- Variscit
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Variscit Variscit aus der „Little Green Monster Variscite Mine“ bei Fairfield im Utah County, USA (Größe: 10,8 x 6,8 x 0,6 cm) Chemische Formel Al[PO4] • 2H2O[1] Mineralklasse Phosphate, Arsenate und Vanadate
8.CD.10 (8. Auflage: VII/C.09-50) (nach Strunz)
40.04.01.01 (nach Dana)Kristallsystem orthorhombisch Kristallklasse orthorhombisch-dipyramidal [2] Farbe Farblos, Grünlich, Blaugrün, selten Rot Strichfarbe Weiß Mohshärte 4,5 Dichte (g/cm3) gemessen: 2,57 bis 2,61 ; berechnet: 2,59[3] Glanz Glasglanz bis Wachsglanz Transparenz durchsichtig bis durchscheinend Bruch uneben bis muschelig, splittrig Spaltbarkeit gut nach {010}; undeutlich nach {001} Habitus knollige, traubige, massige Aggregate; krustige Überzüge; selten isometrische, pseudo-oktaedrische Kristalle Kristalloptik Brechungsindex nα=1,563 nβ=1,588 nγ=1,594[4] Doppelbrechung
(optische Orientierung)δ = 0,031[4] ; zweiachsig negativ Winkel/Dispersion
der optischen Achsen2vz ~ 50°[4] Variscit (auch Variszit) ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Al[PO4] • 2H2O[1], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Aluminiumorthophosphat. Mit dem ebenfalls orthorhombisch kristallisierenden, wasserhaltigen Eisen(III)-phosphat Strengit bildet Variscit eine lückenlose Mischkristallreihe.
Variscit kommt überwiegend in Form knolliger, traubiger oder massiger Mineral-Aggregate und krustiger Überzüge vor; selten bildet er auch isometrische, pseudo-oktaedrische Kristalle bis etwa 1,5 mm Größe. In reiner Form ist das Mineral durchsichtig und farblos. Es kann durch Fremdbeimengungen aber auch von grünlicher, blaugrüner und selten auch roter Farbe und von brauner Matrix durchsetzt sein, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Die Strichfarbe ist jedoch immer weiß. Mit einer Mohshärte von 4,5 gehört Variscit noch zu den weichen Mineralen, das sich leicht mit einem Messer ritzen lässt.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie und Geschichte
Der Name des Minerals leitet sich von Variscia, dem lateinischen Namen des Vogtlandes ab, wo es 1837 erstmals von dem deutschen Mineralogen August Breithaupt beschrieben wurde.[5] Benannt hatte es Breithaupt bereits zwei Jahre vorher, als er schrieb:
„Das Mineral von Mosbach im Voigtlande, nicht das von Oelsnitz welches für Kalait ausgegeben worden, nenne ich nun Variszit, nachdem ich es als eine besondere Spezies erkannt habe. Enthält auch Phosphorsäure.“
– A. Breithaupt in Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde[6]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Variscit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Kolbeckit, Koninckit, Mahlmoodit, Mansfieldit, Metavariscit, Paraskorodit, Phosphosiderit, Skorodit, Strengit und Yanomamit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Variscit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate ohne weitere Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis von Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex zu enthaltenem Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen, RO4 : H2O = 1 : 2“ zu finden ist, wo es zusammen mit Mansfieldit, Redondit, Skorodit, Strengit und Yanomamit die nach ihm benannte „Variscitgruppe“ mit der System-Nr. 8.CD.10 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Variscit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc.“ ein. Hier ist er ebenfalls Namensgeber der „Variscitgruppe“ mit der System-Nr. 40.04.01 und den weiteren Mitgliedern Strengit, Skorodit, Mansfieldit und Yanomamit innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit A3+XO4 × x(H2O)“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Al[PO4] • 2H2O ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombischen Variscit noch als monokliner Metavariscit vor.
Als Amatrix (auch American matrix oder Variscitquarz) wird eine Varietät des Variscit bezeichnet, die innig mit Quarz verwachsen ist.[7]
Bildung und Fundorte
Variscit bildet sich als sekundäres Mineral durch direkte Ablagerung bei der Reaktion von phosphathaltigen Oberflächengewässern mit Gesteinen, die einen hohen Aluminiumgehalt aufweisen. Das Mineral ist dabei oft mit weißen bis gelben Adern von Crandallit durchzogen, kommt aber auch mit Carbonat-Fluorapatit, Gordonit, Goyazit, Kolbeckit, Millisit, Montgomeryit, Overit und Wardit vergesellschaftet vor.
Insgesamt konnte Variscit bisher (Stand: 2011) an rund 240 Fundorten nachgewiesen werden.[4] Neben seiner Typlokalität Vogtland trat das Mineral in Deutschland noch im Fichtelgebirge und der Oberpfalz in Bayern; im Odenwald und bei Wetzlar in Hessen; im Sauerland in Nordrhein-Westfalen; bei Chemnitz, im Erzgebirge und der Oberlausitz in Sachsen sowie bei Gera und Zeulenroda in Thüringen auf.
In Österreich fand man Variscit unter anderem bei Mühldorf in Niederösterreich sowie bei Frohnleiten und Leoben in der Steiermark.
Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Variscitfunde ist unter anderem der Clay Canyon bei Fairfield im US-Bundesstaat Utah, wo grünliche Knollen von bis zu 30 cm Durchmesser gefunden wurden.
Weitere Fundorte sind Argentinien, Brasilien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Cabo Verde, China, die Demokratische Republik Kongo, Frankreich, Iran, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Mosambik, Namibia, Polen, Portugal, Ruanda, Rumänien, Russland, Schweden, Senegal, Slowakei, Spanien Südafrika, Tschechien, Ungarn, Uruguay, Usbekistan, Venezuela, das Vereinigte Königreich (Großbritannien) und die Vereinigten Staaten.[8].
Auch in Gesteinsproben des Pazifischen Ozeans, genauer in der Nähe der Clipperton-Insel konnte Variscit nachgewiesen werden.[8]
Kristallstruktur
Variscit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe (Raumgruppen-Nr. 61) mit den Gitterparametern a = 9,82 Å; b = 9,63 Å und c = 8,56 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Verwendung als Schmuckstein
Trotz seiner relativ geringen Härte und seiner Sprödigkeit wird Variscit aufgrund seines oft lebhaften Farbenspiels gerne zu Schmucksteinen verarbeit, zumal er anderen wertvollen Schmucksteinen wie Chrysokoll, Jade und Türkis sehr ähnlich sehen kann. Ist Variscit mit braunen bis schwarzen Äderchen (Matrix) durchzogen, kann er auch mit dem begehrten Matrix-Türkis verwechselt werden.
Variscit wird entweder zu Cabochonen oder Lagensteinen verarbeitet und wird gelegentlich unter den irreführenden Handelsbezeichnungen „Australien Türkis“, „Kalifornischer Türkis“, „Nevada Türkis“, „Utah Türkis“[9] oder „Utalith“[10] angeboten.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 477.
- ↑ Webmineral data (englisch)
- ↑ Variscite in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 2000, IV (englisch, PDF 64,4 kB)
- ↑ a b c d Mindat - Variscite (englisch)
- ↑ A. Breithaupt: Bestimmung neuer Mineralien. In: Journal für praktische Chemie 10, 1837, S. 501-512.
- ↑ A. Breithaupt: Brief vom 4. August 1835 [über Marmolith, Gediegen Irid, Variszit] In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde S. 524–526.
- ↑ Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags GmbH, München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 212.
- ↑ a b Mindat - Localities for Variscite
- ↑ Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Neue Erde Verlag, 2005, ISBN 3-89060-025-5.
- ↑ Edelstein-Knigge von Prof. Leopold Rössler - Variscit
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 641.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 174.
- E. S. Larsen: The Mineralogy and Paragenesis of the Variscite Nodules from near Fairfield, Utah. In: American Mineralogist 27, 1942, S. 441–451.
- R. Kniep u. a.: Variscite. In: Acta Crystallographica Section B: Structural Crystallography and Crystal Chemistry 33, 1977, S. 263–265.
- J. Garcia-Guinea u. a.: Radiation damage of variscite in historic crafts: Solarization, decolouration, structural changes and spectra from ionoluminescence. In: Radiation Physics and Chemistry 77, 2008, S. 18–22.
Weblinks
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Commons: Variscit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Webmineral data (englisch)
- Variscit
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