Wüsten (Bad Salzuflen)

Wüsten (Bad Salzuflen)
Wüsten
Koordinaten: 52° 6′ N, 8° 48′ O52.1013888888898.7922222222222139Koordinaten: 52° 6′ 5″ N, 8° 47′ 32″ O
Höhe: 139–179 m ü. NN
Fläche: 18,62 km²
Einwohner: 3.962 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Jan. 1969
Postleitzahl: 32108 (alt: 4901, später 4902)
Vorwahlen: 05222, 05266 im Bereich Pillenbruch
Karte

Lage von Wüsten in Bad Salzuflen

Wüsten ist mit 18,62 Quadratkilometern der flächenmäßig größte Ortsteil der Stadt Bad Salzuflen im Kreis Lippe, Nordrhein-Westfalen in Deutschland. Der Ortsname steht für einen unbewohnten Wald, der sich in wüstem Zustand befindet (plattdeutsch Woiste).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage

Grenzstein zwischen dem Fürstenthum Lippe und dem Freistaat Preußen in Pehlen

Wüsten liegt nordöstlich, etwa vier Kilometer außerhalb des Salzufler Stadtzentrums. Wüsten grenzt im Südwesten an Bad Salzuflen, im Süden an die beiden Ortsteile Ehrsen-Breden und Grastrup-Hölsen. Im Osten grenzen die Lemgoer Ortsteile Matorf-Kirchheide und Welstorf an Wüsten. Im Norden liegen die Vlothoer Stadtteile Steinbründorf, Wehrendorf und Exter an der Stadtgrenze, die hier gleichzeitig die Kreisgrenze bildet.

Ortsgliederung

Die ehemalige Gemeinde Wüsten ist zweigeteilt gewesen, in Unterwüsten mit den Ortsteilen und Fluren

  • Altedorf
  • An der Salze; der Name Salze geht auf ihr Quellgebiet zurück, die Steinegge in der alten Bauerschaft Solterwisch („Solter“ = „Salz, salzig“ und „wisch“ = „Wiese“) im Vlothoer Ortsteil Exter
  • Frettholz
  • Glimke (ehemals Glyntbeke und Glimbeke); die Glimke entspringt am Glimberg, der aufgrund seines steinigen Bodens den Namen vom niederdeutschen Wort „Klint“ = „Fels“ bekam
  • Hellerhausen, der wohl älteste bewohnte Wüstener Flecken (ehemals Hed(d)erhusen und Hedderhausen)
  • Krutheide (ehemals Krytgove, Kruth Hove und Krut Hofte); sie war eine mit Kräutern durchwachsene Heidelandschaft
  • Langenberg (ehemals Lamberge)
  • Loose; der Name geht wohl auf die Silbe „loh“ zurück, sie bedeutet „Holzung, Gebüsch, Dickicht
  • Pehlen (ehemals Pythelon, Pethelen, Pideln und Pedeln); das Wort leitet sich wohl aus „pith“ = „Sumpf“ und „loh“ = „Gehölz“ ab (ein sumpfiges Gebiet im Tal der Glimke)
  • Schwaghof; ein ehemaliger Amtshof des Klosters Vlotho auf lippischem Gebiet
  • Rittergut Steinbeck
  • Sundern; diese Flurbezeichnung wird auf „aussondern“ zurückgeführt (aus der gemeinsam genutzten Mark wurden Flächen ausgesondert, die als Privatbesitz weitergeführt wurden)
  • Vierenberg; eine Deutung lautet, dass auf dem „Feuerberg“ die Sonnenwendfeuer brannten, die andere sagt, dass hier Feuer- und Rauchzeichen von der Grotenburg im Teutoburger Wald zum Wittekindsberg im Wiehengebirge weitergegeben wurden
  • und der Waldemeine (ehemals Wollemeine, Wohlgemeine und Wolemene)
Hinweisschild „Historische Grenze“ an der Kirchheider Straße

sowie Oberwüsten mit den Ortsteilen und Fluren

  • Bergkirchen
  • Boberg; der Name leitet sich vom mundartlichen „boben“ = ‚oben‘ ab - es will bekunden, dass der Boberg höher als die benachbarten Berge ist
  • Erdsiek; „Siek“ steht für ein ‚niedrig gelegenes, nasses Land
  • Giershagen; aus „Gier“ = ‚Gerhard‘ und „Hagen - Hag“ = ‚Hecke‘ leitete sich dieser Name ab
  • Hollenstein; der Name ist wahrscheinlich mythologischen Ursprungs
  • Kätchenort
  • Lehmkuhle
  • Neuedof
  • Pillenbruch; der Name leitet sich aus dem zu Pehlen gehörenden Bruch (= Sumpflandschaft) ab
  • Voßhagen; aus „Voß“ = „Fuchs“ und „Hagen - Hag“ = ‚Hecke‘ entstand diese Flurbezeichnung
  • Wiensiek; der Wiensiek ist nach dem Weidenbaum, der im feuchten Siek wächst, benannt
  • und Windberg (ehemals Boberg)

Geschichte

Erste Siedlungsspuren in Wüsten sind aus der Jungsteinzeit nachgewiesen: Bei Grabungen in den 1930er Jahren wurden im Bereich der Krutheide unter anderem Keramiken und bearbeitete Flinte, und nordöstlich von Wüsten ein 17 Zentimeter langer durchlochter Dechsel aus Paragneis entdeckt. Aus der Römischen Kaiserzeit sind auf dem Hühnerbrink bei der Krutheide Münzen, Augenfibeln, eine Bronzeapplik und Spielsteine gefunden worden. Im Jahre 1011 wird der Meierhof Hedereshusen (Hellerhausen) in einer Schenkung der Äbtissin Godesdiu erstmals genannt – die früheste Erwähnung des heutigen Wüstener Gebiets. Vor 1447 gehörte die Gegend zum Schloss Varenholz – das Wüsten in seiner heutigen Form gab es bis zum Jahr 1600 nicht – dann erfolgte die Zugehörigkeit zur Vogtei Schötmar. Vereinzelte Höfe lagen an den Talrändern der Woiste. Lediglich die Salzsieder Bad Salzuflens nutzen die Woiste zum Holzschlag für ihre Betriebe: Graf Bernhard zur Lippe gestattete 1560 dem Salzufler Rat für jährlich 20 Taler[1] den Holzabbau in Wüsten. Die Freiwillige Feuerwehr gründete sich 1882 im Ort. 1890 kam die erste Postagentur mit Telegrafenstelle und Fernsprecher in das Dorf.

Am 1. April 1939 wurden die beiden Ämter Ober- und Unterwüsten zu einer Gemeinde zusammengeschlossen und der bis dahin zu Wüsten gehörige Schwaghof dabei in den Stadtbezirk Bad Salzuflens eingegliedert.

Die Gemeinde Wüsten wurde am 1. Januar 1969 in die Stadt Bad Salzuflen eingegliedert.[2]

Wüsten in alten Ansichten

Einwohnerentwicklung

Wüsten Luftbild

Nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs (1648) stiegen auch in Wüsten die Geburtenzahlen wieder langsam an. In den Kirchenbüchern werden unter anderem folgende Zahlen angegeben:

Jahr 1672 1673 1674 1772 1773 1774
Trauungen 8 9 6 12 18 16
Geburten 38 32 20 49 35 70
Sterbefälle 17 21 11 33 60 60
Geburtenüberschuss +21 +11 +9 +16 -25 +10

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts erfasste auch die Wüstener Bewohner die große Auswanderungswelle: In den Jahren 1847/1848 und 1852 bis 1856 wanderten allein siebzig der 985 Bewohner Oberwüstens nach Amerika aus. Nicht nur Einzelpersonen, ganze Großfamilien verkauften ihr gesamtes Hab und Gut und begaben sich in eine ungewisse Zukunft.

Im Jahre 1895 waren in Wüsten 1924 Einwohner (69 zum Rittergut Steinbeck zählend) erfasst, nach dem Ersten Weltkrieg – 99 Männer starben im Feld oder der Gefangenschaft, gelten als vermisst oder erlagen ihren Kriegsleiden – im Jahr 1925 hatte sich die Zahl auf 1813 reduziert (873 männliche und 940 weibliche Einwohner). Im Einzelnen gliedert sich die Einwohnerzahl nach folgender Tabelle auf:

Jahr 1807 1835 1841 1848 1861 1867 1885 1895 1905 1910 1925
Oberwüsten 778 1016 1039 998 970 958 897 880 906 897 809
Unterwüsten 919 1146 1146 1134 1078 1087 1038 1044 975 973 1004
gesamt 1697 2162 2185 2132 2048 2045 1935 1924 1881 1870 1813

Nach dem Zweiten Weltkrieg beklagten die Hinterbliebenen 183 Tote, die den Folgen des Nationalsozialismus zum Opfer gefallen waren. Ihnen und den Gefallenen des Ersten Weltkriegs ist in der Wüstener Ortsmitte das 1922 eingeweihte Kriegerdenkmal gewidmet.

Am 1. Januar 1969 zählte man 3.181 Einwohner = 171 Einwohner je Quadratkilometer (zum Vergleich Bad Salzuflen gesamt: 479 Einwohner/km²).[3]

Politik

Ortsausschuss

Ortsausschussvorsitzender ist das Stadtratsmitglied Hartmut Sievert (CDU), sein Stellvertreter ist Stadtratsmitglied Manfred Hiltergerke (SPD). Weitere Mitglieder des Ortsausschusses sind die Stadtratsmitglieder Ekkehart Schlicht (CDU) und Robin Wagener (Grüne), sowie die sachkundigen Bürger Thorsten Beine, Sebastian Hokamp (beide CDU), Hans Jörg Koopmann, Dirk Steding (beide SPD), Kurt Herrendörfer (FDP) und beratend Jutta Press (Bunte Liste Bad Salzuflen) und Fabian Hagen Freitag (Freie Wählergemeinschaft).

Wappen

ANKAWÜ-Wüsten-Wappen.PNG

Der Entwurf des Wüstener Wappens stammt von Herrn Kurt Herold, Detmold, und wurde am 12. April 1961 mit Beschluss der Wüstener Gemeindeverwaltung in Auftrag gegeben. Die Urkunde des nordrhein-westfälischen Innenministers vom 26. Juni 1961 verlieh der Gemeinde Wüsten das Recht, dieses Wappen und ein Siegel zu führen.

Beschreibung: Das Wüstener Wappen zeigt in blau über silbernem, mit der roten lippischen Rose belegeten Schildfuß, einen golden bewurzelten Eichenstubben, der neue Blätter und Früchte trägt.

Siehe auch: Liste der Wappen in Bad Salzuflen

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kulturring

Der 1971 gegründete Kulturring Wüsten ist ein Zusammenschluss der Vereine und Institutionen Wüstens. Zu ihm gehören neben der Kirchengemeinde, der Freiwilligen Feuerwehr, dem Kaninchenzuchtverein, dem Landwirtschaftlichen Verein, dem Sozialverband Wüsten, den Sportvereinen und dem CVJM auch die folgenden, näher beschriebenen Vereine.

Heimatfreunde Wüsten

Zunftbaum an der Wüstener Kreuzung

Die Heimatfreunde Wüsten wurden im Jahr 2001 auf Initiative von Albert Siegert gegründet. Ziele des Vereins sind unter anderem

  • die Erforschung, Darstellung und Auseinandersetzung mit der Geschichte Wüstens wie zum Beispiel die Restaurierung des Grenzsteins in Pehlen
  • die Pflege und Sammlung des Brauchtums, zum Beispiel die Errichtung eines Zunftbaums
  • die Sammlung und Förderung heimatkundlichen Schrifttums
  • Ortsgestaltung, Landschaftspflege und Naturschutz, so zum Beispiel die Kennzeichnung der Wüstener Wasserläufe durch beschriftete große Findlinge an ihren Quellgebieten
  • die Betreuung der Denkmäler in Wüsten wie die Erhaltung des Bismarckturms
  • die Einrichtung/Pflege von Wanderwegen und die Durchführung von heimatkundlichen Wanderungen oder Fahrten

Männergesangverein

Der Männergesangverein (MGV) wurde 1881 gegründet. Seine etwa einhundert Mitglieder pflegen vornehmlich das deutsche Liedgut, haben jedoch auch Lieder aus dem internationalen Bereich in ihrem Repertoire. Der MGV gehört, zusammen mit neun weiteren Salzufler Chören, der Sängergruppe Vierenberg an. Diese ist eine von siebzehn Sängergruppen im Lippischen Sängerbund.

Plattdeutsche Freunde

Von April 1981 bis zum Jahr 2001 geb es in Wüsten die Platteutschen Freunde. Ihr Ziel war es die plattdeutsche Sprache in Wüsten lebendig zu erhalten. In der Heimatstunde des Volksfestes im Sommer 1981 stellte sich die Gruppe erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vor. Aus dem Verein bildete sich schon Anfang der 1980er Jahre eine Hobby-Band und eine Laienspielgruppe, aber aufgrund sinkender Mitgliedszahlen und mangelnder Bereitschaft die Vorstandsarbeit zu übernehmen, löste sich der Verein 2001 auf.

Bauwerke

Baudenkmale in Wüsten

Die Liste enthält die denkmalgeschützten Bauwerke auf dem Gebiet Wüstens (Stand: September 2011). Diese Baudenkmale sind in Teil A der Denkmalliste der Stadt Bad Salzuflen eingetragen; Grundlage für die Aufnahme ist das Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalens (DSchG NW).

Bild Bezeichnung Lage Beschreibung Bauzeit Eingetragen
seit
Denkmal-
nummer
Kirche Kirche Vlothoer Straße Noch während des Dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1620, wurde mit dem Bau einer Kirche begonnen; Bruchstücke einer kleinen Kirche oder Kapelle zu Bexten bildeten den Grundstock. Am 17. Mai 1621 konnte ein erster, provisorischer Gottesdienst gehalten werden. Ab 1623 erfolgte auch die Verwahrung der Sakramente, und am 15. Januar des Jahres 1628 erhielt die Wüstener Kirche ihre Selbständigkeit.

1877 wurde die völlig unbrauchbar gewordene Orgel von 1716 durch eine neue ersetzt, aber nach über neunzig Jahren musste auch diese weichen. Die Orgelbaufirma Steinmann aus Wehrendorf installierte 1969 das vierte Werk: 18 Register und 1304 Pfeifen erklingen seitdem in der Kirche. Die betont schlicht gehaltene Kirche ist im Kreis Lippe einmalig; sie weist nach dem sogenannten Eisenacher Modell aus: Altar, Kanzel und Orgel befinden sich in einer Fluchtlinie.
Siehe auch Hauptartikel:Evangelische Kirche Wüsten

ab 1620 30. Jan. 1987 19
Friedhof Vlothoer Straße 1625 21. Sep. 1994 19a
Haus Kirchheider Straße 46 18. Mai  1988 57
Herrenhaus Herrenhaus Steinbeck 1 29. Dez. 1988 73
Landesgrenzsteine Landesgrenzsteine Pehlen
4. Sep. 1989 113
Stumpfer Turm Stumpfer Turm Waldemeine
An der alten Straße nach Vlotho, etwa zweieinhalb Kilometer von der Stadt Bad Salzuflen entfernt, oberhalb der heutigen Waldemeine und des Guts Steinbeck steht der Stumpfe Turm - ein alter Wachturm, der spätestens im Zuge der Stadtbefestigung nach 1447 gebaut worden ist. Der aus Sandstein errichtete Rundturm hat heute noch eine Höhe von ungefähr 7,5 Metern, der Umfang beträgt 13,8 Meter. ~ 1447 29. Okt. 1990 137
Haus Kirchheider Straße 24 26. Mai  1992 156
Wasserbehälter Wüstener Straße 24. Aug. 1994 168
Haus Vlothoer Straße 15 19. Juni 1997 174
Haus Auf der Heide 54
Meierjohann
29. Juli 1998 176
Bismarckturm Bismarckturm Auf dem Ausläufer des Vierenbergs, zwischen Wüsten, Schötmar und Hollenstein, steht der 18 Meter hohe Bismarckturm. Nach dem ersten Spatenstich am 1. April (Geburtstag Otto von Bismarcks) wurde der Turm am 14. Oktober (Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig) im Jahr 1900 eingeweiht; die Baukosten betrugen 12.000 Mark. Von der Aussichtsplattform reicht der Blick über Bad Salzuflen, den Teutoburger Wald mit dem Hermannsdenkmal, das Lippische Bergland bis hin zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica.

Siehe auch Hauptartikel:Bismarckturm (Bad Salzuflen)

1900 2. Feb. 1993 181
Haus Glimke 2 b 29. Mai  1996 182
Haus Glimke 2 20. Feb. 1997 183
Haus Auf der Heide 79
Thiesmeier
29. Juli 1998 184
Windmühlenstumpf Auf der Heide 79 29. Juli 1998 185
Haus Bieberstraße 1 a 16. Apr. 2002 188
Hofanlage Pehlen 3/3 d 15. Sep. 1993 190
Haus Auf der Heide 75 19. Dez. 1996 192
Haus Ringstraße 21 30. Sep. 1991 202
Haus Kirchheider Straße 59 10. Dez. 1991 226

Sonstige

Der Grabhügel von Hellerhausen

Westlich des Ortsteils Hellerhausen wurden im Flurstück Das Lange Holz in den Jahren 1920 bis 1922 die Wälder gerodet und bei der Erdanfüllung mehrere Urnen gefunden, aber erst im Jahre 1935 erfolgte an dieser Stelle eine wissenschaftliche Grabung: In einer Tiefe von etwa 25 Zentimeter kam hier ein 8,5 Meter im Durchmesser großer, aus vielen Graniten gebildeter Steinring zum Vorschein. Es folgte ein zweiter, sichelförmiger Steinring. Alle Steine haben einen Durchmesser von bis zu 45 Zentimetern und sind sehr sorgfältig verlegt. Etwa 40 Zentimeter tiefer fanden sich unter anderem Stellen vermoderten Holzes, kleine Mulden, Holzkohlestückchen und an der vermuteten Stelle der eigentlichen Bestattung eine fünf Zentimeter lange Feuersteinklinge. Während der Grabung wurden mehrere Gefäßscherben gefunden, die sich mit einer in 100 Meter Entfernung liegenden cheruskerzeitlichen Siedlung des ersten Jahrhunderts n. Chr. in Beziehung bringen ließen.

Der Opferstein

Etwas oberhalb des Neuen Dorfes und unterhalb des Bismarckturms war der alte Liegeplatz des um 1885 bei Rodungsarbeiten gefundenen und im Volksmund so genannten Opfersteins - ein Granitfindling von ca. 1,8 Meter Durchmesser. Seine fast kreisförmige und glatt geschliffene Oberfläche gab in den vergangenen Jahrzehnten Anlass zu Spekulationen und wissenschaftlichen Untersuchungen, deren abschließendes Ergebnis aber noch immer nicht vorliegt. So hat Professor Krückmann aus Münster den Stein mit einer Deckplatte eines Steingrabes aus der Jungsteinzeit verglichen, hält es aber für nicht wahrscheinlich, dass hier Tier- oder Menschenopfer dargebracht worden seien.

Sport

Die Wüstener Sportvereine bieten den Bürgen ein reichhaltiges Angebot unterschiedlichster Aktivitäten:

  • MC-Wüsten im DMV (Kart, Motorrad-Moto-Cross, Oldtimer)
  • Motor-Sport-Club Wüsten im ADAC (Moto-Cross)
  • SV Wüsten (Fußball, Turnen): Am 12. September 1951 als BSV Wüsten in der späteren Vereinswirtschaft Hetland gegründet; die erste Hauptversammlung erfolgte am 17. September.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Straße

Der Ort Wüsten ist über die L 535 an Bad Salzuflen und Valdorf/(Vlotho), die L 772 an Bad Salzuflen und Exter/(Vlotho), die L 805 an Schötmar und die L 958 an Kirchheide/(Lemgo) angebunden.

Ungefähr neun Kilometer sind es bis zur Anschlussstelle 31 der Autobahn A 2 in Exter. Wüsten ist hier für den aus Norden kommenden Reisenden explizit auf dem Vorwegweiser-Schild (Richtzeichen 449) genannt.

Busverkehr

Wüsten ist durch den Stadtbus Bad Salzuflen (Linie 947) im Stundentakt an das Stadtzentrum angeschlossen. Der Ortsteil Waldemeine wird von der Linie 943 bedient, außerdem bestehen hier Fahrtangebote nach Exter. Der regelmäßige Busverkehr nach Kirchheide (Stadt Lemgo) wurde eingestellt.

Bildung

In Wüsten gibt es zwei Kindergärten (die Evangelische Kindertagesstätte Arche Noah in der Kirchheider Straße und die von der AWO geführte Einrichtung in der Gebrüder-Grimm-Straße) sowie die Städtische Grundschule und eine Offene Ganztagsgrundschule (OGS).

Geschichte der Wüstener Schule

Die Kirche allein war Träger des mittelalterlichen Bildungswesens, aber nach der Reformation wurde noch während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1639 die erste Schule in Wüsten gegründet. Der Unterricht erfolgte wahrscheinlich zunächst in der 1621 fertiggestellten Kirche. Erst 1662 wurde ein bescheidenes Küsterhaus - eine Lehrerausbildung gab es noch nicht, den Unterricht der Kinder übernahm der Küster - gebaut. Seit 1781 wurden dann alle Küsterlehrer in dem in Detmold gegründeten Seminar zentral ausgebildet. Friedrich Adolf Knöner war der erste in Wüsten tätige Pädagoge mit einem staatlich anerkannten Abschlussexamen.

Die Unterwüstener Gemeinde erbaute 1812 in unmittelbarer Nachbarschaft der alten eine neue, jedoch viel zu kleine Schule. Sie ging später als Leibzucht in den Besitz des Krugwirtes Schuckmann über, so dass 1834 neben der Gastwirtschaft eine drei Klassenzimmer und Wohnung umfassende Küsterschule errichtet wurde. Zu Beginn versahen in der dreiklassigen Volksschule die Hauptlehrer in Zusammenarbeit mit den Nebenlehrern ihren Dienst. Die Unterstufe umfasste die Klassen 1 und 2, die Mittelstufe 3 bis 5 und die Oberstufe 6 bis 8. Die Schülerzahlen stiegen so rasant an, dass in einzelnen Klassen bis zu 100 Kinder gleichzeitig durch Frontalunterricht und Stillbeschäftigung im Wechsel geschult werden mussten!

Lange Schulwege und der Wille, sich abzugrenzen, veranlassten die Oberwüstener Bauern, eine eigenständige, einklassige Schule zu gründen. Während einer Übergangszeit von 1802 bis 1809 fand der Unterricht auf dem Hof Kaspersmeier statt. Die soziale Lage des Lehrers war mehr als dürftig. Die Bauern zahlten ein geringes Schulgeld in Form von Münze und Lebensmitteln und stellten oft regelwidrig die Zuwendungen ein, wenn sie nach eigenem Gutdünken ihre Kinder zum Beispiel in der Erntezeit als Arbeitskräfte unerlaubt von der Schule fernhielten.

Nach dem Ersten Weltkrieg entfiel die von vielen Lehrern als Belastung empfundene kirchliche Schulaufsicht, Lehrer und Küsteramt wurden getrennt. Eine Staatliche Schulbehörde übernahm die Verwaltung des Schulwesens, fachlich erfahrene Pädagogen als Schulräte die Überprüfung der Lehrkräfte. 1936 erfolgte die Zusammenlegung der beiden Schulen. Ziel war ein effektiver Jahrgangsunterricht, durch den das Leistungsniveau der Kinder dem der Stadtjugend angeglichen werden konnte. Die Schulleitung übernahm Friedrich Sprick. Das dauernde Hin- und Herpendeln von Lehrern und Schülern zwischen den weit auseinander liegenden Schulgebäuden war auf die Dauer aber untragbar; deshalb beschloss der Wüstener Gemeinderat den Bau einer zentral gelegenen neuen Schule. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs setzte allen Planungen jedoch ein vorläufiges Ende.

Die Nachkriegszeit stellte die Wüstener Schule vor beinahe unlösbare Probleme. Durch den Zuzug zahlreicher Evakuierten- und Flüchtlingsfamilien stieg die Schülerzahl so stark, dass nach der Wiedereröffnung der Schule im Herbst 1945 ein geregelter Unterricht nicht möglich war. 500 Kinder warteten bei fehlenden Heften und Schulbüchern in fünf weit auseinanderliegenden antiquierten Klassenräumen auf Betreuung durch wenige Lehrerinnen, denn die aus der Gefangenschaft heimkehrenden Lehrer wurden wegen ihrer politischen Tätigkeit während der Hitler-Diktatur vom Dienst beurlaubt. Erst mit Beginn des Schuljahres 1947/48 wurde ein halbwegs geordneter Schulbetrieb möglich. 450 Kinder drängten sich in überfüllten Klassenräumen. Die Folge war die Errichtung zweier neuer Gebäude mit sieben Klassenzimmern, erbaut 1949 und 1954 neben der alten Oberwüstener Schule. Der 1960 beendete Bau einer Turnhalle ermöglichte den Kindern einen geordneten Sportunterricht an den Geräten zur Vorbereitung auf die Bundesjugendspiele.

Nach einer Abschwächung stiegen die Schülerzahlen ab Herbst 1961 erneut an. Man senkte die Klassenfrequenzen, ein neuntes Schuljahr wurde eingeführt. Die Zahl der Klassenzimmer reichte nicht mehr aus, fehlende Funktionsräume als Vorbedingung für einen zeitgerechten naturwissenschaftlichen, hauswirtschaftlichen und Werkunterricht bereitzustellen, war das Gebot der Stunde. Um der Raumnot zu begegnen, beschloss der Gemeinderat, eine neue Schule in Betonbauweise hochzuziehen. Mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes erfolgte im Rahmen der Gebietsreform die Großgemeindebildung. Wüsten verlor seine Selbständigkeit und ging in der Stadtgemeinde Bad Salzuflen auf. Zu gleicher Zeit trat die Schulreform in Kraft. An Stelle der aufgelösten Volksschule traten zwei neue Schultypen, die die Klassen 1 bis 4 umfassende Grundschule und die Hauptschule der Jahrgänge 5 bis 10. Alle älteren Schulkinder besuchten von nun an die weiterführenden Schulen im Pädagogischen Zentrum Lohfeld.

Durch die Umfunktionierung der Sonderräume konnte Wüsten den 350 Grundschulkindern dreizehn zum Teil übergroße, brandneue und modern eingerichtete Klassenzimmer aus dem vergrößerten Schulbezirk, der weit in die Stadt reichte, anbieten. In der Amtszeit des Rektors Schubert wurde der Schulversuch „Vorklasse“ mehrjährig durchgeführt. Zwei qualifizierte Sozialpädagoginnen, unterstützt von zwei Lehrkräften, betreuten je 25 Kinder starke Gruppen Fünfjähriger. Zu gleicher Zeit erhielt die Wüstener Grundschule den Status einer Versuchsschule, in der nach einem neuen Bildungsplan des Kultusministeriums unterrichtet wurde. Das durch Weiterbildungslehrgänge bei voller Dreizügigkeit aus fünfzehn Lehrkräften bestehende Kollegium war stark gefordert.

Küster / Lehrer der Kirchengemeinde

1639–1705 Christian Brethauer
1705–1724 Johann Arnold Krüger
1724–1740 Johann Berend Krüger
1740–1758 Johann H. Bernhard Plöger
1758–1798 Johann Konrad Schulze
1798–1844 Friedrich Adolf Knöner
1844–1887 Friedrich August F. Knöner
1887–1895 Hermann Rehme
1895–1921 Heinrich E. Lammertsmeier
1921–1936 August Köller

Lehrer in Oberwüsten

1802–1804 Seminraist Schulze
1804–1808 Seminarist Schönfeld
1808–1814 Wilhelm Freitag
1814–1843 Johann Heinrich Plöger
1843–1851 Heinrich Wilhelm L. Plöger
1851–1861 Lehrer Müller
1861–1862 Lehrer Lütchemeier
1862–1880 Lehrer Blome
1980–1886 Hermann Rehme
1887–1887 Lehrer Tiemann
1887–1889 Lehrer Herbst
1889–1895 Heinrich Ernst Lammertsmeier
1895–1908 Heinrich Fr. August Meier-Böke
1908–1944 Heinrich Beckmann

Nach der Zusammenlegung

1936–1945 Friedrich Sprick
1945–1947 Anni Back und
Anneliese Wohler (komm.)
1947–1961 Ernst Hollmann
1961–1970 Friedrich Sprick
1970–1981 Erwin Schubert
1981–1986 Wilhelm Stölting
seit 1986 Christa Leesemann

Ansässige Unternehmen

Industriegebiete wie in anderen Salzufler Ortsteilen gibt es in Wüsten nicht. Die Geschäftswelt wird hauptsächlich durch Handel und Dienstleistung bestimmt. In der Ortsmitte, entlang der Salzufler Straße, haben sich Geldinstitute, Apotheken, ein Lebensmittelmarkt, Tankstelle, Autohaus und andere Fachgeschäfte angesiedelt; einige betreiben ihre Familienunternehmen dort schon seit mehreren Generationen.

Persönlichkeiten

Folgende Persönlichkeiten sind in Wüsten geboren oder haben hier gewirkt:

  • Heinrich Beckmann (1882–1944), Lehrer in Oberwüsten
  • Rudolf Düstersiek (1932–2008), Pferdezüchter, Träger des Bundesverdienstkreuzes
  • Georg Fritsch (1922–2002), Gründer des Wüstener Kulturrings
  • Johann Bartold Jobstharde (1797–1858), Begründer der Erweckungsbewegung in Lippe
  • Dr. Johann Heinrich von Lengerke (1825–1906), Lippischer Landtagspräsident
  • Paul Friedrich Pelshenke (1905–1985), Agrarwissenschaftler
  • Johann Friedrich Reinert (1769–1820), Rektor am Gymnasium in Lemgo
  • Wilhelm Schemmel (1839–1909), Mitglied des Lippischen Landtags
  • Simon August Topehlen (1832–1904), Gründer der Anstalt Eben-Ezer in Lemgo

Literatur

  • Franz Meyer (Hrsg.): Bad Salzuflen - Epochen der Stadtgeschichte. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89534-606-4.
  • Otto Pölert: Wüsten - Eine Höfe- und Siedlungsgeschichte.
  • Erwin Schubert: Kirche und Schule in der Woiste.
  • Erwin Schubert: Zeugen aus der Vergangenheit Wüstens - Ortsnamen, Torbogen- und Grabinschriften. 1990.

Quellen

  1. Roland Linde: Bad Salzuflen - Epochen der Stadtgeschichte; Bad Salzuflen, 2007; Seite 104
  2. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  3. Franz Meyer (Hrsg.) und Kurt Dröge (†): Bad Salzuflen - Epochen der Stadtgeschichte; Bad Salzuflen, 2007; Seite 429

Weblinks

 Commons: Wüsten (Bad Salzuflen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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