Hermann Ehlers

Hermann Ehlers

Hermann Ehlers (* 1. Oktober 1904 in Schöneberg b. Berlin; † 29. Oktober 1954 in Oldenburg) war ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1950 bis zu seinem Tode Präsident des Deutschen Bundestages. Am 12. September 1947 ging er die Ehe mit Jutta Else Grete Taubert (* 21. März 1921 in Hamburg) ein. Die Ehe blieb kinderlos.

Hermann Ehlers

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Jugend

Gedenktafel am Haus Gotenstraße 6, in Berlin-Schöneberg

Hermann Ehlers wurde am 1. Oktober 1904 als Sohn eines preußischen Postassistenten geboren. Seine Eltern, Hermann Heinrich Ludwig Ehlers und Adelheid Louise Auguste Ehlers (geb. Rabe) waren kurz vorher nach Sülze, einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide (heute eine zur Stadt Bergen gehörende Ortschaft im Landkreis Celle), gezogen, weil der Vater hier eine Stelle beim Bahnpostamt als Postassistent bekam. Seine Mutter stammt von einem Bauernhof aus Sülze. Er wuchs in einer bürgerlichen, politisch konservativ und evangelisch geprägten Umgebung auf.

Er besuchte die Oberrealschule zu Steglitz b. Berlin, die heute als Gymnasium seinen Namen trägt. Im September 1922 legte er dort die Reifeprüfung ab. Seit seinem 15. Lebensjahr stand Ehlers in der christlichen Jugendbewegung (Steglitzer Bibelkreis), mit der auch später eng verbunden blieb, 1930–1933 war Ehlers Mitglied der Reichsleitung des Bundes Deutscher Bibelkreise.

Studium

Nach dem Abitur nahm Hermann Ehlers das Studium der Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin zu Berlin auf. Dort trat er im Wintersemester 1923 der Studentenverbindung VDSt Berlin ein, wechselte dann auf Anregung der Grenzlandstiftung des Kyffhäuserverbandes für kurze Zeit an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, um zusammen mit anderen Bundesbrüdern deutsche Präsenz in dem von Frankreich besetzten Rheinland zu demonstrieren. Nachdem der VDSt zu Bonn im Juni 1924 von den Besatzungsbehörden verboten worden war, ging Hermann Ehlers zurück nach Berlin. 1924 nahm er an mehreren Übungen der Schwarzen Reichswehr teil und durchlief dort eine Unterführerausbildung.

Nach dem ersten juristischen Staatsexamen schrieb Ehlers seine Dissertation wiederum in Bonn, wo der VDSt nach Abzug der Franzosen 1926 wieder reaktiviert wurde. 1929 wurde Hermann Ehlers mit der Arbeit „Wesen und Wirkungen des Reichslandes Preußen“ zum Dr. jur. promoviert. Sein Referendariat absolvierte er in Neukölln und Frankfurt (Oder).

Beruf und NS-Zeit

Gedenktafel am Haus Poschingerstraße 6, in Berlin-Steglitz

1931 bestand Ehlers die große juristische Staatsprüfung und erhielt die Ernennung als Richter auf Probe (Gerichtsassessor). Im Juli 1931 trat Ehlers als Justiziar in den Verwaltungsdienst der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union ein und war dort in der „Notgemeinschaft der inneren Mission“ und in einer kirchlichen Wohnungsbaugemeinschaft tätig. 1931/32 folgte eine Anstellung bei der Bezirksverwaltung Steglitz.

Von Februar 1933 bis September 1934 leitete Hermann Ehlers das Rechtsberatungsreferat der Bezirksverwaltung Steglitz, bis er durch ein NSDAP-Mitglied ersetzt wurde. Von 1933 bis zu deren Verbot 1938 war er zudem Schriftleiter der Jugendwacht, der gemeinsamen Zeitschrift der evangelischen Jugendverbände.

1934 trat er in die Kanzlei des mit der Kirche verbundenen Anwalts Holstein ein und wurde hauptsächlich mit der Bearbeitung kirchenrechtlicher Fragen der Preußischen Bekennenden Kirche befasst, für die er bereits seit 1933 ehrenamtlich tätig war.

1936 kehrte Ehlers als Richter beim Landgericht Berlin in den Staatsdienst zurück. Weil Ehlers sich weigerte der NSDAP, bzw. einer ihrer Gliederungen bei zu treten, wurde er nicht Beamter. Seine endgültige Übernahme wurde 1939 jedoch aufgrund seiner Rolle in der Bekennenden Kirche abgelehnt; er war seit Mai 1935 juristisches Mitglied des Bruderrates der Bekennenden Kirche.

1937 wurde er wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen staatliche Anordnungen“ von der Gestapo verhaftet und vom 17. Juni bis 2. Juli 1937 inhaftiert. Am 31. Juni 1939 wurde er aus dem Staatsdienst entlassen. Er bekam eine Anstellung in einer Anwaltskanzlei in Berlin.

Am 23. Oktober 1940 wurde Hermann Ehlers einberufen und der Flugabwehr in Hamburg zugeteilt. Dort wurde er am 20. Februar 1942 zum Kriegsoffizieranwärter und ein Jahr später zum Leutnant befördert. Bis Ende des Zweiten Weltkriegs blieb er als Batteriechef und Abteilungsadjutant bei der Flugabwehr in Hamburg-Fuhlsbüttel stationiert, gehörte dem Bruderrat der Bekennenden Kirche aber weiterhin an.

Nach dem Krieg

Nach Ende des Krieges wurden Ehlers mehrere Posten angeboten, so z. B. der des Oberbürgermeisters der Stadt Delmenhorst. Wegen seiner einmütigen Wahl nahm er jedoch am 8. Oktober 1945 das Amt des Oberkirchenrates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg an. In dieser Eigenschaft gehörte er zu den deutschen Teilnehmern an der ökumenischen Konferenz in Amsterdam.

Darüber hinaus engagierte sich Ehlers in der Arbeit des Evangelischen Hilfswerks und in Flüchtlingsorganisationen. An der Schaffung der institutionellen Grundlagen der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) war er maßgeblich beteiligt.

Seit dem 1. August 1946 gehörte Hermann Ehlers der neu gegründeten CDU an. 1946 gründete Ehlers mit anderen die Evangelische Tagung der CDU, einen Vorläufer des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK). Dem EAK stand er seit dessen Gründung 1952 bis zu seinem Tode vor. Ehlers zog 1949 über die Landesliste Niedersachsen und 1953 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Delmenhorst-Wesermarsch in den Bundestag ein.

Am 15. Oktober 1950 wählte der Bundestag Hermann Ehlers als Nachfolger des zurückgetretenen Erich Köhler im ersten Wahlgang mit 201 von 325 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten des Deutschen Bundestages. Seine kirchlichen Ämter ließ er daraufhin ruhen. Ehlers prägte mit seiner großen natürlichen Autorität das Amt des Bundestagspräsidenten für die Zukunft und verschaffte dem Parlament Ansehen. Er führte die Rundfunk-Direktübertragungen wichtiger Debatten ein und machte dadurch die Arbeit des Bundestages in der Bevölkerung populär.

Auf dem Bundesparteitag der CDU in Berlin wurde Hermann Ehlers am 19. Oktober 1952 zum 2. Vorsitzenden gewählt. Nach dem Wahlsieg der CDU 1953 wurde Ehlers mit 467 von 487 abgegebenen Stimmen im Amt bestätigt; dies war – im Gegensatz zu seiner ersten Wahl – das beste Ergebnis bei der Wahl eines Bundestagspräsidenten.

Grab von Hermann Ehlers in Bergen (Landkreis Celle), Ortsteil Sülze

Völlig überraschend erlag Hermann Ehlers am 29. Oktober 1954 – nur 50-jährig – den Folgen einer Mandelvereiterung in einem Krankenhaus in Oldenburg. Sein Tod wurde von Vertretern aller politischen Richtungen als unersetzlicher Verlust für das ganze deutsche Volk bezeichnet; sein Leben und Wirken wurde von Bundespräsident Theodor Heuss anlässlich eines Staatsaktes im Bonner Bundeshaus eingehend gewürdigt. Bundeskanzler Konrad Adenauer brach seine Amerika-Reise ab und nahm noch am Trauergottesdienst teil, der vor der Beerdigung in dem Heidedorf Sülze bei Celle, wo Ehlers’ Eltern herstammten, stattfand.

Für die niedersächsischen Landtagswahlen 1955 war Ehlers als Spitzenkandidat des Wahlbündnisses von CDU und DP vorgesehen. Sein plötzlicher Tod führte dazu, dass der DP-Politiker Heinrich Hellwege Ministerpräsident von Niedersachsen werden konnte.

Hermann Ehlers war mit Jutta, geborene Taubert, verheiratet. Sie verstarb 2002 in der Schweiz. Heute sind viele Einrichtungen wie Schulen, Studentenwohnheime, die Hermann Ehlers Stiftung, sowie mehrere Bildungswerke der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Hermann Ehlers benannt. Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU verleiht seit 2004 die Hermann-Ehlers-Medaille an Persönlichkeiten aus Kirche und Politik für ihre Verdienste in evangelischer Verantwortung.

Ehrungen

Literatur

  • Weert Börner, Hermann Ehlers (1963).
  • Karl Dietrich Erdmann (Hrsg.), Hermann Ehlers – Präsident des Deutschen Bundestages. Ausgewählte Reden, Aufsätze und Briefe 1950-1954 (1991).
  • Michael F. Feldkamp, Hermann Ehlers (1950-1954). Der politische Pädagoge mit Witz wurde zur konfessionellen Integrationsfigur, in: Das Parlament Nr. 1/2 vom 3. Januar 2011, S. 15 (online).
  • Matthias Glasow: "Die Not unseres Volkes ruft mich…" – Hermann Ehlers (1904‐1954). Biographie auf den Seiten der Hermann-Ehlers-Stiftung Kiel. ([1])
  • Karl Massmann, Diederich Hahn - Friedrich Naumann - Hermann Ehlers, in: Akademische Blätter 57. Jg., Heft 10 (1955) S. 188 ff.
  • Andreas Meier, Hermann Ehlers – Leben in Kirche und Politik (1991).
  • Marc Zirlewagen, Hermann Ehlers, in: Zirlewagen, Marc (Hg.): 1881–2006 – 125 Jahre Vereine Deutscher Studenten, Bd. 1: Ein historischer Rückblick, Pressburg 2006, S. 196-198.

Weblinks


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