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Kloster Helfta
Klosterkirche und LiboriushausLage Deutschland
Sachsen-Anhalt
EislebenBistum Magdeburg Koordinaten: 51° 31′ N, 11° 35′ O51.50847211.579472Koordinaten: 51° 30′ 30″ N, 11° 34′ 46″ O Patrozinium Mariä Himmelfahrt Gründungsjahr 1229 Jahr der Auflösung/
Aufhebung1542 Jahr der Wiederbesiedlung 1999 Mutterkloster Seligenthal (Wiederbesiedlung) Kongregation direkt dem Orden inkorporiert Das Kloster Helfta (eigentlich: Kloster St. Marien zu Helfta) ist ein Zisterzienserinnenkloster im Ortsteil Helfta der Lutherstadt Eisleben in Sachsen-Anhalt. Es ist selbstständiges Priorat des Zisterzienserordens. Im 13. Jahrhundert war das Kloster Helfta (Helpede) unter der Äbtissin Gertrud von Hackeborn (1232–1291) das Zentrum der deutschen Frauenmystik und galt durch die Mystikerinnen und Theologinnen Mechthild von Magdeburg (um 1207–1284/92), Gertrud von Helfta (1256–1301/02) und Mechthild von Hackeborn (1241–1298/9), einer leiblichen Schwester der Äbtissin Gertrud, als Perle und Krone der deutschen Frauenklöster. Heute ist das Kloster eine Station an der Straße der Romanik.
Inhaltsverzeichnis
Gründung und Blüte
Das Kloster wurde 1229 bei Mansfeld nahe der Burg Mansfeld vom Grafen Burchard von Mansfeld und seiner Gemahlin Elisabeth gegründet. 1234 wurde das Kloster von der Witwe Graf Burchards aufgrund der ungünstig gewählten Lage nahe einer Burg ins nordwestlich von Eisleben gelegene Rossdorf verlegt und 1258 aufgrund großen Wassermangels in Rossdorf nach Helfta verlegt.
Von Anfang an war das Kloster unter der weitsichtigen und tatkräftigen Leitung Gertruds von Hackeborn konsequent auf seine Unabhängigkeit bedacht. Zugleich verwurzelt in bewährten kirchlichen Ordnungen und offen für die Probleme der Zeit, suchte der Konvent neue Entwicklungen zu fördern. Die Nonnen lebten nach der Regula Benedicti und nahmen die Reformen der Zisterzienser an, ohne sich offiziell dieser neuen Ordensrichtung anzuschließen; so wurde das mittelalterliche Kloster Helfta sowohl von Benediktinerinnen als auch von Zisterzienserinnen jeweils als dem eigenen Orden zugehörig betrachtet. Zugleich pflegte man enge Kontakte zu den Dominikanern in Halle und öffnete sich für die Religiosität der Armutsbewegung, der sich schon die adelige Gründerin des Klosters, Elisabeth von Mansfeld, zugewandt hatte Endgültig öffnete sich die Klostergemeinschaft der Armutsbewegung und der mit ihr verbundenen Theologie und Spiritualität der Frauenbewegung des 13. Jahrhunderts, als man es wagte, die Begine Mechthild von Magdeburg aufzunehmen, und zwar nicht nur, um ihr Zuflucht zu bieten, sondern ausdrücklich auch, damit sie ihre neuen Mitschwestern „erleuchte und lehre“.[1]
Da die Äbtissin Gertrud, die vierzig Jahre lang das Kloster leitete (1251–1291), der Überzeugung war, ohne Wissenschaft habe die Religion keine Zukunft, wurde das Kloster zu einem Zentrum des humanwissenschaftlichen und theologischen Studiums. Neben einer sorgfältig bestückten Bibliothek gab es auch ein Skriptorium, in dem Bücher für den Eigenbedarf sowie für andere Bibliotheken abgeschrieben wurden. Hohen Stellenwert hatte zudem die Musik, besonders gepflegt von Mechthild von Hackeborn, der „Nachtigall Christi“. Die eigene literarische Produktion des Klosters war dann auch nicht nur eine Sache der beiden hochbegabten Nonnen Gertrud und Mechthild: sie waren getragen von einer Gemeinschaft, die sie begleitete und unterstützte. So wäre es zu eng, Helfta nur in Hinblick auf die drei herausragenden „Mystikerinnen“ zu sehen; in der Wissenschaft spricht man heute von einer „Helftaer Theologinnenschule“.[2] Nachweisbar ist insbesondere die namentlich nicht mehr bekannte „Schwester N“, die bei der Redaktion der Offenbarungsniederschriften Gertruds und Mechthilds bedeutsam mitwirkte.[3]
Die Fortwirkung dieses Helfta in der Nachwelt ist kaum zu überschätzen, wissenschaftlich jedoch bis heute noch nicht genauer erfasst. Das, was „Deutsche Mystik“ genannt wird, ist jedenfalls ohne Helfta nicht denkbar. Offene Fragen sind beispielsweise die Einflüsse auf Meister Eckhart, der in diesen Jahren zeitweise im nahen Erfurt Prior war. Sicher anzunehmen, wenn auch noch nicht im Einzelnen nachgewiesen (außer bei Christine Ebner und Margareta Ebner), sind Einflüsse auf die Mystik und literarische Tätigkeit in den süddeutschen Frauenklöstern, entlang den wichtigen Handelswegen von Magdeburg über Nürnberg ins schwäbische, oberrheinische und schweizerische Gebiet.[4] Durch die von der Herzogin Zedena angeregte Drucklegung der Helftaer Werke kurz nach 1500 in Sachsen sind auch - noch zu erforschende - Einflüsse auf Katharina von Bora und Martin Luther denkbar. Im Zuge der katholischen Erneuerung seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verbreiteten sich dann die Schriften aus Helfta, besonders diejenigen Gertruds, über die ganze katholische Welt und wurden in Zeiten religiöser Aufbrüche immer wieder aktuell, weit über den Bereich der sogenannten "Mystik" hinaus. In der Gegenwart gewinnen sie wieder an Interesse auch in Hinblick auf eine von Frauen formulierte, heutige Konfessionsgrenzen überschreitende menschenfreundliche Religiosität. Neuere Forschung betont vor allem auch die Bedeutung Helftas im Bereich der Theologie, wo die Helftaer Schriften einen innigen personalen „Herzens“-Bezug von Gott und Mensch herausstellen, indem der liebende Gott auf den Menschen zugeht und der Mensch in seiner Gegenliebe zu Würde und Selbstbewusstsein gelangt.
Niedergang
Das Kloster wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrmals verwüstet, unter anderem von Albrecht von Braunschweig, Bischof von Halberstadt, im Jahr 1342. Deshalb wurde es 1343 in die Stadt Eisleben verlegt. Nach den Wirren des Bauernkrieges und der damit verbunden Flucht der Nonnen aus dem Kloster Neuen-Helfta über Halle kehrten einige Nonnen mit der Äbtissin Katharina von Watzdorff 1529 auf Bestreben des Grafen Hoyer, der das Kloster wieder herrichten ließ, nach Alt-Helfta zurück.
Nach der Reformation wurde das Kloster Helfta 1542 säkularisiert. Die letzte urkundliche Erwähnung des Klosters trägt das Datum vom 19. Juni 1542. Das Klostergut fand im Laufe der Jahre unterschiedliche Besitzer und wurde 1712 eine preußische Staatsdomäne.
Die DDR übernahm diese Staatsdomäne und wandelte sie in ein Volkseigenes Gut (VEG) mit etwa 2000 Arbeitsplätzen um. Während dieser Zeit wurden die Klostergebäude nicht unterhalten und verfielen zusehends.
Gegen Ende der DDR gab es die Bestrebung, die Reste der Klosterkirche (eine Giebelwand und eine Seite) zu sprengen. Dies wurde jedoch durch den persönlichen Einsatz des Lehrers Joachim Herrmann verhindert. Er setzte sich 1988 aus Respekt vor dem wertvollen Kulturerbe beim Rat des Kreises Eisleben für den Erhalt des Klosters ein.
Wiederaufbau
Nach dem Ende der DDR gewann die Idee Raum, Kloster Helfta wieder aufzubauen und als Kloster zu besiedeln. Dazu bildeten die bereits bestehenden vier Förderkreise (aus Sachsen-Anhalt und Bayern) im Juni 1992 den „Verband der Freunde des Klosters Helfta“. Im August 1994 erwarb das Bistum Magdeburg mit Spendenmitteln dieses Verbandes (1,5 Millionen DM) das Gelände von der Treuhandanstalt.
Der Wiederaufbau der Klosterkirche, des Konventsgebäudes und des Kreuzgangs begann 1998 unter der Schirmherrschaft des Bischofs von Magdeburg, Leo Nowak. Dieser erste Bauabschnitt kostete etwa 15 Millionen DM, die durch Spenden aus aller Welt aufgebracht wurden. Die Bundesanstalt für Arbeit unterstützte den Wiederaufbau des Klosters durch eine Vergabe-ABM für 36 Arbeitslose aus der Region.
Nach 457 Jahren bezogen am 13. August 1999 Zisterzienserinnen, vor allem aus dem Kloster Seligenthal Landshut, das Kloster und bildeten einen neuen Konvent unter der Äbtissin Maria Assumpta Schenkl.
Die Wiedergründung des Klosters wurde durch ein päpstliches Schreiben vom 17. November 1999 besiegelt. Damit ist das Kloster Helfta ein selbstständiges Priorat.
Die Klosterkirche St. Marien wurde von Bischof Leo Nowak am 21. November 1999 geweiht. Der Kirchbau zeichnet sich durch ein Symbiose aus alter Bausubstanz und moderner Architektur aus.
Weiterhin wurden seitdem folgende Gebäude eingeweiht:
- Bildungs- und Exerzitienhaus
- St.-Gertrud-Stift
- Hotel an der Klosterpforte
- Alters- und Pflegeheim St. Mechthild (Caritas)
- Liboriushaus (mit Klosterladen)
- Herrenhaus
Die Gebäude und Grundstücke wurden auf die am 22. April 2002 gegründete Stiftung „Kloster St. Marien zu Helfta“ übertragen.
Im offenen Gelände hinter dem Kloster wurde im Jahre 2007 das von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) angelegte „Lebendige Labyrinth“ eingeweiht, als ein Ort, an dem sich Menschen bewegen und verweilen und die Schöpfung genießen und dessen Mitte - eine bergende Weidenfigur - an das göttliche Erbarmen erinnert, den Schoß Gottes, der dem Leben Raum gibt.[5]
In Hinblick auf das Gottes- und Menschenbild der Mystikerinnen bekommt in Helfta auch das altüberlieferte zisterziensische Klostermotto einen erweiterten und vertieften Sinn: „Porta patet, cor magis – Unsere Tür steht offen, und das Herz noch mehr“.
Äbtissin M. Assumpta Schenkl
Für ihren Einsatz für Klosters St. Marien zu Helfta wurde Maria Assumpta Schenkl der Romanikpreis 2007 verliehen. Die Jury des Romanikpreises würdigte mit der Goldmedaille, die im Havelberger Dom verliehen wurde, das persönliche Engagement der Äbtissin. Sie hatte das Kloster in der Lutherstadt Eisleben neu belebt und einem breiten Publikum geöffnet.[6]
Äbtissin Maria Assumpta Schenkl starb am 24. April 2009. Nach ihrem Tod wurde am 11. Juni 2009 M. Agnes Fabianek, Alt-Äbtissin der österreichischen Abtei Mariastern-Gwiggen, von Herrn Generalabt Maurus Esteva als Administratorin für zunächst eineinhalb Jahre eingesetzt.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Nach Keul /Ringler (s. u.) S. 29
- ↑ Nach Keul / Ringler (s. u.) S. 28
- ↑ Siehe Ruh (s. u.) S. 296 u. ö.
- ↑ Vgl. Siegfried Ringler: Viten-und Offenbarungsliteratur in Frauenklöstern des Mittelalters. Quellen und Studien. Artemis, München 1980, S. 60-63; 225f.; 373
- ↑ Nach www.lebendiges-labyrinth.de
- ↑ Verleihung des Romanikpreises 2007 in Havelberg. anhaltweb.de, 11. Mai 2008, abgerufen am 2. Mai 2009.
- ↑ Amtsblatt des Bistums Magdeburg vom Juli 2009
Literatur
- Kurt Ruh: Mechthild von Hackeborn und Gertrud von Helfta. In: Ders.: Geschichte der abendländischen Mystik II. Beck, München 1993, S. 296-337
- Walter Repges: „Den Himmel muss man sich schenken lassen“. Die Mystikerinnen von Helfta. 2. Aufl. Benno-Verlag, Leipzig 2002. 144 S. - ISBN 3-7462-1424-6
- Willi Kraning (Hrsg.): Kloster Helfta - Oase für das Leben. Blick in die Vergangenheit. Das Leben heute. Lutherstadt Eisleben/Helfta 2004
- Michael Bangert: Die Mystikerin Gertrud die Große und das Frauenkloster St. Marien in Helfta. In: Ders. (Hrsg.): Freiheit des Herzens. Mystik bei Gertrud von Helfta (Hefta). LIT Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-7397-8, S. 5-21
- Josef Hochenauer: Gertrudkapelle in Kloster St. Marien zu Helfta. Kapelle der Anbetung. 1. Aufl. Kunstverlag Fink, Lindenberg 2008, ISBN 978-3-89870-518-9
- Hildegund Keul und Siegfried Ringler: In der Freiheit des lebendigen Geistes. Helfta als geohistorischer Ort der deutschen Mystik. In: Siegfried Ringler (Hrsg.): Aufbruch zu neuer Gottesrede. Die Mystik der Gertrud von Helfta. Matthias-Grünewald-Verlag, Ostfildern 2008, S. 21-35
- Hermann Größler: Kunstinventare des Landes Sachsen- Anhalt - Mansfelder Seekreis
Weblinks
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