- Geschichte Kataloniens
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Die Geschichte Kataloniens reicht bis in das Jahr 1000 v. Chr. zurück, als ein Volk afrikanischen Ursprungs, die Iberer, die spanische Halbinsel besiedelte. Nach diesem ist die Halbinsel benannt.
Inhaltsverzeichnis
Frühgeschichte und vorrömische Zeit
Die Phönizier und Griechen
Die ersten schriftlichen Zeugnisse über das Gebiet des heutigen Katalonien stammen aus den Zeiten, als Phönizier und Griechen – beide im östlichen Mittelmeerraum beheimatet – die Iberische Halbinsel erreichten. Im 8. Jahrhundert v. Chr. hatten sich die Phoenizier bereits an mehreren Orten im Süden der Halbinsel niedergelassen. In den folgenden Jahrhunderten wurden die phönizischen Kolonien von Karthago übernommen, einer mächtigen Stadt phönizischen Ursprungs in Nordafrika. Die Karthager wandten sich entlang der Küste nach Nordosten um eine Ausbreitung der Griechen in den Süden zu verhindern. In Ibusim (Eivissa, „Ibiza“), gründeten sie eine wichtige Kolonie, die lange bestand. Die Griechen erreichten die Halbinsel kurze Zeit nach den Phoeniziern. Der Handel entwickelte sich aber erst im 6. Jahrhundert v. Chr. unter den Ioniern, den Gründern der Stadt Massalia (Marseille). An der Küste des heutigen Katalonien gründeten sie zwischen 750 v. Chr. und 550 v. Chr. unter anderem Emporion (Empúries) als wichtigsten Handelsposten. Die erste Ansiedlung entstand auf einer kleinen Insel in der Bucht von Roses – das schnelle Wachstum und der Handel mit der einheimischen Bevölkerung erzwang aber bald eine Verlagerung auf das Festland. Wenige Kilometer von Emporion gründeten sie die Niederlassung Rhode (Roses). Die Siedler von Emporion entwickelten Landwirtschaft und Handel. Sowohl in Emporion als auch in Rhode wurden Silbermünzen geprägt. Auch wurde eine besondere Keramik hergestellt, die eine weite Verbreitung fand.
Die Iberer
Die im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. aus Gallien eingewanderten Kelten verschmolzen mit den Iberern nach vielen Kämpfen zum Volk der Keltiberer. Sie drangen an die Süd- und Ostküste der Halbinsel. Nördlich des Ebro hatten die iberischen Völker einige kulturelle Gemeinsamkeiten, wie Sprache und Schrift, Beherrschung der Eisenverarbeitung und Töpferei sowie die Landwirtschaft als Grundlage. Das soziale Gefüge bildeten die einzelnen Stämme. Die bereits städtisch geprägten Siedlungen bauten sie auf Anhöhen um die Verteidigung zu erleichtern.
Im Gebiet der heutigen Provinz Barcelona ließen sich die Laietaner nieder. Die wichtigsten Städte waren Barcino, der Ursprung des heutigen Barcelona, Baetulo (Badalona), Egara (Terrassa) und Blanda (Blanes). Nördlich der Laietaner und im Gebiet der heutigen Provinz Tarragona lebten die Indigeten. Ihre Hauptsiedlung lag bei Ullastret in der Provinz Girona. Aber das mächtigste iberische Volk waren die Ilergeten. Ihr Siedlungsgebiet lag zwischen den Tälern des Cinca und des Segre und die Hauptstädte waren Iltirda (Lleida) und Atanagrum (die genaue Lage ist nicht mehr bekannt). Unter ihrem König Indibil beteiligten sich die Ilergeten an den Kriegen zwischen Römern und Karthagern. Die strategische Lage ihres Siedlungsgebiets ermöglichte wechselnde Bündnisse mit Rom oder (meistens) Karthago. Mit dem römischen Sieg gegen Karthago im Zweiten Punischen Krieg wurden die Iberer dem Römischen Reich einverleibt.
Hispania Tarraconensis
Nach dem Ersten Punischen Krieg 264 bis 241 v. Chr. beherrschten die Karthager die gesamte Mittelmeerküste der Iberischen Halbinsel. Ihre Belagerung von Sagunt und damit der Bruch des Ebro-Vertrags von 226 v. Chr. zwischen Rom und Hasdrubal führte 218 v. Chr. zur Landung zweier römischer Legionen in Emporion (Empúries) und damit zum Beginn des Zweiten Punischen Krieges bis 201 v. Chr.. Daraufhin eroberten die Römer das Land.
Römische Eroberung
218 v. Chr. landete Gnaeus Cornelius Scipio Calvus in Emporion, um dem Karthager Hannibal den Weg nach Italien zu versperren. Während des Zweiten Punischen Krieges versuchten sowohl die Römer als auch die Karthager die iberischen Völker auf ihre Seite zu ziehen. Von Tarraco (Tarragona) aus kontrollierten die römischen Truppen bald die gesamte Küste des heutigen Katalonien. Unter Scipio dem Älteren drangen die Römer 209 v. Chr. bis nach Südspanien vor. Nach dieser erkennbaren Übermacht der Römer schlugen sich zahlreiche Anführer der iberischen Stämme auf die Seite der Römer. Dennoch mussten die neuen Herren noch eine Revolte der Ilergeten unter der Führung von Indibil und Mandoni niederschlagen. 206 v. Chr. wurde der letzte karthagische Feldherr von der Halbinsel vertrieben und vier Jahre später mit Ende des Krieges war die gesamte Mittelmeerküste Spaniens unter römischer Herrschaft. Die unterworfenen Völker wurden zu Tributzahlungen verpflichtet, und die Bergwerke gingen in das Eigentum des Römischen Reiches über. Der von den Römern nach dem Keltiberischen Krieg (197 v. Chr. bis 179 v. Chr.) kontrollierte Teil der Halbinsel wurde in zwei Provinzen aufgeteilt: Hispania citerior im Nordosten, Hispania ulterior im Südwesten. Das Consulat der Provinz Hispania Citerior, in der das heutige Katalonien enthalten war, erhielt Marcus Portius Cato. Das letzte vorchristliche Jahrhundert war geprägt von internen politischen Konflikten der Römer in Italien, die auch auf der iberischen Halbinsel ausgetragen wurden. In den Jahren 80 bis 70 v. Chr. war das Gebiet des heutigen Katalonien der letzte Schauplatz im Krieg zwischen den Anhängern des Marius und Sulla; der vor Sulla geflüchtete Marianer Sertorius organisierte eine letzte große Widerstandsbewegung gegen Rom, die erst nach seiner Ermordung definitiv besiegt wurde. Im folgenden Römischen Bürgerkrieg ab 49 v. Chr. errang Caesar gegen Pompeius bei Ilerda (Lleida) den entscheidenden Sieg. Dieser Sieg eröffnete eine nahezu dreihundertjährige Friedensperiode, die eine Verbreitung der römischen Kultur ermöglichte.
Romanisierung
Nachdem Hispania erobert und befriedet war, führten die Römer ihre politische, administrative, soziale und ökonomische Organisation ein. Das Vulgärlatein löste die iberischen Sprachen ab und es wurde der Kaiserkult eingeführt. Das gleichzeitig eingeführte römische Recht sollte für lange Zeit einen starken Einfluss haben. Auf dem Lande wurde der Grund und Boden enteignet und an römische Siedler, Veteranen und verbündete Einheimische verteilt. Es entstanden private Latifundien (Landgüter), die mit Sklavenarbeit bewirtschaftet wurden. Die reichen Besitzer wohnten überwiegend in den Städten und überließen die Arbeit den Verwaltern. Diese führten neue Techniken zur Aufzucht und Bewässerung ein. Die ersten Landgüter (Villa rustica) in Katalonien entstanden bereits im zweiten vorchristlichen Jahrhundert im Hinterland des heutigen Barcelona und im Camp de Tarragona. Ihre größte Verbreitung erlebten sie unter Augustus. An der katalanischen Küste wurde vor allem Wein angebaut und vertrieben, was wiederum die Herstellung und den Vertrieb von Amphoren erforderte. Die zahlreichen Straßen und Kastelle führten seit Caesar und besonders unter Augustus zu einer raschen Romanisierung des Landes. Es wurde bald ein Hauptsitz römischer Kultur. Die Römer führten wichtige Neuerungen in der Organisation der Städte ein. Die Stadt entwickelte sich zu einem Produktions- und Handelszentrum. Der Aufbau des Straßennetzes und der Gebrauch einer einheitlichen römischen Währung ließ den Handel expandieren und die Bevölkerung wuchs stark an. Die Städte entwickelten sich entsprechend den Erfordernissen des Handels, der Verwaltung und der wachsenden Zahl ihrer Bewohner. Erkennbar ist dies an den zahlreichen öffentlichen Bauten jener Zeit wie Foren, Theater und Amphitheater, Circusse und Basiliken (wie in Tarragona), Tempeln (wie in Vic), Thermen (wie die von Caldes de Montbui), Aquädukten und Brücken (wie in Tarragona der Aqüeducte de les Ferreres und in Martorell), etc. Die Hauptachse des römischen Straßennetzes bildete die Via Augusta. Die Straße folgte ab Carthago Nova (Cartagena) der Mittelmeerküste und erreichte über Valencia den Ebro bei Dertosa (Tortosa). Nachdem Tarraco durchquert war, wandte sie sich am östlichen Stadtrand beim später Arc de Berà genannten Ehrenbogen zum Landesinneren nach Martorell, wo noch heute die damalige Brücke erhalten ist. Danach führte sie bei Barcino wieder an die Küste und folgte ihr bis Gerunda (Girona). Von da ab wandte sie sich den Pyrenäen zu und erreichte bei La Jonqera die gallische Provinz Narbonensis. In den Jahren 27 bis 25 v. Chr. erfolgte eine Neuordnung der Provinzen durch Augustus. Aus Hispania Citerior wurde die Kaiserliche Provinz Hispania Tarraconensis die sich von der katalanischen Küste, entlang des Ebro, bis in das heutige Galicien erstreckte. Die Hauptstadt dieser Provinz Tarraconensis wurde die reiche Kolonie Tarraco, die sich bereits über 70 Hektar ausdehnte und über zahlreiche monumentale Bauwerke verfügte. 27 v. Chr. ist die Errichtung eines Tempels zu Ehren des Augustus und Jupiters in Tarraco nachgewiesen, das sich zur Hauptstadt der Hispania Citerior entwickelte. In dieser Zeit entstand auch das römische Barcino (Barcelona) und in Empúries wurden verdiente Kriegsveteranen angesiedelt. Unter der Herrschaft Neros wurde im Jahre 60 Galba Statthalter der Provinz. Er schloss sich 68 dem Aufstand des Gaius Iulius Vindex an und ließ sich zum Kaiser ausrufen. Der entthronte Kaiser Nero beging daraufhin Selbstmord. Mit der unter Caracalla erlassenen Constitutio Antoniniana erhielten 212 alle freien Bewohner des Römischen Reichs das römische Bürgerrecht. Es folgte auch in der Tarraconensis bis zum Ende des Jahrhunderts eine nahezu ungestörte Blütezeit der Entwicklung und des Aufschwungs. Das aufkommende Christentum wurde unter den Kaisern Decius und Valerianus bekämpft und so starb 259 Fructuosus, der Bischof von Tarraco, als Märtyrer. Dennoch breitete sich das Christentum ab dem 3. Jahrhundert aus, bis es 313 unter Kaiser Konstantin I. mit dem Toleranzedikt von Mailand schließlich zur vorherrschenden Religion im Römischen Reich wurde. In der Mitte des 3. Jahrhunderts wurde das Bistum Tarraco gegründet. Die politische und wirtschaftliche Krise, in die das Römische Reich ab dem 3. Jahrhundert geriet, hatte auch für die Provinz Tarraconensis und für die Hauptstadt Tarraco unumkehrbare Folgen.
Völkerwanderung und Ende der römischen Herrschaft
Im 3. Jahrhundert begann im Römischen Reich eine Periode des Niedergangs. Wechselnde Machtübernahmen verschiedener Kaiser führten zu Aufständen in den Provinzen, die zusätzlich durch erste Invasionen germanischer Volksstämme geschwächt wurden. Für die Wirtschaft hatte sich das System der Sklaverei schon vor längerer Zeit als ungeeignet erwiesen, die Produktion und den Handel auszuweiten. Im Gebiet des heutigen Katalonien erlitten die römischen Städte Tarraco und Emporion Invasionen, von denen sie sich nicht mehr erholen konnten. Gerunda und Barcino errichteten daraufhin Stadtmauern. Der Handel mit Rom kam zum erliegen und die wirtschaftliche Krise sowie die Unsicherheit zwang viele Familien zur Flucht auf das Land. Auf dem Land hatte die Angst vor Übergriffen zur Folge, dass die Anzahl kleiner und mittelgroßer Landgüter zurückging. Große Domänen entstanden, auf denen die Arbeit von Sklaven durch Kleinbauern ersetzt wurde, denen die Großgrundbesitzer das Land gegen Pacht auf Zeit überließen. Ein wesentliches Merkmal dieser Ära war die Ausbreitung des Christentums. In Katalonien sind mehrere frühe Märtyrer nachgewiesen, beispielsweise der Bischof Fructuosus und die Diakone Augurius und Eulogius in Tarraco. Die Reformen der Kaiser Diokletian und Konstantin des Großen ab dem Ende des 3. Jahrhunderts erlaubten für einige Zeit eine gewisse Stabilität. In dieser Zeit wurde die Tarraconensis in vier Provinzen aufgeteilt: Insulae Baleares, Gallaecia, Cartaginensis und Tarraconensis, wobei die letzte wieder das Gebiet des heutigen Kataloniens einschloss. Um 409 drangen Alanen, Sueben und Wandalen ein und begründeten verschiedene kurzlebige Staatswesen. Im Zuge des römischen Feldzuges gegen die Eindringlinge zogen bis 415 die Westgoten als Foederaten des römischen Imperiums aus ihrem Siedlungsgebiet in Aquitanien in die Tarraconensis ein. Unter ihrem König Athaulf ließen sie sich zunächst bei Barcino (Barcelona) nieder. 429 zogen daraufhin Vandalen und Alanen nach Nordafrika weiter und die Sueben errangen außer in der Tarraconensis die Vorherrschaft auf der Halbinsel. 449 drangen sie mit Unterstützung der Bagauden bis nach Lleida vor. Eurich, König der Westgoten, eroberte 475 Tarraco und zerstörte es vollständig. Die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der hispanischen Provinzen lösten sich allmählich auf und mit dem Untergang des Weströmischen Reiches im Jahre 476 wurde das Westgotenreich, welches bereits das heutige Katalonien einschloss, faktisch eigenständig.
Das Westgotenreich
Die gotische Landnahme in Katalonien begann schon im 5. Jahrhundert. Nach der Schlacht von Vouillé im Jahre 507, in der die vordringenden Franken die Westgoten entscheidend schlugen, mussten die Besiegten den größten Teil ihres gallischen Machtbereichs räumen. In der Folgezeit waren die Westgoten auf die Iberische Halbinsel und Septimanien (einen schmalen, aber wertvollen Streifen an der Mittelmeerküste nordöstlich der Pyrenäen) beschränkt. Hauptstadt des neuen Westgotenreichs wurde Toledo; daher nennen es die Historiker Toledanisches Reich. Die unter westgotischer Herrschaft lebenden Romanen, welche als Katholiken den Arianismus der Westgoten ablehnten, befanden sich zunächst in einer insbesondere religiös motivierten Opposition. Erst als die Westgoten unter König Rekkared I. 589 zum katholischen Glauben übertraten, konnten diese Spannungen beseitigt werden. Romanen und Goten lebten fortan relativ friedlich nebeneinander. Das Westgotenreich erlebte um die Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert eine Blütezeit. Grundlage dafür war insbesondere der ca. 475 in Kraft getretene Codex Euricianus, eine germanische Rechtskodifikation, die das Zusammenleben der Westgoten, Romanen und Keltiberer regelte. Als die Franken in Katalonien einfielen, kämpfte die romanische Elite an der Seite der Goten. Sie hatten eine gemeinsame Identität gefunden. In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts boten Thronwirren unter den Goten immer wieder Anlass für Bürgerkriege, die teils mit äußerster Härte geführt wurden. Das Königtum war bereits nachhaltig geschwächt.
Maurische Herrschaft
Im Frühjahr 711 begann die Invasion der muslimischen Mauren (Araber und Berber aus der Region des heutigen Marokko), die in wenigen Jahren die Iberische Halbinsel eroberten. Sie schlugen die Truppen des geschwächten westgotischen Königs Roderich (Rodrigo) vernichtend und folgten bei ihren anschließenden Eroberungszügen den Römerstraßen. Nach der Eroberung von Saragossa wandten sich die Truppen dem heutigen Katalonien.
Die Eroberung Kataloniens durch die Mauren
Bereits 714 war Tarragona zerstört und entvölkert. Die eigentliche Besetzung verlief jedoch schrittweise, da die ersten muslimischen Siedler Nomaden waren, die sich erst gegen Mitte des 9. Jahrhunderts endgültig niederließen. Innerhalb kurzer Zeit gelang es den Mauren, die frühere Tarraconensis vollständig zu erobern. Einige Orte wurden militärisch unterworfen, die meisten unterzeichneten aber Unterwerfungserklärungen. Da die Bewohner ihre Lebensweise und Religion beibehalten konnten, lebten im maurisch beherrschten Katalonien Muslime, Juden und Christen nebeneinander. Zur Sicherung ihrer Herrschaft über die Orte stationierten die Mauren Truppen und erhoben Abgaben. Nachdem sich Abd ar-Rahman I. zum Emir von Córdoba erhoben und den Statthalter von Saragossa zu entmachten drohte, bat dieser Karl den Großen um Unterstützung. Im Frühjahr 778 marschierte daraufhin Karl der Große mit einem Heer über Pamplona nach Saragossa, ein weiteres Heer zog zunächst erfolglos nach Barcelona. Im Jahr 785 eroberten die Franken schließlich Girona, ohne auf großen Widerstand zu stoßen. In der darauffolgenden Zeit wechselten auf beiden Seiten der Pyrenäen immer wieder kürzere Eroberungs- und Beutezüge. So nahmen die Araber im Jahr 795 Narbonne ein, 801 eroberten die Franken wiederum Barcelona und gründeten 806 die Spanische Mark. Dadurch konnte sich die fränkische Herrschaft auch südlich der Pyrenäen festigen. Auch die Balearen waren seit 798 zwischen den Mauren und Franken umkämpft. In der Zeit des Kalifats von Córdoba im 10. Jahrhundert stabilisierte sich die Nordgrenze gegenüber den fränkisch beherrschten Grafschaften. Lleida und Tortosa, die zwei wichtigsten Städte, bildeten die Zentren der Verteidigung. Viele der bisher überwiegend christlichen Bewohner dieser maurischen Grenzregionen konvertierten zum Islam. Besonders die Bewohner der Täler von Ebro, Segre und Cinca sowie der Ebene von Lleida übernahmen Lebensweise und Errungenschaften der Mauren, besonders die hoch entwickelte Bewässerungstechnik. Die bedeutendsten maurischen Städte in Katalonien waren Lleida, Balaguer und Tortosa. Diese Städte entwickelten eine Altstadt (Medina) im nordafrikanischen Stil mit Moschee, Verwaltungssitz und Gericht. Sie besaßen auch große Märkte (Suq) mit Werkstätten und Wohnungen der Handwerker. In einigen Städten gab es offene Gebetsstätten (Musalla) und – wie in Tortosa – eine militärische Festung. Über den Hafen von Tortosa wurde Holz und Bleiglanz exportiert. Obwohl es Friedensverträge zwischen dem Kalifen in Córdoba und einige katalanischen Grafen gab, häuften sich die gegenseitigen Überfälle. So plünderte 985 Almansor Barcelona und nahm mehrere Tausend Bewohner gefangen.
Der Zerfall der maurischen Herrschaft in Katalonien
Ab dem Beginn des 11. Jahrhunderts führten die internen Machtkämpfe zum Niedergang des Kalifats von Córdoba. Nach dem Tod des letzten Kalifen Hischam III. begann 1031 die Zeit der Taifa-Königreiche. Die muslimischen Kleinkönigreiche entlang der Mittelmeerküste wurden von Anhängern und Verwandten Almansors beherrscht. An die katalanischen Grafschaften grenzten die Taifas von Saragossa, Lleida und Tortosa. In diesen herrschte der örtliche Adel und die katalanischen Grafen erkauften sich ein friedliches Nebeneinander durch Zahlung von Abgaben. Als mit Raimund Berengar I. (1023–1076) die Grafen von Barcelona erste Versuche unternahmen, die Stadt Tarragona zu besetzen, waren die Mauren gezwungen, sich in sichere Festungen in die Berge zurückzuziehen. Die strategische Lage dieser Festungen, insbesondere von Siurana, verzögerte für lange Zeit den Vormarsch der christlichen Eroberer. Tarragona wurde zwar schon 1118 durch Raimund Berengar III. (1086–1131) erobert, eine auf Dauer angelegte Besetzung der Region fand aber erst ab 1146 statt. In den Jahren 1148 und 1149 wurden Tortosa und Lleida erobert und 1151 hatten die christlichen Eroberer das Waliat (= Vizekönigreich) Siurana eingekreist. 1153 wurde es von den Truppen Raimund Berengars IV. (1131–1162) als letztes in Katalonien zurückerobert. Die eroberten Gebiete wurden unter dem Adel und der Kirche verteilt und die maurische Bevölkerung vertrieben. Tortosa und Lleida behielten ihre große Bedeutung und wurden zu unabhängigen Markgrafschaften innerhalb der Grafschaft Barcelona. Die Mönche des neuen Ordens der Zisterzienser siedelten sich im Camp de Tarragona an und gründeten die Klöster von Poblet und Santes Creus.
Siehe auch
- Portal:Katalonien – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Katalonien
Literatur
- Walther L. Bernecker / Torsten Eßer / Peter A. Kraus: Eine kleine Geschichte Kataloniens, Frankfurt 2007, suhrkamp taschenbuch 3879, ISBN 978-3-518-45879-2
- Carlos Collado Seidel: Kleine Geschichte Kataloniens, München 2007 (C.H. Beck), ISBN 978-3-406-54787-4
Referenzen
- Historia de Cataluña, by V. Balaguer (II vols., Madrid, 1886, &c.)
- Historia de Cataluña, by A. Bori y Fontesta (Barcelona, 1898)
- Origines historicos de Cataluna, by J. Balari y Jovany, Establecimiento Tipográfico de Hijos de Jaime Jesús, (Barcelona, 1899)
- Coleccio de monografies de Catalunya, by J. Reig y Vilardell (Barcelona, 1xxx)
Weblinks
- (English) Museum of the History of Catalonia
Kategorie:- Katalanische Geschichte
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