- Berthold-Gymnasium Freiburg
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Berthold-Gymnasium Freiburg Schulform Gymnasium Gründung 1250 Ort Freiburg im Breisgau Land Baden-Württemberg Staat Deutschland Koordinaten 47° 59′ 25,6″ N, 7° 52′ 30,1″ O47.990457.8750194444444Koordinaten: 47° 59′ 25,6″ N, 7° 52′ 30,1″ O Träger Stadt Freiburg im Breisgau Schüler 610 Schüler (Schuljahr:2010/11) Lehrer etwa 58 Leitung OStD Elisabeth Müller-Ahrem Website www.berthold-gymnasium.de
Das Berthold-Gymnasium (kurz: BG) in Freiburg im Breisgau liegt östlich der Altstadt mitten im Grünen am Ufer der Dreisam. Man sieht dem in den späten fünfziger Jahren großzügig konzipierten Gebäude nicht an, dass es die älteste Schule der Stadt beherbergt. Indes weist die auf Latein basierende Sprachenfolge Englisch, Französisch oder Griechisch auf die lange Tradition der Lateinschule und des späteren humanistischen Gymnasiums hin. Benannt wurde das Gymnasium nach mehreren Herzögen von Zähringen.Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1250 wird die Schule zum ersten Mal als Lateinschule erwähnt. Ab 1457 berechtigte der Schulabschluss dieser Schule zum Besuch der Universität. 1620 übernahmen die Jesuiten die Schule als Gymnasium Academicum. 1773 wurde nach dem Verbot der Jesuiten die Schule in eine „Normalschule“ umgewandelt, blieb aber Teil der Universität.
1792 wurde die Schule aus der Universität Freiburg ausgegliedert. Schulträger wurden die Benediktiner-Klöster des Breisgaus. 1807 erfolgte die Umwandlung in das staatliche „Großherzogliche Gymnasium zu Freiburg“. Danach war es für einige Zeit im Peterhof untergebracht.[1] Die Schule wurde im Jahr 1814 ein Humanistisches Gymnasium. 1904 war das „Berthold-Gymnasium“ mit 807 Schülern das größte humanistische Gymnasium im Großherzogtum Baden. Im gleichen Jahr wurde mit dem Friedrich-Gymnasium das zweite humanistische Gymnasium Freiburgs gegründet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schulgebäude in der Bertoldstr. 41 bei der Bombardierung Freiburgs am 27. November 1944 vollständig zerstört. Wegen des Totalen Krieges und Einsatz der Schüler für Schanzarbeiten am Westwall ruhte der Unterricht bereits seit den Sommerferien 1944. Erst nach Kriegsende, im Spätsommer 1945 nahm das aus dem BG und dem Friedrich-Gymnasium zusammengelegte Freiburger Gymnasium den Unterricht wieder auf, nutzte dafür das nur teilweise beschädigte Gebäudes des Friedrich-Gymnasiums, musste es aber im Schichtbetrieb mit dem Droste-Hülshoff-Gymnasium teilen, das Schülerinnen vorbehalten war. 1958 war diese Phase mit dem Neubau des Schulgebäudes in der Hirzbergstraße 12 unter Hans Geiges und Helmut Phleps vom Städtischen Hochbauamt beendet.[2]
Das Relief am Haupteingang, das Homer mit drei ihm lauschenden Jünglingen zeigt, stammt vom Freiburger Bildhauer Nikolaus Röslmeir (1901–1977), der auch den neuen Bertoldsbrunnen schuf.[2] Daneben findet sich ein Zitat aus dem 6. Gesang von Homers Ilias:[3]
„ΑΙΕΝ ΑΡΙΣΤΕΥΕΙΝ ΚΑΙ ΥΠΕΙΡΟΧΟΝ ΕΜΜΕΝΑΙ ΑΛΛΩΝ, ΜΗΔΕ ΓΕΝΟΣ ΠΑΤΕΡΩΝ ΑΙΣΧΥΝΕΜΕΝ
(Aien aristeuein kai hypeirochon emmenai allon mede genos pateron aischynemen – deutsch:
Immer der Beste sein und den anderen überlegen, und dem Geschlecht der Väter keine Schande bereiten).“Fachbereiche
Sprachliche Bildung
In bewusster Konzentration bietet die Schule nur das sprachliche Profil an. Mit Latein und Französisch ab Klasse 5 und Englisch ab Klasse 7 stehen die wichtigsten Sprachen der alteuropäischen und der modernen Welt im Vordergrund des Sprachunterrichts. Ab Klasse 8 kann Französisch durch Altgriechisch als dritte Fremdsprache ersetzt werden.
Europäisches Gymnasium
Schüler, die Griechisch gewählt haben, können sich ab Klasse 10 für das Europäische Gymnasium entscheiden. Sie wählen dabei Latein oder Englisch ab und können dafür Französisch wieder aufgreifen oder Italienisch neu beginnen.
Diese Fremdsprache muss – neben einer alten Sprache – in der Kursstufe fortgeführt werden. Dieser Schulzweig, der somit zwei alte und zwei neue Pflichtfremdsprachen umfasst, heißt in Baden-Württemberg Europäisches Gymnasium. Er lässt sprachliche und kulturelle Zusammenhänge der europäischen Kultur erkennen und stellt eine Bereicherung im Bildungsgang eines jungen Menschen dar. Schüler, die diesen Schulzweig wählen, erhalten ein besonderes Zertifikat, das bei Bewerbungen von Nutzen sein kann.
Mathematik
Der Mathematikunterricht am Berthold-Gymnasium hat den gleichen Umfang wie an anderen Gymnasien. Es werden im achtjährigen Gymnasium (verkürzter Bildungsgang – G8) durchgängig vier Wochenstunden erteilt. Dabei wird viel Wert gelegt auf historische Bezüge. Dadurch trägt auch der Mathematikunterricht zu dem Profil Europäisches Gymnasium wesentlich bei. Darüber hinaus wird dem Erlangen von Methodenkompetenzen große Aufmerksamkeit gewidmet. Ab dem Schuljahr 2004/2005 wurde am Berthold-Gymnasium erstmalig in der Oberstufe ein Mathematikkurs auf der Grundlage eines Computeralgebrasystems durchgeführt. Das Berthold-Gymnasium ist das einzige Freiburger Gymnasium mit diesem besonderen Angebot, das den Schülern eine vertiefte Ausbildung mithilfe neuer moderner Medien eröffnet.
Naturwissenschaften
Alle Schüler erhalten in den Naturwissenschaften eine sorgfältige Ausbildung, die es ihnen ermöglicht, in der Kursstufe die betreffenden Profil- und Neigungsfächer zu wählen und an den Hochschulen entsprechende Studiengänge zu absolvieren. Seit der letzten Oberstufenreform werden in Physik, Chemie und Biologie mindestens ein vierstündiger Neigungs- bzw. Profilkurs angeboten. Das Angebot der Schule ist damit vergleichbar mit dem Angebot von Schulen mit naturwissenschaftlichem Profil.
Informatik
Das Informatikangebot am Berthold-Gymnasium umfasst zum einen Kurse in informationstechnischer Grundbildung (Klasse 5 und 8). In Klasse 11 wird eine Arbeitsgemeinschaft (AG) angeboten, die sich großer Nachfrage erfreut, auch weil damit die Möglichkeit auf Informatik als Abiturfach eröffnet wird. In der Kursstufe werden vertiefte informatische Kenntnisse wie zum Beispiel das Erlernen einer modernen Programmiersprache (Delphi, Java) und Netzwerktechnik vermittelt.
Musisches Angebot
Bereits im Mittelalter sangen Schüler der Lateinschule im Freiburger Münster; dieser Tradition verpflichtet, weist das Gymnasium dem musischen Bereich eine besondere Rolle zu. Neben Chören für die 5. und die 6. Klassen gibt es an der Schule einen Gesamt-Schulchor, Stimmbildung, zwei Orchester (Klasse 5 bis 7, ab Klasse 8 mit Eltern und Lehrern) sowie eine Big Band.
Projekte
- Die seit 2001 erscheinende Schülerzeitung BACKGROUND kam bei verschiedenen Schülerzeitungs-Wettbewerben der vergangenen Jahre jeweils auf einen der vorderen Plätze, zuletzt beim Wettbewerb der Bundesländer 2009 auf Platz 2 der Kategorie Gymnasium.
- Das Schultheater des Gymnasiums existiert seit 1948 und führt seit 1988 regelmäßig ein bis drei Produktionen pro Schuljahr auf. Arbeiten der Theater-AGs wurden mehrfach ausgezeichnet:
- Zweimaliger Gewinn des „Gerhard-Storz - Preises“ im Jahr 1989 mit der Inszenierung von „Die Wespen“ von Aristophanes und im Jahr 2003 für die Inszenierung des Stückes „Troilus und Cressida“ von William Shakespeare
- Der 3. Preis beim Theater-Wettbewerb der Stiftung "Humanismus heute" im November 2007 für ihre Inszenierung Weiber in der Volksversammlung!!! des Aristophanes-Stückes Die Weibervolksversammlung.
- Teilnahme an der Fernseh-Produktion Die doppelte Johanna, hier zeigte der Südwestrundfunk parallel die Einstudierung des Schiller-Dramas Die Jungfrau von Orléans durch Schauspieler am Staatstheater Stuttgart und durch Schüler der Theater-AG des Berthold-Gymnasiums.
Persönlichkeiten
Bekannte Schüler
- Ignaz Speckle (1754–1824), letzter Abt im Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald[4]
- Heinrich Schreiber (1793–1872), Universitätsprofessor und erster bedeutender Lokalhistoriker Freiburgs[5]
- Karl Joseph Beck (1794–1838), Mediziner und Hochschullehrer
- Karl Fromherz (1791–1854), Pionier der Biomedizin und Biochemie[6]
- Karl Alexander von Reichlin-Meldegg (1801–1877), Theologe und Philosoph[7]
- Anselm Feuerbach (1829–1880), Maler[8]
- Heinrich von Kageneck (1835–1884), Gutsbesitzer und Politiker[9]
- Joseph Stöckle (1844–1893), Altphilologe
- Otto Winterer (1846–1915), Oberbürgermeister der Städte Konstanz und Freiburg
- Andreas Schill (1849–1896), Theologe, ab 1889 Professor für Apologetik[10]
- Adolf Furtwängler (1853–1907), klassischer Archäologe
- Wilhelm Herrenknecht (1865–1941), Arzt, Zahnmediziner und Hochschulprofessor
- Hermann Dischler (1866–1935), Maler von Schwarzwaldlandschaften[11]
- Heinrich Feurstein (1877–1942), römisch-katholischer Priester und Kunsthistoriker, verstarb im KZ Dachau
- Hermann Gehri (1879–1944), Kunstprofessor
- Hans Lembke (1885–1959), Maler und Zeichenlehrer
- Ludwig Armbruster (1886–1973), katholischer Priester, Bienenkundler, Hochschulprofessor, Institutsleiter[12]
- Leo Wohleb (1888–1955), Staatspräsident des ehemaligen deutschen Bundeslandes Baden, unterrichtete hier auch von 1920 bis 1930
- Martin Heidegger (1889–1976), Philosoph
- Wolfgang Hoffmann (1893–1956), Jurist, Oberbürgermeister von Freiburg im Breisgau und Amateurpianist
- Julius Bissier (1893–1965), Maler
- Albert Leo Schlageter (1894–1923), Freikorpskämpfer
- Alfons Beil (1896–1997), katholischer Priester und Autor
- Hermann Schäufele (1906–1977), Erzbischof von Freiburg
- David Daube (1909–1999), Rechtswissenschaftler in Oxford und Berkeley (Kalifornien)
- Werner Fechter (1910−1994), deutscher Germanist
- Walther Fürst (1912−2009), Jurist und Präsident des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG).
- Oskar Vivell (1917–1981), deutscher Arzt
- Alfred Saupe (1925–2008), Physiker, der grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der Flüssigkristalle leistete
- Helmut Engler (* 1926), deutscher Jurist und ehemaliger Minister für Wissenschaft und Kunst Baden-Württembergs
- Franz Gutmann (* 1928), Bildhauer
- Klaus Hemmerle (1929–1994), katholischer Bischof
- Werner O. Feißt (1929–2006), Fernsehmoderator, Fernsehjournalist
- Hermann Fünfgeld (* 1931), ehemaliger Intendant des Süddeutschen Rundfunks (SDR)
- Hans Maier (* 1931), Politikwissenschaftler und ehemaliger Kultusminister Bayerns[13]
- Dieter Heß (* 1933), Botaniker
- Peter Horn (* 1934), südafrikanischer Schriftsteller
- Clausdieter Schott (* 1936), Jurist, Rechtshistoriker und Professor in Zürich
- Wolfgang Huber (* 1942), ehemaliger Ratsvorsitzender der EKD
- Gundolf Fleischer (* 1943), Jurist und Politiker (CDU)
- Hortense von Gelmini (*1947), Malerin, Musikerin und Schriftstellerin
- Wolfgang Weber (* 1950), Historiker
- Ulrich Eigler (* 1959), Altphilologe
- Max Giermann (* 1975), Schauspieler
Bekannte Lehrer und Professoren
- Walther von Breisach (1256–nach 1300), Leiter (rector puerorum)[14]
- Ulrich Zasius (1461–1535), Leiter 1496–1499[15]
- Heinrich Schreiber (1793–1872), ab 1815 Professor, ab 1822 Leiter[5]
- Josef Dominik Karl Brugger (1796–1865), von ungefähr 1824 bis 1836 Lehrer in Freiburg und später deutschkatholischer Priester in Heidelberg[16]
- Anton Baumstark senior (1800–1867), war 1826 provisorisch eingesetzt, da mit Schreiber befreundet[17]
- Joseph Heinrich Garnier (1802–um 1855), einige Monate als Vertretung eingesetzt
- Leonhard Schanzenbach (1852–1938)
- Leo Wohleb (1888–1955), Lehrer von 1920 bis 1930
- Ernst Ochs (1888–1961)
- Friedrich Gisinger (1888–1964)
Weiterführende Literatur
- K. Ritter und R. Thoma: Mittel- und Volksschulen in: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, S. 529 ff.
- Peter Kalchthaler: Das "Schiff" an der Bertoldstraße, Badische Zeitung vom 30. Juni 2008, Zugriff am 9. Januar 2010
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Friedrich Kempf: Die Kapelle des Peterhofes in: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, S. 365
- ↑ a b Peter Kalchthaler: Freiburg Süd: Harmonisch in herrlicher Landschaft, 28. Juli 2008, Zugriff am 6. Februar 2010
- ↑ Dieses Zitat ist auch Motto verschiedener Hochschulen aus dem englischsprachigen Raum, etwa der University of St Andrews in Schottland oder des Boston College in Massachusetts.
- ↑ Gerhard Kaller: Speckle, Ignaz. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-062-X, Sp. 894–896.
- ↑ a b Heinrich Schreiber: Literarisches Freiburg in: Freyburg im Breisgau mit seinen Umgebungen, Herder, Freiburg 1825, S. 388
- ↑ Wilhelm von Gümbel: Fromherz, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 138 f.
- ↑ Friedrich von Weech: Reichlin-Meldegg, Karl Alexander Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 681 f.
- ↑ Karl Werner: Feuerbach, Anselm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 48, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 524–533.
- ↑ Georg Hirth: Deutscher Parlaments-Almanach, Bd.: 14, Leipzig, 1881, S. 165 (Digitalisat)
- ↑ Friedrich Lauchert: Schill, Andreas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 15 f.
- ↑ badische-zeitung.de: Hinterzarten: 100 Werke von Hermann Dischler zu sehen, 27. April 2010, Zugriff am 1. Mai 2010
- ↑ Steffen Rückl: Ludwig Armbruster – von den Nationalsozialisten 1934 zwangspensionierter Bienenkundler der Berliner Universität. Eine Dokumentation. Nr. 78/2007 Humboldt – Universität Berlin ISBN 978-3-86004-207-6, S. 40, Anlage 1.1
- ↑ hhmaier.de: Vita, Zugriff am 7. April 2011
- ↑ Uwe Meves (Hg.): Regesten deutscher Minnesänger des 12. und 13. Jahrhunderts, Berlin, New York, Walter de Gruyter 2005; hier Regest Nummer 12 und 14
- ↑ Friedrich Kempf: Oeffentliche Brunnen und Denkmäler in: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, 489
- ↑ Friedrich von Weech: Badische Biographieen, Band 1, 1875, S. 296
- ↑ Friedrich von Weech: Baumstark, Anton. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 260–262.
Weblinks
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