Andreas Steinbach

Andreas Steinbach

Andreas Steinbach (* 7. Juli 1965 in Duschanbe, Sowjetunion) ist ein ehemaliger deutscher Ringer.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Andreas Steinbach, ein Volksdeutscher, der 1981 aus der Sowjetunion nach Deutschland kam, war ein hochtalentierter junger Ringer, der den griechisch-römischen Stil bevorzugte. Da er das Ringen schon in der Sowjetunion erlernt hatte, fasste er in Deutschland schnell Fuß und schloss sich dem Ringerclub Lahr-Kuhbach an. 1981 und 1982 wurde er deutscher Jugendmeister im griechisch-römischen Stil in der Klasse bis 75 kg Körpergewicht. Auch im internationalen Bereich stellte er sein Können unter Beweis und erreichte dort von 1982 bis 1985 hervorragende Ergebnisse. 1985 wurde er sogar Vizeweltmeister der Junioren (Juniors).

Später wechselte Andreas Steinbach zum VfK Schifferstadt und hatte dort in Frank Hartmann einen hervorragenden Trainer. Auch dem Bundestrainer Lothar Ruch hatte er viel zu verdanken.

Seinen Einstand bei internationalen Meisterschaften bei den Senioren gab er 1987. Zunächst musste er bei einigen Meisterschaften allerdings noch Lehrgeld bezahlen und landete nur auf den Plätzen sieben bzw. zehn.

Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul kämpfte er aber ganz ausgezeichnet, gewann vier Kämpfe und führte gegen den Finnen Harri Koskela sieben Sekunden vor Ende des Kampfes mit 1:0, musste dann aber noch eine Wertung des Finnen hinnehmen und verlor den Kampf 1:2. Bei einem 1:0 Sieg, der ja greifbar nahe war, wäre er Gruppensieger geworden und hätte die Silbermedaille schon sicher gehabt. 7 Sekunden fehlten dazu!

Seine erste internationale Medaille gewann Andreas Steinbach dann bei der Europameisterschaft 1989 in Oulu im Halbschwergewicht. Im Kampf um Platz 3 schlug er den Ungarn Péter Farkas, der später zweifacher Weltmeister und Olympiasieger 1992 wurde. Andreas Steinbach hätte auch Europameister werden können, denn er besiegte den Sowjetrussen Wladimir Popow mit 4:3 Punkten. Auf russischen Protest hin wurde dieses Ergebnis dann auf 5:0 für Popow umgemünzt, von einer Jury, in der Vertreter von Ostblockstaaten die Mehrheit hatten. Es kam damals häufiger zu solchen Machenschaften, weil es die westeuropäischen Staaten versäumten, ihre Vertreter in die entsprechenden Gremien zu wählen, während die Ostblockstaaten diesbezüglich immer einheitlich auftraten.

Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 bekam Andreas Steinbach in der Halbschwergewichtsklasse in dem amtierenden Weltmeister von 1989 Maik Bullmann aus Frankfurt (Oder) einen für ihn unschlagbaren Konkurrenten. Er musste deshalb in das Schwergewicht (Klasse bis 100 kg Körpergewicht) ausweichen. Obwohl er meist nur zwischen 93 und 95 kg wog, hatte er auch in dieser Gewichtsklasse Erfolg. Gleich beim ersten Start in dieser Gewichtsklasse bei den Europameisterschaften in Aschaffenburg gewann er die Silbermedaille und schlug dabei den Olympiasieger von 1988 Andrzej Wroński aus Polen. Nicht mehr ganz so gut klappte es bei der Weltmeisterschaft des gleichen Jahres in Warna, wo er den 8. Platz belegte.

Bei der Europameisterschaft 1982 in Kopenhagen gewann er eine Bronzemedaille. Im Kampf um diese Medaille gelang ihm dabei ein Schultersieg über den bulgarischen Olympiasieger von 1988 im Halbschwergewicht Atanas Komtschew aus Bulgarien. Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona hatte er Pech in der Auslosung, als er gleich auf die Weltmeister der beiden letzten Jahre Héctor Milián aus Kuba und Sergei Demjaschkewitsch aus Russland traf und beide Male knapp nach Punkten unterlag. Im weiteren Turnierverlauf schlug er mit Norbert Növényi aus Ungarn einen weiteren ehemaligen Olympiasieger und belegte einen ehrenvollen fünften Platz.

1993 und 1994 pausierte Andreas bei den internationalen Meisterschaften. Nach seinem Comeback 1995 gelangen ihm aber keine weiteren Erfolge mehr. Nachdem er sich auch nicht für die Olympischen Spiele 1996 qualifizieren konnte, beendete er seine internationale Ringerlaufbahn endgültig. Seit 2007 ist Steinbach Trainer der Ringergemeinschaft Lahr.

Die Ergebnisse der großen Meisterschaften und Turniere an denen Andreas Steinbach teilnahm, sind in den folgenden Abschnitten nachzulesen.

Internationale Erfolge

(alle Wettbewerbe im griechisch-römischen Stil, OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, Mittelgewicht, damals bis 82 kg, Halbschwergewicht, damals bis 90 kg, Schwergewicht, damals 100 kg Körpergewicht (KG))

Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse
1982 4. Junioren-WM (Juniors) bis 75 kg KG
1983 2. Junioren-WM (Juniors) in Oak Lawn/USA bis 75 kg KG mit Siegen über Knight, USA, Chachoscholi, Israel, Sergei Zimin, UdSSR und einer Niederlage gegen Ildim, Türkei
1985 4. Junioren-WM (Espoirs) in Colorado Springs Mittel hinter Mondy Amajew, UdSSR, Stefan Miroslawow, Bulgarien und Radoslaw Turkot, Polen
1987 10. EM in Tampere Halbschwer mit Sieg über Tom Sand, Norwegen und Niederlagen gegen Ilie Matei, Rumänien, Atanas Komtschew, Bulgarien und Sören Claesson, Schweden
1987 7. WM in Clermont-Ferrand Halbschwer mit Siegen über Leitão Filho, Brasilien und Bam, Jugoslawien und Niederlagen gegen Wladimir Popow, UdSSR und Matei
1988 10. EM in Kolbotn/Norwegen Halbschwer mit Sieg über Klaus Mysen, Norwegen und Niederlagen gegen Georgios Pikilidis, Griechenland, Harri Koskela, Finnland und Iwajlo Jordanow, Bulgarien
1988 5. OS in Seoul Halbschwer mit Siegen über Charles Douglas Cox, Kanada, Jean Yombi, Kamerun, Mike Foy, USA und Franz Pitschmann, Österreich und Niederlagen gegen Koskela, Popow und Komtschew
1989 3. EM in Oulu Halbschwer mit Siegen über Pikilidis, Johan Carlsson, Schweden und Péter Farkas, Ungarn und einer Niederlage gegen Popow
1990 5. EM in Posen Halbschwer mit Siegen über Henri Meiss, Frankreich, Olaf Koschnitzke, DDR, Pikilidis und Niederlagen gegen Jordanow und Marek Kaszewski, Polen
1991 2. EM in Aschaffenburg Schwer mit Siegen über Andrzej Wroński, Polen, Ilia Wassiliew, Bulgarien und Sándor Major, Ungarn und einer Niederlage gegen Sergei Demjaschkewitsch, UdSSR
1991 8. WM in Warna Schwer mit Siegen über Song Sung-Il, Korea und Kondo Trutomi, Japan und Niederlagen gegen Héctor Milián, Kuba, Sergei Demjaschkewitsch und Dennis Koslowski, USA
1992 3. EM in Kopenhagen Schwer mit Siegen über Ion Ieremciuc, Rumänien, Dusan Masar, Polen und Atanas Komtschew und Niederlagen gegen Milos Govedarica, Jugoslawien (beide Ringer disqualifiziert) und Andrzej Wroński
1992 5. OS in Barcelona Schwer mit Siegen über Louis Sandoval, Panama, Govedarica und Norbert Növényi, Ungarn und Niederlagen gegen Héctor Milián und Sergei Demjaschkewitsch
1995 9. EM in Besançon Schwer mit Sieg über Giuseppe Giunta, Italien und Niederlagen gegen Georgi Saldadse, Ukraine und Taimuras Edischeraschwili, Russland
1995 11. WM in Prag Schwer mit Siegen über Gagu Gogedidse, Georgien und John Ostendorp, USA und Niederlagen gegen Héctor Milián und Nándor Gelenesi, Ungarn
1996 14. EM in Budapest Schwer mit Sieg über Alex Triantafilidis, Griechenland und Niederlagen gegen Anatolij Kosula, Ukraine und Gogodidse

Deutsche Meisterschaften

Jahr Platz Gewichtsklasse Ergebnis
1985 2. Mittel hinter Jan Dolgowicz, Aalen und vor Hans-Hermann Strauß, Aalen
1987 1. Halbschwer vor Günter Tabel, Mülheim und Franz Seelos, Schifferstadt
1988 1. Halbschwer vor Roger Gries, Mömbris-Königshofen und Franz Achter, Hallbergmoos
1989 1. Halbschwer vor Rainer Weber, Nürnberg und Roger Gries
1990 2. Halbschwer hinter Roger Gries und vor Franz Achter
1991 2. Halbschwer hinter Maik Bullmann, AC Goldbach und vor Mario Trautmann, Lünen
1992 2. Schwer hinter Roger Gries und vor Torsten Freitag, Goldbach
1996 1. Schwer vor Roger Gössner SV Germania Weingarten und Dirk Zimmermann, Eisenhüttenstadt

Quellen

  • Fachzeitschrift Der Ringer
  • Hundert Jahre Ringen in Deutschland, Verlag Der Ringer, Niedernberg, 1991, Seiten 202 u. 219
  • Website des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften der Universität Leipzig

Weblinks


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