Photographieren

Photographieren
Die älteste noch erhaltene Fotografie von Nicéphore Niépce von 1826
Fotograf bei der Arbeit (Foto: Rössing 1948)

Fotografie oder Photographie (aus altgr. φῶς, phos, φωτός, photos, „Licht (der Himmelskörper)“, „Helligkeit“ und γράφειν, graphein, „zeichnen“, „ritzen“, „malen“, „schreiben“) bezeichnet

  • Bilder, die für das Kino gedreht werden. Beliebig viele fotografische Bilder werden in Reihen von Einzelbildern auf Film aufgenommen, die später mit einem Filmprojektor als Bewegte Bilder (Laufbilder) vorgeführt werden können. Siehe dazu: Kinematographie.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Begriff Photographie wurde erstmals (noch vor englischen oder französischen Veröffentlichungen) am 25. Februar 1839 vom Astronomen Johann Heinrich Maedler in der Vossischen Zeitung verwendet.[2] Bis ins 20. Jahrhundert bezeichnete Fotografie alle Bilder, welche rein durch Licht auf einer chemisch behandelten Oberfläche entstehen.

Die Fotografie ist ein Medium, das in sehr verschiedenen Zusammenhängen eingesetzt wird. Fotografische Abbildungen können beispielsweise Gegenstände mit primär künstlerischem (künstlerische Fotografie) oder primär kommerziellem Charakter sein (Industriefotografie, Werbe- und Modefotografie). Die Fotografie kann unter künstlerischen, technischen (Fototechnik), ökonomischen (Fotowirtschaft) und gesellschaftlich-sozialen (Amateur-, Arbeiter- und Dokumentarfotografie) Aspekten betrachtet werden. Des Weiteren werden Fotografien im Journalismus und in der Medizin verwendet.

Die Fotografie ist teilweise ein Gegenstand der Forschung und Lehre in der Kunstgeschichte und der noch jungen Bildwissenschaft. Der Kunstcharakter der Fotografie war lange Zeit umstritten, wird jedoch seit einigen Jahren zunehmend anerkannt. Einige Forschungsrichtungen ordnen die Fotografie der Medien- oder Kommunikationswissenschaft zu, auch diese Zuordnung ist umstritten.

Die Fotografie unterliegt dem komplexen und vielschichtigen Fotorecht; bei der Nutzung von vorhandenen Fotografien sind die Bildrechte zu beachten.

„Die Photographie ist eine wunderbare Entdeckung, eine Wissenschaft, welche die größten Geister angezogen, eine Kunst, welche die klügsten Denker angeregt – und doch von jedem Dummkopf betrieben werden kann“

Nadar, 1856

Fotograf als Beruf

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Beruf des Fotografen zu erlernen und auszuüben:

  • selten eine autodidaktische Aneignung und Tätigkeit, zum Beispiel verbunden zunächst mit einer Assistentenstelle bei einem bereits etablierten Fotografen.

Die Berufsbezeichnung Fotograf ist in Deutschland als staatlich anerkannter Ausbildungsberuf geschützt. Gemäß § 18 Abs. 2 gehört die Ausübung des Berufs Fotograf als selbständiges Handwerk nach dem Dritten Gesetz zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorschriften vom 24. Dezember 2003 zu den zulassungsfreien Handwerken, d. h. in der Regel ohne Meisterbrief, eine Eintragung in die Handwerksrolle ist trotzdem notwendig. Der staatlich anerkannte Ausbildungsberuf ist nach wie vor, wie die Berufsbezeichnungen Fototechnischer Assistent, Fotolaborant und Fotoingenieur, gesetzlich geschützt. Der Titel Meister, staatl. geprüfter Techniker und die akademischen Grade bzw. staatlichen Abschlußbezeichnungen "Diplom...", Bachelor oder Master können nur nach einem absolviertem Fachschul- bzw. (Fach)Hochschulstudium geführt werden.

Während der Begriff „Designer“ von jeher frei genutzt werden konnte, darf die Berufsbezeichnung „Fotodesigner (staatl. gepr.)“ und der akademische Grad „Diplom-Foto-Designer“ nur nach erfolgreich absolvierter Ausbildung geführt werden. Die Berufsbezeichnungen Bildreporter, Bildjournalist, Bildberichterstatter oder Fotoartist sind keine geschützten Berufsbezeichnungen.

siehe hierzu Berufsfotografie

Siehe auch: Kunsthochschule

Fototechnik

Objektiv einer Großformatkamera

Prinzipiell wird mit Hilfe eines optischen Systems, dem Objektiv, fotografiert. Dieses entwirft das von einem Objekt ausgesendete oder reflektierte Licht auf die lichtempfindliche Schicht einer Fotoplatte, eines Films oder auf einen fotoelektrischen Wandler, einen Bildsensor.

Fotoapparat

Hauptartikel: Fotoapparat

Der fotografischen Aufnahme dient eine Fotografische Apparatur (Kamera). Durch Manipulation des optischen Systems (unter anderem die Einstellung der Blende, Scharfstellung, Farbfilterung, die Wahl der Belichtungszeit, der Objektivbrennweite, der Beleuchtung und nicht zuletzt des Aufnahmematerials) stehen dem Fotografen zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten offen. Als vielseitigste Fotoapparatbauform hat sich sowohl im Analog- als auch im Digitalbereich die Spiegelreflexkamera durchgesetzt. Für viele Aufgaben werden weiterhin die verschiedensten Spezialkameras benötigt und eingesetzt.

Lichtempfindliche Schicht

Bei der herkömmlichen Fotografie (Analogfotografie, Silber-Fotografie) ist die lichtempfindliche Schicht auf der Bildebene eine Dispersion (im allgemeinen Sprachgebrauch Emulsion). Sie besteht aus einem Gel, in dem gleichmäßig kleine Körnchen eines Silberhalogenids (zum Beispiel Silberbromid) verteilt sind. Je kleiner diese Körnchen sind, umso weniger lichtempfindlich ist die Schicht (siehe ISO 5800), umso besser ist allerdings die Auflösung („Korn“). Dieser lichtempfindlichen Schicht wird durch einen Träger Stabilität verliehen. Trägermaterialien: Zelluloseacetat, früher Zellulosenitrat (Zelluloid), Kunststofffolien, Metallplatten, Glasplatten, Textilien (siehe Fotoplatte und Film).

Bei der Digitalfotografie besteht das Äquivalent der lichtempfindlichen Schicht aus Chips wie CCD- oder CMOS-Sensoren.

Entwicklung und Fixierung

Durch das Entwickeln wird auf chemischem Wege das latente Bild sichtbar gemacht. Beim Fixieren werden die nicht belichteten Silberhalogenid-Körnchen wasserlöslich gemacht und anschließend mit Wasser herausgewaschen, so dass ein Bild bei Tageslicht betrachtet werden kann, ohne dass es nachdunkelt.

Ein weiteres älteres Verfahren ist das Staubverfahren, mit dem sich einbrennbare Bilder auf Glas und Porzellan herstellen lassen.

Ein digitales Bild muss nicht entwickelt werden; es wird elektronisch gespeichert und kann anschließend mit der elektronischen Bildbearbeitung am Computer bearbeitet und bei Bedarf auf Fotopapier ausbelichtet oder beispielsweise mit einem Tintenstrahldrucker ausgedruckt werden.

Der Abzug

Als Abzug bezeichnet man das Ergebnis einer Kontaktkopie, einer Vergrößerung, oder einer Ausbelichtung; dabei entsteht in der Regel ein Papierbild. Abzüge können von Filmen (Negativ oder Dia) oder von Dateien gefertigt werden.

Abzüge als Kontaktkopie haben dieselbe Größe wie die Abmessungen des Aufnahmeformats; wird eine Vergrößerung vom Negativ oder Positiv angefertigt, beträgt die Größe des entstehenden Bildes ein Vielfaches der Größe der Vorlage, dabei wird jedoch in der Regel das Seitenverhältnis beibehalten, das bei der klassischen Fotografie bei 1,5 bzw. 3:2 oder in USA 4:5 liegt.
Eine Ausnahme davon stellt die Ausschnittvergrößerung dar, deren Seitenverhältnis in der Bühne eines Vergrößerers beliebig festgelegt werden kann; allerdings wird auch die Ausschnittvergrößerung in der Regel auf ein Papierformat mit bestimmten Abmessungen belichtet.

Der Abzug ist die mit Abstand beliebteste Präsentationsform der Amateurfotografie, die in speziellen Kassetten oder Alben gesammelt werden. Bei der Präsentationsform der Diaprojektion arbeitet man in der Regel mit dem Original-Diapositiv, also einem Unikat, während es sich bei Abzügen immer um Kopien handelt.

Geschichte der Fotografie

Hauptartikel: Geschichte und Entwicklung der Fotografie

13. Jahrhundert

Der Name Kamera leitet sich vom Vorläufer der Fotografie, der Camera obscura („Dunkle Kammer“) ab, die bereits seit dem 11. Jahrhundert bekannt ist und Ende des 13. Jahrhunderts von Astronomen zur Sonnenbeobachtung eingesetzt wurde. Anstelle einer Linse weist diese Kamera nur ein kleines Loch auf, durch das die Lichtstrahlen auf eine Projektionsfläche fallen, von der das auf dem Kopf stehende, seitenverkehrte Bild abgezeichnet werden kann. In Edinburgh und Greenwich bei London sind begehbare, raumgroße Camerae obscurae eine Touristenattraktion. Auch das Deutsche Filmmuseum hat eine Camera Obscura, in der ein Bild des gegenüberliegenden Mainufers projiziert wird.

16. bis 17. Jahrhundert

Ein Durchbruch ist 1550 die Erfindung der Linse, mit der hellere und gleichzeitig schärfere Bilder erzeugt werden können. 1685: Ablenkspiegel, ein Abbild kann so auf Papier gezeichnet werden.

18. Jahrhundert: Vorläufer und Vorgeschichte

Siehe auch Laterna magica, Panorama und Diorama. Chemiker wie Humphry Davy begannen bereits, lichtempfindliche Stoffe zu untersuchen und nach Fixiermitteln zu suchen.

19. Jahrhundert: Die frühen Verfahren

Historische Kamera

Die erste Fotografie wurde 1826 durch Joseph Nicéphore Nièpce im Heliografie-Verfahren angefertigt. 1837 benutzte Louis Jacques Mandé Daguerre ein besseres Verfahren, das auf der Entwicklung der Fotos mit Hilfe von Quecksilber-Dämpfen und anschließender Fixierung in einer heißen Kochsalzlösung oder einer normal temperierten Natriumthiosulfatlösung beruhte. Die auf diese Weise hergestellten Bilder, allesamt Unikate auf versilberten Kupferplatten, wurden als Daguerreotypien bezeichnet. Bereits 1835 erfand der Engländer William Fox Talbot das Negativ-Positiv-Verfahren. Auch heute werden noch manche der historischen Verfahren als Edeldruckverfahren in der Bildenden Kunst und künstlerischen Fotografie verwendet.

Im Jahr 1883 erschien in der bedeutenden Leipziger Wochenzeitschrift Illustrirte Zeitung das erste gerasterte Foto (Autotypie) in einem deutschen Presseorgan.

20. Jahrhundert: Die Formate werden kleiner

Kompakte Kleinbildkamera
Faltbalgen-Kamera Beier Precisa aus dem Jahre 1952

Fotografien konnten zunächst nur als Unikate hergestellt werden, mit der Einführung des Negativ-Positiv-Verfahrens war eine Vervielfältigung im Kontaktverfahren möglich. Die Größe des fertigen Fotos entsprach in beiden Fällen dem Aufnahmeformat, was sehr große, unhandliche Kameras erforderte. Mit dem Rollfilm und insbesondere der von Oskar Barnack bei Leica entwickelten und 1924 eingeführten Kleinbildkamera, die den herkömmlichen 35-mm-Kinofilm verwendete, entstanden völlig neue Möglichkeiten für eine mobile, schnelle Fotografie. Obwohl, durch das kleine Format bedingt, zusätzliche Geräte zur Vergrößerung erforderlich wurden, und die Bildqualität mit den großen Formaten bei weitem nicht mithalten konnte, setzte sich das Kleinbild in den meisten Bereichen der Fotografie als Standardformat durch.

Ende des 20. Jahrhunderts: Einführung der Digitalfotografie

Digitale Spiegelreflexkamera

Die erste CCD (Charge-coupled Device) Still-Video-Kamera wurde 1970 von Bell konstruiert und 1972 meldet Texas Instruments das erste Patent auf eine filmlose Kamera an, welche einen Fernsehbildschirm als Sucher verwendet.

1973 produzierte Fairchild Imaging das erste kommerzielle CCD mit einer Auflösung von 100 × 100 Pixel.

Dieses CCD wurde 1975 in der ersten funktionstüchtigen digitalen Kamera von Kodak benutzt. Entwickelt hat sie der Erfinder Steven Sasson. Diese Kamera wog 3,6 Kilogramm, war größer als ein Toaster und benötigte noch 23 Sekunden, um ein Schwarz-weiß-Bild mit 100x100 Pixeln Auflösung auf eine digitale Magnetbandkassette zu übertragen; um das Bild auf einem Bildschirm sichtbar zu machen, bedurfte es weiterer 23 Sekunden.

1986 stellte Canon mit der RC-701 die erste kommerziell erhältliche Still-Video-Kamera mit magnetischer Aufzeichnung der Bilddaten vor, Minolta präsentierte den Still Video Back SVB-90 für die Minolta 9000; durch Austausch der Rückwand der Kleinbild-Spiegelreflexkamera wurde aus der Minolta 9000 eine digitale Spiegelreflexkamera; gespeichert wurden die Bilddaten auf 2-Zoll-Disketten.

1987 folgten weitere Modelle der RC-Serie von Canon sowie digitale Kameras von Fujifilm (ES-1), Konica (KC-400) und Sony (MVC-A7AF). 1988 folgte Nikon mit der QV-1000C und 1990 sowie 1991 Kodak mit dem DCS-System (Digital Camera System) sowie Rollei mit dem Digital Scan Pack. Ab Anfang der 1990er Jahre kann die Digitalfotografie im kommerziellen Bildproduktionsbereich als eingeführt betrachtet werden.

Die digitale Fotografie revolutionierte die Möglichkeiten der digitalen Kunst, erleichtert insbesondere aber auch Fotomanipulationen.

Auf der Photokina 2006 scheint die Zeit der filmbasierten Kamera endgültig vorbei zu sein.[3] Im Jahr 2007 sind weltweit 91 Prozent aller verkauften Fotokameras digital[4], die herkömmliche Fotografie auf Filmen schrumpft auf Nischenbereiche zusammen.

Siehe auch: Chronologie der Fotografie, Geschichte der Fotografie

Fotografie als Kunst

Der Kunstcharakter der Fotografie war lange Zeit umstritten; zugespitzt formuliert der Kunsttheoretiker Karl Pawek in seinem Buch „Das optische Zeitalter“ (Olten/Freiburg i. Br. 1963, S. 58): „Der Künstler erschafft die Wirklichkeit, der Fotograf sieht sie.“

Dass diese Auffassung auf der populärwissenschaftlichen Verkürzung verfahrenskonstanter fotografischer Prozesse als künstlerisch invarianten und empirisch-intersubjektiv unanfechtbaren Gegenstandsabbildungen beruht, wird in mehrfacher Weise deutlich: 1. W.J.T. Mitchell schreibt in seinem Werk Bildtheorie: "die Erfindung eines Apparates zum Zwecke der Produktion ... (perspektivischer) Bilder hat ironischerweise die Überzeugung ... verstärkt, dass es sich hierbei um die natürliche Repräsentationsform handele. Offenbar ist etwas natürlich. wenn wir eine Maschine bauen können, die es für uns erledigt." (W.J.T. Mitchell: Bildtheorie, FFM, 2008. S. 63.). 2. Schon in Texten des 19. Jahrhunderts wurde auf den Kunstcharakter der Fotografie hingewiesen, der auf einer ähnlichen Verwendungsweise der Technik wie andere zeitgenössische grafische Verfahren (Aquatinta, Radierung, Lithografie ...) beruht. Damit figuriert Fotografie als künstlerische Technik, mit Hilfe derer ein Fotograf eigene Bildwirklichkeiten erschafft (Kemp, Wolfgang: Theorie der Fotografie. München 2006). 3. Maler des 19. Jahrhunderts benutzten die Fotografie zur Bildfindung und Gestaltung, als künstlerisches Entwurfsinstrument für malerische Werke (Delacroix).

Auch der Fotograf Henri Cartier-Bresson (HCB), selbst als Maler ausgebildet, sah die Fotografie nicht als Kunstform, sondern als Handwerk: „Die Fotografie ist ein Handwerk. Viele wollen daraus eine Kunst machen, aber wir sind einfach Handwerker, die ihre Arbeit gut machen müssen.“ Gleichzeitig wurden gerade Cartier-Bressons Fotografien sehr früh in Museen und Kunstausstellungen gezeigt, so zum Beispiel in der MoMa-Retrospektive (1947) und der Louvre-Ausstellung (1955). Darüber hinaus nahm er für sich das Bildfindungskonzept des entscheidenden Augenblickes in Anspruch, das ursprünglich von Gotthold Ephraim Lessing dramenpoetologisch ausgearbeitet wurde. Damit bezieht er sich unmittelbar auf ein künstlerisches Verfahren zur Produktion von Kunstwerken. HCB's Argumentation dient also einerseits der poetologischen Nobilitierung, andererseits der handwerklichen Immunisierung gegenüber einer Kritik, die die künstlerische Qualität seiner Werke anzweifeln könnte.

Fotografie wurde bereits früh als Kunst betrieben (Julia Margaret Cameron, Lewis Carroll und Oscar Gustave Rejlander in den 1860ern). Der entscheidende Schritt zur Anerkennung der Fotografie als Kunstform ist den Bemühungen von Alfred Stieglitz (1864–1946) zu verdanken, der mit seinem Magazin „Camera Work“ den Durchbruch vorbereitete. Weiterführender Verweis hierzu: Portrait Alfred Stieglitz und Camera Work

Erstmals trat die Fotografie in Deutschland in der Werkbund-Ausstellung 1929 in Stuttgart in beachtenswertem Umfang mit internationalen Künstlern wie Edward Weston, Imogen Cunningham und Man Ray an die Öffentlichkeit; spätestens seit den MoMA-Ausstellungen von Edward Steichen (The Family of Man, 1955) und John Szarkowski (1960er) ist Fotografie als Kunst von einem breiten Publikum anerkannt, wobei gleichzeitig der Trend zur Gebrauchskunst begann.

Heute ist Fotografie als vollwertige Kunstform akzeptiert: Indikatoren dafür sind die wachsende Anzahl von Museen, Sammlungen und Forschungseinrichtungen für Fotografie, die Zunahme der Professuren für Fotografie sowie nicht zuletzt der gestiegene Wert von Fotografien in Kunstauktionen und Sammlerkreisen. Zahlreiche Gebiete haben sich entwickelt, so die Landschafts-, Akt-, Industrie-, Theaterfotografie und andere mehr, die innerhalb der Fotografie eigene Wirkungsfelder entfaltet haben. Daneben entwickelt sich die künstlerische Fotomontage zu einem der malenden Kunst gleichwertigen Kunstobjekt.

Fotografen

Fotograf im Studio, um 1850

Die Fotografie als Objekt der Kunstwissenschaft wurde geprägt durch herausragende Fotografinnen und Fotografen wie beispielsweise – ohne Wertung quer durch die Zeit- und Stilgeschichte der Fotografie – W. H. Talbot, E. S. Curtis, August Sander, Henri Cartier-Bresson, Paul Wolf, Ansel Adams, vor dem Zweiten Weltkrieg, Otto Steinert, Richard Avedon, Diane Arbus und unzählige andere bis hin zu „Modernen“ wie Helmut Newton, Walter E. Lautenbacher, Thomas Ruff, Jeff Wall, Andreas Gursky und Gerhard Vormwald. Mit jedem dieser berühmten Fotografen ist eine bestimmte Zeit, eine bestimmte Auffassung von Fotografie, ein persönlicher Stil – möglicherweise innerhalb eines bestimmten Fachgebietes der Fotografie – und eine eigene Thematik verbunden.

Einige Fotografen organisierten sich in Künstlergruppen wie f/64 um Edward Weston in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder arbeiteten zusammen in Foto- oder Bildagenturen wie Magnum Photos oder „Bilderberg – Archiv der Fotografen“, andere arbeiten dagegen bevorzugt alleine.

Oft sind künstlerisch bekannte Fotografen in ihrem „Brotberuf“ eher unauffällig und durchschnittliche „Handwerker“, erst in ihren freien Arbeiten treten sie mit Ausstellungen oder durch Preisverleihungen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Als Beispiel seien der Modefotograf Helmut Newton, der Werbefotograf Reinhart Wolf, der Landschafts- und Architekturfotograf Robert Häusser und der deutsche Eisenbahnfotograf Carl Bellingrodt genannt. Sie wurden mit völlig anderen Sujets als denen ihrer täglichen Arbeit bekannt, nämlich Akt-, Eisenbahn-, Food-, Architektur- sowie mit künstlerisch eigenwilliger Schwarz-weiß-Fotografie.

Die Fotografie ist jedoch keine exklusive Kunstform, sondern wird auch von zahllosen Amateurfotografen betrieben; die Amateurfotografie ist der Motor der Fotowirtschaft und Motivation für die Produktion der allermeisten Bilder, deren Zahl weltweit monatlich in die Milliarden geht.

Siehe auch: Liste bedeutender Fotografen

Theorie und Praxis

Die Fotografie wird in zahlreichen Einzeltheorien diskutiert, eine einheitliche und umfassende "Theorie der Fotografie" fehlt bisher. Die gestalterische Gratwanderung zwischen der fotografischen Technik und der gewünschten Bildaussage kennzeichnet die Fotopraxis. Sie hat sich in den vergangenen rund sechzig Jahren differenziert und umfasst zahllose Bereiche.

Eine Übersicht verschiedener fotografischer Genres, Techniken und Verfahren zeigt das

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Einzelnachweise

  1. Gottfried Jäger, Fotografie als generatives System, Bielefeld : Verl. für Druckgrafik Gieselmann, 2007, Orig.-Ausg.
  2. Erich Stenger: Der Ursprung des Wortes "Photographie". In: der freie lichtbildner (Offizielles Organ des Arbeiter-Lichtbild-Bundes), Jg. 2, Nr. 2, 15. Februar 1933, S. 14f
  3. spiegel-online.de: „Die Zeit der Analogkameras scheint endgültig vorbei.“
  4. golem.de: 2007 sieben Millionen digitale Spiegelreflexkameras verkauft

Literatur

Fototechnik, Gestaltung und Fotopraxis

  • Ansel Adams, Die Kamera, Christian 2002 – ISBN 3-88472-070-8
  • Ansel Adams, Das Negativ, Christian 1998 – ISBN 3-88472-071-6
  • Ansel Adams, Das Positiv, Christian 1998 – ISBN 3-88472-072-4
  • Andreas Feiningers große Fotolehre, Heyne Verlag, ISBN 3-45317-975-7
  • Jost J. Marchesi: Handbuch der Fotografie. Band 1–3 im Schuber. Gilchingen: Verlag Photographie, Januar 2006. – ISBN 3-933131-77-4
  • Willy Puchner, Gestaltung mit Licht, Form und Farbe, München 1981, ISBN 3-87467-207-7
  • Tom! Striewisch, Der große Humboldt Fotolehrgang, Humboldt-Verlag 5. Auflage Mai 2008 – ISBN 3-89994-17-99

Geschichte, Chronologie

  • Jörn Glasenapp: Die deutsche Nachkriegsfotografie: Eine Mentalitätsgeschichte in Bildern, Paderborn: Wilhelm Fink Verlag 2008, ISBN 978-3-7705-4617-6
  • Hans-Michael Koetzle, Das Lexikon der Fotografen: 1900 bis heute, München: Knaur 2002, ISBN 3-426-66479-8
  • Walter E. Lautenbacher, Inszenierte Modefotografie 1953–1983 und wie sie entstand. Eine Chronologie., Cantz 1994, ISBN 3-89322-677-X
  • Walter E. Lautenbacher, Mode, Models und ihr Fotograf, 2000, ISBN 3-933989-06-X
  • Reinhold Mißelbeck: Prestel-Lexikon der Fotografen: von den Anfängen 1839 bis zur Gegenwart; mit Glossar. München u.a.: Prestel 2002 (287 S.), ISBN 3-791-32529-9
  • Therese Mulligan, David Wooters, Geschichte der Photographie - Von 1839 bis heute. 25 Jahre Taschen. Jubiläumsausgabe, Taschen-Verlag 2005 - ISBN 3-8228-4775-5
  • Beaumont Newhall, Geschichte der Photographie, Schirmer, Mosel, München 1998 / 2005 ISBN 3-88814-319-5
  • Franz-Xaver Schlegel, Das Leben der toten Dinge - Studien zur modernen Sachfotografie in den USA 1914-1935, 2 Bände, Stuttgart: Art in Life 1999, ISBN 3-00-004407-8
  • Wolfgang Kemp, Foto-Essays: Zur Geschichte und Theorie der Fotografie (Broschiert), Schirmer/Mosel; Auflage: 1 (August 2006)- ISBN 3829602405

Fototheorie, Kunst, Gesellschaft

  • Roland Barthes, Die helle Kammer. Bemerkung zur Photographie, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1994/2005 ISBN 3-518-38142-3
  • Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seines technischen Reproduzierbarkeit (neben Barthes eines „der“ Standardwerke)
  • Pierre Bourdieu, Eine illegitime Kunst: die sozialen Gebrauchsweisen der Photographie, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1983 /Europäische Verlagsanstalt 2006 ISBN 3-434-46162-0
  • Bernd Busch, Belichtete Welt: eine Wahrnehmungsgeschichte der Fotografie, München: Hanser 1989, ISBN 3-446-15089-7
  • Philippe Dubois, Der fotografische Akt. Versuch über ein theoretisches Dispositiv, hrsg. u. mit einem Vorw. v. Herta Wolf, übers. v. Dieter Hornig, Amsterdam u. Dresden: Verlag der Kunst 1998,ISBN 3-86572-457-4
  • Gisèle Freund, Photographie und Gesellschaft, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1993 / 2002, ISBN 3-499-17265-8
  • Judith Freyer Davidov, Women's Camera Work: Self/Body/Other in American Visual Culture, Duke University Press 1998
  • Michele Frizot, Neue Geschichte der Fotografie., Köln: Könemann Verlag 1994 ISBN 3-8290-1327-2 (Eins der wichtigsten Bücher zur Fotografie
  • Jörn Glasenapp, Die deutsche Nachkriegsfotografie: Eine Mentalitätsgeschichte in Bildern, Paderborn: Wilhelm Fink Verlag 2008
  • Stefan Hartwig, Gestaltung und Wahrnehmung von Public Relations-Bildern. Lehren aus der Wissenschaft. In: www.gpra.de
  • Wolfgang Kemp (Hrg.), Theorie der Fotografie, Gesamtausgabe in einem Band, Schirmer/Mosel 2006, ISBN 3-8296-0239-1
  • Rosalind Krauss, Die Originalität der Avantgarde und andere Mythen der Moderne, hrsg. u. mit einem Vorw. von Herta Wolf, übers. v. Jörg Heininger, durchges. u. neu bearb. v. Wilfried Prantner, Amsterdam u. Dresden: Verlag der Kunst 2000, ISBN 3-86572-458-2
  • Herbert Molderings: Die Moderne der Fotografie, EVA, Hamburg 2007, ISBN 978-3-86572-635-3
  • Susan Sontag, Über Fotografie, Wien: Hanser 2002
  • Susan Sontag, Das Leiden anderer betrachten, Frankfurt am Main: Fischer 2005
  • Herta Wolf (Hg.), Paradigma Fotografie. Fotokritik am Ende des fotografischen Zeitalters, Bd. 1, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2002, ISBN 3-518-29198-X
  • Herta Wolf (Hg.), Diskurse der Fotografie. Fotokritik am Ende des fotografischen Zeitalters, Bd. 2, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2003, ISBN 3-518-29199-8

Sonstige

  • (Franz-Xaver Schlegel) Das Werk. Technische Lichtbildstudien (1931). Vorbemerkung von Eugen Diesel (1931). Neudruck der Erstausgabe 1931 nebst Materialien zur Editionsgeschichte. Einführender Essay von Franz-Xaver Schlegel (2002). Hrsg. von der Albertina, Wien. Königstein i. Ts. 2002 (= Die Blauen Bücher). ISBN 3-7845-3560-7
  • Sigrid Schneider und Stefanie Grebe, Wirklich wahr!: Realitätsversprechen von Fotografien, Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz], 2004

Weblinks


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