- Philosophische Fakultät der Universität Greifswald
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Die Philosophische Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald besteht seit 1456 (damals Artistenfakultät) und ist damit eine der ältesten Einrichtungen ihrer Art.
Der Forschungsschwerpunkt der Philosophischen Fakultät liegt im Bereich Nordeuropa und Osteuropa, hier besonders die Sprachen und Kulturen des Ostseeraums. Dieser Forschungsschwerpunkt drückt sich auch in der Lehre aus, so werden einige der Fächer wie Fennistik, Slawistik, Baltistik oder Skandinavistik außer in Greifswald nur an wenigen anderen Universitäten angeboten.
Inhaltsverzeichnis
Institute
Fremdsprachen
1777 wurde der erste Kurs in Englisch an einer deutschen Universität in Greifswald gegeben. 1853 wurde eine Abteilung für moderne Sprachen gegründet aus dem im Jahre 1881 das Seminar für Moderne Philologie hervorging. Heute ist der Name der Einrichtung Institut für Fremdsprachliche Philologien und umfasst folgende Arbeitsbereiche:
- Anglistik/Amerikanistik (u.a. Jürgen Klein)
- Baltistik
- Fennistik
- Gräzistik und Latinistik (u.a. Michael Weißenberger)
- Nordische Abteilung (u.a. Christer Lindqvist, Walter Baumgartner)
- Romanistik
- Slawistik (u.a Alexander Wöll)
Die Nordische Abteilung ist mit drei Lehrstühlen und Kursen in allen nordischen Sprachen (dänisch, färöisch, isländisch, norwegisch, schwedisch, finnisch, estnisch) eine der größten ihrer Art außerhalb der nordischen Länder[1]. Sie ist am internationalen Festival Nordischer Klang beteiligt. Die Universitätsbibliothek Greifswald ist deutschlandweite Sammelbibliothek für Bücher zu den baltischen Staaten und koordinierende Teilnehmerin am DFG-Projekt Vifanord (Virtuelle Fachbibliothek Nordeuropa und Ostseeraum).
Geschichte
Das Historische Institut wurde 1863 als erstes in Preußen und als viertes in Deutschland gegründet. Mit rund 1.400 Studierenden (2011) gehört das Institut zu den größten Einrichtungen an der Universität Greifswald. Mehr als jede zehnte Studierende ist für das Fach Geschichte eingeschrieben. Folgende Lehr- und Forschungsgebiete gibt es:
- Ur- und Frühgeschichte (Schließung des eigenständigen Instituts für Ur- und Frühgeschichte im Jahre 1996. Der Lehrstuhl wird seit dem 1. Dezember 2004 durch die Universitätsleitung unbesetzt gelassen.)[2]
- Alte Geschichte
- Geschichte des Mittelalters, darunter auch zur Hansegeschichte (u.a. Horst Wernicke, Karl-Heinz Spieß)
- Geschichte der Frühen Neuzeit (u.a. Michael North)
- Geschichte der Neuesten Zeit einschließlich der Zeitgeschichte (u.a. Thomas Stamm-Kuhlmann)
- Pommersche Geschichte (u.a. Werner Buchholz)
- Nordische Geschichte (u.a. Jens Olesen)
- Osteuropäische Geschichte
- Fachdidaktik Geschichte
- Arbeitsstelle Inschriften der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen[3]
Auf Betreiben von Professor Jens Olesen fand mit den „Schwedischen Historikertagen“ (Schwedisch: De Svenska Historiedagarna) die Jahrestagung schwedischer Historiker 2008 in Greifswald, und damit außerhalb Schwedens, statt.[4] Das Thema der Jahrestagung mit etwa 400 vornehmlich schwedischen Teilnehmern lautete „Deutschland und Schweden in der Geschichte“ (Schwedisch: Tyskland och Sverige genom historien).[5]
Deutsch
Das Institut für Deutsche Philologie wurde 1876 als Germanistisches Seminar gegründet und umfasst folgende Arbeitsbereiche:
- Germanistische Sprachwissenschaft (u.a. Jürgen Schiewe)
- Ältere deutsche Sprache und Literatur
- Neuere deutsche Literaturwissenschaft (u.a. Herbert Jaumann)
- Deutsch als Fremdsprache
- Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
- Wolfgang-Koeppen-Archiv
- Pommersches Wörterbuch
Kunst und Musik
An dem nach dem in Greifswald geborenen Maler Caspar David Friedrich benannten Caspar-David-Friedrich-Institut wird zur Kunstgeschichte geforscht und Bildende Kunst unterrichtet. Das CDFI hatte seine Anfänge in einem „akademischen Zeichensaal“ aus dem 18. Jahrhundert, in welchem auch der Namensgeber des heutigen Instituts seinen ersten Zeichenunterricht erhielt. In Deutschland einzigartig ist die Ausbildung in Kunstgeschichte und Bildende Kunst an einem Ort.
Die musikalische ebenso wie musikwissenschaftliche Ausbildung in Greifswald findet am Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft statt. Ein eigener „Universitätsmusikdirektor“ ist ebenfalls mit dem Institut verbunden.
Politik- und Kommunikationswissenschaft
Am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft ist an der sozialwissenschaftlichen Ausbildung von zwei Bachelor-, zwei Master- und den auslaufenden Magisterstudiengängen beteiligt. Ab WS 2011/12 soll ein zweites kommunikationswissenschaftliches Master-Programm Organisationskommunikation angeboten werden. Daneben finden Nebenfachausbildungen für Psychologen, Geografie- und Lehramtsstudenten statt.
Zur Zeit besteht das gemeinsame Institut aus sieben Lehrstühlen. Davon sind zwei als Juniorprofessur ausgeschrieben. Die Lehrstuhlinhaber im Fachbereich Politikwissenschaft sind Hubertus Buchstein (Politische Theorie und Ideengeschichte), Detlef Jahn (Vergleichende Regierungselehre), Margit Bussmann (Internationale Beziehungen) und Philipp Harfst (Juniorprofessur Politische System der BRD und Methoden der Politikwissenschaft). Eine Juniorprofessur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Genderforschung befindet sich in der Ausschreibungsphase.
Im Fachbereich Kommunikationswissenschaft ist Patrick Donges Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft. Die dem Fachbereich zugehörige Professur Organisationskommunikation befindet sich im Berufungsverfahren.
Insgesamt waren im Wintersemester 2009/10 968 Studierende im Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft eingeschrieben. Aufgeteilt auf die beiden Bereiche studieren 601 Menschen Politikwissenschaft und 367 das Fach Kommunikationswissenschaft. Im Wintersemester 2010/11 studierten 1063 Personen einen der am Institut angebotenenen Studiengänge, davon 721 Personen einen politikwissenschaftlichen und 342 Personen einen der kommunikationswissenschaftlichen Studiengänge.
Sonstige Einrichtungen
In den Jahren 2000 bis 2009 war an der Fakultät das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Graduiertenkolleg 619 „Kontaktzone Mare Balticum: Fremdheit und Integration im Ostseeraum“[6]. angesiedelt. Ab 2009 befindet sich mit dem Internationalen DFG-Graduiertenkolleg 1540/1 namens „Grenzräume in der Ostseeregion: Der Wandel kultureller und mentaler Grenzen im Ostseeraum“ der Universität Greifswald mit der Universität Lund (Schweden) und der Universität Tartu (Estland) das erste internationale Graduiertenkolleg in MV sowie das erste in Kooperation mit einer baltischen Universität in Deutschland an der Universität Greifswald. Sprecher des Kollegs ist Michael North.
Weitere Einrichtungen der Fakultät sind das Fremdsprachen- und Medienzentrum (FMZ)[7] der Universität Greifswald (Sprachkurse, Computerkurse) sowie das interdisziplinäre Mittelalterzentrum[8] und das Interdisziplinäre Zentrum für Frauen- und Geschlechterstudien (IZFG)[9].
Das Pommersche Wörterbuch wird am Institut für Deutsche Philologie betreut, ebenso wie das Wolfgang-Koeppen-Archiv.
Ebenfalls an der Philosophischen Fakultät angesiedelt ist der Hochschulsport, welcher für alle Studierenden und Mitarbeiter der Universität diverse Sportkurse anbietet und mehrere Sportstätten betreibt.
Studium
Die Philosophische Fakultät der Universität Greifswald hat seit 1999 als eine der ersten in Deutschland mit der Umstellung auf konsekutive Studiengänge begonnen und diese inzwischen auch vollzogen. Es werden die Studiengänge B.A. (sechs Semester) und M.A. (vier Semester) angeboten. Daneben besteht die Möglichkeit das Lehramt für Gymnasien oder Haupt- und Realschule (Regionale Schule) sowie einzelne Studiengänge mit Studienabschluss Diplom zu studieren.
Lehramtsstudiengänge
An der Philosophischen Fakultät werden derzeit in den Hauptfächern Deutsch, Englisch, Geschichte, Kunst und Gestaltung, Latein, Philosophie, Russisch, Polnisch angehende Lehrer ausgebildet. Zudem können als Drittfächer auch Dänisch, Norwegisch, Schwedisch studiert werden. Es besteht ferner die Möglichkeit Beifächer wie Kunstgeschichte zu belegen.
Bachelor of Arts
Im Bachelor-Studium belegen die Studenten zwei der folgenden Fächer[10]:
Die B.A.-Studiengänge Öffentliches Recht, Privatrecht und Wirtschaft werden in Zusammenarbeit mit der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät angeboten.
Master of Arts
Master-Studiengänge sind in der regel interdisziplinär angelegt oder sie sind 1-Fach-Studiengänge: [11]
- Baltische Regionalstudien
- Bildende Kunst
- British and North American Studies
- Fennistik
- Germanistische Literaturwissenschaft
- Geschichtswissenschaft
- Intercultural Linguistics
- Kunstgeschichte
- Philosophie
- Politikwissenschaftliche Demokratiestudien: Demokratie und Globalisierung
- Organisationskommunikation
- Skandinavistik
- Slawische Philologie
- Sprache und Kommunikation
- Vergleichende Literaturwissenschaft
Personen
- → Siehe auch: Hochschullehrer der Uni Greifswald (ca. 700 Einträge) und Liste von Persönlichkeiten der Universität Greifswald
Zu den derzeitigen Lehrenden gehören unter anderem Walter Baumgartner, Werner Buchholz, Hubertus Buchstein, Herbert Jaumann, Jürgen Klein, Christer Lindqvist, Michael North, Jens Olesen, Jürgen Schiewe, Matthias Schneider, Werner Stegmaier, Horst Wernicke, Rainer Westermann (351. Rektor) und Alexander Wöll.
Zu den ehemaligen Lehrenden zählen unter anderen Franz Dornseiff, Wilhelm Friese, Renate Herrmann-Winter, Gottlieb Mohnike, Andreas Urs Sommer, Thomas Thorild oder auch der Schriftsteller Ehm Welk.
Zu den ehemaligen Studenten zählen unter anderem der Maler Caspar David Friedrich der hier bei Johann Gottfried Quistorp seinen ersten Zeichenunterricht erhielt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Nordische Abteilung
- ↑ Günter Mangelsdorf: 20 Jahre Ur- und Frühgeschichte an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald – eine Bilanz. In: Baltische Studien. Band 91 N.F., 2005, ISSN 0067-3099, S. 139–158.
- ↑ [1]
- ↑ Pressemitteilung der Uni Greifswald, 2008
- ↑ „Schwedischen Historikertagen“ (De Svenska Historiedagarna)
- ↑ Siehe http://www.uni-greifswald.de/forschen/graduiertenkollegs/kontaktzone.html)
- ↑ Fremdsprachen- und Medienzentrum (FMZ)
- ↑ Mittelalterzentrum Greifswald
- ↑ IZFG Greifswald
- ↑ B.A.-Studiengänge in Greifswald
- ↑ M.A.-Studiengänge in Greifswald
Literatur
- Werner Buchholz: Lexikon Greifswalder Hochschullehrer 1775 bis 2006. Bad Honnef: Bock, 2004.
- Hans Georg Thümmel: Das Dekanatsbuch der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald 1456 - 1662, Steiner, Stuttgart 2008 (Beiträge zur Geschichte der Universität Greifswald, Bd. 9) ISBN 978-3-515-09014-8
Weblinks
- Philosophische Fakultät der Universität Greifswald
- Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
- Universität Greifswald
54.09422513.376222222222Koordinaten: 54° 5′ 39″ N, 13° 22′ 34″ OKategorien:- Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
- Fakultät
- Philosophische Institution
- Kunsthochschule in Deutschland
- Musikhochschule (Deutschland)
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