- Légion d’honneur
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Die Ehrenlegion (frz. Légion d'honneur) wurde am 19. Mai 1802 von Napoléon Bonaparte, damals noch erster Konsul, in der Absicht gestiftet, militärische und zivile Verdienste, ausgezeichnete Talente und große Tugenden zu belohnen. Kein Staatsbürger ist seiner Geburt, seines Standes oder seines Religionsbekenntnisses wegen von diesem Orden ausgeschlossen. Die Ehrenlegion ist die ranghöchste Auszeichnung Frankreichs.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Durch die Französische Revolution von 1789 veränderte sich das Auszeichnungswesen grundlegend. Das Ordenssystem des Adels wurde in Frankreich abgeschafft. Die neue Ordnung wollte jedoch auf ein Auszeichnungssystem nicht verzichten. Die durch die revolutionäre Umgestaltung geschaffenen Verwaltungs- und Staatsbehörden basierten auf einer aktiven Mitarbeit von Vertretern unterer Bevölkerungsschichten. In den Koalitionskriegen, die gegen Frankreich geführt wurden, erschien die Schaffung von Auszeichnungen notwendig, die den Leistungswillen der Massenheere (levée en masse) zum Ausdruck brachten und vor allem der Motivation dienten. Durch die veränderten Gesellschaftsstrukturen konnte auf das aus dynastischen Zeiten stammende Ordenswesen nicht zurückgegriffen werden. Eine Belohnung erfolgte durch Geldgeschenke oder durch die Vergabe von Ehrenwaffen in Form von gravierten Degen und Säbeln.
In der Nationalversammlung wurde 1802 die auf einer Idee Napoleon Bonapartes beruhende Ehrenlegion ins Leben gerufen. Die Ehrenlegion berücksichtigte gleichermaßen zivile und militärische Verdienste. Orientierung gaben römische Vorbilder, was auch in den Bezeichnungen seinen Niederschlag fand. Entsprechend der Zahl der Landesregionen bestand die Legion aus 16 Kohorten. Jede von ihnen zählte 350 Legionäre, 30 Offiziere, 20 Kommandeure und 7 Großoffiziere. Den Kohorten stand der Große Rat vor; Chef des Rates und der Legion war der Erste Konsul. In die Legion konnte jeder unabhängig vom Rang oder Stand sowie unabhängig von der konfessionellen Bindung aufgenommen werden. Aufnahme und Mitgliedschaft stellten die Auszeichnung dar. Bis 1804 gab es auch keine sichtbar zu tragende Insignie. Ein Kapitel regelte die finanziellen Angelegenheiten, da mit der Aufnahme ein Rentenanspruch verbunden war.
Die Auszeichnung unterschied sich grundlegend von den Orden des Ancien Régime und entsprach in dieser Form den gesellschaftlichen Notwendigkeiten und Erfordernissen der Konsulatszeit. Als sich Napoleon 1804 zum Kaiser krönte, wurden auch die Statuten der Ehrenlegion geändert. Von einer Organisation wurde sie zum Verdienstorden umfunktioniert. In den folgenden Jahren entstand eine fünfklassige Einteilung in Großkreuz (maximal 75), Großoffizier (maximal 250), Kommandeur (maximal 1.250), Offizier (maximal 10.000) und Ritter (maximal 125.000), die von der Ein- bzw. Dreistufigkeit bisheriger Orden abwich. Ein Ausdruck für die nationale Bedeutung dieser Auszeichnung ist ihr Bestand durch den politischen und zeitlichen Wandel bis zur Gegenwart. Als ziviler und militärischer Verdienstorden stand und steht sie allen Personen ohne Rücksicht auf Rang oder Stand offen. Im Laufe der Jahre wurden lediglich Modifizierungen der Verleihung oder Änderungen in der Größe und am Bild sowie der Devise im Medaillon des Ordenszeichens vorgenommen. Die Änderungen entsprachen dem jeweiligen politischen Umfeld. Seit 1871 ist das Zeichen der Ehrenlegion auch Bestandteil des Staatswappens der Republik Frankreich.
Die Ehrenlegion als ein äußeres Zeichen der gesellschaftlichen Veränderungen war auch für das Auszeichnungswesen anderer Länder ein Vorbild. Die Entwicklung Europas wurde nachhaltig durch die Französische Revolution, die Auswirkungen der Koalitionskriege sowie die Napoleonischen Kriege beeinflusst. Staaten, die in einem Abhängigkeits- oder Besatzungsverhältnis zu Frankreich standen, übernahmen Teile der bürgerlichen Gesellschaftsstrukturen. Auch in den monarchisch geprägten Ländern Deutschlands nahm im 19. Jahrhundert die Zahl der Orden für Verdienste zu. Obwohl der Adel keine Verleihungsvoraussetzung mehr war, blieben die hohen Klassen (Großkreuz und Kommandeur) noch an Rang und Stand gebunden. Das Auszeichnungswesen war im 19. Jahrhundert durch eine Vielzahl von Stiftungen gekennzeichnet. Von 1800 bis 1945 entstanden in den deutschen Ländern 3.500 staatliche tragbare Auszeichnungen aller Kategorien und Klassen. Verdienstauszeichnungen wurden geschaffen für ein breites Leistungs- und Verdienstspektrum verschiedener Bereiche, Berufe, Ämter und Dienststellungen. Leistungen im wissenschaftlich-technischen Bereich, bei der industriellen Entwicklung und bei der Bewältigung von Verwaltungsaufgaben fanden mit der Verleihung von Verdienstorden eine Würdigung. Vertreter des Bürgertums wurden politisch gesehen im 19. Jahrhundert zu anerkannten Kräften in der Gesellschaft.
Viele Orden wurden um eine vierte Klasse oder eine Medaille bzw. ein Kreuz erweitert. In der Fachsprache nennt man diese Ehrenzeichen, die einem Orden angeschlossen sind, affiliierte Medaillen oder Kreuze. Untere Berufsgruppen im Staatsapparat und niedere Ranggruppen des Militärs konnten so ebenfalls in den Genuss von Auszeichnungen kommen. Ordensverleihungen an Arbeiter oder Bauern blieben eine Ausnahme. Stiftungen und Statuten, Klasseneinteilung und Verleihungsmodalitäten sowie Gestaltung und Form der Orden des 19. Jahrhunderts wurden inhaltlich von den deutschen Fürsten vorgegeben. Sie waren auf die Würdigung von Leistungen zur Wahrung monarchischer Strukturen ausgerichtet. Verleihungen an Vertreter des Bürgertums sind innerhalb des monarchischen Systems Ausdruck der Würdigung ihrer Arbeit auf politischem, wirtschaftlichem, wissenschaftlichem und kulturellem Gebiet.
Bekannte Ordensträger
Seit seiner Stiftung ist der Orden von allen politischen Systemen und Regierungen gleichermaßen anerkannt. Die Träger der Auszeichnung bilden eine Gemeinschaft, welcher der Staatspräsident vorsteht. Die Entscheidung darüber, wer mit einem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet wird, kommt nur dem jeweils amtierenden französischen Staatspräsidenten zu, der zugleich Großmeister der Ehrenlegion ist.
François Joseph Lefebvre, um 1810
Grand Maître de la Légion d’Honneur (G.M. LH)
- 1804–1814: Napoléon Bonaparte
- 1814–1824: Ludwig XVIII.
- 1849–1870: Napoléon III. (1849 bis 1852 und 1852 bis 1870)
- 1871–1873: Adolphe Thiers
- 1873–1879: Patrice de Mac-Mahon
- 1879–1887: Jules Grévy
- 1887–1894: Marie François Sadi Carnot
- 1894–1895: Jean Casimir-Perier
- 1895–1899: Félix Faure
- 1899–1906: Émile Loubet
- 1906–1913: Armand Fallières
- 1913–1920: Raymond Poincaré
- 1920–1920: Paul Deschanel
- 1920–1924: Alexandre Millerand
- 1924–1931: Gaston Doumergue
- 1931–1932: Paul Doumer
- 1932–1940: Albert Lebrun
- 1947–1954: Vincent Auriol
- 1954–1959: René Coty
- 1959–1969: Charles de Gaulle
- 1969–1974: Georges Pompidou
- 1974–1981: Valéry Giscard d'Estaing
- 1981–1995: François Mitterrand
- 1995–2007: Jacques Chirac
- seit 2007: Nicolas Sarkozy
Grand-croix de la Légion d’Honneur (G.C. LH)
- 1805: Louis-Nicolas Davout
- 1807: Alexander I.
- 1807: Jérôme Bonaparte
- 1808: Jean-Baptiste Bessières
- 1808: Joseph Bonaparte
- 1814: Pierre Riel de Beurnonville
- 1816: Levin August von Bennigsen
- 1844: Pierre François Marie Auguste Dejean
- 1856: Pierre Bosquet
- 1872: Louis d’Aurelle de Paladines
- 1914: Louis Archinard
- 1918: Émile Fayolle
- 1929: Fulgence Bienvenüe
- 1952: Harold Alexander, 1. Earl Alexander of Tunis
- 1956: Josip Broz Tito
- 1969: Georges Pompidou
- 1974: Valéry Giscard d’Estaing
- 1975: Karl XVI. Gustav
- 1988: Andrew Bertie
- 1996: Léopold Sédar Senghor
- 1998: Thomas Klestil
- 2004: Abbé Pierre
Grand Officier de la Légion d’Honneur (G.O. LH)
- 1815: Pierre Cambronne
- 1815: Aimé Marie Gaspard de Clermont-Tonnerre
- 1857: Ferdinand Barrot
- 1860: Marie-Alphonse Bedeau
- 1878: Jean Baptiste Boussingault
- 1884: Louis Alexandre Brière de l’Isle
- 1910: Auguste Rodin
- 1937: André Siegfried
- 1946: Pau Casals
- 1951: Théophile Alajouanine
- 1953: Arthur Honegger
- 1976: Louise Weiss
- 1980: Emilio Colombo
- 1984: Lucie Aubrac
- 1984: Raymond Aubrac
- 2000: Jacques Dewatre
- 2005: Maurice Allais
- 2005: Jean-François Deniau
- 2007: Yves Saint Laurent
- 2008: Maurice Herzog
- 2008: Tahar Ben Jelloun
- 2008: Schwester Emmanuelle NDS
- 2009: Zinédine Zidane
- ????: Kurt Beck
Commandeur de la Légion d’Honneur (C. LH)
- 1804: Louis Joseph Charles Amable d’Albert de Luynes
- 1880: Pierre Puvis de Chavannes
- 1882: Frédéric-Auguste Bartholdi
- 1918: Alfred Baudrillart
- 1918 (?): Auguste Rateau
- 1924: Antoine Bourdelle
- 1927: Walter Gay
- 1946: Władysław Anders
- 1952: Florent Schmitt
- 1977: Jean Borotra
- 1980: Marguerite Yourcenar
- 1983: Akram Ojjeh
- 1995: Marie-Claude Vaillant-Couturier
- 1996: Mikis Theodorakis
- 1998: Papst Benedikt XVI. (Joseph Alois Ratzinger)
- 2000: Heinz Berggruen
- 2002: Manfred Rommel
- 2002: Edmund Stoiber
- 2004: Marie-Claire Alain
- 2004: Charles Aznavour
- 2004: Hartmut Mehdorn
- 2005: Roland Ertl
- 2006: Kazimierz Świątek
- 2006: Karl Lehmann
- 2007: Daniel Barenboim
- 2007: Jean-Paul Belmondo
- 2007: François Pinault
- 2007: Oscar Niemeyer
- 2008: Claudia Cardinale
- 2008: Christina Weiss
- 2008: Jürgen Rüttgers
- 2009: Władysław Bartoszewski
Officier de la Légion d’Honneur (O. LH)
- 1804: Dominique Jean Larrey
- 1804: François-Joseph d’Offenstein
- 1821: François Joseph Bosio
- 1851: Joseph-Frédéric-Benoît Charrière
- 1878: Gabriel Davioud
- 1881: Ernest Henri Besnier
- 1894: Jean Béraud
- 1901: Valentin Joseph Boussinesq
- 1914: Henri Bergson
- 1915: Milan Rastislav Štefánik
- 1919: Pierre Teilhard de Chardin
- 1939: Jules Supervielle
- 1960: Jean Gabin
- 1980: Patrick Baudry
- 1984: André Castelot
- 1986: Marcel Marceau
- 1995: Colette Besson
- 1999: Robert Parker
- 2000: Wolfgang A. Herrmann
- 2000: Walter Veltroni
- 2001: Hartmut Mehdorn
- 2004: Jean Reno
- 2004: Josef Pühringer
- 2007: Beate Klarsfeld
- 2007: Amitabh Bachchan
- 2007: Barbra Streisand
- 2007: Philippine de Rothschild-Sereys
- 2008: Giorgio Armani
- 2008: Thomas Treu
Chevalier de la Légion d’Honneur (Ch. LH)
Verweigerung des Ordens
- Die Mitarbeiter der Zeitung Le Canard enchaîné haben von je her die Auszeichnungen durch Orden zurückgewiesen, in erster Linie diejenige der Ehrenlegion. Der Journalist Pierre Scize wurde 1933 entlassen, weil er ihn angenommen hatte.
- Der Dramaturg Népomucène Lemercier weigerte sich den Eid auf den Kaiser und seine Dynastie abzulegen, Lafayette und der Dichter Jean-François Ducis, Gérard de Nerval, George Sand, Honoré Daumier, Émile Littré, Gustave Courbet und Guy de Maupassant lehnten die Annahme ab, Maurice Ravel gab sie ohne Begründung zurück. Pierre und Marie Curie, Eugène Le Roy, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Albert Camus, Antoine Pinay gehören zu den weiteren Verweigerern. Brigitte Bardot wurde 1985 ausgezeichnet, weigerte sich aber zur Verleihung zu erscheinen. Weiterhin Catherine Deneuve.
- Aufmüpfige Dichter wie Jacques Prévert, Georges Brassens, der darüber ein Chanson schrieb oder Léo Ferré, der spottete „dieses unglückselige Band, das rot wie die Schande ist“, Geneviève de Fontenay, die Präsidentin von Miss France, welche ein savoyischer Abgeordneter vorschlug, lehnte aus gegenteiligen Gründen ab: „Dieses Band an irgend jemanden abzugeben … wie eine Schokoladenmedaille, ist wirklich eine Entehrung des Ordens.“
- Der Ende 1997 ausgezeichnete Schriftsteller Bernard Clavel hatte wissen lassen, dass er den Orden nicht annähme und es vorzog dem „Clan derjenigen, die ihn verweigert haben“ anzugehören. Er fügte bei, dass sein Onkel Charles ihn erhalten hatte, weil er sein Blut in einem fürchterlichen Krieg in Strömen für sein Land vergossen hatte. „Ich denke, er würde sich in seinem Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass ich das gleiche Band trage wie er.“
- Bei einem Zusammentreffen hatte der Präsident der Republik, Vincent Auriol, den Schriftsteller Marcel Aymé für den Orden der Ehrenlegion vorgeschlagen. Dieser hatte derb und ohne Zurückhaltung geantwortet: „Was ihre Ehrenlegion anbelangt, Herr Präsident, so können sie sich diese, mit ihrem Respekt zu sagen, im Zug installieren…“
- Es gibt auch Personen, die den Orden zwar akzeptieren, sich jedoch weigern, ihn zu tragen, zum Beispiel Jean d’Ormesson von der Académie française.
Museum der Ehrenlegion
Das für den Fürsten Friedrich III. von Salm-Kyrburg gebaute Hôtel de Salm ist seit dem 13. Mai 1804 Sitz der Ehrenlegion und beherbergt deren Museum.
Kuriosa
Auch ein Tier erhielt die höchste Auszeichnung. Eine Taube brachte im Ersten Weltkrieg bei Verdun als letzte Brieftaube die Bitte um Entsatz der in Fort Vaux eingeschlossenen Soldaten heil ans Ziel, starb aber noch am selben Tag aufgrund der eingeatmeten Kampfgase. Postum erhielt sie das rote Band.[3]
Weblinks
- Website der Ehrenlegion (französisch)
- Musée national de la Légion d’honneur et des ordres de chevalerie (französisch)
- Société d'Entraide des Membres de la Légion d’honneur (französisch)
- Base Léonore, recensement des récipiendaires de la légion d'honneur (französisch)
- Polen in der Ehrenlegion (französisch)
- Histoire de la Légion d'honneur (französisch)
- Die „légion d’honneur” – die Ehrenlegion
Anmerkungen
- ↑ Grenz-Echo -Die ostbelgische Tageszeitung grenzecho.net
- ↑ Belgischer Rundfunk (BRF)
- ↑ Sven Felix Kellerhoff: Jeder sieht sich schon vor seinem Grab bei Welt.de
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