Gemmipass

Gemmipass

xxx

Gemmipass
Gemmipass im Sommer mit Blick nach Norden. Der Passweg verläuft am Ostufer des Daubensees

Gemmipass im Sommer mit Blick nach Norden. Der Passweg verläuft am Ostufer des Daubensees

Norden Süden
Passhöhe 2'314 m ü. M.
Kanton Bern Wallis
Wasserscheide Kander Dala
Talorte Kandersteg Leukerbad
Ausbau Saumpfad
Karte (Wallis)
Gemmipass (Schweiz)
Gemmipass
Koordinaten (613457 / 138506)46.3977777777787.61361111111112314Koordinaten: 46° 23′ 52″ N, 7° 36′ 49″ O; CH1903: (613457 / 138506)

Der Gemmipass ist ein 2314 m hoher Passübergang in der Walliser Gemeinde Leukerbad in den Berner Alpen. Er bildet eine Nord-Süd-Verbindung zwischen Kandersteg im Kandertal (Kanton Bern) und Leukerbad im Tal der Dala. Die Passhöhe liegt auf dem Kamm zwischen Daubenhorn (2942 m ü. M.) im Westen und den Plattenhörnern (bis 2855 m ü. M.) im Osten. Der Name Gemmi leitet sich wahrscheinlich von lat. gemini ‚Zwillinge‘ ab, aufgrund des ähnlichen Aussehens der Berge Rinderhorn und Altels östlich des Passwegs.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Winterlandschaft am Gemmipass: der gefrorene Daubensee und im Vordergrund die Gemmileitung
Gemmipass von Leukerbad gesehen

Der Gemmipass markiert geologisch den Westrand des Aarmassivs und trennt daher die westlich gelegenen Berner Kalkhochalpen (Wildstrubelmassiv) vom östlich anschliessenden kristallinen Grundgebirge der Balmhorngruppe. In dem Hochtal nördlich des Passes finden sich zahlreiche Karsterscheinungen, beispielsweise Karrenfelder, die tiefe abflusslose Mulde beim Berggasthaus Schwarenbach sowie der oberirdisch abflusslose Daubensee.

Saumweg

Die Umgebung des Gemmipasses gilt als beliebtes Wandergebiet. Der Saumweg über den Pass startet auf rund 1400 m ü. M. in Leukerbad. Nach einem relativ sanften Anstieg von 300 m muss die 600 m hohe, in mehrere fast senkrecht stehende Felsschichten zerfallende Gemmiwand auf der Südseite des Passes überwunden werden, wobei die waghalsig angelegte Wegstrecke stets gesichert ist. Der rund 10 km lange Abstieg auf der Nordseite des Passes führt durch eine eindrückliche Naturlandschaft und ist mit keinen Schwierigkeiten verbunden. Viele Wanderer übernachten auf halber Strecke im Berggasthaus Schwarenbach (2060 m ü. M.).

Seilbahn

Von Leukerbad führt ausserdem eine Luftseilbahn direkt auf die Passhöhe. Im Winter kann auf dem gefrorenen Daubensee Skilanglauf betrieben werden.

Geschichte

Schon im frühen Mittelalter stellte der Gemmipass eine wichtige Verbindung zwischen dem Berner Oberland und dem Wallis dar. Beispielsweise wurde damals die Engstligenalp vom Wallis her bewirtschaftet. Allerdings galt die Felswand oberhalb von Leukerbad lange Zeit als unüberwindbar. Der Passweg führte damals vom Daubensee ostwärts den Berghang hinauf und durch das Furggentäli zu einer auf 2730 m ü. M. liegenden Lücke bei den Plattenhörnern, die sogenannte Alte Gemmi. Der darauffolgende Abstieg auf die Clabineralp war zwar sehr steil, konnte aber ohne Durchqueren einer Felswand passiert werden. Auf diesem Weg gelangte ein Teil der um das Jahr 800 gegen Süden wandernden Alemannen ins Mittelwallis. Der alte Passweg wurde um 1550 in die Nähe des heutigen Saumpfades über die Gemmiwand verlegt. Als der Kurort Leukerbad im 18. Jahrhundert an Bedeutung gewann, wurde der Ruf nach einem einfacher zu begehenden Weg lauter. Die Herren Meier Stephan Matter und Landvogt Balet ergriffen die Initiative zum Bau eines neuen Weges über den Gemmipass. Es gelang ihnen, von Leuk den Gemmizoll und von Bern 12.000 Pfund an Geld oder Pulver als Unterstützung zu erhalten. 1739 wurde der neue Weg durch die Felswand gesprengt.[2] Es lag im Interesse von Bern, eine direktere Verbindung über den Gemmi- und den Simplonpass nach Italien zu schaffen. Die Route entwickelte sich jedoch nie zu einem eigentlichen Transithandelsweg, weil eine leistungsfähige Transportorganisation fehlte. Um 1900 wurden Gäste mit dem Gemmi-Wägeli über den Pass gefahren. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts diskutierte man über den Bau einer Autobahn über den Gemmipass (von Kandersteg nach Leukerbad); das Projekt wurde jedoch nicht verwirklicht.

Literatur

  • Aerni, Klaus: Die Gemmi – Von der Verbindung zum Weg. In: Cartographica Helvetica Heft 19 (1999) S. 3–15 Volltext
  • Initiativkomitee für den Bau einer Autobahn über die Gemmi: Eine Autostrasse über den Gemmipass von Kandersteg nach Leukerbad. Interlaken, 1952
  • Aerni, Klaus / Bitz Vanessa / Benedetti Sandro: Das Sprengpulver öffnete den Weg durch die Gemmiwand, Publikation zum Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz IVS. Bern, 2003

Einzelnachweise

  1. H. von Travel: Stratigraphie der Balmhorngruppe mit Einschluss des Gemmipasses (Berner Oberland). In: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Bern. 1937, S. 43−120.
  2. Aerni, Klaus / Bitz Vanessa / Benedetti Sandro: Das Sprengpulver öffnete den Weg durch die Gemmiwand, Publikation zum Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz IVS. Bern, 2003

Weblinks

 Commons: Gemmipass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Daubensee — Der Gemmipass ist ein 2314 m hoher Passübergang in den Berner Alpen, in den Schweizer Kantonen Wallis und Bern. Er bildet eine Nord Süd Verbindung zwischen Kandersteg im Kandertal und Leukerbad im Tal der Dala. Die Passhöhe liegt auf dem Kamm… …   Deutsch Wikipedia

  • Loèche-les-Bains — Leukerbad Basisdaten Kanton: Wallis Bezirk: Leuk BFS Nr …   Deutsch Wikipedia

  • Berner Alpen — p1 Berner Alpen Hauptgipfel der Berner Alpen rund ums Finsteraarhorn Höchster Gipfel Finsteraarhorn (4 274&# …   Deutsch Wikipedia

  • Leukerbad — Basisdaten Staat: Schweiz Kanton …   Deutsch Wikipedia

  • Breiteis — Wildstrubel Wildstrubel und Engstligenalp von Norden (Juli 2006) Höhe 3 243,5 m ü. M …   Deutsch Wikipedia

  • Daubenhorn — Ostflanke Daubenhorn über Leukerbad Höhe 2 942  …   Deutsch Wikipedia

  • Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg — Die Elektrizitäts Gesellschaft Laufenburg AG (EGL) (ISIN CH0003288229) ist ein europaweit tätiges Schweizer Unternehmen für Energiehandel mit Sitz in Laufenburg im Kanton Aargau (operativer Hauptsitz und Trading Center in Dietikon ZH). Das… …   Deutsch Wikipedia

  • Alpenpässe zu römischer Zeit — Inhaltsverzeichnis 1 Walliser Pässe 1.1 Verbindungen mit Italien 1.2 Römischer Straßenbau in den Alpen 2 Literatur 3 Quellen 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Der vierundzwanzigste Februar — Daten des Dramas Titel: Der vierundzwanzigste Februar Gattung: Schicksalsdrama Originalsprache: Deutsch Autor: Zacharias Werner …   Deutsch Wikipedia

  • Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg — EGL AG Rechtsform Aktiengesellschaft [1] …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”