Jürgen Rose (Publizist)

Jürgen Rose (Publizist)

Jürgen Rose (* 18. Juli 1958 in Worms) ist ein deutscher Publizist und ehemaliger Oberstleutnant der Bundeswehr. Öffentlich bekannt wurde er Anfang 2007 durch sein erfolgreiches Ersuchen, aus Gewissensgründen von seinen Aufgaben hinsichtlich des Afghanistankonfliktes entbunden zu werden.

Inhaltsverzeichnis

Militärischer Werdegang

Nach seiner militärischen Ausbildung, unter anderem in Fort Bliss in Texas/U.S.A., und einem abgeschlossenen Pädagogikstudium war Rose von 1988 bis 1991 Mitarbeiter an der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation in Waldbröl im Forschungsbereich Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Während dieser Zeit war er Ausbildungsleiter für die interaktive Simulation Politik und Internationale Sicherheit (POL&IS). Von 1991 bis 1995 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehrrecht und Völkerrecht an der Universität der Bundeswehr München. Danach war er von 1995 bis 1998 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am George C. Marshall European Center for Security Studies in Garmisch-Partenkirchen und External Fellow am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. Seit Januar 2003 war er Angehöriger des Wehrbereichskommandos IV in München.

Am 15. März 2007 bat Rose aus Gewissensgründen in einem Schreiben an seinen Vorgesetzten um Entbindung von allen Aufträgen, die seine Mitarbeit an Unterstützungsleistungen, die den Einsatz von Tornado-Jets zur Kampfunterstützung in Afghanistan sowie generell die von ihm als völkerrechtswidrig erachtete "Operation Enduring Freedom" betreffen: „Im Hinblick auf die von der Bundesregierung getroffene Entscheidung, Waffensysteme TORNADO der Bundesluftwaffe zum Einsatz nach Afghanistan zu entsenden (Antrag der Bundesregierung vom 8. Februar 2007 – BT-Drs. 16/4298), den daraufhin am 9. März 2007 erfolgten Zustimmungsbeschluss des Deutschen Bundestages sowie die mittlerweile ergangene Befehlsgebung des Streitkräfteunterstützungskommandos zur Umsetzung dieser Entscheidung erkläre ich hiermit, dass ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, den Einsatz von TORNADO-Waffensystemen in Afghanistan in irgendeiner Form zu unterstützen, da meiner Auffassung nach nicht auszuschließen ist, dass ich hierdurch kraft aktiven eigenen Handelns zu einem Bundeswehreinsatz beitrage, gegen den gravierende verfassungsrechtliche, völkerrechtliche, strafrechtliche sowie völkerstrafrechtliche Bedenken bestehen. Zugleich beantrage ich hiermit, auch von allen weiteren Aufträgen, die im Zusammenhang mit der „Operation Enduring Freedom“ im allgemeinen und mit der Entsendung der Waffensysteme TORNADO nach Afghanistan im besonderen stehen, entbunden zu werden.“[1] Rose wurde daraufhin durch den SPD-Wehrexperten Rainer Arnold aufgefordert, angesichts seiner massiven Vorbehalte den Dienst mit der Waffe zu quittieren und aus der Bundeswehr auszuscheiden.[2]

Ein KSK-Offizier bezeichnete Rose im Juli 2007 unter anderem als „Feind im Inneren“ und drohte ihm mit den Worten: „Sie werden beobachtet, nein nicht von impotenten instrumentalisierten Diensten, sondern von Offizieren einer neuen Generation, die handeln werden, wenn es die Zeit erforderlich macht.“ Dafür wurde ein dienstlicher Verweis ausgesprochen. Der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe sah diese Strafe als unangemessen gering an,[3] zumal Rose seitens der Bundeswehr für seine Reaktion darauf (er hatte das KSK als Kloake bezeichnet) mit einer Geldbuße von 3.000 € wegen Beleidigung belegt wurde.[4]

Rose wurde nach seiner Weigerung „gewissensschonend“ in Aufgaben zur Unterstützung des Kommandanten der Bayern-Kaserne in München verwendet und ist inzwischen als Oberstleutnant in den Ruhestand getreten.

Rose ist seit November 2006 Mitglied im Vorstand des Arbeitskreises Darmstädter Signal.

Publizistische Tätigkeit

Rose beschäftigt sich mit den Themen Internationale Sicherheitspolitik und Völkerrecht, Verteidigungspolitik, Theorie und Praxis der Inneren Führung in der Bundeswehr, Allgemeine Wehrpflicht und Auswirkungen strategischer Raketenabwehr auf die internationalen Beziehungen.

Rose hat an einer Reihe von Institutionen Vorträge gehalten, unter anderem an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Universität der Bundeswehr München, der Universität Oldenburg, der University of Birmingham, der Wirtschaftsuniversität Budapest, der Universität Kassel, am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg, an der österreichischen Landesverteidigungsakademie, an den Evangelischen Akademien Tutzing, Arnoldshain, Iserlohn und an Georg-von-Vollmar-Akademie. Rose war auch bereits bei der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, am Geneva Centre for the Democratic Control of Armed Forces, sowie bei der Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges als Vortragender tätig.

Rose veröffentlichte im In- und Ausland rund 400 Beiträge zu Sicherheitspolitik, Völkerrecht und Innerer Führung, so zum Beispiel in wissenschaftlichen Fachbüchern und Fachzeitschriften wie Blätter für deutsche und internationale Politik, W&F – Wissenschaft und Frieden, Forum Wissenschaft, S+F Vierteljahresschrift für Sicherheit und Frieden, in militärischen Fachzeitschriften wie Truppenpraxis, Österreichische Militärische Zeitschrift, Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift), sicherheits- und friedenspolitischen Fachzeitschriften wie Europäische Sicherheit, Forum Pazifismus – Zeitschrift für Theorie und Praxis der Gewaltfreiheit, zivil – Zeitschrift für Frieden und Gewaltfreiheit.

Darüber hinaus schreibt er unter anderem für Die Wochenzeitung, Neue Zürcher Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, Current Concerns, Junge Welt, Freitag und Ossietzky sowie die NDR-Sendereihe Streitkräfte und Strategien.

Familie

Rose ist seit 1982 verheiratet und lebt in München.

Literatur

  • Jürgen Rose (Autor), Detlef Bald (Nachwort), Werner Ruf (Vorwort): Ernstfall Angriffskrieg: Frieden schaffen mit aller Gewalt? Ossietzky, Hannover 2009, ISBN 978-3-9808137-2-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Auszug des Briefes, zitiert aus Freitag 12/2007, 23. März 2007
  2. AFGHANISTAN Erster deutscher Soldat verweigert erfolgreich Tornado-Einsatz. In: Spiegel Online, 16. März 2007
  3. Mobbing in der Bundeswehr. In: Süddeutsche Zeitung, 26. März 2008]
  4. Disziplinarbuße für KSK-Kritiker. In: Der Spiegel. Nr. 25, 2008, S. 22 (online).

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