Jule Böwe

Jule Böwe

Jule Böwe (* 1969 in Rostock; eigentlich Kathrin Böwe) ist eine deutsche Theater- und Filmschauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jule Böwe, als Kind eines Psychiater- und Neurologen-Ehepaares geboren,[1] legte sich ihren Vornamen Jule in einem Studentenwohnheim durch eine Mitbewohnerin zu.[2] Sie machte noch in der DDR zunächst eine Ausbildung zur Ergotherapeutin und arbeitete bis 1992 in diesem Beruf im „Heim für Geschädigte“ in Berlin-Lichtenberg und im Sonderkrankenhaus Berlin-Charlottenburg. Schon während ihrer Ausbildungszeit in Wismar spielte sie in einer studentischen Theatergruppe. Sie bewarb sich bei einigen Schauspielschulen und fiel in allen Aufnahmeprüfungen durch.[3]

1994 machte sie ihre Bühnenreifeprüfung im Fach Schauspiel und arbeitete zunächst als freischaffende Schauspielerin an verschiedenen Bühnen, bevor sie 1997 ihre Arbeit an der „Baracke“ am Deutschen Theater Berlin, der Experimentalbühne dieses Hauses, begann. Hier wurde Böwe vor allem durch ihre Zusammenarbeit mit dem Regisseur Thomas Ostermeier, den sie im kleinen Berliner Theater im Schokoladen kennengelernt hatte, wo sie zeitweilig spielte, in seiner Inszenierung des Stücks Shoppen & Ficken bekannt.

Neben ihrer Tätigkeit am Theater ist Jule Böwe auch in einigen Filmen aufgetreten, außerdem arbeitet sie gelegentlich für das Radio in Hörspielproduktionen. Seit 1999 ist sie an der Schaubühne am Lehniner Platz fest engagiert.[4] Dort spielte sie u. a. in Die Katze auf dem heißen Blechdach von Tennessee Williams, wieder unter der Regie von Thomas Ostermeier, in Blackbird, Maria Stuart, Drei Schwestern und zusammen mit Sepp Bierbichler in Augenlicht, einer Uraufführung von Marius von Mayenburg. Für ihre Arbeit erhielt sie mehrere Auszeichnungen.

Leistungen

Böwe fällt vor allem durch ihre Darstellung von physisch und psychisch beschädigten Figuren auf, wie etwa als Doris im Film Katze im Sack, als Missbrauchsopfer in einem Stück von Sarah Kane, als vom Lungenkrebs angegriffene Maria im Stück Der Würgeengel oder als in einen im gegenüberliegenden Gefängnis einsitzenden Gefangenen verliebte Irene in Iain Diltheys Gefangene. Auffällig ist zudem ihre heisere, manchmal sich wie im Stimmbruch anhörende, fast kindliche Stimme.

Rollen am Theater

Theaterhaus Jena

  • Kleistprojekt

Schauspielhaus Zürich

„Baracke“ am Deutschen Theater Berlin

  • Suzuki II, Regie: Thomas Ostermeier
  • 1997: Lulu in Shoppen & Ficken, Regie: Thomas Ostermeier

Schaubühne am Lehniner Platz

Filmografie

Rollen in Audioproduktionen

  • 2003: Reidun Nordsletten in Elling schreibt von Ingvar Ambjørnsen, Bearbeitung: Steffen Moratz, Regie: Oliver Sturm, MDR/Der Audio Verlag, Hörbuchausgabe ISBN 3-89813-260-9
  • 2004: Ieva in Stechgras von Inga Abele, Regie: Christiane Ohaus, Radio Bremen
  • 2004: Diotima in Hyperion oder Der Eremit in Griechenland nach Friedrich Hölderlin, Regie: Kai Grehn, SWR
  • 2004: Miriam in Ich bin Miriam – Protokoll in drei Kapiteln von Sabine Stein, Regie: Leonhard Koppelmann, RBB
  • 2004: Julia Mark in Hoffmanniana nach einem unvollendeten Filmszenario von Andrei Tarkowski, Regie: Kai Grehn, RBB/SWR
  • 2005: Ein Fall für Helga von Lothar Sternwedel, Regie: Stefan Dutt, RBB
  • 2005: Sarah in Das Buch der Fragen nach Edmond Jabès, Regie: Kai Grehn, NDR
  • 2005: Sandra Bürkle in Der Kick von Andres Veiel und Gesine Schmidt, Regie: Martin Zylka, RBB/SWR
  • 2006: Emilie Espes in Toulouse Confidential – Verwirrspiele um den Serienmörder Patrice Alègre von Philippe Bruehl, Regie: der Autor, SWR
  • 2006: 1. Frau in Durst von Michael Kumpfmüller, Bearbeitung: Steffen Moratz, Regie: Ulrich Lampen, DLR
  • 2006: Herero in Ein pflichtbewusster Mörder von Giorgio Scerbanenco, Regie: Leonhard Koppelmann, MDR
  • 2006: Im Käfig von Xóchil A. Schütz, Regie: Stefanie Lazai, DLR
  • 2006: Lucie in Stella nach dem Schauspiel für Liebende von Goethe, Regie: Leonhard Koppelmann, SWR/Argon Verlag
  • 2006: Rosita in Das Todsündenprojekt von Regine Ahrem mit Studenten der Unité Graz, Regie: Regine Ahrem, RBB/Unité Graz
  • 2007: Messages for 2099 von Kai Grehn und Carsten Nicolai (Musik), Regie: Kai Grehn, hr/DLF
  • 2007: Mieze in Die Geschichte vom Franz Biberkopf nach dem Roman Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin, Regie: Kai Grehn, SWR/BR/RBB/Patmos Verlag, Hörbuchausgabe ISBN 978-3-491-91244-1
  • 2007: Karoline in Die Legende vom heiligen Trinker von Joseph Roth, Regie: Marguerite Gateau, Deutschlandradio Kultur/SR/France Culture
  • 2007: Fräulein Lisa Benjamenta und Gesang in Jakob von Gunten nach dem Roman von Robert Walser, Regie: Kai Grehn, NDR
  • 2008: Golondrina in Kleiner Weingarten am Meer von Albert Wendt, Regie: Judith Lorenz, MDR
  • 2008: Linda in Ostersonntag nach dem Roman von Harriet Köhler, Regie: Beatrix Ackers, NDR
  • 2008: Teresa in Lost in Praha von Martin Becker und Jaroslav Rudiš, Regie: Thomas Wolfertz, WDR
  • 2008: Estrella Losano in Marbella Hardcore von Philippe Bruehl, Regie: der Autor, SWR/WDR
  • 2008: Lydia in Krieger von Torsten Buchsteiner, Regie: Annette Kurth, WDR
  • 2008: Ich ist ein anderer von Paulina Bochenska, Florian Hawemann, Karolin Killig, Johannes Leisen, Heiko Martens, Sophie Narr, Johannes Scherzer, Ulli Scuda, Antje Volkmann, Daniel Wild und Kai Theißen, Regie: Alfred Behrens, RBB in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg
  • 2008: Frau in Der Glasbläser − Surreale Proletenoper für Glas und andere Instrumente von Iris Disse und David Höner, Regie: Iris Disse, RBB/RAEL
  • 2008: Frauenstimme in Blackwater Redux von Krok und Petschinka, Regie: Petschinka, WDR/ORF
  • 2009: Kiki in Glasauge von Johanna Sinisalo, Regie: Annette Berger, WDR
  • 2010: Titelrolle in Bekenntnisse eines Hilton-Doubles von Christine Demaitre, Regie: Elisabeth Putz (Deutschlandradio Kultur)
  • 2011: Die künstlichen Paradiese von Kai Grehn nach Charles Baudelaire, Regie: Kai Grehn, RB/hr/RBB/SR[7]

Auszeichnungen

  • 1998: Nachwuchsschauspielerin des Jahres von Theater heute
  • 2004: Förderpreis des Kunstpreises der Stadt Berlin
  • 2005: Preis für die beste Darstellerin für ihre Rolle in Katze im Sack beim 32. Independent International Film Festival in Brüssel
  • 2006: Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis in der Kategorie „Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle“ für Katze im Sack[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stephan Lebert in Die Zeit vom 22. Juni 2006; siehe die Weblinks
  2. Wie vorher
  3. Wie vorher und Georg Diez in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 24. April 2005. Hier sagt sie auch den bemerkenswerten Satz: „Der Weg ist nicht so weit von der Psychiatrie zur Schauspielerei. Man (sic!) muß sich in die Menschen hineindenken, ganz konkret.“
  4. Dabei entstanden auch Koproduktionen mit dem Schauspielhaus Zürich; diese wurden sowohl in Berlin als auch in Zürich gezeigt.
  5. Siehe die Webseiten des Schauspielhauses Zürich und von Falk Richter
  6. Siehe zu diesem Abschnitt auch die Webseiten der Schaubühne, des Schauspielhauses Zürich, von Falk Richter sowie Anmerkung 4
  7. Zu den Hörspielen siehe auch das ARD-Hörspielarchiv oder das Deutsche Rundfunkarchiv
  8. Deutsche Filmakademie: Vorauswahl 2006, abgefragt am 18. Oktober 2009 (PDF, 300 KB)

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