- Montanregion Erzgebirge
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Die Montanregion Erzgebirge ist eine in über 800 Jahren entstandene Industriekulturlandschaft in der Grenzregion zwischen Sachsen und Nordböhmen. Sie ist geprägt von einer Vielzahl historisch weitgehend original erhaltener technischer Denkmäler, sowie zahlreiche mit dem Montanwesen in Verbindung stehender Einzeldenkmale und Sachgesamtheiten. Die Identität und Authentizität der montanen Kulturlandschaft des Erzgebirges beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze sind weltweit beispiellos und sollen durch den Erwerb des UNESCO-Welterbetitels als sich "weiter entwickelnde Kulturlandschaft" für künftige Generationen erhalten werden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Seit dem ersten Fund von Silbererz im Jahre 1168 in Christiansdorf auf dem Stadtgebiet des heutigen Freiberg, welches dem Freiberger Bergbaurevier zugerechnet wird, wurde im Erzgebirge ununterbrochen bis 1990 Bergbau betrieben. Zu den abgebauten Rohstoffen gehörten im Lauf der Jahrhunderte u.a. Silber, Zinn, Zink, Cobalt, Nickel, Kupfer und Blei, aber auch Steinkohle und Uran wurden bis ins 20. Jahrhundert gewonnen und waren Motoren für die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens. Heute werden Vorkommen von Indium, Wolfram, Zinn und Lithium auf ihre Abbauwürdigkeit untersucht.
Projektfortschritt
- 1998 „Montan- und Kulturlandschaft Erzgebirge“ wird auf die Tentativliste für die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Welterbes gesetzt
- 2001 Machbarkeitsstudie für das Projekt
- 2007 Realisierungsstudie
- bis 2012 Untersuchung der Objekte durch Umsetzungsstudien
- 2008 Pilotstudie Schneeberg
- 2009 Pilotstudie Marienberg
- 2010 Pilotstudie Olbernhau
- 2011 (Mai) Umsetzungsstudie Annaberg-Buchholz
- 2011 (Juli) Umsetzungsstudie Ehrenfriedersdorf
- 2013 geplante Antragstellung
Das Projekt wird wissenschaftlich durch die Projektgruppe Montanregion Erzgebirge der TU Bergakademie Freiberg unter der Federführung von Helmuth Albrecht vorbereitet. In gemeinsamen Arbeitsgruppen wird mit jeder beteiligten Stadt bzw. Gemeinde eine Umsetzungsstudie erarbeitet. Bei diesem Verfahren werden die in der Realisierungsstudie vorgeschlagenen Objekte mit der jeweiligen Kommune abgestimmt. Die Studie beinhaltet eine Beschreibung des nominierten Gutes sowie die bisherigen Schutzmaßnahmen (Denkmalschutz, Naturschutz, Auflistung der Bauleitplanungen). Zudem werden im Rahmen der Untersuchung alle Planungen am und im unmittelbaren Umfeld des nominierten Gutes ermittelt. Damit wird der Forderung der Landesregierung des Freistaates Sachsen nachgekommen, das Projekt Montanregion Erzgebirge und die wirtschaftliche Entwicklung der Region in Einklang zu bringen.
Seit Juli 2010 wird im Rahmen des EU-Förderprogramms Ziel3 das Projekt „Mitteleuropäische Kulturlandschaft Montanregion Erzgebirge/Krusnohori-Weg zum UNESCO-Welterbe“ unter der Leitung des Bezirkes Ùstí und den Partnern Regionalmuseum Most, Förderverein Montanregion Erzgebirge e. V. und der TU Bergakademie Freiberg durchgeführt. Dabei wird das sächsische Verfahren der Umsetzungsstudien auch auf tschechischer Seite des Erzgebirges angewandt. Zudem soll eine grenzüberschreitende Datenbank aus der bereits bestehenden Datenbank MonTE[1] für montanhistorische Denkmale in der Montanregion Erzgebirge entwickelt werden. Im Jahr 2009 haben die Bezirke Ùsti und Karlovy Vary parlamentarische Beschlüsse zur Beteiligung am Projekt Montanregion Erzgebirge herbeigeführt. Im September 2010 wurde das Regionalmanagement Erzgebirge durch die Landräte und Bürgermeister der Region mit der Projektsteuerung beauftragt. Am 27. Juni 2011 fand die 1. Welterbekonferenz Erzgebirge[2] in Marienberg statt. Dabei stimmten 31 Kommunen und 2 Landkreise (Erzgebirgskreis und Mittelsachsen) einem öffentlich-rechtlichen Vertrag zu, der die Finanzierung der Antragsstellung bis 2013 absichert. Bei dieser 1. Welterbekonferenz Erzgebirge bekundeten sie damit ihre Bereitschaft, die Trägerschaft für das Vorhaben zu übernehmen und erfüllen eine zentrale Forderung des Sächsischen Kabinetts für eine offizielle Unterstützung der Region bei der Antragstellung. Am 17. August 2011 finden sich die Mitglieder des Welterbekonventes der Montanregion zu einer konstituierenden Sitzung zusammen.
Im Juli 2011 wurde bekannt, dass die sächsische Landesregierung die ausstehende offizielle Einladung der tschechischen Partner zur Beteiligung am Projekt von einem Bericht über den Stand des Projektes durch das Sächsische Innenministerium abhängig macht. Dieser soll Ende 2011 fertiggestellt werden. Bei einer gemeinsamen Bewerbung müsste Tschechien ein Jahr vor Antragstellung, Februar 2012, die Montanregion Erzgebirge auf ihre Tentativliste setzen. Demnach käme die Einladung Sachsens zur Projektbeteiligung zu spät.[3] Im Juli 2011 veröffentlichten die Landtagsabgeordneten Tino Günther (FDP) und Alexander Krauß (CDU) eine Pressemitteilung[4], mit dem Vorschlag das Erzgebirge als Immaterielles Erbe der Menschheit unter Schutz zu stellen[5]. Hingegen initiierten die Bündnis 90/Die Grünen Sachsen im August 2011 eine Petition zur Durchsetzung des Vorhabens Industrie-Kulturlandschaft Montanregion Erzgebirge. Die Petition richtet sich an den sächsischen Landtag, sich für das grenzüberschreitende Projekt als materielles UNESCO-Weltkulturerbe einzusetzen.[6][7]
Projektinhalt
Circa 40 ausgewählte Stätten im sächsischen und 17 ausgewählte Stätten im böhmischen Teil des Erzgebirges repräsentieren die Industrie-Kulturlandschaft Montanregion Erzgebirge. Die Objekte stehen in unterschiedlicher Art und Weise mit der jahrhundertealten Industriegeschichte des Erzgebirges in Verbindung.
Objektliste Sachsen
- Bergbaugebiet Gersdorf
- Rothschönberger Stolln
- Erzkanal im Freiberger Nordrevier
- Himmelfahrt Fundgrube Freiberg
- Historische Altstadt Freiberg
- Bergbaulandschaft Zug
- Hütte Muldenhütten
- Bergbaugebiet Brand-Erbisdorf
- Revierwasserlaufanstalt Freiberg
- Schloss und Stadtkirche Lauenstein
- Altenberger Zinnerzbergbau
- Zinnwalder Zinnerzbergbau
- Reifendrehwerk (Erzgebirgisches Freilichtmuseum Seiffen)
- Saigerhütte Olbernhau-Grünthal
- Kalkwerk Lengefeld
- Bergbaulandschaft bei Lauta: Bauer Morgengang
- Historische Altstadt Marienberg
- Bergbaugebiet Frohnau
- Historische Altstadt Annaberg
- Bergbaugebiet Buchholz mit St. Katharinen
- Bergbaugebiet Pöhlberg
- Montangebiet Jöhstadt
- Scheibenberg (Berg)
- Schwarzenberg
- Blaufarbenwerk Schindlerswerk bei Zschorlau
- Schneeberger Floßgraben
- Weißerdenzeche St. Andreas bei Aue
- Schneeberger Montanlandschaft
- Historische Altstadt Schneeberg
- Fundgrube Weißer Hirsch Schneeberg
- Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgeb.
- Bergbaulandschaft Oelsnitz/Erzgeb.
- Bergbaugebiet Ehrenfriedersdorf
- Jagdschloss Augustusburg
- Bergbaulandschaft Treppenhauer
- Bergbaulandschaft Hoher Forst bei Kirchberg
- Schachtanlagen des Uranerzbergbaus Hartenstein
- Saigerhütte Chemnitz
Objektliste Böhmen
Auf tschechischer Seite des Erzgebirges wurden bisher 17 Objekte ausgewählt, die die Facetten der Montanregion Erzgebirge repräsentieren sollen. Sie ergänzen die sächsische Objektauswahl.
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Jáchymovská (bei Jáchymov)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Krasliká (bei Kraslice)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Přebuzská – Jelení (bei Přebuz)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Nejdecká (bei Nejdek)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Hornoblatenská (bei Horní Blatná)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Božídarská (bei Boží Dar)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Ostrovská (bei Ostrov)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Krupská (bei Krupka)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Mikulovská (bei Mikulov)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Svatokateřinská (bei Hora Svaté Kateřiny)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Přísečnická (bei Přísečnice)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Měděnecka (bei Měděnec)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Ciboušovská(bei Ciboušov)
- Landschaftliches Denkmalschutzgebiet Vejprtská (bei Vejprty)
- Kloster Osek
- Bahnstrecke Moldava-Most
- Dekanatskirche Mariä Himmelfahrt in Most
Einzelnachweise
- ↑ MonTE
- ↑ 1. Welterbekonferenz Erzgebirge, abgerufen am 2. August 2011
- ↑ Freie Presse Online: Rückschlag für Welterbe-Projekt, abgerufen am 2. August 2011
- ↑ Erzgebirge soll in Liste des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen-werden, Internetpräsentation Tino Günther MdL, abgerufen am 2. August 2011
- ↑ Freie Presse Online: Querschuss gegen die Montanregion, abgerufen am 2. August 2011
- ↑ GRÜNE starten Petition für die Welterbe-Bewerbung-der-Montanregion Erzgebirge, Interpräsentation BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN SACHSEN, abgerufen am 2. August 2011
- ↑ Freie Presse Online: GRÜNE starten Petition für die Welterbe-Bewerbung-der-Montanregion Erzgebirge, abgerufen 2. August 2011
Weblinks
- Montanregion Erzgebirge
- Erzgebirge: Ruhe oder Ruhm (Zeit-Online vom 1. September 2010)
- Erzgebirge erwartet Bekenntnis der Landesregierung zum Welterbe-Projekt Montanregion Erzgebirge (Förderverein Montanregion Erzgebirge e.V. vom 21. Januar 2011)
- Freistaat bekennt sich zu Welterbe Montanregion Erzgebirge (Förderverein Montanregion Erzgebirge e.V. vom 9. März 2011)
- Erzgebirge soll Unesco-Welterbe werden: Initiatoren machen Tempo, Regierung bremst (DNN-Online vom 4. April 2011)
Kategorie:- Geographie (Erzgebirge)
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