44. Infanterie-Division (Wehrmacht)

44. Infanterie-Division (Wehrmacht)
44. Infanterie-Division
Truppenkennzeichen der 44. Infanterie-Division
Truppenkennzeichen: stilisierter Bindenschild
Aktiv 1. April 1938–8. Mai 1945 (Kapitulation)
Land Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Typ Infanteriedivision
Grobgliederung Siehe: Gliederung
Aufstellungsort Wien
Zweiter Weltkrieg Polenfeldzug

Westfeldzug
Krieg gegen die Sowjetunion

Schlacht von Stalingrad

Italienfeldzug

Kommandeure
Liste der Liste der Kommandeure

Die 44. Infanterie-Division war ein Großverband der Wehrmacht zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Später wurde ihr der Ehrenname 44. Reichsgrenadier-Division „Hoch- und Deutschmeister“ in der Tradition des K.u.k. Infanterieregiments Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Aufstellung

Geschaffen wurde die Einheit am 1. April 1938 kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich aus den Divisionen 1–3 des österreichischen Bundesheeres. Der Anteil an reichsdeutschen Offizieren und Unteroffizieren betrug etwa 20 Prozent. Aufstellungsort der Division war der Wehrkreis XVII in Wien. Die Umgliederung wurde durch die Sudetenkrise unterbrochen, als die Division mit österreichischer Gliederung und Waffenausstattung nach Südmähren verlegt wurde. Am 14. März 1939 wurde die Mobilmachung und der Marsch in die Rest-Tschechei befohlen.

Polen

Im Polenfeldzug griff die Division von Österreichisch-Schlesien aus in ostwärtiger Richtung an und gelangte in 18 Marsch- und Gefechtstagen bis in den Raum Lemberg. Nach dem Einsatz als Grenzsicherung zur Sowjetunion wurde sie ab 14. November 1939 als Heeresreserve in den Raum zwischen Harz und Weser verlegt.

Frankreich

Ab 13. Mai folgte die Division in langen Märschen der Panzergruppe Kleist an den Somme-Abschnitt wo ab 6. Juni die Weygand-Linie durchbrochen und die Oise kämpfend überquert wurde. Bis zur Kapitulation Frankreichs am 24. Juni erreichte die Division in Verfolgungsmärschen den Raum Poitiers. Danach folgte Küstenschutz bei La Rochelle, wo auch bis Oktober für das Unternehmen Seelöwe geübt wurde. Ende März 1941 wurde die Division nach Polen ins Generalgouvernement verlegt.

Krieg gegen die Sowjetunion

Die 44. ID war der 6. Armee in der Heeresgruppe Süd zugeordnet und kämpfte im Südabschnitt des Operationsraumes. Nach Bezwingung der Bug-Linie und Verfolgungsmärschen wurden am 1. Juli bei Dubno sowjetische Panzerangriffe abgewehrt und danach die nördliche Flanke der Armee gesichert. Anfang August wurde die Division zum Angriff auf Kiew angesetzt, konnte die Stadt jedoch nicht im ersten Ansturm nehmen. Stattdessen entwickelte sich die Kesselschlacht ostwärts Kiew, wo die 44. ID bis 30. September den Kessel spaltete und Ausbruchsversuche der sowjetischen Truppen verhinderte. Der weitere Vormarsch in den Raum nördlich Charkow wurde bereits durch die herbstliche Schlammperiode behindert. Anfang Dezember folgten schwere Abwehrkämpfe südlich Charkow, wo die Division in harten Winterkämpfen die Stadt Balakleja verteidigte und so den sowjetischen Durchbruch beiderseits Isjum begrenzte. Die entstandene 100 KM tiefe Frontausbuchtung wurde im Frühjahr 1942 in einer Kesselschlacht bereinigt. Die 44. ID wurde hierbei nördlich Charkow zur Abwehr der Offensive des Marschalls Timoschenko verwendet. Ab 10. Juni trat die 44. ID zum Angriff nach Osten an. Nach der Schlacht um Woltschansk wurde in anstrengenden Verfolgungsmärschen der Don-Bogen erreicht, wo die Division bis 11. August an der Kesselschlacht von Kalatsch beteiligt war. Bis November 1942 sicherte die 44. ID am Don nordwestlich von Stalingrad, wo die Rote Armee Brückenköpfe behielt. Ab 19. November 1942 durchbrach die Rote Armee die Stellungen der westlichen rumänischen Nachbarverbände und konnte die gesamte 6. Armee einschliessen. Die 44. ID zog sich befehlsgemäß über den Don nach Osten in den Kessel von Stalingrad zurück. Mitten in der Steppe verteidigte sie bei eisiger Kälte, unzureichender Verpflegung und Munitionsmangel die Westfront des Kessels bis Januar gegen alle Durchbruchsversuche. Bei der sowjetischen Offensive am 10. Januar 1943 wurden die Reste der Division überrollt und kämpften sich auf den westlichen Stadtrand zurück. Am 28./29. Januar gerieten die Überlebenden 44er in Kriegsgefangenschaft, aus der nicht mehr als etwa 100 Personen zurückkehrten.

Neuaufstellung 1943

Fahne des Grenadier-Regiments 134

Bereits am 26. Januar 1943 beschloss das OKH, dass die 44. ID aufgrund ihrer Leistungen als erste Stalingrad-Division neu entstehen sollte. Aus Restteilen von der Tschir-Front, Urlaubern, Genesenen und den Grenadierregimentern 887 und 888 wurde in Belgien eine neue Division zusammengestellt. Trotz der Verleihung des Ehrennamens „Hoch- und Deutschmeister“ am 1. Juni 1943 entsprach die Gliederung einer pferdebespannten Infanterie-Division. Der Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943 hatte die Verladung der Division nach Innsbruck zur Folge.

Italien

Ab dem 1. August 1943 marschierte die Division über den Brenner nach Südtirol und wurde dort von der Bevölkerung gefeiert. Am 8. September kapitulierte Italien gegenüber den Westmächten. Für diesen Fall war deutscherseits die Entwaffnung und Internierung der italienischen Armee vorgesehen. Im Bereich der 44. Division wurden am 9. September weit über 50.000 Italienische Soldaten gefangen genommen. Danach wurde bis November 1943 zur Partisanenbekämpfung in den Raum Laibach/Triest verlegt. Ab 21. November 1943 wurde die Division dann nach Mittelitalien verladen und dort gegen die Westalliierten eingesetzt. Vorwärts der Stadt Cassino wurde zwei Monate lang die „Reinhard-Linie“ gegen schwere Angriffe verteidigt. Vom 28. Januar bis 18. Mai wurden die bereits geschwächten Kampftruppen in den Schlachten um Cassino noch einmal dezimiert. Danach folgte ein Rückzug mit hinhaltendem Widerstand, der bis in den Raum nördlich Florenz führte. Ab Mitte Oktober 1944 wurde die Division aus der Front gezogen, aufgefrischt und nach Ungarn verlegt.

Ungarn/Österreich

Der geplante Angriff auf einen sowjetischen Brückenkopf an der Drau-Donau Einmündung kam nicht zustande. Stattdessen wurden die einzeln eintreffenden Teileinheiten auf eine Linie zwischen Plattensee und mittlerer Drau zurückgedrängt. Dieser Abschnitt konnte dann bis Februar 1945 gehalten werden. Am 17. Februar erfolgte die Verlegung zu einem Gegenangriff im Raum Komarom. Ab dem 7. März nahm die Division an der Offensive „Frühlingserwachen“ teil. Als sich die Offensive festgelaufen hatte begann am 18. März die Wiener-Operation der 3. Ukrainischen Front. Bei den schweren Abwehrkämpfen musste die Division unter hohen Verlusten aus einem Kessel ausbrechen und zog sich entlang des Plattensees zurück. Ende März erreichte sie die Reichsgrenze und errichtete dort eine Abwehrstellung. Am 20. April erfolgte Bahntransport nach Niederösterreich, wo jedoch keine größeren Gefechte mehr stattfanden. Bei der Bedingunglosen Kapitulation Deutschlands konnte sich viele der Soldaten nach Westen absetzen und so einer sowjetischen Gefangennahme entgehen.

Gliederung

  • Infanterie-Regiment 131
  • Infanterie-Regiment 132
  • Infanterie-Regiment 134
  • Artillerie-Regiment 96
  • Feldersatz-Bataillon 44
  • Panzerabwehr-Abteilung 46
  • Pionier-Bataillon 80
  • Nachrichten-Abteilung 64
  • Infanterie-Divisions-Nachschubführer 44

Kommandeure und Divisionsführer

44. Infanterie-Division:

44. Reichsgrenadier-Division „Hoch- und Deutschmeister“:

  • Generalleutnant Dr. Franz Beyer (ab 12. März 1943)
  • Generalleutnant Dr. Franek (1. Jänner 1944)
  • Generalleutnant Ortner (ab 7. Mai 1944)
  • Generalmajor Klatt (ab 16. Juni 1944)
  • Generalleutnant Hans Günther von Rost (ab 21. Juni 1944)
  • Oberst Hoffmann (ab 23. März 1945)
  • Generalmajor Langhäuser (ab 5. April 1945)

Auszeichnungen

28 Soldaten in der Division wurde das Ritterkreuz verliehen, und einem (Karl Eibl) das Eichenlaub.

Kriegsverbrechen

Am 17. September 1943 erschossen Soldaten der Division in Villafranca di Verona 10 italienische Soldaten standrechtlich.[1] Die Italiener hatten angeblich in Zivil eine deutsche Kolonne beschossen, wobei es auf deutscher Seite weder Tote noch Verwundete gab.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Janusz Piekalkiewicz: Stalingrad Anatomie einer Schlacht. Heyne, München 1993, ISBN 978-3453014015.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 5. Die Landstreitkräfte 31 – 70. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1977, ISBN 3-7648-1107-2. ; S. 116f.

Einzelnachweise

  1. Gerhard Schreiber: Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich, 1943 bis 1945. Verraten–verachtet–vergessen. Verlag Oldenbourg, München 1990, ISBN 3-486-55391-7, S. 116.
  2. Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung. Beck, München 1996, ISBN 3-40639-268-7, S. 62.

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