- Salamander (Schuhe)
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Salamander GmbH Rechtsform GmbH Gründung 1885 Sitz Langenfeld, Deutschland - Norbert Breuer, Geschäftsführer
- Thomas Schmies, Geschäftsführer
- Tobias Zimmerer, Geschäftsführer
Mitarbeiter 1.700 Produkte Schuhe, Lederaccessoires Website www.salamander.de Salamander ist ein seit 1904 eingetragenes Warenzeichen im Bereich Schuhwaren. Das deutsche Unternehmen mit eigenem Filial-Netz entwickelte sich Mitte des 20. Jahrhunderts zu Europas größtem Schuhhersteller.[1] Seit 2009 ist die Salamander GmbH eine Tochtergesellschaft der ara Shoes AG mit Sitz in Langenfeld. Die deutschen Salamander-Filialen werden seit 2009 von der Schuhhaus Klauser GmbH & Co. KG in Wuppertal betrieben.[2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Anfang
Gegründet wurde das Unternehmen 1885 von Schuhmachermeister Jakob Sigle in der baden-württembergischen Stadt Kornwestheim. 1891 kam der Handelsvertreter Max Levi hinzu und das Unternehmen firmierte ab 1. April 1891 unter dem Namen J. Sigle und Cie.[3][4] Schon 1897 hatte die Schuhfabrik mehr als 125 Mitarbeiter,[5] immer wieder wurde das Unternehmen erweitert.
Anfang des 20. Jahrhunderts gewann das Unternehmen einen Wettbewerb des Schuhhändlers Rudolf Moos aus Berlin, welcher nach einem Hersteller gesucht hatte, der für 12,50 Mark Schuhe produzierte. 1905 kam es zu Gründung der Salamander-Schuhverkaufsgesellschaft mbH, an der J. Sigle und Cie und Moos jeweils zur Hälfte beteiligt waren. Mit dieser eröffnete Salamander erstmals eigene Verkaufsgeschäfte. Anfangs waren es fünf Filialen in deutschen Großstädten, 26 im Jahr 1909 und 1916 waren es 50. 1908 wurden erstmals Schuhgeschäfte im Ausland eröffnet. Im selben Jahr wurden auch Lizenzen für Schuhhändler in kleineren Städten unter 80.000 Einwohner vergeben, welchen Alleinverkaufsrechte eingeräumt wurden. Bis 1913 waren es 832 dieser Alleinverkäufer im Inland und 26 im Ausland.
Der Name Salamander sowie deren Logo wurden schon am 5. Dezember 1899 als Marke durch Moos geschützt. Am 8. Mai 1904 wurde ein neues Logo mit verbesserten Salamander-Zeichen markenrechtlich geschützt. 1909 zog sich Moos zurück und verkaufte seine Anteile an die Sigle und Cie. Im gleichen Jahr tauchte auch das Markentier Salamander zum ersten Mal auf[6][7][8] und die ersten 26 Filialen zum Verkauf der Schuhe wurden als Einzelhandelsgeschäfte eröffnet.[9] Es gab 2.880 Mitarbeiter, die über zwei Millionen Paar Schuhe herstellten. 1913 waren es 3.500 Mitarbeiter, die auf einer Fläche von 30.000 m² an 2.000 Maschinen jährlich 2,1 Millionen Paar Schuhe herstellten. Max Levi starb 1925 und 1930 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die 32 Millionen Reichsmark Aktienkapital besaß.[9] In die AG eingebracht wurde neben der Salamander-Schuhgesellschaft mbH auch die J. Sigle & Cie; der Firmengründer Jakob Sigle verstarb 1935 im Alter von 73 Jahren.
Im Gegensatz zu anderen Schuhherstellern konnte Salamander während der Weltwirtschaftskrise von 1927 bis 1933 sogar die Anzahl der Beschäftigten um 1.100 erhöhen. Nur ein Jahr später, 1934, wurden davon jedoch knapp 500 wieder entlassen. Dies war jedoch nicht durch einen Produktionsrückgangs begründet, sondern diente dazu, den Konzern nach Rationalisierungsmaßnahmen durch steigende Produktivität wettbewerbsfähig zu halten. Gleichzeitig verschob sich der Frauenanteil an der Belegschaft und erreichte 1932 die 50-Prozent-Marke; auch der Anteil von Facharbeitern ging zugunsten von ungelernten, billigen Arbeitern stark zurück.[10]
Salamander schaffte es als Großkonzern ebenfalls, ein Vollsortiment an Schuhen zu produzieren; als nach der Weltwirtschaftskrise die Damen nach mehr modischen, billigeren Schuhen verlangten, folgte das Unternehmen auch dieser Änderung des Marktes ohne Probleme.
Salamander gehörte während des Dritten Reiches zu den deutschen Schuhunternehmen, die ihre Schuhe von KZ-Häftlingen im Konzentrationslager Sachsenhausen testen ließen. Dabei mussten die Häftlinge im sogenannten Schuhläufer-Kommando eine mit unterschiedlichen Belägen ausgestattete 700 Meter lange Teststrecke mehrmals bis zu 40 Kilometer zurücklegen.[11]
Lurchi und weltweite Expansion
Zur Beschäftigung der Kinder der erwachsenen Kundschaft während des Einkaufs wurde die Comicfigur Lurchi entwickelt. 1937 erschienen erstmals die bunten Heftchen, in denen Lurchi gemeinsam mit fünf tierischen Freunden weltweit Abenteuer zu bestehen hatte. Diese konnten gemeistert werden, weil Lurchi und seine Freunde die Salamander-Schuhe, die sie trugen, erfolgreich einsetzten. 1939, mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde die Heft-Reihe eingestellt. Während des Krieges verlor Salamander 26 Prozent der Werksanlagen und 50 Prozent der Verkaufsstellen.[12] Erst 1952 wurde die Heft-Reihe neu aufgelegt, nachdem die Konjunktur wieder in Schwung geraten war.[13] Ab 1949 produzierte der Konzern auch Kinderschuhe und bald stellten 9.900 Mitarbeiter 7,9 Millionen Paar Schuhe her.[12] Es wurden neben dem Stammwerk in Kornwestheim weitere Fabriken in Türkheim, Pirmasens und Umgebung (Vinningen, Trulben) gegründet.
In den 1960er Jahren expandierte Salamander weltweit, so 1960 nach Frankreich und 1969 nach Österreich. 1967 wurden 17.800 Mitarbeiter beschäftigt, die 13,5 Millionen Paar Schuhe produzierten. Ab 1971 sank jedoch der Absatz an Schuhen sehr stark, da ausländische Billighersteller auf den europäischen Markt drängten. 1981 betrug die Mitarbeiterzahl nur noch 7.566, die Schuhjahresproduktion lediglich acht Millionen Paar Schuhe.[12] Nach weiterer Expansion entwickelte sich das Geschäft wieder positiv, der Umsatz überstieg 1983 die Milliardengrenze.[14] Die Ladenkette erhielt ein neues, einheitliches Design und die Expansion drang nach Osteuropa (Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei und die Sowjetunion) sowie in die Vereinigten Arabischen Emiraten über Beteiligungen und Tochterunternehmen vor. Nach und nach wurde aus der Schuhhandelskette mit eigener Produktion ein Mischkonzern mit den weiteren Geschäftsfeldern Immobilien, Industrieprodukte und Dienstleistungen (etwa dem Gebäudereiniger Gegenbauer-Bosse oder dem Parkplatz-Bewirtschafter APCOA).[14]
Niedergang und heutige Situation
Die Präsenz in Osteuropa, vor allem in der Sowjetunion, brachten dem Unternehmen zwischen 1991 und 1996 Verluste in Höhe von etwa 100 Millionen D-Mark ein, woraufhin Werke in Deutschland und Tschechien geschlossen werden mussten.[15] Die Schuhproduktion wurde von 9,1 Millionen Paar Schuhe (1994) auf 7,1 Millionen Paar 1995 heruntergefahren.
Der Konzern wurde 2000 von der EnBW übernommen. Die Schuhfirma umfasste zu dieser Zeit 230 Filialen in neun europäischen Ländern. 2002 erwirtschaftete der Salamander-Konzern mit etwa 20.000 Mitarbeitern bei einem Umsatz von 1,29 Milliarden Euro einen Gewinn von 52,5 Millionen Euro; der Schuhbereich schrieb jedoch mit 18,8 Millionen Euro Verlust rote Zahlen.[16] 2003 wurde das Schuhgeschäft von Salamander an den Garant Schuh + Mode AG-Verbund weiterverkauft.[17][18] Ein gleichzeitig begonnenes Sanierungskonzept führte zum Verlust von 1.330 der insgesamt 4.760 Arbeitsplätze im Schuhsegment und der Schließung aller verbliebenen Werke in Deutschland und eines Werkes in Ungarn. 2004 erfolgte der Verkauf des Geschäftsfelds Industrieprodukte. Der Geschäftsbereich Immobilien gehört bis heute zu EnBW und wurde 2005 umfirmiert in EnBW Beteiligungen AG.
Am 8. September 2004 meldete Salamander Insolvenz an, nachdem einen Tag zuvor die Muttergesellschaft Garant Schuh + Mode AG denselben Schritt getan hatte. Deren Finanzprobleme rührten aus der Übernahme der defizitären Salamander von EnBW.[19]
Zum 1. April 2005 erfolgte die Übernahme der Salamander-Schuhgruppe durch EganaGoldpfeil. Salamander betrieb wieder rund 260 Geschäfte in Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Ungarn, Tschechien und Russland und verkaufte neben Schuhen auch Hemden, Krawatten, Taschen und Lederaccessoires. Das Unternehmen Salamander beschäftigte 2007 rund 1800 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von etwa 190 Millionen Euro.[2]
Zum 1. Juli 2008 wurde der Sitz von Kornwestheim nach Offenbach am Main zum Stammsitz des Mutterkonzerns EganaGoldpfeil verlegt. Zurück blieb in Kornwestheim lediglich das Verkaufsgeschäft.
Im Februar 2009 wurde nach der Insolvenz des Handtaschenherstellers EganaGoldpfeil das Unternehmen mit weltweit rund 1.800 Beschäftigten und rund 190 Millionen Euro Jahresumsatz einschließlich ausländischer Töchter und Markenrechte vom Schuhhersteller ara Shoes AG aus Langenfeld übernommen. Salamander-Deutschland wurde unterdessen als eigenständig weitergeführte Schuhhaus-Kette Teil der Schuhhaus Klauser GmbH & Co. KG in Wuppertal, welche hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen rund 60 Schuhgeschäfte betreibt.[20][21][2]
Am 23. September 2010 wurde bekannt, dass ein Joint Venture der Schuhfabrikanten Ara und Wortmann (Tamaris) eine neue Lurchi-Kollektion für Kinder auf den Markt bringen soll.[22]
Besonderheiten und Sortiment
Das Besondere an der 'Schuhfirma' Salamander war, dass sie nicht nur Schuhe herstellte, sondern sie auch durch ein eigenes Filialnetz vertrieb. Der Großkonzern der 1960er Jahre bis 2000 spaltete seine Produktpalette in mehrere, unterschiedliche Marken (Salamander, Lurchi, Betty Barclay, Sioux, Apollo, Yellomiles, Camel Active Footwear) auf, die in verschiedenen Preissegmenten für unterschiedliche Zielgruppen produzierten und zum Teil in Lizenz geführt wurden. Die Eigenmarke Yellomiles wurde 2003 eingestellt, die Lizenz für Camel-Schuhe ging 2000 an Gabor Shoes, die Firma Sioux mit ihrer Herren-Marke Apollo wurde bereits 2003 von EganaGoldpfeil gekauft und ist heute im Besitz einer Frankfurter Beteiligungsgesellschaft, und die Lizenz für Betty Barclay Schuhe hielt nach Salamander ab 2004 die holländische Intermedium B.V.. Generell besetzt Salamander das mittlere Preissegment, mit eher modischen als klassischen Produkten. Mitte 2007 nahm Salamander auch rahmengenähte Schuhe unter eigenem Namen in das Programm auf.
Weblinks
Commons: Salamander GmbH – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Lurchi, Lurchi, Du musst wandern …. In: Süddeutsche Zeitung, 15. Januar 2009
- ↑ a b c Ara kauft Salamander. In: Textilwirtschaft, 16. Januar 2009
- ↑ Medi-Check Deutschland GmbH: Salamander-Aktie über 1000 Mark, Mai 1942
- ↑ Mittelständische Unternehmer im Nationalsozialismus Oldenbourg Wissenschaftsverlag
- ↑ outlet-fabrikverkauf.de: SALAMANDER – Details
- ↑ BR-Online: Berliner Schuhhändler lässt das Wort „Salamander“ schützen
- ↑ Momente.de Die Kunst, ein Paar Schuhe reizvoll zu vermarkten – Historische Werbestrategien der Firma Salamander
- ↑ prismenfernglas.de: Etymologie von Salamander
- ↑ a b Salamander-Historie: Gründung
- ↑ Petra Bräutigam: Mittelständische Unternehmer im Nationalsozialismus. 1997, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, ISBN 3-486-56256-8
- ↑ Nachrichten: Als der Häftling die zu engen und zu kleinen Test-Schuhe nicht anziehen konnte, fackelte der SS-Mann nicht lange. Stuttgarter Nachrichten Online, abgerufen am 18. Mai 2011
- ↑ a b c Salamander-Historie: Entwicklung
- ↑ Szene-Watcher: Der lange Heimweg des Salamanders Lurchi (PDF)
- ↑ a b Salamander-Historie: Heute
- ↑ Wirtschaftsblatt, Claudia Wadowski: Salamander: Nach Rußland-Flop auf Sanierungskurs, 1. August 1996
- ↑ Salamander drückt der Schuh. In: Tagesspiegel, 4. März 2002
- ↑ abendblatt.de: Garant hat Interesse an Übernahme von Salamander, 10. Februar 2003
- ↑ Garant übernimmt defizitäre Salamander-Schuhsparte. In: Welt Online, 10. Februar 2003
- ↑ Ulrich Viehöver: Flickschuster am Werk. Wie die traditionsreiche Marke Salamander heruntergewirtschaftet wird. In: Die Zeit Nr. 15/2002
- ↑ Tagesschau.de: Schuhkonzern Ara kauft Salamander (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Salamander.de: Kartellamt gibt grünes Licht für Verkauf von Salamander
- ↑ Klaus Wieking: Lurchi: Das Comeback des Kult-Salamanders. 23. September 2010, abgerufen am 24. September 2010.
48.8610583333339.1786722222222Koordinaten: 48° 51′ 40″ N, 9° 10′ 43″ OKategorien:- Schuhhersteller
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