Objektschutz (Luftwaffe)

Objektschutz (Luftwaffe)
Wappen des Objektschutzregimentes der Luftwaffe „Friesland“
Barettabzeichen

Der Objektschutz ist ein Dienstbereich der Luftwaffe.

Er umfasst die Aufgabe, Objekte der Luftwaffe sowohl im passiven als auch im aktiven Objektschutz vor Schaden zu bewahren. Das schließt den Schutz stationärer Anlagen (z. B. Flugplätze, Kasernen, Depots) und mobiler Kräfte der Luftwaffe (z. B. Flugabwehrraketen-Einheiten im Einsatz) gegen ein breites Spektrum von Bedrohungen ein. Hierfür werden vor allem (aktive und mobilmachungsabhängige) Infanterie-, Flugabwehr-, ABC-Abwehr-, Brandschutz-, Kampfmittelerkundungs-, Kampfmittelbeseitigungs- und Pionierkräfte vorgehalten.

Die Einsatzkräfte des Objektschutzes sind vorwiegend im Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“ und der Luftwaffensicherungsstaffel „S“ des Jagdbombergeschwader 33 zusammengefasst. Zusätzlich bildet das Luftwaffenausbildungsregiment an mehreren Standorten alle Rekruten der Luftwaffe aus, unabhängig von deren weiterer Verwendung. Des Weiteren gehören die Soldaten der Luftwaffenanteile des Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung einheitlich zum Dienstbereich Objektschutz der Luftwaffe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Soldaten mit Radfahrzeug Dingo in Afghanistan (2009)
Ein US-Soldat und ein deutscher Soldat der Luftwaffensicherungsstaffel S während einer gemeinsamen Anti-Terror-Übung zum Schutz eines Hangars des Fliegerhorstes Büchel im Februar 2007

Sicherungsstaffeln der Geschwader

Objektschutz in der Luftwaffe war bis Ende der 1990er Jahre eine Aufgabe, die jeder Einsatzverband wahrzunehmen hatte. Die Geschwader besaßen hierfür eigene Sicherungsstaffeln, zumeist nur teilaktiv mit zwei aktiven und zwei nicht aktiven Zügen. Hinzu kamen Sicherungsstaffeln, die erst im Spannungsfall durch die Einberufung von Reservisten mit Personal besetzt werden sollten. Je nach Geschwadergröße und Einsatzort waren auf diese Weise 4 bis 16 infanteristisch ausgebildete Sicherungszüge vorhanden.

In den fliegenden Geschwadern wurden die Sicherungsstaffeln im Frieden unter anderem mit der Sanitäts- und der Kraftfahrzeugstaffel in der Fliegerhorstgruppe zusammengefasst, in der auch ABC-Abwehr- und Luftwaffenpionierfähigkeiten abgebildet waren. Mit Mobilmachung wären neben zusätzlichen Sicherungs- auch Startbahninstandsetzungsstaffeln aktiviert worden.

Objektschutzbataillon

Mit der Einnahme der Luftwaffenstruktur 5 als Folge der sich ändernden Bedrohungslage wurden die nichtaktiven Staffeln teilweise aufgelöst und zudem im März 1997 eine zentrale Komponente für den Objektschutz geschaffen, das Objektschutzbataillon der Luftwaffe mit Sitz in Upjever. Der Verband zählte ungefähr 1.100 Soldaten. Zu seinen Aufgaben gehörten der "infanteristische" Objektschutz (1. und 2. Staffel), die Flugabwehr (3. Staffel), die ABC-Abwehr und Brandbekämpfung (4. Staffel), sowie das Pionierwesen und die Kampfmittelbeseitung im Rahmen von Flugplatzschadensbeseitigung (5. Staffel). Insgesamt waren fünf Staffeln in den drei Standorten Upjever (1., 2. und 4. Staffel), Wittmund (Stab und 3. Staffel) und Diepholz (5. Staffel) disloziert. Das Objektschutzbataillon der Luftwaffe stellte innerhalb seiner Teilstreitkraft, nach den Lufttransportverbänden, den Verband mit den meisten Auslandseinsätzen dar.

Umstrukturierung der Objektschutzstaffeln

Zum 1. April 2003 wurden die Fliegerhorstgruppen umgegliedert: Viele nichtaktive Sicherungsstaffeln wurden aufgelöst, sämtliche noch bestehenden Staffeln (alle teilaktiv) wurden zusammengelegt und in drei Fliegerhorstgruppen konzentriert. Diese befanden sich in Jagel (Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“), Kerpen (Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“) und Lechfeld (Jagdbombergeschwader 32). An jedem Standort waren drei Staffeln (nun Objektschutzstaffeln genannt), davon jeweils 2 infanteristische Staffeln à 4 aktive Züge und eine Sonderstaffel (EOD, ABC/Se bzw. Fliegerabwehr) in unterschiedlicher Zugstärke eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Luftwaffe über ein theoretisches Einsatzäquivalent von 32 Zügen infanteristischem Objektschutz (8 Staffeln à 4 Züge, davon 2 im Objektschutzbataillon). Aufgrund der Bundeswehrreform bekannt gegeben durch den Verteidigungsminister Thomas de Maizière am 26. Oktober 2011, wird der Standort Kerpen geschlossen[1].

Aufstellung des Objektschutzregiments

Zum 30. Juni 2006 wurden das Objektschutzbataillon und die drei oben genannten Fliegerhorstgruppen aufgelöst. Sämtliche Objektschutzstaffeln (aktiv und teil- bzw nichtaktiv) wurden ebenfalls aufgelöst und teilweise in das zeitgleich neu aufgestellte Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“ überführt. Hiermit findet sich der Abschluss der Luftwaffenstruktur 6 im Bereich des infanteristischen Objektschutzes.

Einsätze

Organisation

Gliederung

Sicherungsstaffel „S“

Eine Besonderheit stellt die Fliegerhorstgruppe des Jagdbombergeschwader 33 auf dem Fliegerhorst Büchel dar. Bedingt durch den spezialisierten Auftrag, die Sicherheit der Sonderwaffen zu gewährleisten, verfügt dieses Geschwader als einziger fliegender Verband der Luftwaffe über eine Luftwaffensicherungsstaffel. Sie ist mit 429 Soldaten die größte Staffel der Luftwaffe.

Objektschutzregiment der Luftwaffe Friesland

Das Objektschutzregiment (ObjSRgtLw) ist dem Kommando 4. Luftwaffendivision in Aurich unterstellt. Seit Aufstellung wurde es bis zum 14. Oktober 2010 durch Oberst Karl-Heinz Kubiak geführt. Sein Nachfolger ist Oberst Harald Schulz. Es gliedert sich in:

  • Objektschutzregiment der Luftwaffe Friesland, Schortens
    • Stab
    • I. Bataillon, Schortens
      • Stab
      • 1. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
      • 2. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
      • 3. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
      • 4. Staffel (Flugabwehr), Wittmund
    • II. Bataillon, Kerpen
      • Stab
      • 5. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen
      • 6. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen
      • 7. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen
      • Feldnachrichtenstaffel der Luftwaffe, Kerpen
    • III. Bataillon, Diepholz
      • Stab
      • 8. Staffel (ABC-Abwehr und Selbstschutz), Schortens (mit 1 ABC/Se-Zug (na))
      • 9. Staffel (Brandbekämpfung), Schortens
      • 10. Staffel (Kampfmittelbeseitigung), Diepholz
      • 11. Staffel (Flugplatzschadensbeseitigung), Diepholz
      • 12. Staffel (Flugplatzschadensbeseitigung), Diepholz (mit 2 LwPiZügen(na))
  • IV. Bataillon (nichtaktiv)
    • 13. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
    • 14. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Schortens
    • 15. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen
    • 16. Staffel (infanteristischer Objektschutz), Kerpen

Personal

Die infanteristischen Einheiten des Objektschutzes bestehen größtenteils aus Mannschaftsdienstgraden. Grundwehrdienstleistende werden hier direkt im Anschluss an die Grundausbildung in drei bis vier Monaten bis zum Status Combat ready (CR; dt.: einsatzfähig) ausgebildet. In den letzten Jahren wurde der Anteil an Zeitsoldaten und freiwillig Wehrdienst leistenden Soldaten erhöht, um diese in Einsätzen verwenden zu können und um einen Expertiseerhalt zu erreichen.

Im III. Bataillon sind, bedingt durch die erforderliche höhere Qualifizierung, hauptsächlich Unteroffiziers- und Offiziersdienstgrade eingesetzt.

Rekrutierung und Ausbildung

Der Nachwuchs für das Objektschutzregiment rekrutiert sich hauptsächlich aus Soldaten des Luftwaffenausbildungsregimentes. Teils finden sich aber auch Soldaten anderer Einheiten wie Jäger, Fallschirmjäger oder Panzergrenadiere sowie Soldaten der Marineschutzkräfte im Objektschutzregiment wieder.

Die Ausbildung für den infanteristischen Objektschutz gliedert sich in 3 Abschnitte: Die Combat Ready Ausbildung, hier findet eine Vertiefung der Themen der Grundausbildung sowie die Ersteinweisung für Luftwaffensoldaten auf die Waffen Panzerfaust 3, Granatpistole, Signalpistole, Maschinengewehr 3 sowie Granatmaschinenwaffe und Handgranate DM51 statt. Den zweiten Abschnitt bildet die Spezialistenausbildung, hier werden die einzelnen Gruppensoldaten speziell auf ihre gruppeninterne Verwendung geschult. Der dritte Abschnitt bildet die einsatzvorbereitende bzw. einsatzbezogene Ausbildung.

Ausrüstung

Die Ausrüstung der Objektschutzkräfte der Luftwaffe umfasst:

Uniform

Angehörige des Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“ und der Luftwaffensicherungsstaffel „S“ tragen abweichend das dunkelblaue Barett mit den gekreuzten Gewehren und der Schwinge als Barettabzeichen. Luftwaffenangehörige des Wachbataillon BMVg tragen das dunkelblaue Barett mit dem gotischen „W“ als Barettabzeichen.

Handfeuerwaffen

Ungepanzerte Fahrzeuge

Gepanzerte Fahrzeuge

  • ATF Dingo 1
  • ATF Dingo 2
  • TPz Fuchs 1A4

Infanterie

Flugabwehr

Pioniere

  • Hydraulik-Bagger (CAT 318)
  • Schwenklader (Ahlmann AS 12B)
  • Flächenräumgerät (Ahlmann AS 12 B umbaubar)
  • Mehrzweckarbeitsmaschine (Ahlmann AS 6M)
  • Knicklader (Liebherr L574, CAT 930 H)
  • Vibrationswalze (Vibromax)
  • Fahrzeugkran
  • Fugenschneider (Cedima)
  • diverse Kleingeräte

Verweise

Interne Verweise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zapfenstreich für Kerpen und Königswinter Bericht des WDR
  2. „AMIS - African Union Mission in Sudan“ auf der Homepage der Luftwaffe; eingesehen am 6. Januar 2009



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