- Stadtbus Lindau
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Der Stadtbus Lindau (Eigenschreibweise: STADTBUS LINDAU) ist das ÖPNV-System der Stadt Lindau (Bodensee), ferner werden auch die benachbarten Gemeinden Weißensberg und Bodolz tangiert. Der Stadtbus Lindau befördert auf vier Linien 2,5 Millionen Fahrgäste jährlich.[1]
Das Lindauer Stadtbuskonzept gilt in der Fachwelt als innovativ und erfolgreich, es diente als Vorbild für zahlreiche weitere später eingeführte Systeme in Europa. 1996 wurde der Stadtbus Lindau deshalb beispielsweise vom Rat der Gemeinden und Regionen Europas mit dem zweiten Platz beim Europäischen Preis für öffentlichen Verkehr ausgezeichnet.[2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ausgangslage
Vor Einführung des Stadtbusses gab es in Lindau keinen eigenständigen Stadtverkehr. Ursprünglich wurde ein Teil der innerstädtischen Relationen von der Staatsbahn abgedeckt, auf Lindauer Stadtgebiet befanden sich zeitweise bis zu neun Eisenbahn-Stationen. Neben den heute noch bedienten Stationen Lindau Hauptbahnhof und Lindau-Aeschach waren dies:
- drei weitere Stationen an der Allgäubahn: Schönau, Oberreitnau und Rehlings
- vier weitere Stationen an der Vorarlbergbahn: Lindau Langenweg, Lindau-Reutin, Lindau Strandbad, Lindau-Zech (früher Lindau-Siebertsdorf)
Jedoch wurden diese zusätzlichen Halte von der Deutsche Bundesbahn beziehungsweise den Österreichischen Bundesbahnen im Laufe der Jahre aufgelassen. Zunächst 1951 oder 1952 die vier Halte an der Vorarlbergbahn, 1983 dann schließlich auch die drei Halte an der Allgäubahn. Ferner wurde der Haltepunkt Lindau-Aeschach fortan nur noch von den Zügen der Bodenseegürtelbahn, jedoch nicht mehr von den Zügen der Allgäubahn bedient. Die ersatzweise verkehrenden DB-Bahnbusse nach Wangen im Allgäu beziehungsweise die ÖBB-Bahnbusse nach Bregenz deckten zwar auch weiterhin vereinzelt innerstädtische Relationen ab, jedoch verkehrten sie vergleichsweise selten. Zudem bedienten sie nur relativ wenige Haltestellen im Stadtgebiet, das heißt die Haltestellenabstände waren recht großzügig bemessen. 1989 wurde schließlich der Bahnbus-Verkehr der Deutschen Bundesbahn im Regierungsbezirk Schwaben und im nördlichen Oberbayern in die privatrechtliche Regionalbus Augsburg GmbH (RBA) eingebracht – an der Bedienungsqualität ändert sich dadurch aber nichts.
Ebenfalls nicht vom Öffentlichen Verkehr erschlossen wurde vor 1994 die belebte aber verwinkelte und für konventionelle Busse zu enge Lindauer Altstadt auf der Insel. Die aus Richtung Bregenz beziehungsweise Wangen kommenden Regionalbusse verkehrten nur auf direktem Weg zum Hauptbahnhof und von dort wieder zurück.
Eröffnung 1994
Zur Verbesserung der Verkehrssituation im Stadtgebiet wurde deshalb zum 22. Oktober 1994 der Stadtbus Lindau ins Leben gerufen. Als Vorbild diente der drei Jahre ältere Stadtbus Dornbirn, circa 20 Kilometer südlich von Lindau gelegen. Der Stadtbus wurde anfangs gemeinsam von den Stadtwerken Lindau (B) GmbH & Co. KG und der Regionalbus Augsburg GmbH betrieben. Die RBA war dabei für die Durchführung des eigentlichen Fahrbetriebs zuständig, sie unterhält in Lindau einen von insgesamt sechs Standorten. Die Stadtwerke waren zwar von Beginn an Konzessions-Inhaber der Stadtbuslinien, besaßen selbst jedoch keine eigenen Fahrzeuge.
Neuausschreibung 2001
Nach einer internationalen Ausschreibung erhielt die RBA im Dezember 2001 erneut den Zuschlag für den Betrieb des Stadtbusses, der neue Vertrag begann im Herbst 2002.[2] Sie konnte sich damals gegen neun Mitbewerber durchsetzen.[3]
Betreiberwechsel 2010
Zum 1. Oktober 2010 wurde der Stadtbus von der Stadt Lindau im Rahmen einer In-House-Vergabe übernommen. Für die Betriebsführung ist seither nicht mehr die RBA sondern die neu gegründete Stadtverkehr Lindau (B) GmbH zuständig. Diese ist eine hundertprozentige Tochter der Lindauer Stadtwerke.[1]
Betriebskonzept
Fahrzeuge
Ursprünglich bestand der Fuhrpark aus zehn Midibussen des Typs Neoplan N 4011 die im Jahr 1994 zur Eröffnung des Betriebs beschafft wurden. Aufgrund des großen Erfolgs des Systems wurden dann 1997 nochmal vier Fahrzeuge des gleichen Typs nachbestellt. In Folge der Neuausschreibung im Jahr 2001 wurden die zehn Busse aus dem Eröffnungsjahr im Jahr 2002 durch elf modernere Neoplan N 4411 (Centroliner) ersetzt, sie verfügten unter anderem über eine automatische Haltestellenansage. Der Fahrzeugbestand erhöhte sich somit von 14 auf 15 Busse. 2004 schieden dann schließlich auch die vier Busse der Nachbestellung von 1997 aus dem Bestand. Sie wurden im gleichen Jahr durch fünf dreitürige Solobusse des Typs MAN Lion’s City A21 (NL 313) ersetzt. Somit erhöhte sich der Bestand ein weiteres Mal, von 15 auf fortan 16 Busse. Allerdings konnten die großen MAN-Busse nicht in der engen Lindauer Altstadt verkehren, sie kamen daher nur auf den Linien 3 und 4 zum Einsatz.
Infolge des Betreiberwechsels zum 1. Oktober 2010 wurde der Wagenpark auf neun Midibusse des Typs Mercedes-Benz Citaro K und fünf Standardbusse des Typs Mercedes-Benz Citaro umgestellt, alle in dreitüriger Ausführung.[1]
Linien und Haltestellen
Die vier Linien verkehren an allen Wochentagen durchgängig im 30-Minuten-Takt und bedienen zusammen 78 Haltestellen. Mit diesem engmaschigen Haltestellennetz werden alle zehn Lindauer Stadtteile sowie die eigenständigen Nachbargemeinden Weißensberg und Bodolz abgedeckt:
- Aeschach
- Bodolz (eine Haltestelle)
- Hochbuch
- Hoyren
- Insel (neun Haltestellen)
- Oberreitnau
- Reutin
- Schachen
- Schönau
- Unterreitnau
- Zech
- Weißensberg (zwei Haltestellen)
Besonderheiten des Liniennetzes sind die vier Schleifenfahrten im Bereich der Endpunkte Lindau Insel (Linien 1 und 2), Unterreitnau (Linie 2), Zech (Linie 3) und Weißensberg (Linie 4) sowie die Doppelbedienungen im Bereich Lindau Insel (gemeinsame Bedienung von acht Haltestellen durch die Linien 1 und 2) und Hoyren (gemeinsame Bedienung von drei Haltestellen durch die Linien 2 und 3). Ansonsten werden komplizierte Linienführungen und Doppelbedienungen bewusst vermieden. Vollständig vermieden werden variierende Fahrstrecken oder wechselnde Endpunkte. Alle Linien und Haltestellen werden an allen Wochentagen und zu allen Tageszeiten nach dem gleichen System bedient. Die vier Linien werden durch markante Kennfarben unterschieden:
Linie 1 Oberhochsteg–Hauptbahnhof/Insel rot Linie 2 Unterreitnau–Hauptbahnhof/Insel grün Linie 3 Oberreitnau Nord–Grenzsiedlung/Zech gelb Linie 4 Rehlings/Weißensberg–Alwind violett Fahrplan
Insgesamt befinden sich ständig acht Busse im Einsatz, auf jeder Linie sind dabei zwei Kurse unterwegs. Taktverdichter gibt es keine, bei großem Andrang werden jedoch Kurse doppelt geführt, das heißt mit zwei Bussen hintereinander. Die Haltestelle Anheggerstraße im Stadtteil Aeschach fungiert dabei als sogenannter Zentraler Umsteigepunkt, abgekürzt ZUP. Dort treffen zweimal in der Stunde alle acht Busse nacheinander ein und fahren dann zur Minute 10 beziehungsweise zur Minute 40 gemeinsam wieder ab. Dank diesem sogenannten Rendezvous-System bestehen an der Anheggerstraße zweimal stündlich Umstiegsmöglichkeiten in alle Richtungen. Der Stadtbus wird zu folgenden Zeiten betrieben:
Montag bis Freitag von 5:21 Uhr bis 22:55 Uhr Samstag von 6:21 Uhr bis 22:55 Uhr Sonntag von 7:21 Uhr bis 22:55 Uhr Corporate Identity
Besonders Merkmal des Lindauer Stadtbus-Systems ist das einheitliche Corporate Identity. Alle Fahrzeuge, Haltestellensäulen und Publikationen sind im speziellen Türkis-farbenen Stadtbus-Design lackiert. Dieses Farbkonzept soll einen hohen Wiedererkennungswert gewährleisten und ist somit elementarer Bestandteil des Gesamtkonzepts. Um dieses einheitliche Erscheinungsbild nicht zu verwässern wird beispielsweise auch auf großflächige Außenwerbung an den Fahrzeugen verzichtet.
Tarif und Vertrieb
Weil es im Landkreis Lindau keinen Verkehrsverbund gibt besitzt der Stadtbus einen eigenständigen Tarif. In allen Bussen steht je ein mobiler Fahrkartenautomat zur Verfügung, am ZUP Anheggerstraße steht seit 2010 zusätzlich ein stationärer Automat.[1] Dort befindet sich auch der sogenannte KundenServicePunkt.
Weblinks
Einzelnachweise
Kategorien:- Öffentlicher Personennahverkehr (Deutschland)
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