Jáchymov

Jáchymov
Jáchymov
Wappen von Jáchymov
Jáchymov (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Fläche: 5111 ha
Geographische Lage: 50° 22′ N, 12° 55′ O50.36611111111112.923333333333672Koordinaten: 50° 21′ 58″ N, 12° 55′ 24″ O
Höhe: 672 m n.m.
Einwohner: 3.115 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 362 51 - 363 01
Kfz-Kennzeichen: K
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 5
Verwaltung
Bürgermeister: Jaroslav Vondráček (Stand: 2007)
Adresse: nám. Republiky 1
362 51 Jáchymov
Gemeindenummer: 555215
Website: www.mestojachymov.cz
Lageplan
Lage von Jáchymov im Bezirk Karlovy Vary
Karte
Altes Wappen (1548)

Jáchymov (deutsch Sankt Joachimsthal) ist eine Stadt in Tschechien. Sie erstreckt sich im böhmischen Teil des Erzgebirges im Tal des Jáchymovský potok (Weseritz) und gehört zum Okres Karlovy Vary. Die alte Bergstadt ist das älteste Radiumsol-Heilbad der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Durchgangsstraße, rechts Rathaus

Jáchymov liegt am steilabfallenden Südhang des Erzgebirges, an der Straße von Boží Dar (Gottesgab) nach Karlsbad. Der nördliche Ortseingang liegt auf 776 m n.m. hoch, der Kurpark im Süden von Jáchymov lediglich auf 600 m n.m..

Die Stadt besteht aus den Ortsteilen Jáchymov (Sankt Joachimsthal), Mariánská (Mariasorg), Nové Město (Neustadt), Suchá (Dürnberg) und Vršek (Werlsberg).

Zu Jáchymov gehören die Fluren des erloschenen Dorfes Popov (Pfaffengrün).

Unweit des Ortes befand sich am Fuße des Pleßberges das Kapuzinerkloster Mariasorg, das in den 1950er Jahren geschleift wurde.

Geschichte

16. Jahrhundert

1516 wurden beim Ort Conradsgrün, wo ein unbedeutender Bergbau betrieben wurde, große Silbervorkommen entdeckt. Daraufhin wurde der Ort 1517 in Anlehnung an die Bergstadt Sankt Annaberg in „Sankt Joachimsthal“ umbenannt. 1520 erhielten die Grafen Schlick, deren Pfandbesitz Joachimsthal war, das Münzprivileg und Joachimsthal wurde vom böhmischen König Ludwig II. zur freien Bergstadt erhoben. Die möglicherweise erstmals bereits 1519 geschlagenen Joachimstaler gaben später dem Taler und dem Dollar ihren Namen.

Die reiche Ausbeute machte die Grafen Schlick zu einem der reichsten Adelsgeschlechter Böhmens. Seit 1517 hatte Graf Stephan Schlick mit seinen Brüdern das Oberregiment über das „Thal“. Er war, seit der Schlacht von Mohács 1526 vermisst, nominell bis 1528 Herr von Joachimsthal. Nach Stephans Todeserklärung bewirkte der habsburgische neue böhmische König Ferdinand die Rücknahme des unter Vorbehalt des königlichen Regals gewährten Münzprivilegs. Die Schlicks münzten in der Folge nur noch als Verweser im Namen des Königs, der Joachimstaler wurde nach 1528 nicht mehr geprägt.

1533 erreichte der Silberbergbau mit 241.875 Talern seine größte Ausbeute, im folgenden Jahr hatte die Stadt 18.200 Einwohner in 1200 Wohnhäusern und über 900 Bergwerke mit ca. 100 zugehörigen Gebäuden, in denen 9200 Bergleute arbeiteten. Im Zuge dieses schnellen Wachstums war es wiederholt zu Aufständen der Bergleute gekommen, so bereits – mit friedlichem Ausgang – 1517. Ein weiterer folgte 1523. Als es 1525 zu schweren Plünderungen kam, boten die Schlicks 2500 Bewaffnete auf, um die Ordnung wiederherzustellen.

Seit 1523 hatten die Schlicks in Joachimsthal die Reformation eingeführt. Auch im Schmalkaldischen Krieg 1546–1547 standen sie daher auf protestantischer Seite gegen Habsburg, Joachimsthal war zeitweilig von verbündeten sächsischen Truppen besetzt. Nach der kriegsentscheidenden Schlacht bei Mühlberg verloren die Schlicks Joachimsthal an Habsburg. Im Jahr 1548 wurden noch 136 Paare getraut und 416 Kinder getauft, dann begann mit der zunehmenden Erschöpfung der Silbervorkommen ein Niedergang der Stadt: 1584 waren schließlich nur noch 200 Bergleute im Silberbergbau beschäftigt, die Ausbeute hatte 1579 nur noch 6450 Taler betragen.

17. Jahrhundert

Von 1621 an erfolgte die Rekatholisierung der Stadt, viele protestantische Bürger und Bergleute wanderten deshalb ins nahe Sachsen aus.

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert war die Stadt Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und einer Berg- und Hüttenverwaltung. Auch in dieser Zeit war der Bergbau noch bedeutend. Er wurde teils von staatseigenen, teils von privaten Firmen betrieben. Man förderte neben Silber (1885: 227 Zentner), auch Nickel, Wismut und Uranerz. In einer großen Tabakfabrik waren 1.000 Arbeiterinnen beschäftigt. Daneben gab es Handschuhmacherei, Korkstöpselfabrikation sowie Spitzenklöppelei. Am 31. März 1873 brannte die Stadt fast gänzlich ab.

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Marie Curie in Joachimsthaler Uranerz das Element Radium, wofür sie später den Nobelpreis erhielt.[2]

20. Jahrhundert

1919 wurde Joachimsthal Teil der Tschechoslowakei.

1938 wurde es zusammen mit dem Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen. Die tschechische Minderheit wurde in das Landesinnere Böhmens und Mährens vertrieben.

1945 erfolgte dann die Vertreibung der Deutschböhmen aus Joachimsthal.

Am 1. Dezember 1930 hatte die Stadt Sankt Joachimsthal 7316 Einwohner, am 17. Mai 1939 noch 6388 und am 22. Mai 1947 waren es 6806 Bewohner.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde für das sowjetische Atombombenprojekt und die entstehende sowjetische Atomindustrie massiv Uran abgebaut.

1964 wurde der Uranabbau eingestellt.

21. Jahrhundert

Jáchymov ist eine ausgewählte Stätte für die vorgesehene Kandidatur zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge.

Heilbad

Joachimsthal ist das älteste Radiumheilbad der Welt. Es werden hauptsächlich entzündliche Krankheiten des Bewegungsapparates sowie Krankheiten des peripheren Nervensystems behandelt. Dazu gehören u.a.: rheumatische Arthritis, Reiterkrankheit, degenerative Zustände nach Entzündungskrankheiten der Gliedmaßen, Weichteilrheumatismus, Neuralgien, Neuritiden bei rheumatischen Erkrankungen.

Als Heilmittel dienen das radonhaltige Wasser der im ehemaligen Uranbergwerk entspringenden radioaktiven Thermalquellen, Naturgas und Moor. Um den Therapieeffekt zu optimieren, werden bestimmte Heilverfahren angewendet: Thermalbäder mit Radongehalt, Curie-Therapie (sog. Joachimsthaler Schachteln), Röntgentherapie, Krankengymnastik, Hydro- und Physiotherapie, Akupunktur, Akupressur.

Für Personen mit akuten Infektionen, Herz- und Atembeschwerden sowie schwankender Diabetes, für schwangere Frauen sowie Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren ist diese Form der Therapie ungeeignet.

Verkehr

Von 1896 bis 1957 besaß die Stadt durch die Lokalbahn Schlackenwerth–Joachimsthal einen Bahnanschluss.

Aus dem Weseritztal führt ein Sessellift zum 1244 m hohen Klínovec (Keilberg) hinauf.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen

  • Johannes Sylvius Egranus († 1535), Theologe, Humanist und Reformator
  • Georgius Agricola (1494–1555), Stadtarzt und Apotheker, Vater der Mineralogie
  • Nikolaus Herman (1500–1561), Kantor und Lehrer an die Lateinschule, schuf zahlreiche evangelische Kirchenlieder
  • Johannes Mathesius (1504–1565), ab 1532 Rektor der Lateinschule, seit 1542 Bergprediger
  • Kaspar Eberhard (1523–1575), Lehrer und Rektor der Lateinschule von 1545 bis 1554
  • Heribert Sturm (1904-1981), 1928 bis 1934 Stadtarchivar in St. Joachimsthal, Vorstandsmitglied des Collegium Carolinum in München.
  • Roman Podrázský (1943-2001), Bildhauer, schuf das Denkmal für die Opfer des Arbeitslagers

Verweise

Literatur

  • Götz Altmann: Gründung und Aufstieg der böhmischen Bergstadt St. Joachimsthal (Jáchymov). In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Heft 2/2005, S. 4-12
  • Jiří Majer: Dolování v Jáchymově 1516-1966 (Der Bergbau in Sankt Joachimsthal von 1516 bis 1966), Prag, 1967
  • Johannes Mathesius: Sarepta oder Bergpostill/ Sampt der Joachimßthalischen kurtzen Chroniken (...). Nürnberg 1564 (auch Nürnberg 1562 und verschiedene spätere Auflagen); darin ab Bl. LI: Chronika der Keyserlichen freyen Bergkstadt Sanct Joachimsthal der (so!) zuvor die Conradsgrün genent war / MDLXII; Die detaillierte Chronik wurde in einer der zahlreichen späteren erweiterten Auflagen der Sarepta (z. B. Leipzig 1618 und 1621) bis an die Schwelle des Dreißigjährigen Krieges weitergeführt! (Digitalisat Nürnberg 1562)
  • Hanns Rudthart: Vonn dem Weytberuffenem Berckwerg Sanct Joachimsthall. Leipzig 1523 (Digitalisat)
  • Josef Haslinger: Jáchymov, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 3100300610

Weblinks

 Commons: Jáchymov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Joseph Braunbeck, Der strahlende Doppeladler: Nukleares aus Österreich-Ungarn

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