggio Calabria
- Gran Premio Costa degli Etruschi
- eine Etappe Giro di Sardegna
- eine Etappe Tour de Suisse
- zwei Etappen und Punktewertung Tour de France
- eine Etappe Vuelta a España
- 2011
- eine Etappe Volta Ciclista a Catalunya
- eine Etappe und Punktewertung Presidential Cycling Tour of Turkey
- eine Etappe Giro d’Italia
- Etappensiege bei großen Rundfahrten (Gesamt)
- 22 Etappen Giro d’Italia (2003–2011), sieben Tage Maglia Rosa (2003, 2009)
- 6 Etappen Tour de France (2003–2010), Punktewertung 2010
- 20 Etappen Vuelta a España (2000–2010)
Teams
- 1996 Scrigno-Blue Storm
- 1997–1998 Scrigno-Gaerne
- 1999 Navigare-Gaerne
- 2000–2005 Fassa Bortolo
- 2006–2008 Team Milram (bis 16. Mai 2008)
- 2008–2009 L.P.R. Brakes (ab 1. September 2008)
- 2010 Lampre-Farnese Vini
- 2011 Lampre-ISD
Weblinks
- Alessandro Petacchi in der Datenbank von Radsportseiten.net
- Alessandro Petacchi in der Datenbank der Tour de France (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ rad-net.de: Drei Radprofis nach Giro unter Dopingverdacht abgerufen am 18. Mai 2008
- ↑ rad-net.de Petacchi bestreitet Doping mit Asthma-Mittel abgerufen am 18. Mai 2008
- ↑ rad-net.de Petacchi vom Milram-Team vorläufig suspendiert abgerufen am 18. Mai 2008
- ↑ rad-net.de: Petacchi vom Dopingverdacht freigesprochen abgerufen am 18. Mai 2008
- ↑ rad-net.de: Einspruch gegen Petacchis Doping-Freispruch abgerufen am 18. Mai 2008
- ↑ rad-net.de: Petacchi von Milram-Team fristlos entlassen abgerufen am 18. Mai 2008
- ↑ rad-net.de: Milram nach Petacchi: Neu-Orientierung abgerufen am 18. Mai 2008
- ↑ rad-net.de: Doping: CAS sperrt Petacchi bis August abgerufen am 18. Mai 2008
- ↑ sueddeutsche.de: Doping im Radsport: Giftige Post für Petacchi
Gewinner von Mailand–Sanremo1907 Lucien Petit-Breton | 1908 Cyrille Van Hauwaert | 1909 Luigi Ganna | 1910 Eugène Christophe | 1911 Gustave Garrigou | 1912 Henri Pélissier | 1913 Odiel Defraeye | 1914 Ugo Agostoni | 1915 Ezio Corlaita | 1917, 1920 Gaetano Belloni | 1918, 1921, 1923, 1925, 1926, 1928 Costante Girardengo | 1919 Angelo Gremo | 1922 Giovanni Brunero | 1924 Pietro Linari | 1927 Pietro Chiesi | 1929, 1931 Alfredo Binda | 1932 Alfredo Bovet | 1933 Learco Guerra | 1934 Joseph Demuysère | 1935, 1938 Giuseppe Olmo | 1936 Angelo Varetto | 1937 Cesare del Cancia | 1939, 1940, 1947 Gino Bartali | 1941 Pierino Favalli | 1942 Adolfo Leoni | 1943 Cino Cinelli | 1946 Fausto Coppi | 1951 Louison Bobet | 1952, 1953 Loretto Petrucci | 1954 Rik Van Steenbergen | 1955 Germain Derycke | 1956 Fred De Bruyne | 1957, 1959 Miguel Poblet | 1958 Rik Van Looy | 1960 René Privat | 1961 Raymond Poulidor | 1962 Emile Daems | 1963 Joseph Groussard | 1964 Tom Simpson | 1965 Arie den Hartog | 1966, 1967, 1969, 1971, 1972, 1975, 1976 Eddy Merckx | 1968 Rudi Altig | 1970 Michele Dancelli | 1973, 1978, 1979 Roger De Vlaeminck | 1974 Felice Gimondi | 1977 Jan Raas | 1980 Pierino Gavazzi | 1981 Alfons De Wolf | 1982 Marc Gomez | 1983 Giuseppe Saronni | 1984 Francesco Moser | 1985 Hennie Kuiper | 1986, 1992 Sean Kelly | 1987 Erich Mächler | 1988, 1989 Laurent Fignon | 1990 Gianni Bugno | 1991 Claudio Chiappucci | 1993 Maurizio Fondriest | 1994 Giorgio Furlan | 1995 Laurent Jalabert | 1996 Gabriele Colombo | 1997, 1998, 2000, 2001 Erik Zabel | 1999 Andrej Tschmil | 2002 Mario Cipollini | 2003 Paolo Bettini | 2004, 2007, 2010 Óscar Freire | 2005 Alessandro Petacchi | 2006 Filippo Pozzato | 2008 Fabian Cancellara | 2009 Mark Cavendish | 2011 Matthew Goss
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Alessandro Petacchi — Alessandro Petacchi … Wikipédia en Français
Alessandro Petacchi — Información personal Nombre completo Alessandro Petacchi Fecha de nacimiento 3 de enero de 1974 País … Wikipedia Español
Alessandro Petacchi — (La Spezia, 3 de enero de 1974) es un ciclista italiano, conocido como Mister sprint por su dominio en esa especialidad. Profesional desde 1996, cuando debutó con el desaparecido equipo Scrigno. Su primer triunfo fue en la temporada 1998, en una… … Enciclopedia Universal
Alessandro Petacchi — Infobox Cyclist ridername = Alessandro Petacchi image caption = Petacchi pictured on 16 August 2006 fullname = Alessandro Petacchi nickname = Ale Jet dateofbirth = birth date and age|1974|1|3 country = ITA height = height|m=1.84 weight =… … Wikipedia
Petacchi — Alessandro Petacchi (im Trikot von Team Milram) beim Auftakt der Rothaus Regio Tour in Heitersheim … Deutsch Wikipedia
Alessandro — ist ein männlicher Vorname. Für den Familiennamen siehe D’Alessandro. Bekannte Namensträger Vorname Alessandro Achillini (1463–1512), italienischer Philosoph und Arzt Alessandro Albani (1692–1779), Kardinal der katholischen Kirche Alessandro… … Deutsch Wikipedia
Alessandro — is the Italian form of the male given name Alexander. Famous persons named Alessandro include:* Alessandro Allori, Mannerist Florentine painter * Alessandro Bovo, an Italian water polo player * Alessandro Calcaterra, an Italian water polo player… … Wikipedia
Alessandro Spezialetti — Alessandro Spezialetti … Wikipédia en Français
Alessandro — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Alessandro est un prénom masculin, il s agit de l équivalent du prénom Alexandre en italien. Sommaire 1 Religieux 2 Œuvres … Wikipédia en Français
Esprínter — Alessandro Petacchi (en la imagen, celebrando su victoria en la edición de 2005 de la clásica Milán San Remo), el ciclista que más victorias ha conseguido en los últimos años. Un esprínter (en inglés o en el ámbito ciclista, sprinter) es un… … Wikipedia Español