Großdobritz

Großdobritz
Großdobritz
Gemeinde Niederau
Koordinaten: 51° 13′ N, 13° 34′ O51.21388888888913.569444444444180Koordinaten: 51° 12′ 50″ N, 13° 34′ 10″ O
Höhe: 180 m ü. NN
Eingemeindung: 1994
Postleitzahl: 01689
Vorwahl: 035243
Großdobritz aus der Vogelperspektive
Turmholländerwindmühle Großdobritz (1974)
Getreideernte der „LPG Großdobritz“ (1976)
„Gros Dobritz“ auf einer Karte aus dem 19. Jahrhundert

Großdobritz ist ein Ortsteil der Gemeinde Niederau im Landkreis Meißen in Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Großdobritz liegt in der gleichnamigen Gemarkung im Nordosten der Gemeinde Niederau. Benachbarte Niederauer Ortsteile sind Gohlis im Süden und Jessen im Westen. Nordwestlich bis nordöstlich von Großdobritz liegen mehrere Ortsteile der Gemeinden Priestewitz und Ebersbach. Östlich von Großdobritz liegt der Moritzburger Ortsteil Steinbach. Großdobritz erstreckt sich in Südost-Nordwest-Richtung an der Quellmulde und entlang eines Baches, der nach Norden in Richtung Großenhain zur Großen Röder hin entwässert. Südöstlich von Großdobritz liegt das Landschaftsschutzgebiet Friedewald und Moritzburger Teichgebiet. Landwirtschaftlich genutzte Flächen umgeben den relativ geschlossen bebauten Ortsteil. Im Südwesten der Flur liegt der Großdobritzer Wald.

Zu Großdobritz gehört auch die Ortslage Buschhaus im Südosten der Flur nahe der Grenze zu Moritzburg. Dort trifft an einem 2010 errichteten Kreisverkehr die Staatsstraße 177 von Meißen nach Radeburg auf die Staatsstraße 81 von Dresden-Klotzsche über den Auer und Weinböhla-Neuer Anbau nach Großenhain. Die S81 führt unter dem Namen Dresdner Straße auch durch den Großdobritzer Ortskern. Weitere Straßen in Großdobritz sind die Friedensstraße, die Ermendorfer Straße, die Straße Am Sechsbeetehübel sowie Hohl-, Kirch- und Mühlweg. Letzterer führt zu der markant östlich des Ortes gelegenen Großdobritzer Turmholländerwindmühle. An den ÖPNV ist Großdobritz über die Buslinie 459 der Verkehrsgesellschaft Meißen angebunden.

Geschichte

Der Ortsname fand 1350 erstmals Erwähnung als „Doberwicz“ bzw. „Dobruwist“. Er ist in jedem Fall altsorbischen Ursprungs, lässt jedoch verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Einerseits könnte er von „Dobravici“/„Dobrovici“ abgeleitet sein und somit „Siedlung der Leute einer Dobrava/eines Dobr“ bedeuten, andererseits weist er eventuell einen Bezug zu *dobr/*debr, einem altsorbischen Wort für Tal oder Schlucht, auf. Drei weitere Erwähnungen aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert, nämlich „Magna Dobrowicz“, „Doberwicz magnum“ und „Maior Dobruicz“, zeigen den Ortsnamen in Verbindung mit dem lateinischen Wort für „groß“. Im 15./16. Jahrhundert heißt es schließlich „zu Grossen Doberwitz“ bzw. „Gros Doberitz“. Den Zusatz „Groß“ trägt der Ortsname seither zur Unterscheidung von Döbritzchen, einem vier Kilometer entfernten, kleinen Ort bei Lenz, Gemeinde Priestewitz, statt dessen Zusatz „Klein“ sich der Diminutiv „-chen“ durchgesetzt hat. Im Jahr 1791 ist die Schreibweise „Groß Dobritz“ verbürgt, 1875 trägt der Ort zur Unterscheidung von Großdobritz b. Dresden den Namen „Großdobritz b. Meißen“.[1]

Das Straßenangerdorf war im Jahre 1900 von einer 804 Hektar großen Gewannflur umgeben. Die Bewohner von Großdobritz lebten vorwiegend von der Landwirtschaft; sie bewirtschafteten im Jahr 1764 eine Fläche von 42¼ Hufen zu je 10 bis 27 Scheffel. Schon 1350 bestanden im Ort ein Allod und eine Curia. In die Grundherrschaft in Großdobritz teilten sich 1547 vier Besitzer: das Rittergut Lauterbach sowie das Schulamt, das Domstift und das Kloster Heilig Kreuz in Meißen. Im 18. Jahrhundert findet ein Vorwerk in Großdobritz Erwähnung. Im Jahr 1764 war Großdobritz größtenteils ein Amtsdorf. Die Verwaltung oblag dem Amt Hayn, anteilig auch dem Schul-, Prokuratur- und dem Erbamt Meißen. Im Jahre 1856 gehörte Großdobritz dann zum Gerichtsamt Meißen und kam danach zur Amtshauptmannschaft Meißen, aus der der gleichnamige Landkreis hervorging. Auf Grundlage der Landgemeindeordnung von 1838 erlangte Großdobritz seine Selbstständigkeit als Landgemeinde. Die Eingemeindung nach Niederau erfolgte 1994.

Auf dem Hegelsberg unmittelbar südlich von Großdobritz befand sich eine Station erster Ordnung der Königlich-Sächsischen Triangulation. Müllermeister Theodor Missbach errichtete 1899 die Holländerwindmühle als Ersatz einer 1711 gebauten, später abgebrannten Bockwindmühle. Seit 1961 betreiben der Sächsische Jagd- und Schützenverein Großdobritz und seine Vorläufer am Scheibigholz im Westen der Flur einen Schießstand.[2] Seit 2009 besitzt die Freiwillige Feuerwehr Großdobritz ein modernes Feuerwehrhaus.[3]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1551 44 besessene Mann, 28 Inwohner
1764 34 besessene Mann, 1 Gärtner, 12 Häusler
1834 372
1871 469
1890 540
1910 626
1925 584
1939 599
1946 719
1950 773
1964 611
1990 437
2006 siehe Niederau

Kirche

Bereits um 1500 war die Großdobritzer Kirche eine Filialkirche von Gröbern. Eingepfarrt waren die heutigen Ebersbacher Ortsteile Marschau und Ermendorf. Ein barockes Kirchlein wurde 1729 errichtet und 150 Jahre später wegen Baufälligkeit wieder abgerissen. In den Jahren 1881/82 entstand der heutige Kirchenbau im neogotischen Stil.[4] Eine Glocke fiel dem Beschuss im Zweiten Weltkrieg zum Opfer, eine neu gegossene Glocke ersetzte sie 1950. Beim Orkan Jeanett im Oktober 2002 stürzte die spitze Turmhaube ein,[5] seither schließt ein wesentlich niedrigeres Dach den Turm ab.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Ernst Eichler/Hans Walther: Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Bd. 1, Berlin 2001. S. 197.
  2. sjsv.de
  3. kreis-meissen.org
  4. klosterbezirk.de
  5. rp-online.de

Weblinks


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