9. Flak-Division

9. Flak-Division

Die 9. Flak-Division war ein Großkampfverband der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Aufstellung und Untergang in Stalingrad

Zunächst als Luftverteidigungskommando 9 am 10. Juli 1940 unter dem Kommando von Generalmajor Gerhard Hoffmann in Amiens aufgestellt, übernahm die spätere Dividsion die nordfranzösische Luftraumverteidigung im Luftgau Belgien-Nordfrankreich. Schon im März 1941 erfolgte dann ein erster Kommandowechsel. So wurde am 8. März 1941 Nachfolger von Hoffmann der spätere Generalleutnant Otto Wilhelm von Renz. Unter ihm wurde das Luftverteidigungskommando 9 am 19. Juni 1941 mit Gefechtsstand im Raum Rambouillet nach Westfrankreich verlegt, wo es dem Luftgaukommando Westfrankreich untergeordnet war. Im August 1941 wurde das Kommando erneut verlegt, diesmal an die Kanalküste der Normandie, wo sich ihr Gefechtsstand in Beauregard befand. Zum 1. September 1941 wurde das Kommando in 9. Flak-Division umbenannt. Im Januar oder Anfang Januar 1942 erfolgte die Verlegung des Divisionsstabes an die Ostfront, wo sie bereits am 22. Februar 1942 die Führung aller Flakkräfte im Bereich der Heeresgruppe Süd übernahm, um in der Folge an der deutschen Sommeroffensive 1942 beteiligt zu sein. Unterstellt war sie dabei der Luftflotte 4 mit Gefechtsstand in Poltawa.

Im April/Mai 1942 wurde ihr Gefechtsstand nach Charkow verlegt, wo sie der 2. Armee sowie der 6. Armee zugewiesen war. Bei der Schlacht bei Charkow zeichneten sich die Verbände der 9. Flak-Division erneut aus, so dass sie am 21. Mai 1942 im Wehrmachtbericht genannt wurde. Am 29. Juni 1942 gab es einen erneuten Wechsel an der Divisionsspitze, Oberst Wolfgang Pickert wurde neuer Divisionskommandeur. Ende Juli 1942 wurde die Division dann endgültig der 6. Armee zugewiesen und schwenkte mit ihr Richtung Stalingrad ein. Zu dieser Zeit unterstanden ihr folgende Regimenter:

  • Flakregiment 12
  • Flakregiment 37
  • Flakregiment 91
  • Flakregiment 104 (wenig später herausgelöst)

Mit Beginn der Schlacht um Stalingrad erreichten einzelne Batterien der 9. Flak-Division am 23. August 1942 das nördliche Wolgaufer. In schwerste Gefechte mit sowjetischen Einheiten verwickelt, gelang den Batterien in der Folge der Abschuss von 122 Flugzeugen sowie im Erdkampf von 299 Panzern. Dazu kamen noch 8 Schiffe, 1 Kanonenboot, 20 Kleinboote sowie die Versenkung von zwei Pontons bis Ende September 1942. Anschließend waren die schweren Batterien der Division bei den Straßenkämpfen in Stalingrad eingesetzt. Mit der endgültigen Schließung des Kessels um Stalingrad durch die Rote Armee wurden 12 schwere und 13 mittlere und leichte Flak-Batterien der 9. Flak-Division eingeschlossen. Daneben auch Teile des Divisionskommandos sowie ihr Kommandeur Pickert.

Pickert erhielt in der Folge vom späteren Generalfeldmarschall Friedrich Paulus den Kampfauftrag, den strategisch wichtigen Flugplatz Pitomnik zu schützen, um die Versorgungsflüge der deutschen Luftwaffe zu gewährleisten. Pickert selber wurde in diesem Zuge zum General der Luftwaffe beim AOK 6 (Armeeoberkommando) ernannt, wobei seine Division dann per Befehl der 4. Luftflotte ausschließlich der 6. Armee zugewiesen wurde. Ungeachtet dessen gingen die schwersten Kämpfe zwischen Wehrmacht und Roter Armee weiter, so dass am 26. November 1942 bereits 30% der Geschütze der 9. Flak-Division ausgefallen waren. Wegen Treibstoffmangel fielen dann auch bis Ende Dezember 1942 sämtliche Transportmöglichkeiten der Geschütze weg, so dass diese ortstfest eingesetzt werden mussten. Am 15. Januar 1943 wurde Pickert aus dem Kessel ausgeflogen, um bei Wolfram von Richthofen, dem Chef der 4. Luftflotte, und Erich von Manstein über die Lage im Kessel zu berichten. In der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1943 flog Pickert dann in den Kessel zurück. Auf dem eigentlich vorgesehenen Landeplatz des Flugzeuges war jedoch die aktuelle Frontlage unklar. Der Flugzeugführer der Kuriermaschine hatte jedoch zuvor von von Richthofen die klare Anweisung erhalten, bei unklaren Verhältnissen bei der Landung nicht aufzusetzen, sondern zurückzukehren, was er schließlich, trotz energischen Protestes Pickerts, tat. Die 9. Flak-Division blieb ohne ihren Divisionskommandeur im Kessel zurück. Bis 24. Januar 1943 blieben die Geschütze der Division dann noch Hauptlastträger der Abwehrkämpfe, bis auch ihre Munition zu Ende ging. Die Flakartilleristen wurden dann, soweit dies nicht schon geschehen war, als Infanterieunterstützung herangezogen. Die letzte Nachricht des Flakregiments 37 wurde am 28. Januar aufgefangen. Dies des Flak-Regiments 104 am 30. Januar 1943. Am 2. Februar 1943 wurden die Kampfhandlungen im Kessel eingestellt. Die Reste der Division gerieten anschließend in sowjetische Gefangenschaft. In der Zeit des Bestehens der 9. Flak-Division vernichteten ihre Regimenter vom 10. Juli 1940 bis 2. Februar 1943 600 Flugzeuge sowie 913 Panzer[1].

Neuaufstellung und Kriegsende

Wenige Wochen nach der Tragödie von Stalingrad, noch im Februar 1943, erhielt Pickert den Auftrag zur Neuaufstellung einer 9. Flak-Division, die wiederum der 4. Luftflotte unterstellt wurde. Eingesetzt wurde die 9. Flak-Division, bestehend aus den Flakregimentern 27, 42 und 77 (wenig später herausgelöst), ab Anfang April 1943 auf der Krim, der Halbinsel Kertsch sowie im Kuban-Brückenkopf.

Für ihre anhaltenden Erfolge wurde die Division sowohl am 8. November 1943 als auch am 8. Mai 1944 für ihre verlustreichen Kämpfe bei den Rückzugsgefechten am Kuban-Brückenkopf sowie den Rückzugskämpfen auf der Krim im Wehrmachtbericht genannt. Anschließend kam die Division mit ihren fast zerschlagenen Resten der Flakregimenter 27 und 42 zur Auffrischung nach Rumänien und anschließend nach Schlesien, wo sich der Divisionsstab in Breslau niederließ. Dort verließ Pickert zum 27. Mai 1944 als bisheriger Divisionskommandeur die Division. Er wurde von Oberst Wilhelm von Koolwiyk abgelöst, der das Kommando nur bis 22. Juni 1944 als vorübergehender Kommandeur innehatte. Dessen Nachfolger wurde dann am 23. Juni 1944 der spätere Generalleutnant Adolf Pirmann, der die Division bis Kriegsende führte.

Am 2. September 1944 erhielt die 9. Flak-Division einen neuen Gefechtsauftrag, der sie mit ihren 18 schweren sowie 18 mittleren und leichten Batterien an die Westfront um die Kämpfe um Metz brachte. Unterstellt war sie dabei dem IV. Flak-Korps mit Gefechtsstand in Bolchen. Im Raum Metz angekommen, wurde die Division noch einmal verstärkt. Im November 1944 gliederte sie sich wie folgt:

  • Flakregiment 27
  • Flakregiment 42
  • Flakregiment 45
  • Flakregiment 86
  • Flakregiment 169

Der folgende Rückzug der deutschen Truppen führte die 9. Flak-Division zunächst nach Saarbrücken, dann Neunkirchen und Kaiserslautern. Im März 1945 lag der Gefechtsstand in Germersheim und am 3. April 1945 in Göppingen. Am 4. Mai 1945 lag dann der Gefechtsstand bei Neudorf bei Rosenheim, wo er an diesem Tag in amerikanische Gefangenschaft geriet[2].

Ihre unterstellten Regimenter ereilte folgendes Schicksal:

  • 19. Flak-Brigade: bis 27. April 1945 im Raum Frankfurt am Main zerschlagen
  • Flakregiment 27: bei Kriegsende in Rosenheim gelegen, anschließend amerikanische Kriegsgefangenschaft
  • Flakregiment 42: bei Kriegsende in Rosenheim gelegen, anschließend amerikanische Kriegsgefangenschaft
  • Flakregiment 45: unbekannt
  • Flakregiment 86: bei Kriegsende in Raum Rosenheim gelegen, anschließend amerikanische Kriegsgefangenschaft
  • Flakregiment 169: bei Kriegsende in Rosenheim gelegen, anschließend amerikanische Kriegsgefangenschaft[3]

Siehe auch

  • Liste der deutschen Flakeinheiten (Luftwaffe)

Einzelnachweise

  1. Karl-Heinz Hummel: Die deutsche Flakartillerie 1935–1945: Ihre Großverbände und Regimenter. 1. Auflage. VDM Heinz Nickel, Zweibrücken 2010, ISBN 978-3-86619-048-1, S. 64–66.
  2. Karl-Heinz Hummel: Die deutsche Flakartillerie 1935–1945: Ihre Großverbände und Regimenter. 1. Auflage. VDM Heinz Nickel, Zweibrücken 2010, ISBN 978-3-86619-048-1, S. 66–67.
  3. Karl-Heinz Hummel: Die deutsche Flakartillerie 1935–1945: Ihre Großverbände und Regimenter. 1. Auflage. VDM Heinz Nickel, Zweibrücken 2010, ISBN 978-3-86619-048-1, S. 159, 234, 256, 260, 299, 370.

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