Harthausen auf der Scher

Harthausen auf der Scher


Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Winterlingen
Winterlingen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Winterlingen hervorgehoben
48.1797222222229.1152777777778789Koordinaten: 48° 11′ N, 9° 7′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Zollernalbkreis
Höhe: 789 m ü. NN
Fläche: 50,64 km²
Einwohner: 6659 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 131 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 72470–72474
Vorwahl: 07434
Kfz-Kennzeichen: BL
Gemeindeschlüssel: 08 4 17 075
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Marktstraße 7
72474 Winterlingen
Webpräsenz:
Bürgermeisterin: Gabriele Schlee

Winterlingen ist eine Gemeinde im Zollernalbkreis, etwa zehn Kilometer südöstlich von Albstadt. Sie besteht in der jetzigen Form seit dem 1. Januar 1975, als die zuvor selbständigen Gemeinden Benzingen mit dem Weiler Blättringen (211 Hektar Gemarkungsfläche) und Harthausen auf der Scher nach Winterlingen eingemeindet wurden.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Auf dem zur westlichen Schwäbischen Alb zählenden Gemeindegebiet gibt es weder markante Berge noch große Höhenunterschiede. Die Markungsflächen der drei, zwischen 730 und 820 m hoch gelegenen, Teilorte betragen: Winterlingen 16,88 km², Benzingen 17,09 km², Harthausen 16,67 km².

Geologie

Kalkgestein des oberen Weißen Jura (Quenstedt W δ/ε, Kimmeridgium 2-3) prägt den größten Teil des Gemeindegebiets. Zwischen Harthausen und Bitz hat sich im Zollerngraben W ζ 2-3 (Unter-Tithonium) erhalten. Ablagerungen von Oberer Meeresmolasse bei Harthausen und Korallenkalk bei Winterlingen entstanden im miozänen Molassemeer, dessen Küstenlinie (Kliff) die Grenze zwischen Kuppen- und Flächenalb markiert.

Der Höhenrücken zwischen Benzingen und Blättringen besteht aus Juranagelfluh.

Auf der verkarsteten Albhochfläche sind Oberflächengewässer die Ausnahme. Zwar entspringen entlang des Höhenzugs bei Benzingen mehrere kleine Quellen, ihr Wasser versickert aber nach kurzem Lauf im porösen Untergrund. An wasserreichere Epochen der Erdgeschichte erinnern nur noch die teilweise bis 100 m tief in den Albkörper eingeschnittenen Trockentäler. Bis zum Bau der Albwasserversorgung war die Bevölkerung auf die Hülen angewiesen. Nur östlich Winterlingen, wo Verwitterungslehm den Abfluss hemmt, befinden sich zwei Weiher und ehemals eine Mühle. Das versickerte Wasser kommt in Karstquellen wieder zu Tage, beispielsweise in der am östlichen Rand der Gemeinde gelegenen Büttnau.

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Wie Bodenfunde beweisen, war das Winterlinger Gebiet mindestens seit der Hügelgräberbronzezeit (um 1500 v. Chr.) kontinuierlich besiedelt. Aus der späten Urnenfelderzeit (um 900 v. Chr.) stammen die bronzenen Beile und Sicheln, die im Jahre 1609 entdeckt wurden und heute im Württembergischen Landesmuseum zu sehen sind.

Mehrere Grabhügelgruppen der Hallstattzeit (um 800 bis 500 v. Chr.) liegen auf Gemeindegebiet, und aus der spätkeltischen La-Tène-Zeit fand man vier Kelche.

In der Antike führte eine von den Römern ausgebaute Römerstraße, die so genannte Hochstraße, vom oberen Neckar über das Kastell Lautlingen durch das Gemeindegebiet zur Donaufurt bei Laiz. Sie zweigt auf dem heutigen Gemeindegebiet nach Bitz[2] und weiter über Hermannsdorf[3] zum Kastell Burladingen an den so genannten Alblimes ab.

Mittelalter und Neuzeit

Die Ortsnamen Winterlingen und Benzingen belegen die Gründung dieser Siedlungen in der Phase der alemannischen Landnahme. Harthausen ordnet man der Ausbauzeit zu.

Im Jahr 793 wurde Winterlingen in einer Schenkungsurkunde des Grafen Berthold an das Kloster St. Gallen erwähnt. Im 8. Jahrhundert zählte das Gemeindegebiet zur Gaugrafschaft Scherra, deren Name sich von einem althochdeutschen scorra (mit der Bedeutung Fels, vgl. schwedisch Schäre) ableitet und im Namenszusatz von Harthausen bis heute erhalten blieb. Sie erstreckte sich entlang der oberen Donau von Sigmaringen bis Tuttlingen und nordwestlich davon etwa bis zum Albtrauf.

Im Spätmittelalter bildeten sich neue Herrschaftsformen aus, und die Entwicklungslinien der drei Teilorte trennten sich.

Das Dorf Winterlingen gelangte 1367 in den Besitz der Grafen von Württemberg. Diese erwarben 1403 auch die Herrschaft Schalksburg und rundeten damit ihr Gebiet auf der westlichen Alb ab. Winterlingen gehörte von nun an zum Amt Balingen. Im Jahre 1534 wurde die Reformation eingeführt. Als das vergrößerte Württemberg um 1810 in Oberämter eingeteilt wurde, kam Winterlingen zum Oberamt Balingen, das 1938 im Landkreis Balingen aufging.

Wesentlich unruhiger verlief die Geschichte der 1220 beziehungsweise 1275 urkundlich erwähnten Dörfer Benzingen und Harthausen. Beide wurden im 12. und 13. Jahrhundert durch die Grafen von Veringen erworben, die ihre Besitzungen 1291 an Rudolf von Habsburg verkauften. Als Pfand ging die Grafschaft Veringen durch verschiedene Hände, bis sie 1535 an die Grafen, spätere Fürsten, von Hohenzollern kam. Mit dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen wurden die dem Oberamt Gammertingen, später Landkreis Sigmaringen, zugeteilten beiden Gemeinden 1850 als Teil der Hohenzollerischen Lande preußisch.

Wiederum anders erging es dem seit etwa 1930 zu Benzingen gehörenden Blättringen, das 1534 fürstenbergisch und erst 1806 hohenzollerisch wurde.

Zwischen Winterlingen einerseits, Benzingen und Harthausen andererseits verlief also über Jahrhunderte eine Territorialgrenze, die seit dem 16. Jahrhundert auch die Konfessionen trennte.

Eingemeindungen

Im Rahmen der Verwaltungsreform wurden Benzingen und Harthausen am 1. Januar 1975 nach Winterlingen eingemeindet. Die Gemeinden entschieden sich gegen eine Beteiligung an der damals neu formierten Großen Kreisstadt Albstadt. Mit der Nachbargemeinde Straßberg besteht eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft.

Gemarkungsflächen und Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohner
  Winterlingen Benzingen Harthausen
Wappen Winterlingen Benzigen Harthausen auf der Scher
Fläche   1436 ha 609 ha
1820 1604    
1836   717 794
1950 2932 728 818
1976 4166 963 1230
2004 6659

Wappen

Blasonierung: Gespalten; vorne geteilt von Silber und Rot, hinten in Gold drei liegende schwarze Hirschstangen.

Dieses Wappen führte Winterlingen bereits vor 1975.

Blasonierung des vor 1975 geführten Wappens der Gemeinde Benzingen: Geteilt von Rot und Gold; oben ein goldener offener Flug, unten drei liegende rote Hirschstangen.

Blasonierung des vor 1975 geführten Wappens der Gemeinde Harthausen auf der Scher: In Gold rotes Spitzenschildhaupt.

Politik

Gemeinderat

Bei der Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung:

  • Bürgerliste - 8 Sitze
  • CDU - 5 Sitze
  • FWV - 3 Sitze
  • Frauenliste - 3 Sitze

Bürgermeister

Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Die derzeitige Amtszeit von Gabriele Schlee endet 2010.

  • 1941 - 1946: Hermann Frey
  • 1946 - 1948: Wilhelm Beck
  • 1948 - 1958: Hermann Frey
  • 1958 - 1986: Fritz Wizemann
  • 1986 - 2002: Klaus Weihing
  • seit 2002: Gabriele Schlee

Wirtschaft und Infrastruktur

Die über Jahrhunderte dominierende Landwirtschaft war durch Wasserarmut und Klima der Albhochfläche benachteiligt. Etwa seit 1860 setzte eine gewerbliche Entwicklung ein, wobei sich vor allem Betriebe der Textil- und der metallverarbeitenden Industrie ansiedelten.

Verkehr

Winterlingen liegt an der Bundesstraße 463 zwischen Albstadt und Sigmaringen. Vom Hauptort führen Straßen nach Bitz, über Harthausen nach Neufra und über Benzingen nach Veringendorf.

Im Rahmen des Verkehrsverbundes Neckar-Alb-Donau verkehren zwei Buslinien nach Albstadt-Ebingen. Winterlingen liegt in der Wabe 337.

Bildung

  • Kindergärten und Grundschulen in allen drei Teilorten. Grund-, Haupt- und Realschule in Winterlingen.
  • Außenstelle der Jugendmusikschule Zollernalb

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Winterlingen

Evangelische Pfarrkirche mit Holzdecke aus dem 18. Jahrhundert.

Benzingen

Pfarrkirche Benzingen

Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul. Der Chor stammt noch aus romanischer Zeit, das Schiff wurde 1629 und 1733 erbaut, der Turm mit Staffelgiebel 1688. Taufstein und Sakramentshäuschen aus Sandstein sind spätgotisch, um 1500. Johann Joseph Christian schnitzte 1732 die figürliche Kanzel.

Im Pfarrhaus war zwischen 1917 und 1924 mehrfach Albert Einstein bei seinem Freund Camillo Brandhuber zu Besuch. Eine Gedenktafel erinnert daran.

Auf Anfrage kann der 1923 erbaute Wasserturm besichtigt werden. Bei klarem Wetter bietet er einen Ausblick bis zu den Alpen.

Harthausen

In Harthausen steht die katholische Pfarrkirche St. Mauritius, errichtet 1740 von Baumeister Christian Gosser. Der ältere Turm wurde 1873 umgebaut. Mitte des 18. Jahrhunderts malte Andreas Meinrad von Ow das Deckenfresko und zwei Altarblätter. Die 14-Nothelfer-Kapelle befindet sich, für einen Sakralbau nicht alltäglich, im Besitz der politischen Gemeinde und wird mit Unterstützung der Harthauser Senioren gepflegt.[4]

Naturdenkmäler

  • An mehreren Stellen, besonders schön im Heutal bei Harthausen, findet man die für die Alb typischen Kalkmagerrasen, Wacholderheiden und mächtige Weidbuchen.
  • Unweit der Straße von Winterlingen nach Bitz liegen die drei Kühstellenhöhlen.
  • Das Tal Büttnau steht unter Landschaftsschutz.

Sport

Winterlingen verfügt mit dem Skilift Dickeloch über eine Wintersportmöglichkeit mit 300 Meter Länge und Flutlicht.

Museen

  • Heimatmuseum Harthausen

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Camillo Brandhuber (1860–1931), preußischer Landtagsabgeordneter in Berlin, Präsident des hohenzollerischen Kommunnallandtages, 1917–1924 Pfarrer in Benzingen, Freund Albert Einsteins

Anmerkungen

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Scheu: Ortschronik von Bitz. Oberamt Balingen. 1910
  3. Karl Theodor Zingeler: Fundberichte aus Hohenzollern. B. Hügelgräber. 3. Hügelgräber bei Hermannsdorf. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Alterstumkunde in Hohenzollern. 26. Jahrgang 1892/93. S. 62-75, hier S. 69. Liehnersche Hofdruckerei. Sigmaringen 1893
  4. Klaus Böhme: Senioren tragen zur Sanierung der 14-Nothelfer-Kapelle bei. In: Schwäbische Zeitung, 22. Januar 2009.

Literatur

  • Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2; Kreis Sigmaringen, W. Speemann, Stuttgart 1948. 

Weblinks


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