Grossular

Grossular
Grossular
Grossular-137781.jpg
„Stachelbeerfarbiger“ Grossular aus Sibinndi, Nioro du Sahel, Region Kayes, Mali (Größe: 4.9 x 3.4 x 2.9 cm)
Chemische Formel Ca3Al2[SiO4]3[1]
Mineralklasse Silikate und Germanate
9.AD.25 (8. Auflage: VIII/A.08-070) (nach Strunz)
51.04.03b.02 (nach Dana)
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse kubisch-hexakisoktaedrisch 4/m 3 2/m[2]
Farbe Farblos, Gelbgrün bis Dunkelgrün, Goldgelb, Rosa, Rot, Orange, Gelblichbraun bis Rötlichbraun[3]
Strichfarbe Weiß
Mohshärte 6,5 bis 7
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,594 ; berechnet: 3,594[3]
Glanz Glasglanz bis Harzglanz
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Bruch uneben bis muschelig, spröde
Spaltbarkeit selten Absonderungen nach {110}[3]
Habitus dodekaedrische, trapezoedrische Kristalle; körnige, massige Aggregate
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,731 bis 1,754[4]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
keine, da isotrop
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Hessonit, Uwarowit, Demantoid, Smaragd, Turmalin

Grossular ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Gruppe der Granate innerhalb der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der idealisierten Zusammensetzung Ca3Al2[SiO4]3[1], ist also chemisch gesehen ein Calcium-Aluminium-Inselsilikat.

Grossular entwickelt meist dodekaedrische oder trapezoedrische Kristalle, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Da er aber einerseits mit Andradit und Uwarowit eine lückenlose Mischkristallreihe bildet und andererseits verschiedene Fremdbeimengungen enthalten kann, kommt er meist in verschiedenen Farben vor, wobei allerdings eine gelbgrüne bis dunkelgrün Farbe vorherrscht, die dem Grossular auch seinen Namen eingebracht hat. Daneben finden sich aber auch goldgelbe, rosa bis rote, orange und gelblichbraune bis rötlichbraune Grossulare, die teilweise verschiedene Eigennamen erhalten haben.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Benannt wurde Grossular 1811 von Abraham Gottlob Werner, der das Mineral aufgrund seiner häufig grünen Farbe nach dem lateinischen Wort für Stachelbeere (ribes grossularia) benannte.[5]

Als Typlokalität gilt Tschernyschewsk (Chernyshevsk) im Wiljui-Becken in der fernöstlichen Republik Sacha (Jakutien).[6]

Klassifikation

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Grossular zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“, wo er zusammen mit Andradit, Goldmanit und Uwarowit die eigenständige „Granatgruppe - Ugrandit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/A.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Grossular ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen sowie der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung der „Inselsilikate ohne weitere Anionen; Kationen in oktahedraler [6] und gewöhnlich größerer Koordination“ zu finden ist, wo es zusammen mit Almandin, Andradit, Blythit, Calderit, Goldmanit, Henritermierit, Hibschit, Holtstamit, Hydroandradit, Katoit, Kimzeyit, Knorringit, Majorit, Morimotoit, Pyrop, Schorlomit, Spessartin, Skiagit, Uwarovit und Wadalit die „Granatgruppe“ mit der System-Nr. 9.AD.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Grossular in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Andradit, Goldmanit, Uwarovit und Yamatoit in der „Granatgruppe (Ugrandit-Reihe)“ mit der System-Nr. 51.04.03b innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen nur mit Kationen in [6] und >[6]-Koordination“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Tsavorit mit Graphit aus den Merelani Hills (Mererani), Lelatema Mountains, Arusha, Tansania (Größe: 2.3 x 1.7 x 1.6 cm)

Von Grossular sind mehrere Varietäten bekannt:

  • Hessonit ist durch Beimengungen von Fe3+-Ionen von orangeroter bis rotbrauner Farbe. Veraltet wird er auch als Zimtstein bzw. Kaneelstein bezeichnet.
  • Leukogranat (von altgriechisch λευκός leukós „weiß“) ist die farblose Variante des Grossular.
  • der smaragdgrüne Tsavorit bzw. Tsavolith wurde erst 1974 entdeckt.[7]

Bildung und Fundorte

„Himbeerfarbiger“ Grossular mit gelblichbraunem Vesuvianit vom Lake Jaco, Sierra de la Cruz, Sierra Mojada, Coahuila, Mexiko (Größe: 5.0 x 4.4 x 1.8 cm)

Grossular bildet sich häufig in kontakt- und regionalmetamorphen, calciumreichen Gesteinen wie beispielsweise Skarn oder Rodingit, kann aber auch durch hydrothermale Vorgänge auf Klüften dieser Gesteine[8] entstehen sowie in mergeligen Kalksilikathornfelsen[9] und gelegentlich in Schiefern und Serpentiniten[3].

Begleitminerale sind unter anderem Calcit, Clinozoisit, Diopsid, Dolomit, Epidot, Quarz, Skapolit, Tremolit, Vesuvianit und Wollastonit. Besonders mit Vesuvianit, dem der Grossular oft sehr ähnlich sieht, kann er aufgrund der engen Paragenese leicht verwechselt werden.

Als relativ häufige Mineralbildung konnte Grossular bereits an vielen Fundorten nachgewiesen werden, von denen bisher (Stand: 2011) rund 1200 Fundorte als bekannt gelten.[4]

In Deutschland trat das Mineral bisher an mehreren Fundorten im Schwarzwald in Baden-Württemberg, an vielen Fundorten in Bayern (Franken, Ober- und Niederbayern), bei Hirzenhain und mehreren Fundpunkten im Odenwald in Hessen, bei Bad Harzburg und Sankt Andreasberg in Niedersachsen, an vielen Orten in der Eifel, bei Rammelsbach und Wolfstein in Rheinland-Pfalz, im Erzgebirge und im Vogtland in Sachsen, an mehreren Orten in Schleswig-Holstein sowie bei Unterbreizbach in Thüringen auf.

In Österreich fand sich Grossular vor allem in Kärnten, Salzburg und der Steiermark. Des Weiteren konnte er auch am Kanitzriegel bei Bernstein im Burgenland; bei Schwallenbach, am Arzberg und dem Siebenhandl-Steinbruch bei Felbring (Maria Laach am Jauerling) in Niederösterreich; an mehreren Fundpunkten im Hinterbichler Dorfertal und im Zillertal in Tirol; in der oberösterreichischen Gemeinde Aigen im Mühlkreis sowie auf der Putzkammer Alp in der Verwallgruppe im Vorarlberg nachgewiesen werden.

In der Schweiz wurde das Mineral unter anderem im Kreis Bergell und Vorderrheintal im Graubünden, im Mattertal und Saastal im Wallis sowie bei Santa Maria di Claro (Claro TI) im Kanton Tessin gefunden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Ägypten, der Antarktis, Argentinien, Australien, Brasilien, Bulgarien, China, Ecuador, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Guinea, Honduras, Indien, Irak, Iran, Irland, Israel, Italien, Jamaika, Japan, Kambodscha, Kanada, Kenia, Kolumbien, Korea, Madagaskar, Mali, Marokko, Mexiko, der Mongolei, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, der Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Schweden, Südafrika, Taiwan, Tansania, Tschechien, der Türkei, der Ukraine, Ungarn, den U.S. Virgin Islands, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[10]

Kristallstruktur

Grossular kristallisiert kubis in der Raumgruppe Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230) mit dem Gitterparameter a = 11,87 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

Grossulare sind wie viele andere Granate geschätzte und wertvolle Schmucksteine, die je nach Qualität entweder in verschiedenen Facettenschliffen oder zu Cabochonen verarbeitet werden.

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 541.
  2. Webmineral - Grossular
  3. a b c d John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Grossular, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 70,9 kB)
  4. a b Mindat - Grossular
  5. C. A. S. Hoffmann: Grossular, in: Handbuch der Mineralogie, Band 1, Craz und Gerlach, Freiberg 1811, S. 479-481 (PDF 197,4 kB)
  6. Mineralienatlas:Chernyshevsk
  7. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH., München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 122.
  8. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 197 (Dörfler Natur).
  9. Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 668.
  10. Mindat - Localities for Grossular

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Grossular — dodecahedron, .7 cm across, from Coahuila, Mexico General Category Nesosilicate …   Wikipedia

  • Grossular — Gros su*lar, a. [NL. grossularius, from Grossularia a subgenus of Ribes, including the gooseberry, fr. F. groseille. See {Gooseberry}.] Pertaining too, or resembling, a gooseberry; as, grossular garnet. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Grossular — Gros su*lar, n. [See {Grossular}, a.] (Min.) A translucent garnet of a pale green color like that of the gooseberry; called also {grossularite}. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Grossŭlar — Grossŭlar, Mineral, Varietät des Granates, von stachelbeergrüner Farbe, erscheint krystallisirt, durchscheinend; findet sich am Wiluiflusse in Sibirien u. am Rizoniberg in Tyrol …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Grossulār — Grossulār, Mineral, Varietät des Granats …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Grossular — Grossular, s. Granat …   Lexikon der gesamten Technik

  • Grossular — Grossulār, s. Granat …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Grossular —   [zu neulateinisch grossularia »Stachelbeere« (wegen der Farbe)] der, s/ e, hellgrünes bis bernsteinfarbenes, durch Eisen(III) Beimengungen auch braunes oder rotes Granatmineral mit der chemischen Zusammensetzung Ca3 Al2 [SiO4]3; Vorkommen in… …   Universal-Lexikon

  • grossular — ▪ mineral also called  grossularite , or  gooseberry garnet (Latin grossularia, “gooseberry”)        a calcium aluminum garnet that sometimes resembles the gooseberry fruit. It can be colourless (when pure), white, yellow, brown, red, or green.… …   Universalium

  • grossular — noun Etymology: New Latin Grossularia, genus name of the gooseberry Date: 1819 a variety of garnet that is most commonly green and consists of calcium aluminum silicate …   New Collegiate Dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”