Lüdersen

Lüdersen
Lüdersen
Stadt Springe
Ehemaliges Gemeindewappen
Koordinaten: 52° 15′ N, 9° 40′ O52.2533333333339.671666666666787Koordinaten: 52° 15′ 12″ N, 9° 40′ 18″ O
Höhe: 87–152 m ü. NN
Einwohner: 990 (1. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 31832
Vorwahl: 05045

Lüdersen ist eine Ortschaft in der Stadt Springe in Niedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Lüdersen liegt im Nordosten des Stadtgebietes von Springe, am Osthang des Süllbergs, einem östlichen Ausläufer des Deisters. Es ist das einzige Bergdorf der Region Hannover. An mehreren Stellen bietet sich daher ein schöner Ausblick auf das Calenberger Land bis nach Hannover. An Tagen mit guter Fernsicht, kann man den höchsten Berg des Harzes, den Brocken, klar sehen.

Lüdersen ist Teil der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen.

Geschichte

Erste menschliche Spuren im Gebiet um Lüdersen stammen aus der Jungsteinzeit.

Der Ort Lüdersen wurde erstmals als Luidgereshem in einer nicht mehr erhaltenen Urkunde des Bischofs Milo von Minden (969 - 996) erwähnt. Die Namensendung "hem" = "heim" lässt darauf schließen, dass der Ort bereits viel früher entstanden ist. Der Name änderte sich im Laufe der Zeit in Ludershusen (1252), Ludersen (1424) und in das heutige Lüdersen.

12.-16. Jahrhundert

Das älteste Gebäude Lüdersens ist die unter Denkmalschutz stehende Sankt-Marien-Kirche. Der Turm wurde in etwa um das Jahr 1100 als Wehrturm erbaut. Zu dieser Zeit gehörte Lüdersen zum Herzogtum Sachsen. Innerhalb des Herzogtumes gehörte das Gebiet zum Teil Engern.

Nachdem 1180 durch Heinrich dem Löwen die Reichsacht verhängt wurde, stritten sich die Welfen und die Bischöfe von Minden und Hildesheim um das Land westlich von Hannover. Das Gebiet wurde in der Folgezeit von den Grafen Hallermund beherrscht.

Um 1250 (vermutlich 1252) wurde der ältere Teil des Kirchenschiffes gebaut. Die Kirche liegt außerhalb des Kerndorfes aus wahrscheinlich vorchristlicher Zeit. Erst im späten Mittelalter wuchs das Dorf um die Kirche herum.

Ab 1292 wurde das Gebiet wieder von den Welfen beherrscht.

Anfang des 14. Jahrhunderts häufte das von den Grafen Hallermund gegründete Zisterzienserkloster Loccum gezielt Landbesitz in Lüdersen, da sich in Lüdersen auch in der Zeit einer beginnenden landwirtschaftlichen Krisenzeit Landausbau noch lohnte.

Gemäß einer Urkunde aus dem Jahre 1302 gehörte die Lüderser Kirche zu diesem Zeitpunkt zum Archidiakonat Pattensen. Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg und Göttingen als Patronatsherr überwies seinerzeit sein Recht samt seinen Besitzungen in Lüdersen an das Zisterzienserkloster Loccum. Die Eingliederung fand um 1380 statt. Die Verwaltung erfolgte durch einen vor Ort lebenden Klosterbruder. Anderer wesentlicher Landeigentümer war das Kloster Fischbeck.

Die Grundherren legten kein Salland mehr an, sondern forderten von den Bauern nur noch Abgaben und relativ wenige Dienste. Der an das Kloster Loccum zu errichtende Korn-Zins wird auf dem Boden des Leichenhauses gelagert.

In dieser Zeit wurden viele Dörfer im Calenberger Land aufgegeben. So zum Beispiel auch das ursprünglich zwischen Lüdersen und Holtensen gelegene Dorf Weningreder (Wenningrode). Das Dorf wurde erstmals 1269 und letztmalig 1346 erwähnt. Bei Holtensen erinnert die Flurbezeichnung Wenningröder Feld noch an die Wüstung.

In dieser Zeit begann sich das Meierrecht in der Gegend durchzusetzen. Die Bauern wurden dazu aus der Leibeigenschaft entlassen. 1363 verkauften das Kloster Loccum auf Wiederverkauf Güter zu Lüdersen, Gestorf und Hüpede an die von Berkensen. Im Jahre 1417 löste das Kloster Loccum die an die von Berkensen auf Wiederkauf verkauften Güter zu Lüdersen, Gestorf und Hüpede gegen den Widerstand der von Berkensen wieder ein.

1497 wurde die Kirche um den 8m langen Chor erweitert.

Im Jahre 1520 - während der Hildesheimer Stiftsfehde - brannte Lüdersen ab. Die Kirche blieb verschont.

Drei Jahrzehnte später setzte sich die Reformation in Lüdersen durch.

1588 wurden Lüdersen und Bennigsen zu einer Pfarre verschmolzen.

17.-19. Jahrhundert

  • 1625/1626 wütet die Pest im Calenberger Land.
  • 1689 hat Lüdersen 195 Einwohner. Es bestanden 35 bewirtschaftete Hofstellen (inkl. der Küsterei).
  • 1744 erhielt die Kirche eine erste Glocke.
  • 1765 erhält der Kirchturm eine erste Uhr.
  • 1787 wurde der noch heute genutzte Taufengel in der St. Marien-Kirche erstmals erwähnt.
  • 1812 erhält die Kirche eine erste Orgel.
  • 1814 wird Lüdersen Teil des neu gegründeten Königreich Hannover.
  • Um 1850 endet durch eine Ablösung die Grundherrschaft des Klosters Loccum über das Land der Bauern.
  • 1866 wird durch die Annexion des Königreich Hannover Teil der preußischen Provinz Hannover.
  • 1871/72 wird die Kirche im neugotischen Stil renoviert. Im Rahmen weiterer Umbaumaßnahmen verschwindet das Leichenhaus; der Eingang wird verlagert.
  • 1885 wurde Lüdersen Teil des neugebildeten Kreises Springe.
  • Im Jahre 1893 wurde - zunächst nur für Männer - der Gesangverein Frohsinn gegründet.
  • 1897 wird die Spar- und Darlehenskasse Lüdersen eGmbH gegründet. In den 1960er Jahren erfolgt die Verlegung des Sitzes nach Bennigsen.

20. Jahrhundert

1945 wurde Lüdersen Teil der britischen Besatzungszone.

Am 13. Januar 1946 wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Friedrich Baumecker der SPD-Ortsverein Lüdersen gegründet. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in dem vorwiegend bäuerlich geprägten Dorf keine Grundlage für SPD.

Das Dorf wurde 1946 Teil des Landes Hannover das später in dem neu gegründeten Bundesland Niedersachsen aufgegangen ist.

1949 wurde Lüdersen Teil des Bundeslandes Niedersachsen der Bundesrepublik Deutschland. Im selben Jahr wurde dem Ort das offizielle Dorfwappen mit dem über drei Berge springenden Wolf verliehen. Die drei Berge sind der Süllberg, der Wolfsberg und der Vörier Berg.

1955 errichteten die Diakonischen Werke Himmelsthür ein Heim für behinderte Menschen in Lüdersen. In den folgenden Jahren wurde das Heim durch weitere Neubauten erweitert.

1966 wurde der atomsichere Fernmeldebunker der Bundeswehr am Rand des Süllbergs errichtet. Er war bis zum Jahr 1996 in Betrieb.

Am 1. Juni 1972 wurde der Ortsverband der CDU gegründet.

Im Jahre 1973 wurde die Dorfgemeinschaftshalle (heute: Bergdorfhalle) errichtet. Im selben Jahr wurde der Sportverein „Sportgemeinschaft Lüdersen“ gegründet.

Im Jahr 1974 gab im Rahmen einer Gemeindereform die bis dahin selbständige Gemeinde Lüdersen ihre Selbständigkeit auf und wurde ein Stadtteil der Stadt Springe. Da der Landkreis Springe gleichzeitig aufgelöst wurde, wurde Lüdersen Teil des Landkreises Hannover.

Die Bergbühne Lüdersen wurde im Jahre 1978 gegründet.

1991 wurde durch die Hannoversche Werkstätten GmbH eine Außenstelle in Lüdersen mit einer Wohngruppe und Werkstattplätzen für Menschen mit Autismus eröffnet.

21. Jahrhundert

Seit 2001 gehört Lüdersen zur Region Hannover.

Im Rahmen des 25-jährigen Vereinsjubiläums der Bergbühne fanden 2003 in Lüdersen und Springe die „Niedersächsischen Amateurtheatertage“ statt.

Im selben Jahr wurden erste Maßnahmen aus dem Dorferneuerungsprogramm angefangen (u. a. Erneuerung des Schulhofes und des Dorfplatzes, Errichtung des Brunnens „Am Heinsood“).

Im Januar 2008 erwarb die Firma Sapiensis aus Hannover die ehemalige „Grundnetzschalt- und Vermittlungsstelle (GSVBw 21)“ mit ihrem unterirdisch gelegenen Atombunker am Rand des Süllbergs. Der Verein Vorbei e.V. hat der unter Denkmalschutz stehenden Anlage ein virtuelles Museum gewidmet (siehe Weblinks).

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1689: 195 Einwohner
  • 1910: 428 Einwohner
  • 1925: 391 Einwohner
  • 1933: 373 Einwohner
  • 1939: 379 Einwohner
  • 1964: 850 Einwohner
  • 2003: 1014 Einwohner
  • 2004: 1015 Einwohner
  • 2006: 988 Einwohner
  • 2007: 990 Einwohner
  • 2008: 983 Einwohner
  • 2009: 986 Einwohner (per 1. September 2009)

Politik

Ortsbürgermeisterin ist Ursel Postrach (SPD).

St.-Marienkirche

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • St.-Marien-Kirche mit Wehrturm, Taufengel und historischem Friedhof
  • Aussicht auf das Calenberger Land
  • Hexenhäuschen am Linderter Weg
  • Wolfsbergquelle

In Lüdersen gibt es eine regelmäßig erscheinende Zeitung, die Bergpost, mit Informationen zum aktuellen Geschehen im Ort.

Verkehr

Lüdersen liegt an der Kreisstraße 227 (Streckenführung: Abzweig der L 389 zwischen Hiddestorf und Linderte bis Bennigsen). Die Bundesstraßen 3 und 217 führen wenige Kilometer an Lüdersen vorbei.

Die Bahnstrecke Hannover–Altenbeken führt direkt am Dorf vorbei. Durch die Linie S5 besteht Anschluss nach Hannover, zum Flughafen Hannover, nach Springe, Hameln, Bad Pyrmont und Paderborn. Eine Haltestelle der S-Bahn Hannover liegt im ca. einen Kilometer entfernten Nachbarort Bennigsen. Von dort besteht Busanschluss (Linie 360 und 383). Die Organisation PRO BAHN fordert die Einrichtung einer S-Bahn-Haltestelle in Lüdersen.

Der Ort ist auch von Hannover aus mit der Stadtbahn Hannover, Linien 3, 7 und 17 bis Wallensteinstraße und dann mit dem Bus 360 zu erreichen.

Mit der Buslinie 383 eine Verbindung nach Springe.

Vereine

Lüdersen verfügt über eine ausgeprägte Dorfgemeinschaft, die mehrmals dafür gesorgt hat, dass Lüdersen im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden prämiert wurde.

Veranstaltungen

Es gibt im gesamten Jahr viele regelmäßige Veranstaltungen. Als Beispiel seien genannt:

  • Osterfeuer
  • Aufstellen des Maibaumes
  • Himmelfahrt-Grillen am Süllberg
  • Sommertheater der Bergbühne
  • Dreiakter-Aufführungen der Bergbühne im Herbst

Weblinks


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