Iggelheim

Iggelheim
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Böhl-Iggelheim
Böhl-Iggelheim
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Böhl-Iggelheim hervorgehoben
49.3713888888898.3086111111111105Koordinaten: 49° 22′ N, 8° 19′ O
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Rhein-Pfalz-Kreis
Höhe: 105 m ü. NN
Fläche: 32,83 km²
Einwohner: 10.533 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 321 Einwohner je km²
Postleitzahl: 67459
Vorwahl: 06324
Kfz-Kennzeichen: RP (bis 31. Aug. 2005: LU)
Gemeindeschlüssel: 07 3 38 005
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Am Schwarzweiher 7
67459 Böhl-Iggelheim
Webpräsenz:
Bürgermeister: Peter Christ
Lage der Gemeinde Böhl-Iggelheim im Rhein-Pfalz-Kreis
Karte

Böhl-Iggelheim ist eine verbandsfreie Gemeinde im Rhein-Pfalz-Kreis in Rheinland-Pfalz.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Böhl-Iggelheim liegt in der oberrheinischen Tiefebene in der Nähe von Ludwigshafen und Mannheim (25 km), Speyer (11 km), Neustadt an der Weinstraße (15 km) und Bad Dürkheim (12 km). Die Gemarkung grenzt im Südosten an den Ordenswald zwischen Iggelheim und Speyer. Durch Iggelheim fließt der Rehbach.


Nachbargemeinden

Im Norden befindet sich Hochdorf-Assenheim, im Osten Schifferstadt, im Süden Speyer und westlich liegt Haßloch.

Stadtgliederung

Die Gemeinde setzt sich aus dem Ortsteil Böhl im Norden und dem Ortsteil Iggelheim im Süden zusammen. Zur eigentlichen Einwohnerzahl von knapp 4400 (Iggelheim) und 3800 (Böhl) werden noch die umliegenden freien Waldsiedlungen mit Verwaltungsgebiet Böhl-Iggelheim, Haßloch und Speyer gezählt, sodass sich eine Population von ca. 10.000 ergibt.

Geschichte

Böhl-Iggelheim entstand am 7. Juni 1969 durch den Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Böhl und Iggelheim.

Böhl entstand im 7./8. Jahrhundert als fränkische Gründung und wurde 780 das erste Mal in einer Urkunde des Klosters Lorsch unter dem Namen Buhilo erwähnt. Der Name, der soviel wie „Anhöhe“ bedeutet, ist seit 1602 in der heutigen Form belegt.

Iggelheim wurde wahrscheinlich im 7. Jahrhundert gegründet, die erste gesicherte Erwähnung stammt aus einer Urkunde des Klosters Weißenburg in der Form „Uchelnheim“ im Jahr 991. Der Name wandelte sich von Ugelnheim über Ygelnheim bis zur seit dem 19. Jahrhundert verwendeten heutigen Form.

Beide Dörfer gehörten ursprünglich zum fränkischen Stammesherzogtum, dann zum deutschen Königsland und behielten bis 1330 ihren reichsunmittelbaren Status. Zusammen mit Haßloch und wahrscheinlich auch Iggelheim wurde Böhl dann von Kaiser Ludwig dem Bayer an die Pfalzgrafen Rudolf II. und Ruprecht I. verpfändet. Bis zum Beginn der französischen Herrschaft 1797 blieb Böhl und Iggelheim unter kurpfälzischer Herrschaft, lediglich unterbrochen durch die Zugehörigkeit zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken von 1410 bis 1507. 1379 wurden die Orte von den von den Pfalzgrafen an die Grafen von Leiningen weiter verpfändet. Im Dreißigjährigen Krieg wurden beide Ortschaften mehrmals von durchziehenden Söldnerheeren (Spanier, Schweden) geplündert und teilweise niedergebrannt.

Nach dem Ende der französischen Herrschaft gehörten die Gemeinden Böhl und Iggelheim zum Bezirksamt Speyer im Bayerischen Rheinkreis, später Pfalz. 1886 wurde der Teil des Bezirksamts Speyer, zu dem auch Böhl und Iggelheim gehörten, in das neu gebildete Bezirksamt Ludwigshafen aufgenommen, aus dem schließlich 1948 der Landkreis Ludwigshafen, heute Rhein-Pfalz-Kreis, hervorging.

Im Sommer 2001 verübten Neonazis Brandanschläge auf die, sich neben der Regionalschule befindlichen Grünfläche, Karavansiedlungen von ca. 30 Sinti und Roma. Durch eine Notiz in der ARD-Sendung Tagesschau rückte Iggelheim somit kurz ins nationale Rampenlicht und galt als Beispiel neuer nationalsozialistischradikaler Übergriffe. Da die Wohnwägen nach den Übergriffen völlig unbewohnbar waren und die Bewohner unter Schutz gestellt mussten, wurden sie in Asylbewerberheime in der Umgebung verlegt. Allerdings schob man ca 17 der 28 Sinti und Roma im Jahr 2003 in ihre Heimatländer ab. Die Brandstifter konnten nie identifizíert und zur Rechenschaft gezogen werden.

Im April 2002 fand eine Menschenkette als demonstrativer Akt gegen die US-Außenpolitik statt. Ca. 300 Menschen (darunter Kirchengruppen, Orchester und Privatpersonen) knüpften ein symbolisches Band entlang der Umgehungsstraße zwischen Böhl und Iggelheim.

Religionen

2008 waren 45,8 Prozent der Einwohner evangelisch und 32,7 Prozent katholisch. Die übrigen gehörten einer anderen Religion an oder waren konfessionslos.[1]

Die protestantischen Kirchengemeinden

Im Unterschied zur politischen Gemeinde Böhl-Iggelheim sind die protestantischen Kirchengemeinden in den Ortsteilen Böhl und Iggelheim unabhängig voneinander, auch wenn beide zur Verbandspfarrei Schifferstadt, zum Kirchenbezirk Speyer und der Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) gehören. Die Protestantische Kirchengemeinde Böhl wird von einer Pfarrerin betreut. Ein Pfarrehepaar betreut die Protestanten der Protestantischen Kirchengemeinde Iggelheim. Die Landeskirchliche Gemeinschaft Iggelheim ist eine selbstständige Gemeinde innerhalb der evangelischen Landeskirche mit ca. 40 Mitgliedern. Sie wird von einem Gemeindepastor betreut. Zusammen sind 4800 Einwohner evangelisch.

Die jüdische Gemeinde

In Böhl-Iggelheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1744 wohnten in Iggelheim drei jüdische Familien, in Böhl war es erst eine Familie. In Böhl wurde eine Höchstzahl jüdischer Einwohner um 1848 mit 79 Personen in 15 Familien erreicht. Durch Aus- und Abwanderung ging die Zahl rasch zurück. Bis 1910 waren alle vom Ort verzogen. In Iggelheim wurde die Höchstzahl 1866 mit 44 jüdischen Gemeindegliedern erreicht. Hier setzte die Aus- und Abwanderung nicht in derselben Weise wie in Böhl ein, sodass hier um 1900 noch 34 jüdische Personen gezählt wurden. 1933 wurden in Böhl-Iggelheim noch 16 jüdische Einwohner gezählt, 1938 noch 14 oder 15. Erst nach den Ereignissen in der Pogromnacht verzogen einige dieser Personen. Sieben Iggelheimer Juden wurden im Oktober 1940 in das Camp de Gurs deportiert und wurden später in Vernichtungslagern des Ostens ermordet. Die in Böhl im Dezember 1840 eingeweihte Synagoge wurde beim Novemberpogrom 1938 geschändet und im Innern völlig verwüstet, 1941 abgebrochen. Heute wird an sie mit einem Gedenkstein erinnert.

Muslimische Gemeinde

In Böhl-Iggelheim gibt es ebenso einige Anhänger des Islams. Glaubenszentren befinden sich allerdings in Schifferstadt, Schauernheim und Ludwigshafen.

Einwohnerentwicklung

Die erste überlieferte Einwohnerzahl von Böhl nennt 110 Haushalte und damit 400–500 Einwohner im Jahr 1550, die im Bereich der heutigen Kirchenstraße, wahrscheinlich auch der Haupt- und Ludwigstraße siedelten. Bis zum Ende des 17. Jahrhundert änderte sich daran nicht viel, für 1685 werden 75 Haushalte angegeben. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war dann das Straßenquadrat Kirchenstraße/Hauptstraße/Ludwigstraße/Bismarckstraße vollständig ausgebildet, für 1785 wird die Zahl von 901 Einwohnern genannt. Mit dem Ende der Zuzugsbeschränkungen (1797) ist die Bevölkerungszahl stark angewachsen, 1815 wurden 1200 Einwohner gezählt, im Jahre 1840 1595 Einwohner. Danach blieb die Einwohnerzahl wie auch die Ausdehnung des Dorfes bis etwa 1900 weitgehend unverändert, 1900 gab es mit 1752 nur wenig mehr Einwohner als 60 Jahre zuvor. Die Anfang des 20. Jahrhunderts anschließende Ausdehnung erfolgte in Richtung Süden zum Bahnhof an der Eisenbahnstrecke LudwigshafenNeustadt. Ende des Zweiten Weltkrieges hatte Böhl dann 3064 Einwohner. Später wurden im Gebiet zwischen Bahnlinie und altem Ortskern sowie östlich davon Neubaugebiete angelegt, bis 1987 ist die Einwohnerzahl auf 3836 gestiegen.

Iggelheim entwickelte sich aus einem regionstypischen Straßendorf mit der Kirche am einen und dem Rathaus am anderen Ende der einzigen besiedelten Straße, hier der Langgasse. Im 16. Jahrhundert wohnten in Iggelheim etwa 250 Einwohner, diese Zahl dürfte sich im darauf folgenden Jahrhundert auch kaum verändert haben. Eine Ausdehnung des Ortes setzte dann mit dem Wiederaufbau nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg ein, ein weiterer rapider Bevölkerungsanstieg erfolgte Anfang des 19. Jahrhunderts nach Aufhebung der Zuzugsbeschränkungen. Danach blieb die Bevölkerungszahl bis 1900, als Iggelheim etwa 2200 Einwohner hatte, weitgehend konstant. Danach kam es wieder zu einem Bevölkerungswachstum, Ende des Ersten Weltkrieges hatte der Ort 2800 Einwohner, 1938 waren es 3412. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich die bebaute Fläche bis heute nochmals verdoppelt, 1968 lebten hier 5500 Einwohner, 1987 waren es 6551.

Politik

Rathaus

Gemeinderat

Bei den Wahlen zum Gemeinderat am 13. Juni 2004 ergab sich folgendes Ergebnis:

  1. CDU 36,0% (+1,8) - 10 Sitze (=)
  2. SPD 34,8% (-10,8) - 10 Sitze (-3)
  3. FWG 1 14,4% (+1,7) - 4 Sitze (+1)
  4. GRÜNE 8,0% (+1,8) - 2 Sitze (=)
  5. BIL 2 6,8% (+6,8) - 2 Sitze (+2)
  6. Andere 0,0% (-1,3) - 0 Sitze (=)

Bürgermeister

Peter Christ (CDU)

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: Von Blau und Gold geteilt, oben ein rotbewehrter silberner Adler, unten eine rote Waage.

Es wurde 1973 von der Bezirksregierung Neustadt genehmigt und enthält Elemente der historischen Wappen von Böhl und Iggelheim.

  • Der Leininger Adler erinnert an das Kondominat mit der Kurpfalz, zu dem Böhl gehörte.
  • Die Waage entstammt einem Iggelheimer Gerichtssiegel aus dem 18. Jahrhundert, das den Erzengel Michael mit Schwert und Waage darstellte.[2]

Städtepartnerschaften

Seit 1991 wird eine Partnerschaft mit Wahagnies bei Lille (Frankreich) gepflegt, seit 2004/2005 mit Schlanders in Südtirol (Italien).

Seit 1992 unterhält der Hilfsverein Kinder von Shitkowitschi - Leben nach Tschernobyl eine Partnerschaft mit der Region um die Stadt Shitkowitschi (Ukraine).

Jugendgemeinderat

Auf der am 11. Februar 2008 stattfindenden Sitzung des Jugendgemeinderates wird Markus Philipp zum Vorsitzenden gewählt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Ortsteil Böhl

  • Wasserturm
  • Dorfplatz mit Barockkirche, Schulhaus und alten Fachwerkhäusern, Schulstraße
  • Katholische Kirche, Kirchenstraße
  • Ältestes Wohnhaus in der Kirchenstraße 17 (erbaut 1581)
  • Gedenkstein an Kriegsgefangenenlager aus dem Zweiten Weltkrieg, Umgehungsstraße Richtung Iggelheim
  • Windkraftanlagen der Gemeinden Haßloch und Meckenheim
  • denkmalgeschützte Fachwerkhäuser, Hauptstraße, Kirchenstraße
  • jüdische Gedenkstätte der zerstörten Synagoge

Ortsteil Iggelheim

  • Altes Rathaus in Iggelheim mit Heimatmuseum (1569), Langgasse 2
  • Altes Schulhaus (heute Heimatmuseum), Haßlocher Straße 2
  • Geburtshaus von Jakob Heinrich Lützel, Lützelstraße
  • Evangelische Kirche, Haßlocher Straße
  • denkmalgeschützte Fachwerkhäuser, Buschgasse, Langasse
  • Gedenkstein an Kriegsgefangenenlager gegenüber Edeka
  • Gefallenendenkmal vor der Grundschule in der Langasse
  • Jüdische Grab- und Gedenkstätte
  • Römisch Katholische Kirche

Darüber hinaus sind in beiden Ortsteilen viele Fachwerkhäuser erhalten geblieben, teilweise aus dem 16. Jahrhundert.

Natur & Erholung

Naturfreundehaus
  • Wochenendgebiet und die Wälder der Gemeinden Böhl und Iggelheim
  • Naherholungsgebiet Niederwiesenweiher
  • Kleintierzooanlage Vogelpark

Wirtschaft und Infrastruktur

Das auf Bibliothekssoftware spezialisierte Unternehmen BOND ist in Böhl-Iggelheim ansässig.

Öffentliche Einrichtungen

  • Rathaus
  • Jugendzentrum JUZ
  • Wahagnieshalle
  • Evangelische und Katholische Gemeindezentren
  • Katholische Gemeindebücherei

Schulen

  • Jakob-Heinrich-Lützel-Grundschule Iggelheim
  • Grundschule Böhl
  • Regionale Schule Iggelheim - Peter-Gärtner-Schule
  • Standort der FHS (Kreisvolkshochschule)

Verkehr

Böhl-Iggelheim verfügt über gute Verkehrsanbindungen in Richtung des Zentrums der Region (Mannheim/Ludwigshafen/Heidelberg), sei es durch die A 65, A 61 oder die S-Bahn RheinNeckar. Die S-Bahn Linien S1, S2, sowie am Morgen und Abend die S3 und S4, fahren in den Hauptverkehrszeiten alle 15 Minuten vom Bahnhof im Ortsteil Böhl ab.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Personen, die vor Ort gewirkt haben

  • Bruno Hain (* 24. September 1954), Mundartdichter, geboren in Ludwigshafen, aufgewachsen in Böhl-Iggelheim
  • Hans Freistadt, ehemaliger Box-Weltmeister im Fliegengewicht
  • Vanessa Ganser und Tim Dommermuth von den Böhler Hängsching, Deutsche Meister im Karnevalistischen Tanz
  • Bernd Sauerhöfer, mehrfacher Deutscher und Weltmeister im Hundeschlittenrennen

Einzelnachweise

  1. KommWis, Stand: 30. April 2008
  2. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße, 1988. ISBN 3-9801574-2-3

Weblinks


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