35. Infanterie-Division (Wehrmacht)

35. Infanterie-Division (Wehrmacht)
35. Infanterie-Division
Divisionsabzeichen der 35. Infanterie-Division der Wehrmacht

Aktiv 1. Oktober 1936–8. Mai 1945
Land Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanteriedivision
Grobgliederung Gliederung
Stärke 15.000 Soll
Aufstellungsort Karlsruhe
Spitzname Fisch-Division
Kommandeure
Liste der Kommandeure

Die 35. Infanterie-Division war ein militärischer Großverband der Wehrmacht.

Inhaltsverzeichnis

Divisionsgeschichte

Einsatzorte:

  • Westwall: September 1939 – Mai 1940
  • Belgien und Frankreich: Mai 1940 – Juni 1941
  • Ostfront, Zentralabschnitt: Juni 1941 – November 1942
  • Ostfront, Südabschnitt: November 1942 – April 1943
  • Ostfront, Zentralabschnitt: April 1943 – April 1945
  • Ostpreußen: April – Mai 1945

Die 35. ID wurde am 1. Oktober 1936 als Teil der 1. Welle in Karlsruhe im Wehrkreis V aufgestellt. Nach der Mobilisierung im Jahr 1939 und Verlegung vom Oberrhein zwischen Rastatt und Kehl zum Niederrhein marschierte die Division durch Belgien auf die Kanalküste Frankreichs. Im Juni 1941 wurde sie für die Operation Barbarossa über Ostpreußen an die Ostfront verlegt. Als Teil der Heeresgruppe Mitte nahm sie 1941 an Operationen bei Smolensk und Wjasma teil. Im November/Dezember 1941 kämpfte sie in der Schlacht am Frontbogen von Klin in der Nähe von Moskau und durchbrach teilweise die Moskauer Schutzstellung am Istra-Staubecken und dem Moskau-Wolga-Kanal. Dabei drang sie bis 22 Kilometer vor die russische Hauptstadt vor, musste jedoch weitere Angriffsoperationen wegen des Wintereinbruchs und der stark fallenden Temperaturen abbrechen. 1942 war die 35. ID Teil der 4. Armee und nahm bei Gschatsk an der Schlacht von Rschew teil. 1943 zog sich die 35. ID im Rahmen der Operation Büffelbewegung von Gschatsk über Jelnja auf Mogilew zurück. Dabei kam es zu Abwehrgefechten an der Rollbahn von Moskau nach Smolensk. 1944 kämpfte sie bei Bobruisk in Weißrussland, zog sich in die Pripjet-Sümpfe zurück und konnte in Richtung Pinsk durchbrechen. Von dort aus kämpfte sie am Narew-Bogen bis zum völligen Rückzug nach Westpreußen. Im April 1945 wurde die 35. ID auf der Halbinsel Hela bei Danzig vernichtet.

Beteiligung an Verbrechen der Wehrmacht

Zu Beginn der Rückzugsbewegung war die Division in „eines der schwersten Verbrechen der Wehrmacht überhaupt“ verwickelt, die Ermordung von 9000 arbeitsunfähigen Zivilisten des Konzentrationslagers Osaritschi im März 1944.[1] Soldaten der Division schossen sowohl beim Eskortieren der Deportierten – den Angehörigen der als Arbeitskräfte für die Wehrmacht zwangsrekrutierten Menschen – in die Lager als auch bei ihrer Bewachung dort „oft beim geringsten Anlass oder ganz ohne Grund, auch auf Kinder (…) sogar auf Versuche der Internierten hin, vom Sumpfwasser zu trinken.“[2] Der Divisionskommandeur, Generalleutnant Johann-Georg Richert, wurde deshalb im Minsker Prozess 1946 zum Tode verurteilt.[3] Osaritschi stellt einen Extremfall im Umgang der Division mit unnützen Essern dar, steht aber am Ende einer Kette von Selektionsmaßnahmen gegen Arbeitsunfähige. Die Division hatte schon zuvor auf der einen Seite Arbeitskräfte für den Rückzug zwangsrekrutiert und mitgeführt, auf der anderen Seite „a) Seuchenverdächtige und Kranke in Jater, b) nicht Arbeitsfähige, Greise, Kinder, Invaliden usw. in Malkow“ abgesondert und als „Abschub zu den Sowjets“ vorbereitet.[4]

Personen

Divisionskommandeure der 35. ID
Dienstzeit Dienstgrad Name
12. Oktober 1936 – 24. November 1938 Generalleutnant Hubert Schaller-Kallide
24. November 1938 – 25. November 1940 General der Infanterie Hans Wolfgang Reinhard
25. November 1940 – 1. Dezember 1941 General der Infanterie Walther Fischer von Weikersthal
1. Dezember 1941 – 10. September 1942 General der Artillerie Rudolf Freiherr von Roman
10. September 1942 – April 1943 Generalleutnant Ludwig Merker
April – 8. Juni 1943 Generalleutnant Otto Drescher
8. Juni – 5. November 1943 Generalleutnant Ludwig Merker
5. November 1943 – 9. April 1944 Generalleutnant Johann-Georg Richert
9. April 1944 – 11. Mai 1944 Generalmajor Gustav Gihr
11. Mai 1944 – Mai 1945 Generalleutnant Johann-Georg Richert
Mai 1945 Generalmajor Dr. Ernst Meiners
  • Hans Wulz
Hans Wulz diente in der 35. ID, wurde mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet und war später General der Nationalen Volksarmee der DDR.
von Sayn-Wittgenstein war Rittmeister in der Aufklärungs-Abteilung 35, wurde mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und fiel am 22. November 1943 in der Nähe von Schitomir.

Auszeichnungen

Insgesamt wurden 26 Angehörige der 35. ID mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet und 114 mit dem Deutschen Kreuz in Gold.

Gliederung

Veränderungen in der Gliederung der 35. ID von 1939 bis 1945
1939 1942 1943–1945
Infanterie-Regiment 34 Füsilier-Regiment 34
Infanterie-Regiment 109 Grenadier-Regiment 109
Infanterie-Regiment 111 Grenadier-Regiment 111
Artillerie-Regiment 35
Panzerabwehr-Abteilung 35 Panzerjäger-Abteilung 35
Pionier-Bataillon 35
Nachrichten-Abteilung 35
Infanterie-Divisions-Nachschubführer 35 Kommandeur der Infanterie-
Divisions-Nachschubtruppen 35
Aufklärungs-Abteilung 35 Radfahr-Abteilung 35 Füsilier-Bataillon 35
Beobachtungs-Abteilung 35 -- --
Feldersatz-Bataillon 35

Das Artillerie-Regiment 35 bestand aus den Abteilungen I bis III, sowie der I. Abteilung des Artillerie-Regiments 71. Das Infanterie-Regiment 34 trug bis zum 1. Oktober 1934 die Bezeichnung Infanterie-Regiment Heilbronn.

Literatur

  • Klaus Froh & Rüdiger Wenzke; Militärgeschichtlichen Forschungsamt (Hrsg.): Die Generale und Admirale der NVA: Ein biographisches Handbuch. 5., durchges. Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-438-9.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 5. Die Landstreitkräfte 31 – 70. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1977, ISBN 3-7648-1107-2. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht: deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944. Oldenbourg, München 2008, S. 328 f.
  2. Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944, Hamburger Edition, Hamburg 1998, S. 1097 f.
  3. Hans Heinrich Nolte: Osarici 1944. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Primus, Darmstadt 2003, S. 186–194, hier S. 191.
  4. Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944, S. 1099 f.

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