Barett (Militär)

Barett (Militär)

Ein Barett ist eine flache, runde (früher teils auch eckige) Kopfbedeckung aus Stoff, Samt oder gefütterter Seide ohne Schirm oder Krempe. Das Wort wurde im 15. Jahrhundert aus dem mittellateinischen barretum/birretum entlehnt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Wort barretum/birretum hat seinen Ursprung im lateinischen birrus, einem kurzen Umhang mit Kapuze. Man glaubt, dass der Ursprung des Wortes birrus im keltischen liegt.[1] Im Irischen hat sich dazu das Wort bai read erhalten.[2]

Das Barett ist seit dem 15. Jahrhundert in der europäischen Mode bekannt und wurde ursprünglich als Zeichen gebildeter Stände getragen. Über den Adel wurde das Barett zu einem europaweit beliebten Modestück bei Bürgertum und Bauernstand. Mit dem Aufkommen neuer Hutformen im Laufe des 16. Jahrhunderts, speziell im damals stilbildenden Spanien, wurde das Barett bis 1600 langsam wieder aus der Mode verdrängt. Bei den im späten 15. Jahrhundert ebenfalls aufkommenden Landsknechten war das Barett neben anderen Hutformen und Helmen ein sehr beliebte militärische Kopfbedeckung. Form und Ausführung waren an keine keine Richtlinien gebunden und orientierten sich nur am Geschmack des Trägers. Auf militärische Zweckmäßigkeit wurde keine Rücksicht genommen. Landsknechte wählten oft sehr auffallende, weit ausladend gestaltete Baretts und schmückten sie vielfach mit bunten Federn.

Nach seinem Ende als Modestück hielt sich das Barett als Kopfbedeckung bäuerlicher Bevölkerungen u.a. in Irland und Frankreich. Sehr bekannt wurde das Barett in der Form der „Baskenmütze", welche zur Tracht der Schäfer in den gebirgigen Pyrenäen gehört.

In Deutschland erfuhr das Barett im freiheitlich denkenden Bürgertum mit den Befreiungskriegen als politisch motiviertes Kleidungsstück ein kurze Wiedergeburt. Es gehörte damals zur sogenannten Altdeutschen Tracht, die sich sehr frei an die Zeit Martin Luthers anlehnen wollte. Diese Kleidermode galt nach dem Wiener Kongress bei den wiedererstarkten deutschen Fürsten und Königen als so provokativ und aufrührerisch, dass sie teilweise verboten wurde.

Im neuzeitlichen Militärwesen wurde das Barett erstmals 1889 bei den französischen Gebirgsjägern eingeführt. Zum damaligen Zeitpunkt noch in Form der traditionellen ausladenden Baskenmütze aus dunkelblauem Wollstoff[3]. Zu Anfang des Kriegsjahres 1916 wurde es als für die moderne Kriegführung untauglich wieder abgeschafft.

1910 wurde in Deutschland eine neue Feldmütze ausgegeben, welche sich deutlich an historischen Barettformen orientierte, aber durch seine handliche Größe und moderne Umsetzung wesentlich zweckmäßiger war. Die Feldmütze M1910 bestand aus feldgrauem Stoff und besaß ein einfassendes Band in den Farben der jeweiligen Streitkräfte sowie zwei Kokarden in den Farben des Reiches und des jeweiligen Landes aus dem der Soldat stammte.[4] Da die meisten Soldaten während des Ersten Weltkriegs keinen Wert auf einen sachgemäßen Sitz der Feldmütze legten, ist ihre Konzeption als Barett anhand vieler Fotografien nicht gleich zu erkennen. Moderne Tragerekonstruktionen erleichtern dagegen die Zuordnung.[5] 1917 versuchte man die Feldmütze in einer dunkleren Version mit einem für alle Waffengattungen einheitlichen grünen umlaufenden Band einzuführen, was jedoch durch die schwierige Rohstofflage bis zuletzt nicht durchgehend gelang.

Mit Gründung der Reichswehr verschwand das kaiserzeitliche Barett bei die Truppe. Stattdessen führte man 1919 die bis dahin nur für die Offiziere typische Schirmmütze auch bei den Mannschaften ein.

Während des Zweiten Weltkriegs war das Barett ein ausschließliches Kennzeichen britischer Streitkräfte und bestand aus khakifarbenem Wollstoff. 1944 wurden die ersten bordeaux-roten Barette als Kennzeichen für die britischen Fallschirmjäger ausgegeben.

Bis in die 1970er Jahre spielte das Barett in Deutschland als Kleidungsstück eine untergeordnete Rolle. Im uniformmäßigen Bereich trugen es lediglich einige Studentenverbindungen sowie einige Wandervögel in Anlehnung zur Altdeutschen Tracht. Die größte Pfadfinderorganisation in Deutschland, die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) führte 1964 einer damaligen internationalen Mode der Pfadfinderverbänden folgend, ein anthrazitgraues Barett mit kunstledernem Stirnband als Kopfbedeckung ein.

Deutschland

Bundeswehr

Barett der Bundeswehr

In der deutschen Bundeswehr ist das Barett seit 1971, heute vornehmlich im Heer, in der Streitkräftebasis und dem Zentralen Sanitätsdienst eingeführt. Ursprünglich wurde 1971 das Barett nur für die Panzer-, Jäger- und Fallschirmjägertruppe eingeführt. Die übrigen Truppengattungen, außer der 1. Gebirgsdivision, wurden ab 1982 mit dem Barett ausgerüstet. Darüber hinaus wird auch in den Marine- und Luftwaffensicherungskräften das Barett getragen. Im Heer und von Heeresuniformträgern in der Streitkräftebasis und im zentralen Sanitätsdienst wird das Barett zum Dienstanzug (Ausgehanzug) und zum Feldanzug getragen. Kombiniert mit dem Feldanzug wird das Barett allerdings in der Regel zum Dienst in der Kaserne und in der Öffentlichkeit (z. B. Familienheimfahrten) getragen, da zum Feldanzug in der Grundform die Feldmütze als vorschriftsmäßige Kopfbedeckung vorgesehen ist.

Der einzige Großverband des Heeres ohne Barett war die 1. Gebirgsdivision. Ihre Soldaten trugen anstatt des Baretts die Bergmütze. Auch nach der zwischenzeitlichen Auflösung der 1. Gebirgsdivision tragen die Soldaten der ehemals zu ihr gehörenden Einheiten und Verbände die Bergmütze.

In der Grundausbildung tragen die Rekruten meist nur die Feldmütze. Nur zum Gelöbnis und bei offiziellen Anlässen wie z. B. Bataillonsantreten o. ä. wird Barett getragen. Der Rekrut soll sich sein Barett „verdienen“ (ähnlich wird die Trageweise der Litzen reglementiert). Diese gängige Praxis ist in der Bundeswehr üblich, obwohl dem Soldaten mit der Einkleidung das Barett bereits ausgehändigt wird. Ausnahmen werden manchmal für einzelne Verbände oder Kasernen durch den jeweiligen Kommandeur befohlen, der beispielsweise das Barett als einzige erlaubte Kopfbedeckung im Kasernenbereich vorschreiben kann.

Eine weitere Ausnahme bilden die Panzertruppen, wo statt der Feldmütze häufig auch zum Gefechtsdienst das schwarze Barett getragen wird, um einen besonderen Korpsgeist zu fördern.

Die Barettfarbe dient in Kombination mit dem zugehörigen truppengattungsspezifischen Barettabzeichen zur Unterscheidung der jeweiligen Verwendung eines Soldaten.

In der Bundeswehr finden sich folgende Barettfarben:

Für die Barettabzeichen siehe Uniform (Bundeswehr).

Polizei

Vor allem bei der Bereitschaftspolizei und bei Fußstreifen, vor allem in Fußgängerzonen oder in ländlichen Gebieten, wird zum Einsatzanzug bzw. zur Uniform auch ein Barett getragen. Teilweise tragen auch Hundeführer der Polizei den Einsatzanzug mit Barett.

  • grün bzw. blau: Einsatzhundertschaften der Bereitschaftspolizei
  • grün bzw. blau: Bereitschaftspolizeikomponente der Bundespolizei
  • schwarz: Bayerisches Unterstützungskommando (USK)/ geschlossene Einheiten der Berliner Polizei
  • bordeauxrot: Baden-Württembergisches und Bayerisches Spezialeinsatzkommando (SEK)
  • weiß: Motorradstaffel bzw. Motorradfahrer des Streifen- und Eskortendienstes


Zivil- und Katastrophenschutz

Das THW trägt seit Anfang der 90er Jahren ebenfalls Barette, sie werden in der Regel zu dem Dienstanzug oder sogar zu dem Einsatzanzug getragen. Dies ist allerdings örtlich verschieden, da sie in der neuen Bekleidungsrichtlinie nicht mehr vorgesehen sind und nur noch geduldet werden. Die Farbe des Baretts ist Schwarz, als Abzeichen wird das Organisationsemblem aus Metall getragen (Übereinander stehende Initialen „THW“ im Zahnrad).

Neben dem THW tragen viele weitere Organisationen des Katastrophenschutz Barette, unter anderem auch Feuerwehren (meist rot oder dunkelblau, je nach Land / Region). Das Deutsche Rote Kreuz trägt zum Beispiel dasselbe Barett wie die Sanitätstruppe der Bundeswehr, allerdings mit dem rotem Kreuz mit Umrandung als Barettabzeichen. Auf Ebene der DRK-Ortsvereine und Kreisverbände sind diese Umrandungen in silberner Farbe gehalten, für die Bezirks- und Landesverbände sowie den Bundesverband in goldener Farbe. Führungskräfte des DRK tragen rote Barette.

Österreich

Bundesheer

Grünes Barett (für Rekruten oder Chargen)

Ähnlich wie bei der deutschen Bundeswehr gilt auch in Österreich, dass sich Rekruten ihr Barett „verdienen“ müssen. Es wird ihnen zwar bereits mit der Einkleidung ausgehändigt, darf aber in der Regel erst nach erfolgreichem Abschluss der Grundausbildung getragen werden. Bis dahin ist die Feldmütze zu tragen. Darüber hinaus ist es vom jeweiligen Truppenkörper abhängig, ob anstatt des Baretts nach der Grundausbildung nicht auch weiterhin die Feldmütze getragen wird. Generell gilt jedoch, dass bei Panzerverbänden stets das Barett bevorzugt wird - auch im Rahmen des Gefechtsdiensts.

Barettfarben:

  • Schwarzes Barett (Panzertruppe, Panzergrenadiere und Panzerartillerie, mechanisierte Einheiten)
  • Scharlachrotes Barett (Garde)
  • Korallenrotes Barett (Militärstreife/MP)
  • Weinrotes Barett (Jägerbataillon 25)
  • Gelbgrünes Barett (Soldaten des Heeressportzentrum)
  • Hechtgraues Barett (ABC-Abwehrtruppe)
  • Rostbraunes Barett (Fernmeldetruppe)
  • Grasgrünes Barett (Infanterie, Jägertruppe, Pioniertruppe, alle Waffengattungen ohne eigener Barettfarbe)
  • Schlammgrünes Barett (Jagdkommando)
  • Schlammgrünes Barett mit Jagdkommando-Abzeichen anstelle des Bundesadlers (Soldaten mit abgeschlossenem Jagdkommando Grundkurs)
  • Dunkelblaues Barett (Heeresversorgungsschule, Kommando Einsatzunterstützung)
  • Blaues UN-Barett (Soldaten im internationalen Einsatz der Vereinten Nationen)

Farbe des Bundesadlers:

  • Altsilber: Rekruten und Chargen
  • Silber: Unteroffiziere
  • Gold: Offiziere

Polizei

Als ziviler, wenngleich auch militärisch organisierter Wachkörper, hat auch die österreichische Bundespolizei verschiedene Barettfarben:

Farbe des Bundesadlers:

  • Platin: Eingeteilte Beamte
  • Silber: Dienstführende Beamte
  • Gold: Leitende Beamte


Schweiz

Béret der Schweizer Armee, nach links mit Emblem rechts.

Das Barett wird in der Schweizer Armee Béret genannt. Im Gegensatz zu Deutschland und Österreich sind nur die Farben Ausdruck für die jeweilige Truppengattung. Das Emblem am Béret steht für die Haupteinheit, zu der der Träger gehört. Die Embleme der höheren Unteroffiziere (ab Stufe Feldweibel) und Offiziere (siehe Dienstgrade in der Schweizer Armee) sind mit einem goldenen Eichenkranz versehen. In der Schweizer Armee wird im Gegensatz zu den meisten anderen Organisationen und Armeen das Béretemblem rechts getragen.

  • schwarz: Generalstabsdienst, Territorialdienst, Panzer, Genie, Rettung, Übermittlung/Führungsunterstützung, ABC Abwehr, Militärischer Nachrichtendienst, Militärjustiz, Armeeseelsorge, Bereitschaftsdienst, Sport
  • grün: Infanterie, Militärmusik
  • rot: Artillerie
  • dunkelblau: Luftwaffe
  • blau: Sanitätstruppen, Rotkreuzdienst
  • bordeauxrot: Logistiktruppen (Versorgung, Material, Transporte, Veterinäre)
  • grau: Militärische Sicherheit
  • hellblau: Friedensförderungseinsatz für die UNO

Einzelnachweise

  1. Günther Drosdowski: Etymologie, Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 1989, ISBN 3-411-20907-0, S. 63/64
  2. Norbert Nail, Joachim Göschel: Über Jena: Das Rätsel eines Ortsnamens: alte und neue Beiträge, Franz Steiner Verlag 1999, ISBN 3515075046, S. 90
  3. Laurent Mirouze: Infanteristen des ersten Weltkriegs, Verlag Karl-Heinz Dissberger, 1990, Düsseldorf ISBN 3-924753-28-8, S. 28
  4. Laurent Mirouze: Infanteristen des ersten Weltkriegs, Verlag Karl-Heinz Dissberger, 1990, Düsseldorf ISBN 3-924753-28-8, S. 62
  5. Laurent Mirouze: Infanteristen des ersten Weltkriegs, Verlag Karl-Heinz Dissberger, 1990, Düsseldorf ISBN 3-924753-28-8, S. 63

Siehe auch

Weblinks


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